Meinst Du vielleicht "Kontext"?
Den spekulativen Schluss von der "Minoritätenpolitik" auf den europäischen Krieg vermag ich unverändert nicht nachzuvollziehen. Auch hinsichtlich der konkreten Nachfrage nach Quellen für Bismarcks Sicht finde ich in der Antwort leider nichts.
Offenbar geht das nicht nur mir so.
Ich finde es immer toll, wenn meine sprachlichen Defizite schulmeisterhaft richtiggestellt werden, danke silesia
Quellen ? Das hier von mir Beschriebene gehört für mich zum historischen Grundwissen, ich das Gefühl habe - – allerdings nur aus dem Bauch - , Du würdest nur Deine Quellen als die Richtigen ansehen, wir dann auf einer Diskussion über Primär und Secundärquellen am eigentlichen Thema der Zeit der Reichsgründung vorbeireden würden
Turgot hatte es zurecht schon angesprochen: Das Verhalten Österreichs während des Krimkrieges war Warnung für Preußen und Auslöser zugleich, sich baldmöglichst von dem unsicheren Kantonisten Osterreich zu trennen, um nicht irgenwann einmal in einen Krieg hineingezogen zu werden.
Die unmittelbaren Konfliktparteien im Krimkrieg hatten versucht, den Deutschen Bund auf ihre Seite zu ziehen. Preußen war neutral geblieben, warum sollten auch preußische Soldaten auf der Krim fallen ? (Die Zeit sollte noch kommen) .
Anders Österreich, das vielleicht nicht kämpfen wollte, aber eine Drohhaltung gegenüber Russland einnahm und damit letzlich auch das militärische Desaster 1866 begründete.
Die Gründe für Österreich sind vielfältig, u.a. Wiederanknüpfen an die Zeit, als Österreich europäische Hegemonalmacht war, aus der Zeit vor der Preußischen Expansion .
Wie es auch gewesen sein mag, Österreich versaute mit seiner Haltung sein Verhältnis zu Russland und das konnte nun nicht im Interesse Preußens liegen, das eine große gemeinsame Grenze mit Russland über russisch Polen hatte.
Ferner manövrierte sich Österreich gegenüber den anderen wichtigen Ländern in Europa, England und besonders Frankreich, ins politische Abseits, Frankreich sich näher an Russland anschloss.
Und mit so einem Partner sollte Preußen seine politische Zukunft gestalten ?
Bismark auf der einen Seite waren diese neuen Machtgelüste Österreichs nicht verborgen geblieben, er die Gefahr sah, daß Österreich das Land Preußen in politische und kriegerische Abenteuer mitziehen könnte . (Er darum auch darauf bedacht war, eine Ausweitung des Krieges 1964 gegen Dänemark zu vermeiden , als eine innerdeutsche Angelegenheit zu gelten hatte.)
Österreich mit seiner Haltung im Krimrieg hoch gepokert und verloren, sich die Ablehnung Preußen zugezogen und suchte nach einem Ersatzpartner schon vor 1866, fand diesen in Ungarn.
Und auch diese Bestrebungen waren für Bismark ein Warnsignal.
Östereich war es bis dato nicht gelungen, die nach 185o entstehenden Natioanlimus seiner Völker im Gebiet Cislatheinien zu befriedigen – in der Tat war Österreich damals in einer schlimmen Situation, ggf. Macht an die Völker abzugeben, die bis dato von Österreichern majorisiert worden sind .
Und nun sucht Österreich den Schulterschluss mit Ungarn ? Als Machtäquivalent zu Preußen ? Vielleicht noch bis 1866, um gegenüber den mächtiger werdenden Preußen ein Gegengewicht zu bilden ?
Österreich -Ungarn, mit seinen vielen Völkern ? Die alle sich von der Bevormundung durch Wien oder Budapest lösen wollten.
Das musste schief gehen, und das sah Bismark und darum die Entscheidung: Zäsur durch den deutschen Krieg 1866
Das war und ist eine in sich logische Folgerung.
Torgut sprach ebenfalls ein anderes wichtiges Thema an, das auch Bismark sah, den von Österreich proklamierten Trialismus mit Ungarn, der darum kopflastig war, weil er den wichtigen Interessen der Einbindung der anderen Minoritäten der K + K Monarchie widersprach.
Österreich war ja noch nicht einmal mit dem von ihm favorisierten deutschen Dualismus klargekommen, hatte das Scheitern der von Österreich favorisierten Großdeutschen Lösung ( aus reinen Machtgelüsten) , ungeliebt zu sein, nie verwunden, was sich dann in der Brüllerei auf dem Heldenplatz 1938 wieder zeigte.
Selbstverständlich ist es mir klar, daß die österreichische Sicht auf die Vorkommnisse eine andere ist als die preußische.
Die östereichische wird wohl mehr in die Richtung gegehen, dass an all der widrigen Entwicklung für das Land das Land Preußen mit der Zerschlagung des Deutschen Bundes die Schuld trägt und daß ein Deutsch-Österreich zum Wohle Europas Bestand hätte haben sollen.
Abschließend wieder zum Thema: Die Gründung des Deutschen Reiches als ein homogener Nationalstaat – Bayer war gekauft worden – war politisch nur ohne Österreich möglich, das ist eine Binsenweisheit. Die sicherheitspolitischen Risiken für einen Weiterbestand des Deutschen Bundes waren mit einem so unsicheren Kantonisten wie Österreich, der sich nun auch in Richting Balkan engagieren wollte, zu groß.