Ja wir müssen aber wieder auf den einfachen Soldaten zurück. Dieser hatte nicht alle Information die wir heute haben. Mein Großvater kam erst im Herbst 1943 nach Bosnien. Die Entwaffnung der Italiener war da schon abgeschlossen und wohl kein großes Thema mehr. Das hat er nie erwähnt. Er war vorher auch nicht an der Front, er war in Wien bei einem Wachbataillon stationiert. Dort hat er 1942 den großen Jugendkongress mit erlebt. Das hatte großen Eindruck auf ihn gemacht. Da erlebte er ein fast vor Kraft platzendes Deutschland.
Wir waren doch die ganze Zeit beim einfachen Soldaten, immerhin führten die gemeinen Soldaten diese Aktionen ja aus und den Garnisonstruppen dürfte es sehr wohl aufgefallen sein, wenn sie auf einmal für deutlich größere Gebiete zuständig waren, ohne dass sich die Mannstärke signifikant erhöhte, etc.
Im Übrigen kann ich mir auch schwerlich vorstellen, dass in Wien nicht sehr genau verfolgt wurde, was im Westbalkan und in Italien vor sich ging, das war aus Perspektive der Österreicher immerhin unmittelbar vor der eigenen Haustüre, relevant für die eigene Sicherheitslage und soweit es Italien betraf auch mit der Südtirol-Frage verbunden.
Dafür dürften sich die Wiener durchaus interessiert haben.
Ende 1943 schien es auch für viel Deutsche, dass man wieder Tritt gefasst hatte. Die Alliierten schienen in Italien zum Stillstand gekommen zu sein, man konnte wieder etwas die Lufthoheit der Alliierten eindämmen und die Sowjets hatten enorme Verluste beim Übergang über den Dnepr.
Den Eindruck die Lage in Italien sei unter Kontrolle, konnte man vielleicht als Zivilist irgendwo in Norddeutschland haben, allerdings sicherlich nicht als Militärangehöriger in der näheren Umgebung.
Die Westalliierten mochten südlich von Rom erstmal zum Stillstand gekommen sein, kontrollierten aber mittlerweile ganz Unteritalien mit Neapel und Sizilien, auch hatten sich die deutschen Truppen von Sardinien und Korsika zurückziehen müssen, die den Westalliierten nunmehr als Aufmarschbasis dienen konnten.
Damit wurden maritime Landungen in den Rücken der deutschen Verteidigungslinien in Italien möglich, ebenso wie Landungen in Liguren oder Südfrankreich/Provence, die Gefahr entsprechender Aktionen im adriatischen Raum bestand weiterhin.
Die Sowjets mögen enorme Verluste gehabt haben, dennoch war man im Osten nur noch auf dem Rückzug, unfähig die sowjetischen Offensiven zum Stillstand zu bringen.
Inwiefern das für Beruigung gesorgt haben sollte, ist mir schleierhaft.
Und in Italien gab es ja wieder ein „faschistisches Regime“.
.....von Gnaden Deutschlands, dass über keine nennenswerten eigenen Truppen verfügte und als Verbündeter in diesem Zusammenhang etwa so viel wert war, wie die Slowakei, mit dem Unterschied dass die gewaltsame Besetzung des Landes, der Umstand, dass hunderttausende von italienischen Militärangehörigen nach verschleppt und in Deutschland "interniert" waren etc. dafür sorgten, dass der Ex-Verbündete sich bei der italienischen Bevölkerung verhasst machte und sich in Italien ganz ähnliche Partisanenaktivitäten entwickelten, wie auf dem Balkan.
Das sich das Regime von Saló aus eigener Kraft nicht am Leben erhalten, geschweigeden militärisch nützliches beitragenn konnte, musste augenfällig sein.
Die Art und Weise, wie Mussolini von den eigenen Leuten abgesetzt und der PNF aufgelöst und verboten wurde, ohne dass das zu größerem Widerstand führte, machte doch mehr als deutlich, dass der größte Teil der italienischen Bevölkerung mit dem Mussolini-Regime und dem Krieg endgültig durch und nicht mehr bereit war, das zu unterstützten.
Man darf auch nicht vergessen, dass ein Erich von Manstein oder ein Heinz Guderian Anfang 1944 auch noch glaubten, es ist nicht alles verloren.
Wäre allerdings zu hinterfragen unter welchen Umständen sie das glaubten, wenn sie dass denn tatsächlich glaubten.
Da dürften die Hoffnungen dann nämlich deutlich eher auf politischen Ebene und der Hoffnung auf einem Sonderfrieden mit den Westalliierten gelegen haben, als auf der militärischen Ebene.
Aber die Hoffnung, dass man die Invasion der Westalliierten abwehren kann und den Krieg in der Sowjetunion in ein Remis führt, dass es dann eine doch irgendwie mögliche Verhandlungslösung gibt. Daran hielten auch viele Generäle fest.
Aber eben das war eine politische Spekulation, während sie gleichzeitig wussten, dass sie militärisch verloren waren.
Zumal eine deren Begründung man sicherlich durchaus hinterfragen kann. Selbst ein fehlgeschlagener Invasionsversuch hätte die Westmächte an Verlusten nicht mehr als einige tausend bis maximal zehntausend Mann gekostet und diese von dem her durchaus kaum in Verhandlungen gezwungen.
Selbst wenn sich diese dann in Verhandlungen eingelassen hätten, wäre die Chance, einer Einigung mit dem Hitler-Regime sicherlich eher minimal gewesen, da die Westmächte ein Zentraleuropa beherrschendes Deutschland kaum akzeptiert hätten, während das NS-Regime nach allem was war die Grenzen von 1937 der eigenen Bevölkerung kaum hätte verkaufen können, abgesehen davon, dass dann die gesamte Kriegswirtschaft zusammengebrochen wäre, weil die mittlerweile ohne die Ressourcen der besetzten Länder und die Zwangsarbeiter überhaupt nicht mehr funktionsfähig war.
Und was sollte denn der einfache Soldat tun.
Das war ja nicht die Frage, sondern die war, wie der einzelne Soldat (in diesem Fall im Westbalkan und den umliegenden Regionen) die Ereignisse von 1943 so wahrnahm.