Das ist der springende Punkt. Selbst die Russen hatten Bismarck um "Vermittlung" auf dem Kongress gebeten.
Es ändert doch aber nichts an der Tatsache, dass man mit dem Weg über die Kongressregelung zur Revision von San Stefano einen Präzedenzfall dafür schuf anzuerkennen, dass sämtliche Großmächte berechtigte Interessen hatten, wenn das Osmanische Reich involviert war oder es um Fragen von dessen Zukunft ging.
Und das von diesem Standpunkt aus es durchaus nicht völlig unangebracht erscheint, auch den Streitfall Bagdad-Bahn unter Einbeziehung der anderen Mächte zu bearbeiten.
Die Interessensphären in Persien waren zwischen Russland und Großbritannien waren eigentlich klar abgegrenzt. Und die Deutschen verfügten über eine entsprechende rechtmäßig erteilte Konzession für den Bau der Bahnlinie. Es wurde keine formale Erlaubnis oder Zustimmung der Mächte der Triple Entente benötigt.
Naja, zwischen formal und faktisch besteht dann aber natürlich noch ein Unterschied.
Natürlich konnte das Osmanische Reich eine Konzession erteilen, natürlich konnte aber auch Russland, dem das nicht passen musste in London darauf hinwirken über dessen Einflussmöglichkeiten in Konstantinopel dazwischen zu grätschen.
Grey nutzte aber den Hebel über die Zölle, die das Osmanische Reich u.a. auch für die Bahn benötigte. Konstantinopel konnte nicht aus eigener Macht die Zölle erhöhen, da es finanziell gewissermaßen unter der Vormundschaft der Großmächte stand.
Der Umstand der massiven Verschuldung der Pforte und der faktisch an vor allem an die beiden Westmächte (als Hauptgläubiger) outgecourste weitgehende Kontrolle über die Osmanischen Finanzen, war Berlin aber doch bekannt.
Und damit war klar, dass die Westmächte einen Hebel in der Hand hatten um dazwischen grätschen zu können, weswegen man sich mit diesen arrangieren musste, erteilte Konzession hin oder her.
war die französische Finanzhilfe vertraglich zweckgebunden und musste der Kreditnehmer nachweisen, dass er diese Finanzhilfe entsprechend einsetzte?
Es verhielt sich damit, wenn ich das richtig auf dem Schirm habe (
@Turgot wird es wahrscheinlich genauer wissen) eher dergestalt, dass Konstantinopel bei den beiden Westmächten so stark verschuldet waren, dass man schlussendlich gezwungen war, den Westmächten als Hauptgläubigern ein massives Mitspracherecht bei den Staatsfinanzen und bei der Haushaltsgestaltung zwecks Ermöglichung weiterer Kredite und Schuldenregulierung zuzugestehen.
Ich weiß nicht im Detail, wie die Finanzierung der Bagdad-Bahn aussehen sollte, nehme aber mal an, dass auch das Osmanische Reich einen Teil der Finanzierung hätte organisieren sollen.
Wenn das der Fall war, mussten Haushaltsmittel dafür aufgebracht werden, während Großbritannien und Frankreich als die Hauptgläubiger bei der Haushaltsgestaltung Konstantinopels allerdings unter diesen Umständen Mitsprachemöglichkeiten hatten oder jedenfalls damit drohen konnten, weitere Vergabe von Krediten zu suspendieren und auf zügige Rückforderung der bisherigen Kredite zu bestehen, was Konstantinopel ernsthafte Probleme bereitet hätte.
Wenn das Osmanische Reich selbst zum Teil an der Finanzierung beteiligt werden sollte, hätte Frankreich also möglicherweise neben Großbritannien die Möglichkeit gehabt Veto gegen eine solche Haushaltsplanung seitens des Osmanischen Reichs einzulegen oder bestehende Kredite zu kündigen, die Vergabe von weiteren zu suspendieren und dadurch massiven Druck zu machen.
Insofern machte eine Beteiligung Frankreichs an Gesprächen über das Projekt jdenfalls Sinn.