Nach der Besetzung Tunesiens durch Frankreich 1881 und Ägyptens durch England 1882 erblickte Sultan Abdulhamid II. in der Anlehnung an Deutschland das beste Mittel, um das Osmanische Reich vor weiteren Gebietsverlusten zu bewahren. In Europa hat man diesen Schritt in seiner Bedeutung jedoch weit überschätzt. Bezeichnend ist ein von Vambery überliefertes Wort des Sultans: "Die Deutschen erweisen mir so viel Gutes, wie ich ihnen erlaube, während mir das übrige Europa so viel Leid zufügt, wie es nur kann."
Zunächst berief der Sultan eine deutsche Militärmission, wie sie schon mehrfach - z.B. unter Moltke 1835-39 - bei der Organisation einer modernen Armee mitgewirkt hatte. Freiherr von der Goltz, der Leiter der Mission, erkannte bald die engen Grenzen, die ihm die Angst des Sultans vor einer Meuterei setzte. Immerhin konnte er als Erfolg seiner 12-jährigen Tätigkeit 1883-96 den Sieg der Türken im Krieg mit Griechenland im Jahr 1897 verbuchen.
Bei dieser Gelegenheit kam es auch zur ersten von Abdulhamid gestatteten Äußerung des Nationalgefühls, das die Türken später als alle anderen Vökerschaften des Osmanischen Reichs erfasst hatte. Etwas unerhört Neues war schon der Gebrauch des Wortes "Türk" an Stelle der amtlichen Bezeichnung "Osman". Man könnte hier eine Parallele ziehen zum Heiligen Römischen Reich und der ebenfalls sehr spät auftauchenden Bezeichnung "deutsch" oder gar "deutsches Volk".
Die Beteiligung des Deutschen Reichs an der Orientpolitik weckte im In- und Ausland Hoffnungen und Befürchtungen. Hinter eng begrenzten wirtschaftlichen Unternehmungen wurden weit reichende Pläne oder gar eine Bedrohung des Weges von London nach Indien vermutet. Bismarck hatte zwar mit dem Wort von den "gesunden Knochen eines pommerschen Musketiers" (vgl. das Posting oben), die eine Gefahr bringende Beteiligung an den orientalischen Dingen nicht wert seien, in seiner Reichstagsrede vom 5.12.1876 davor gewarnt. Doch hatte er keine Bedenken gegen die Entsendung von Offizieren, weil es nützlich sein könnte, "auch die Türken zu Freunden zu haben". Voraussetzung dabei war für ihn bloß, dass "unser gutes Verhältnis zu Russland" nicht gestört würde".
So kam auch noch zu Bismarcks Zeiten der erste "Vertrag über den Bau von Eisenbahnen" in der Türkei zu Stande (4.10.1888). Bei den weiteren Verhandlungen machte Russland wenig Schwierigkeiten, da es sich im Jahr 1900 in einem Geheimabkommen ein als Bauverbot wirkendes Vorzugsrecht für ganz Ostanatolien einräumen ließ. England hingegen versuchte alles zu torpedieren, was aber schließlich in einer Übereinkunft vom 15.6.1914 überwunden wurde.
Weder die Bagdadbahn noch die ganze deutsche Türkeipolitik sind als Kriegsursachen anzusehen, auch wenn Kaiser Wilhelm II. am Grab Saladins in Damaskus erklärte, dass er "zu allen Zeiten der Freund von 300 Millionen Mohammedanern" sein werde (8.11.1898). Das trug immerhin zum Panislamismus bei, den der Sultan zur Bekämpfung zentrifugaler Tendenzen im Osmanischen Reich aktiviert hatte. In diesen Kontext passt auch die Hedschasbahn nach Medina, die 1900-08 gebaut wurde.