Bezug des Adelsprädikats

Wulf

Neues Mitglied
Meine Frage ist folgende: Bezieht sich das Adelsprädikat "von" auf den Familiennamen, also das Haus, aus dem der Adelige stammt, oder auf einen Ortsnamen bzw. ein Herrschaftsgebiet? Wenn ein Adeliger beispielsweise Herzog von Sachsen ist, würde hinter seinem Vornamen dann "von Sachsen" oder "von [hier Hausnamen denken]" stehen? Wikipedia hat mir bei dem Problem leider auch nicht geholfen.

MfG
Wulf
 
Das hab ich ganz vergessen: Im Mittelalter... also vor 1918. :D
Mir geht's auch um die Situation im HRR (oder Staaten mit vergleichbaren Titelsystemen), in England war die Verwendung des "of" ja noch etwas anders.
 
I.d.R. gehen die von-Namen auf die Stammsitze zurück. Die Habsburger stammten von der Habsburg und die Hohenzollern hatten im MA ihren Sitz ursprünglich auf der entsprechenden Burg (Hohenzollern) und die Staufer kamen von der Burg Hohenstaufen.
Es kann aber sein, das wäre genauer zu untersuchen, dass in späterer Zeit, also postmedieval, bei Erhebungen in den Adelsstand einfach ein von vor den bürgerlichen Familiennamen gesetzt wurde.
 
Der letztgenannte Fall tritt in der Neuzeit bei Nobilitierungen auf, z.B. "von Goethe".

Aber im Falle der Welfen leitet sich der Name des Geschlecht doch von einem Herrn namens Welf ab und nicht von einer Burg?

Die von-Namen beziehen sich jedenfalls nicht auf das aktuelle Herrschaftsgebiet, oder?
 
Nein, die von-Namen berufen sich nicht auf das aktuelle Herrschaftsgebiet, abgesehen davon, dass die Adelsherrschaft glücklicherweise abgeschafft ist.
Nimm die Habsburger: die Habsburg liegt in der Schweiz, auf ihre Stammburg hatten die Habsburger bald keinen Zugriff mehr.

Was die Welfen angeht - oder analog Merowinger und Karolinger, so handelt es sich nicht um einen juristischen Namen. Die heutigen Welfen heißen z.B. von Hannover. Nun wirst du korrekt einwenden, dass man Hannover wohl kaum als Stammburg der Welfen bezeichnen kann.
 
und die Staufer kamen von der Burg Hohenstaufen.

Mit den Staufern ist das nicht ganz so einfach. Der Hohenstaufen spielte für die bekannten Staufer keine sonderlich große Rolle. Ich bin mir nicht sicher, ob die Staufer im 12. Jh. überhaupt nach der Burg benannt wurden. Ich meine mich zu Erinnern, dass die Benennung nach der Burg erst in der absoluten Spätzeit aufkam. Für die Staufer war viel wesentlicher der Bezug auf die Salier, von denen sie ihr Anrecht auf die Königskrone her ableiteten. Sie werden von Otto v. Freising als Heinriche v. Waiblingen bezeichnet. Waiblingen wurde schließlich zum Namen der Anhänger der Staufer, der in Italien als Ghibellinen noch für geraume Zeit weiterlebte

Literaturtipp: Werner Hechberger, Staufer und Welfen 1125-1190. Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft, Köln 1996.
 
Wobei noch anzumerken ist, das die Bezeichnng "von" nicht zwingend ein Adelsprädikat im HHR war. Ein "von Nürnberg" ist schlicht ein Mensch aus Nürnberg. Es sagt über den Stand nichts.
 
Auch noch anzumerken ist, das das "von" nicht das einzige Adelsprädikat ist.
Das "zu" ist auch ein Adelsprädikat.
Dagegen hat das "van" nichts mit Adel zu tun, wie vielleicht einige meinen. Es kommt aus dem Niederländischen und mit diesem verwandten Sprachräumen. In Brandenburg als Beispiel trifft man das "van" ja in einigen Namen. Hier hin kam es durch Niederländische Einwanderer.

Apvar
 
Im westfälischen Adel ist es durchaus gängig gewesen und immer noch gängig, dass man solche Namen hat (erfunden, aber dienlich als Beispiel): Walther von Ems zu Rehwangen genannt Repgow. Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher, denn mein Großvater war Adliger (Graf).

Das "von" drückt meines Wissens nach eine feste Zugehörigkeit aus "Herzog von Kleve" = der Herzog von Kleve. Kaiser Wilhelm II. führte u. a. den Titel "Herzog zu Kleve, Jülich und Berg". Das bedeutet also nicht, dass er der Herzog ist, sondern dass es eine Personalunion oder eine Verleihung des Titels honoris causa gegeben hat.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich so ist.
 
Im westfälischen Adel ist es durchaus gängig gewesen und immer noch gängig, dass man solche Namen hat (erfunden, aber dienlich als Beispiel): Walther von Ems zu Rehwangen genannt Repgow. Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher, denn mein Großvater war Adliger (Graf).

Das "von" drückt meines Wissens nach eine feste Zugehörigkeit aus "Herzog von Kleve" = der Herzog von Kleve. Kaiser Wilhelm II. führte u. a. den Titel "Herzog zu Kleve, Jülich und Berg". Das bedeutet also nicht, dass er der Herzog ist, sondern dass es eine Personalunion oder eine Verleihung des Titels honoris causa gegeben hat.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich so ist.

Er führte den Titel "zu" weil er über diese Länder auch faktisch regierte. Wurde 1806 im Gegensatz zu "von" eingeführt um die Regierungsgewalt zu verdeutlichen. Die Familie Schaumburg-Lippe (Bückeburg) z.B. legt auf ihr "zu" (hier kein "von" übrigens) auch heute noch großen Wert.
 
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