Bismarck Außenpolitik

cheVeyo

Neues Mitglied
Aloha allerseits,

Ich bin nun in der 12 Klasse und schreibe derzeit eine Facharbeit über die Außenpolitik von Otto vn Bismarck im deutschen Reich von 1871-1890

Nun , im allgemeinen habe ich wenig Probleme damit , da ich diese Epoche mag.
Nur fehlt mir eine geieigne problematik in einer facharbeit ..
Bei jeder Facharbeit muss man ja in der einleitung eine problematik aufzeigen , die sich dann wie ein roter faden durch die arbeit zieht
doch gerade die fehlt mir enorm schwer , da ich zwar die gesammte bündnispolitik , kolonialpolitik und allgemein außenpolitik sehr gut darlegen kann aber ein ( oder auch mehrerere ) problematiken fallen mir nicht ein ... ich bin mittlerweile eine ewigkeit am überlegen und bräuchte bald mal ein leitthema

ich hoffe jemand hat eine idee
greetz
cheVeyo
 
Ist durch die Eingrenzung auf nach 71 vielleicht nicht ganz so günstig, aber eine Betrachtung, wieso Bismarck keinen Krieg mehr provozierte obwohl man ihn beim besten Willen nicht als Pazifist sehen kann könnte ganz interessant werden. Würde aber einen gwissen Bezug zu vor 71 benötigen (wenngleich nur um nachzuweisen, dass er ebem kein Pazifist ist).
 
Also eines bietet sich doch direkt an: Bismarck hat seine Politik nach 1871 etwas geändert, denn er war nun bemüht, keine neuen Feindschaften entstehen zu lassen. Der Rückversicherungsvertrag mit Russland wäre ein Beispiel dafür, der bis zum Ende der Bismarckschen Zeit hielt. Statt dessen fing er an, ein Kolonialreich für Deutschland zu erschaffen. In den Kolonien wurden viele Bodenschätze abgebaut und das trieb die Industrialisierung Deutschlands voran. Siehe dazu auch hier.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Verträge die er schloss waren ja von weitem betrachtet ganz gut, aber es waren auch viele Ungereimtheiten darin. Wäre es zum Krieg gekommen, z.b. beim Balkankonflikt hätte das dt. Reich sich entscheiden müssen ob es für Österreich/Ungarn, Italien oder Russland kämpft. Das Land das fallengelassen worden wäre würde dann feindlich werden und sich mit Frankreich verbünden. Damit würde ein zwei Fronten Kreig ausbrechen.
Die Kolonien verschlangen davon abgesehen mehr Kapital als sie einbrachten. Vorteilhaft waren sie für den Handel und die Überseeflotte.
 
Die Kolonien verschlangen davon abgesehen mehr Kapital als sie einbrachten.


Das ist zweifellos richtig :pfeif: Das dt. Kolonialbesitz eine profitable Rohstoffquelle für die heimische Industrie sein könnte war reines Wunschdenken der entsprechend interessierten Kreise damals, die Zahlen der Wertschöpfung von Ein-und Ausfuhr
sprechen eine deutliche Sprache.
 
Es ist meines Wissens ungeklärt, warum Bismarck dem Erwerb von Kolonien schließlich zustimmte.

Zuvor hatte er ja durchaus einen klaren (ablehnenden) Blick dafür.


Grüße Repo
 
Interessant wäre wirklich den Wandel seiner Außenpolitik ab 1871 an aufzuzeigen.

Zum Schutze des neugeschaffenen Reiches veränderte er seine aggresive "Blut und Eisen" Politik zu einer friedens und den derzeitigen Status erhaltenden Außenpolitik.
 
Es ist meines Wissens ungeklärt, warum Bismarck dem Erwerb von Kolonien schließlich zustimmte.

Zuvor hatte er ja durchaus einen klaren (ablehnenden) Blick dafür.


Grüße Repo



Bismarcks Entscheidung zur dt. Beteiligung am "neuen koloniale Imperialismus" fiel zwischen April 1883 und August 1883 nach überstandener schwerer Krankheit und Sorge über einen baldigen Krebstod. Nach 8 Monaten "Verjüngungskur " kehrte er im März 1884 nach Berlin zurück in der berechtigten Erwartung, noch lange am Ruder zu bleiben und Dtschl. außenpolit. auf einen neuen Kurs zu bringen.
Außerdem war die intern. Lage Dtschl. günstig in Hinblick auf koloniale Erwerbungen, die damals die außenpolit. Beziehungen noch nicht gefährdeten.
Auch Bismarck reizten mögliche Vorteile des Kolonialismus ;
die Aussicht auf Wohlstand, soziale Stabilität mit der daraus resultierenden Dankbarkeit entspr. Interessen-und Agitationsgruppen in Handel und Industrie, last- but not least neue Nahrung für den dt. Nationalstolz , der sich wiederum für ihn positiv bei den nächsten Wahlen ausgezahlt hätte.
Am Ende seiner polit. Laufbahn hat er seine Entscheidungen von damals sehr bereut, sich auf den "kolonialen Schwindel" eingelassen zu haben. Die außenpolit. Beziehungen wurden eben auch durch die kolonialen Verwicklungen belastet. Ihm war die mitteleurop. Ausbalanciertheit wichtiger als den Kreisen, die nach sener Ära an Ruder kamen, da spielten gegen jeden kaufmänn. Sachverstand längst nationalistische Komplexe eine tragende , wie zerstörerische Rolle in der Politik.
 
Bismarck hat den Erwerb von Kolonien nicht zugestimmt, sondern sie später unter deutschen Schutz gestellt.

Hier ein paar Etappen ,die zu Bismarck Telegramm mit der berühmten Schtuzerklärung geführt haben.

Schon in den 1870iger Jahren gab es zahlreiche Vorschläge wie und wo man Kolonien "erwerben" könne.

Die immer deutlicher werdenden englisch-australischen Bemühungen, möglichst alle noch unabhängigen Südsee-Inseln in Besitz zu nehmen, waren einer der Gründe, die Bismarck veranlaßten seine kolonial Zurückhaltung aufzugeben.Direkten Anstoß gaben die um 1880 auftretenden Zahlungsschwierigkeiten des seit 1865 auf Samoa ansässigen Hamburger handelshauses Godefroy, da sich gezwungen sah, seine Pflanzungen zu veräußern. Um deren Übergang in englischen Besitz zuverhindern, bracht Bismarck im Reichstag die Samoavorlage ein, die das Reich zur Übernahme gewisser Zinsgarantien veranlassen sollte.Sie wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Aber nun griff die Presse diesen Vorgang auf.

Ein weiterer Anstoß. war der im Jahre 1882 gegründete deutsche Kolonialverein, der die kolonialen Bewegungen organisatorisch zusammenfassen und Regierung und Reichstag so schnell wie möglich auf den Weg kolonialner Annexionen zwingen sollte. Alles was Rang und Namen hatte in der Industrie, war im "Deutschen Kolonialverein" vertreten, so beispielsweise Krupp, Hoesch, Kirdorf, Stumm, Siemens, Hansemann, Bleichröder etc.etc.. Und dieser Verein machte öffentlich gewaltig Druck.

Inzwischen setzte sich Italien in Abessinien fest und Frankreich begann den Krieg mit Tonkin, die Engländer erlitten in Südafrika empfindliche Niederlagen gegen die Buren und hielten sich dann an Ägypten schadlos. Immer zahlreicher wurden die Stimmen, die da die Auffassung vertraten, man müsse nun endlich zur Tat schreiten.

Am 26. Februar 1884 wurde der Vertrag zwischen England und Portugal, der für großen öffentliches Aufsehen sorgte, bekannt. Der Vertrag sicherte den Engländern erhebliche Privilegien an Rohstoffen im Kongobecken zu und benachteiligte im gleichen Atemzug die in diesem Raume engagierten Nationen. Die Unruhe war verständlich, denn Leopold II, der König Belgiens, hatte für das Kongobecken eine "Internationale Afrikanische Gesellschaft"gegründet, als deren Ziele die Erforschung Mittelafrikas, die "Zivilisierung seiner Bewohner", die Gewöhnung an Handel etec.etc. waren. An diesen Unternehmen hatten sich alle großen Nationen beteiligt, mit Ausnahme Englands. Portugal wollte plötzlich Eigentümer beider Ufer den unteren Kongo sein und sich damit das Recht verschaffen, auf allen eingeführten und ausgeführten Waren Zölle zu erheben. Unterstützung erhielt Portugal von England.
Holland, Amerika, Deutschland und Italien fürchteten um ihren Handelsinteressen.
Der unerwartete Vertragsabschluß veranlaßte mehrere Staaten, ihre Bemühungen um den Erwerb weitere Gebietsteile zu verstärken.

Auch das gab Bismarck sehr zu denken, so das er schließlich in April 1884 per Telegramm an den deutschen Konsul in Kapstadt die Besitzungen des Bremer Kaufmanns Lüderitz "Deutsch-Südwestafrika" zu deutschen Schutzgebiet erklärte. Vorausgegangen waren Sondierungen ´mit London, ob dort britische hoheitrechte bestünden. In London hat man diese Anfrage monatelang liegen lassen. Als Bismarck dann handelte, war man dort verärgert.

Grüße
Amicus
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bismarck hat den Erwerb von Kolonien nicht zugestimmt, sondern sie später unter deutschen Schutz gestellt.

Sicher , aber Bismarck vollzog durchaus eine polit. Wende unter dem Eindruck einer sich verstärkenden wirtschaftl. Depression 1883/84 in Dtschl.

Die Furcht ging um, im Wettlauf um Absatzmärkte zu spät zu kommen. Seit
1882 , als der kurze Aufschwung von Industrie-und Finanzwesen jäh abbrach, verschärfte die Krise den Wettbewerb um sichere Absatzmärkte. Protektionismus aller Regierungen war angesagt, die älteren Kolonialmächte erhoben Anspruch auf neue Terretorien und arrondierten ihre überseeischen Besitzungen, die offenen Türen in Afrika+Stillem Ozean begannen sich zu schließen . Auch Bismarck war gegen diese Stimmungen nicht immun.
Besorgnis über den Zustand der dt. Wirtschaft und die von mir schon erwähnte , von Bismarck angestrebte soziale Stabilität, bewirkten immerhin eine Abkehr von bisheriger Kolonialpolitik.
Als Bismarck 1883/84 Hamburg +Bremen dazu zwang dem Zollverein beizutreten, versetzte er wichtigen Handelsinteressen einen schweren Schlag. Mit der Entscheidung für den Erwerb von Kolonien, konnte die Regierung in einem Wahljahr hoffen, mehrere Interessengruppen für sich zu gewinnen.
Bismarcks Politik war ja stets, wie hier auch, aus letztlich ganz anderen, taktischen wie polit-strategischen Gründen gelaufen. Insofern hat es sicher keine von ihm inizierte Kolonialpolitik , (lediglich Schutzpolitik) gegeben, doch
hat er aus den eben dargestellten Gründen m.M. nach ab einem bestimmten Zeitpunkt die dt. Kolonialpolitik nicht mehr verhindert, anders wäre sein spätes Eingeständnis wegen des kolonialen Schwindels m.M. nach nicht verständlich.
 
Sicher , aber Bismarck vollzog durchaus eine polit. Wende unter dem Eindruck einer sich verstärkenden wirtschaftl. Depression 1883/84 in Dtschl.

Die Furcht ging um, im Wettlauf um Absatzmärkte zu spät zu kommen. Seit
1882 , als der kurze Aufschwung von Industrie-und Finanzwesen jäh abbrach, verschärfte die Krise den Wettbewerb um sichere Absatzmärkte. Protektionismus aller Regierungen war angesagt, die älteren Kolonialmächte erhoben Anspruch auf neue Terretorien und arrondierten ihre überseeischen Besitzungen, die offenen Türen in Afrika+Stillem Ozean begannen sich zu schließen . Auch Bismarck war gegen diese Stimmungen nicht immun.
Besorgnis über den Zustand der dt. Wirtschaft und die von mir schon erwähnte , von Bismarck angestrebte soziale Stabilität, bewirkten immerhin eine Abkehr von bisheriger Kolonialpolitik.
Als Bismarck 1883/84 Hamburg +Bremen dazu zwang dem Zollverein beizutreten, versetzte er wichtigen Handelsinteressen einen schweren Schlag. Mit der Entscheidung für den Erwerb von Kolonien, konnte die Regierung in einem Wahljahr hoffen, mehrere Interessengruppen für sich zu gewinnen.
Bismarcks Politik war ja stets, wie hier auch, aus letztlich ganz anderen, taktischen wie polit-strategischen Gründen gelaufen. Insofern hat es sicher keine von ihm inizierte Kolonialpolitik , (lediglich Schutzpolitik) gegeben, doch
hat er aus den eben dargestellten Gründen m.M. nach ab einem bestimmten Zeitpunkt die dt. Kolonialpolitik nicht mehr verhindert, anders wäre sein spätes Eingeständnis wegen des kolonialen Schwindels m.M. nach nicht verständlich.

Dem kann man sich anschließen.
"Nicht mehr verhindert" ist auch der richtige Terminus.

Grüße Repo
 
Bismarcks Politik war ja stets, wie hier auch, aus letztlich ganz anderen, taktischen wie polit-strategischen Gründen gelaufen. Insofern hat es sicher keine von ihm inizierte Kolonialpolitik , (lediglich Schutzpolitik) gegeben, doch
hat er aus den eben dargestellten Gründen m.M. nach ab einem bestimmten Zeitpunkt die dt. Kolonialpolitik nicht mehr verhindert, anders wäre sein spätes Eingeständnis wegen des kolonialen Schwindels m.M. nach nicht verständlich.


Dem stimme ich vollkommen zu.

Wie sagte doch Salisbury später einmal über Bismarck, als dieser schon aus dem Amte geschieden war: "Ich vermisse den alten Mann richtig."
Grüße
Amicus
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es ist meines Wissens ungeklärt, warum Bismarck dem Erwerb von Kolonien schließlich zustimmte.

Zuvor hatte er ja durchaus einen klaren (ablehnenden) Blick dafür.
Die gängigen Erklärungsmuster lauten Rücksichtnahme auf das "Kolonialfieber" der deutschen Bevölkerung, Verfolgung vermeintlicher wirtschaftliche Interessen oder Aneignung von Kolonien für spätere Verhandlungen als Verhandlungsmasse. Doch diese Erklärungen sind wenig mit dem Umstand vereinbar, dass Bismarck nach kurzer Zeit wieder zu seiner ablehnenden Haltung in der Kolonialfrage zurückkehrte. Nur für einen relativ kurzen Zeitraum in den Jahren 1884/85 war er mit dem Erwerb von Kolonien einverstanden gewesen.

Ordnet man jedoch Bismarcks Kolonialepisode in dessen Bemühen um die Schaffung eines dauerhaften Bündnissystems in Europa ein, fällt auf, dass seine Wende in der Kolonialfrage mit seiner Zusammenarbeit mit dem weltpolitisch ambitionierten französischen (!) MP Ferry zusammenfiel. Bismarck versuchte über den afrikanischen Umweg die Chancen eines deutsch-französischen Bündnisses auszuloten. Nachdem dieser Versuch 1885 scheiterte, kehrte er wieder zu seiner den Kolonialerwerb ablehnenden Haltung zurück. Zu dem Thema habe ich bereits hier mehr geschrieben - nebst Quellenangabe: www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=140444&postcount=4
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe auch schon den Versuch einer Erklärung gelesen, Bismarck sei an der Fusel-Produktion (klarer Schnaps) beteiligt gewesen, und dies sei im bewussten Zeitraum mit das umfangreichste Export-Produkt nach Afrika gewesen.

Hat, glaube ich, einer geschrieben der gerne ernst genommen werden würde.


Mir erscheint dies aber zu unwahrscheinlich, 1. dürfte Fusel das erste sein, was sich überhaupt in Afrika produzieren ließe, und 2. kann man Bismarck in der Beziehung nun doch gar nichts nachsagen.


Grüße Repo
 
Die Kolonialpolitik war auch Fortsetzung der bisherigen Außenpolitik unter veränderten Machtkonstellationen. Bismarck hat in diesen Jahren mit einer Politik des Ausgleichs gegenüber Frankreich experimentiert. Er hat die französischen Kolonialambitionen entschieden begünstigt, das sollte frankreich von Europa in die Peripherie ablenken, sollte den französcchen- englischen Gegensatz intensivieren ja - da war eine weitere Perspektive - vielleicht eine deutsch-französische Kooperation anbahnen oder doch in England als möglich erscheinen lassen. Die Berliner Kongokonferenz vom Winter 1884 / 1885 demonstierte das mögliche Zusammenwirken von Frankreich und Deutschland bei de Eindämmung einer britischen Alleinherrschaft über Mittelafrika.

Überdies: Die deutschen Kolonialgebiete lagen in Gebieten des englischen Interesses, und sie wurden abssichtsvoll und entschieden genutzt, England vor dem Kopf zu stoßen. Dahinter stand die Absicht, Englands Einfluß einzudämmen, es zu isolieren und zugleich von der Nützlichkeit eines Arrangements mit Deutschland zu überzeugen. Dahinter stand auh das innenpolitsche Interesse ein deutsch-britische Kooperation für den Fall eines Thronwechsels im Reich zu erschweren und damit den eigenen - Bismarcks - Sturz und einen liberalen Kurswechsel durch ein deutsches Kabinett Gladstone. Das war nicht eine durchgeplante Strategie, eher de Versuch das unsichere europäische System Bismarck über die Weltpolitik zu öffnen, für Aushilfen oder Alternativen, für neue, wenn auch unbestimmte Möglichkeiten.

Ob das was Gall gmeint hat, darüber hinaus mehr als eine Aushilfe war, auf dem Umweg über Afrika, eine neue weltpolitische Alternative: eine wirkliche deutsch-französische "Friedensassekuranz", einSystem bei dem Frankreich als Gegengewicht zu England diente - das eine deutsche Abhängigkeit von London, die Rolle eines Juniopartners verhinderte, Gleichberechtigung und Machtanspruch des Reiches festigen half- oder gar, ob Bismarck angesichts der Weltpolitik nicht mer an ein Kontinentalsystem glaubte, in dem das austarierende Zentrum die maßgebliche Rolle spielte - das lassen wir dahingestellt. Solche Ideen mögen eine Rolle gespielt haben, im Vordergrund stand das taktische Experiment. (Quelle Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866 bis 1918)

Grüße
Amicus
 
... im Vordergrund stand das taktische Experiment.
Aber ja doch. Bismarck sah eine Chance für eine Veränderung des deutsch-französischen Verhältnisses und startete sein Experiment. Freilich waren die Erfolgsaussichten von vorneherein gering. Aber die Franzosen hatten den Briten ja auch Waterloo verziehen, wie er sich ausdrückte.
 
Und als Jules Ferry gestürzt wurde,war es ohnehin vorbei mit der deutsch-französischen Annäherung. Der Sturz Ferry entzog der deutsch -französischen Kolonialentente (Berliner Kongokonferenz) die Grundlage; fortan stand in der franzsösischen Politik wieder der Revanchegedanke gegenüber Deutschland im Vordergrund. Die kontinentalen Probleme rückten wieder ins Zentrum der Bismarschen Außenpolitik.

In Dezember 1888 fertigte er einen engagierten Verfechter des Kolonialgedankens, Eugen Wolff, mit den Worten ab: "Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika liegt in Europa. Hierliegt Rußland, und hier liegt Frankreich und wir in der Mitte. Das ist meine Karte von Afrika."

So blieb die Kolonnialpolitik unter Bismarck eine Episode. Die Folgen dieser Episode traten erst später in Erscheinung.

Grüße
Amicus
 
Und als Jules Ferry gestürzt wurde,war es ohnehin vorbei mit der deutsch-französischen Annäherung.
Ferry war den Franzosen zu deutschfreundlich. Von Georges Clemenceau wurde ihm vorgeworfen, sich von Bismarck in der Frage von Elsaß-Lothringen durch den Erwerb von Kolonien in Übersee bestechen zu lassen.
Und das gegenüber seinen Hausarzt, wenn ich mich recht entsinne.
Du scheinst die gleichen Bücher zu lesen.:D
 
Zurück
Oben