Bismarck-ein Großer?

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Orphiker

Gast
Hallo Community,

würde gern mal eure Meinungen zu dem Thema: "War Bismarck ein Großer"? erfahren. Habe in einer Didaktik Zeitung für Lehrer (Praxis Geschichte) interessante Fragestellungen und Beurteilungsperspektiven entdeckt. Muss in meinem LK Geschichte eine Referat über Bismarck halten und würde gern mit einer Abschlusssdiskussion zu diesem Thema aufhören.
 
hallo, mir fällt eigentlich ein, welche Spuren, hat dieser Mensch hinterlassen?
Und es gibt heute noch Dinge, die ihn überdauert haben, Krankenversicherung,
Invalidenversicherung, Rentenversicherung, Einigung des Deutschen Reiches,
erste Überlegungen zum Bürgerlichen Gesetzbuch (in Kraft erst am 1.1.1900)
Das diese Gesetze damals gemacht wurden, um die "Sozis" zu bekämpfen,
ist eine andere Sache, aber sie haben ihn überdauert.

War Bismarck ein großer Mann?

Ich glaube schon, er hatte für seine Zeit Visionen, die ihn überdauert haben.
 
Ich würde Bismarck als einen nicht nur körperlich großen Menschen bezeichnen. Das Deutschland, was er 1871 geschaffen hat, besteht trotz Gebietsverlusten bis heute weiter. Sogar zwei Weltkriege und ein Diktator konnte dieses Land nicht zerbrechen.
 
Hinsichtlich seiner weitsichtigen Bündnispolitik, seiner damals bahnbrechenden Sozialpolitik und seiner internationalen Zurückhaltung: ja
Hinsichtlich des Kulturkampfes, des Sozialistengesetz und seiner ständigen Einmischung in parlamentarische Angelegenheiten: nein
 
Kiffing schrieb:
Hinsichtlich des Kulturkampfes, des Sozialistengesetz und seiner ständigen Einmischung in parlamentarische Angelegenheiten: nein
Lieber Kiffing,
der Kultutkampf hat uns die standesamtliche Trauung eingebracht, die ich für sehr gut finde. Die Sotialistengesetze haben der Sozialdemokratie nicht geschadet.
Was meist Du mit ständigen Einmischungen in parlamentarische Angelegenheiten?
 
heinz schrieb:
Ich würde Bismarck als einen nicht nur körperlich großen Menschen bezeichnen. Das Deutschland, was er 1871 geschaffen hat, besteht trotz Gebietsverlusten bis heute weiter. Sogar zwei Weltkriege und ein Diktator konnte dieses Land nicht zerbrechen.

Das kaiserliche Deutschland, das Bismarck als leitender Poltiker mitgegründet hat, ging 1918 in der Novemberrevolution unter. Zwar gab es in der WR noch starke Kontinuitätsstränge zum Kasierreich, die Zeit einer hegemonialen Monarchie in der Mitte Europas war endgültig vorbei. Ebenso wird man beim großdeutschen "Dritten Reich", das auf Rassismus und einer Führerdiktatur basierte, wohl kaum von einer Fortsetzung der kleindeutschen Hohenzollernmonarchie sprechen können.
Selbstverständlich war "Deutschland" nach der Niederlage im zweiten totalen Krieg "zerbrochen". Das Land war vollständig besetzt, aufgeteilt und hatte jedliche Souveränität verloren - "finis germaniae". Zwar enstanden nach 1949 zwei neue deutsche Teilstaaten, die 1990 in der heutigen Bundesrepublik aufgingen, allerdings gibt es kaum noch Überbleibsel des Kaiserreichs - zu groß sind die geopraphischen, gesellschaftlichen, poltischen und kulturellen Unterschiede des "autoritären Nationalstaates" von 1871 und der in Europa eingebetteten Bundesrepublik von 2005.

mfg

MIchael
 
MIchael schrieb:
Selbstverständlich war "Deutschland" nach der Niederlage im zweiten totalen Krieg "zerbrochen". Das Land war vollständig besetzt, aufgeteilt und hatte jedliche Souveränität verloren - "finis germaniae". Zwar enstanden nach 1949 zwei neue deutsche Teilstaaten, die 1990 in der heutigen Bundesrepublik aufgingen, allerdings gibt es kaum noch Überbleibsel des Kaiserreichs - zu groß sind die geopraphischen, gesellschaftlichen, poltischen und kulturellen Unterschiede des "autoritären Nationalstaates" von 1871 und der in Europa eingebetteten Bundesrepublik von 2005.
mfg
MIchael

Lieber Michael,
bedenke bitte wie Deutschland vor 1871 ausgesehen hat? Es gab neben dem Königreich Preußen, die Königreiche bayern, Sachsen und Württemberg. Viele Groß- und Herzotümer, Füestentümer und die Hansestädte. Trotz dem Weiterbestehen dieser Herrscherhäuser wurden sie durch den Deutschen Kaiser obsolet. Wir hatten ein einiges Deutschland, an dem auch zwei Weltkriege und ein Diktator nichts ändern konnte. Heute besteht dieses Land, trotz Gebietsverlusten weiterhin fort.
Bismarck hatte also etwas geschaffen, dass auch die größten Katastrophen in der deutschen Geschichte überstanden hat.
 
heinz schrieb:
Lieber Michael,
bedenke bitte wie Deutschland vor 1871 ausgesehen hat? Es gab neben dem Königreich Preußen, die Königreiche bayern, Sachsen und Württemberg. Viele Groß- und Herzotümer, Füestentümer und die Hansestädte. Trotz dem Weiterbestehen dieser Herrscherhäuser wurden sie durch den Deutschen Kaiser obsolet. Wir hatten ein einiges Deutschland, an dem auch zwei Weltkriege und ein Diktator nichts ändern konnte. Heute besteht dieses Land, trotz Gebietsverlusten weiterhin fort.
Bismarck hatte also etwas geschaffen, dass auch die größten Katastrophen in der deutschen Geschichte überstanden hat.


Hallo heinz,

1. Wie ich schon oben sagte gibt es Kontinuitätslinien vom Kaiserreich bis zur Gegenwart, eine davon ist sicherlich diejenige, dass sowohl das kleindeutsche Kaiserreich als auch die "wiedervereingte" Bundesrepublik ein Nationalstaat war bzw. ist. Hier hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon (fast) auf, sieht man von eingen ähnlichen Grenzverläufen ab. Was hat denn deiner Meinung nach die deutsche Gesellschaft, die politische Kultur und das politische System von 2005 mit dem von 1871 zu tun?
Ich halte es da ganz mit Otto Pflanze: "Der größte Teil des von Bismarck Geschaffenen verschwand innerhalb von fünfzig Jahren nach seinem Tod." (Pflanze, Otto: Bismarck. Band 2. Der Reichskanzler, München 1998, S. 671.)

2. Klar ist mir auch nicht, wieso mit der Reichsgründung 1866/71 die Herrscherhäuser im DR "obsolet" geworden sein sollen. Das Reich war nicht nur ein föderales Fürstenbündnis mit monarchischer Spitze, sondern es dauerte auch sehr lange, bis der innere Nationsbildungsprozess in DR abgeschlossen bzw. vorangeschritten war. Die Dynastien der Einzelstaaten, regionale und kulturelle Besonderheiten hatten durchaus ein Potential zur Stiftung von Identitäten die einem Reichsnationalismus entgegengesetzt waren.

3. "Wir" hatten wohl kaum ein "einiges" Deutschland "über zwei Weltkriege" hinweg. Je nach poltischer Richtung wurde weder die WR (Elsaß-Lothringen, Eupen-Malmedy, der polnische Korridor, Österreich etc.) noch der westdeutsche Teilstaat ("SBZ", "die Ostgebiete") als "geeintes" Deutschland empfunden.

mfg

MIchael
 
Kiffing schrieb:
Hinsichtlich seiner weitsichtigen Bündnispolitik, seiner damals bahnbrechenden Sozialpolitik und seiner internationalen Zurückhaltung: ja
Hinsichtlich des Kulturkampfes, des Sozialistengesetz und seiner ständigen Einmischung in parlamentarische Angelegenheiten: nein

Hallo Kiffing,

Vergleicht man die deutschen Außenpolitik unter Bismarck mit der von 1890 bis 1918 oder sogar mit der NS-Politik, dann kann man sicherlich zu deiner positiven Bewertung kommen. Meiner Meinung nach gibt es aber gute Gründe Bismarcks Außenpoltik weder als "weitsichtig" noch als "zurückhaltend" zu charakterisieren:

1. Mit der Annexion von Elsaß-Lothringen schuf sich das DR eine revanchistischen Dauergegner, mit dem eine Versöhnung unmöglich war. Nach dem Krieg 1870/71 wäre auch eine andere Behandlung des besiegten Frankreichs denkbar gewesen.

2. Mit England gab es zwar keine ernsthaften Streitigkeiten, allerdingsm war blieb bis 1890 die von Bismarck selber und seiner Berater um ihn herum empfundene Furcht vor der Begünstigung des deutschen Liberalismus, die von einer deutsch-englischen Zusammenarbeit ausgehen konnte: "Nicht die erst allmählich aufkommende Wirtschaftskonkurrenz war es, die hier die wichtigste Rolle spielte, sondern der Gegensatz der politischen Werte, der politischen Institutionen, des politischen Stils – mithin die Andersartigkeit der Geschichte Englands, seiner politischen Kultur und der mit ihr verbundenen gesellschaftlichen Konstellationen."

3. Mit Rußland war das DR zwar bis 1890 verbündet, allerdings verschlechterten sich die dt.-ru. Beziehungen seit dem Berliner Kongress 1878 stetig: Schuld daran war insbesondere die deutsche Politik des Agrarprotektionismus seit 1880 und - noch folgenschwerer - die Sperrung des deutschen Kapitalmarktes für russische Wertpapiere 1887, welche eine russische Kapitalflucht nach Frankreich zur Folge hatte. Zu Recht wird behauptet, dass so "das ökonomische Fundament der russisch-französischen Allianz von 1894 von Berlin selber mitgebaut" wurde.

(Vgl. dazu: Wehler, Hans - Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. 3. Band. Von der „Deutschen Doppelrevolution" bis zum Beginn des ersten Weltkrieges 1849 - 1914, München 1995, S. 970 - 977.)

mfg

MIchael
 
MIchael schrieb:
Hallo Kiffing,

Vergleicht man die deutschen Außenpolitik unter Bismarck mit der von 1890 bis 1918 oder sogar mit der NS-Politik, dann kann man sicherlich zu deiner positiven Bewertung kommen. Meiner Meinung nach gibt es aber gute Gründe Bismarcks Außenpoltik weder als "weitsichtig" noch als "zurückhaltend" zu charakterisieren:

1. Mit der Annexion von Elsaß-Lothringen schuf sich das DR eine revanchistischen Dauergegner, mit dem eine Versöhnung unmöglich war. Nach dem Krieg 1870/71 wäre auch eine andere Behandlung des besiegten Frankreichs denkbar gewesen.

2. Mit England gab es zwar keine ernsthaften Streitigkeiten, allerdingsm war blieb bis 1890 die von Bismarck selber und seiner Berater um ihn herum empfundene Furcht vor der Begünstigung des deutschen Liberalismus, die von einer deutsch-englischen Zusammenarbeit ausgehen konnte: "Nicht die erst allmählich aufkommende Wirtschaftskonkurrenz war es, die hier die wichtigste Rolle spielte, sondern der Gegensatz der politischen Werte, der politischen Institutionen, des politischen Stils – mithin die Andersartigkeit der Geschichte Englands, seiner politischen Kultur und der mit ihr verbundenen gesellschaftlichen Konstellationen."

3. Mit Rußland war das DR zwar bis 1890 verbündet, allerdings verschlechterten sich die dt.-ru. Beziehungen seit dem Berliner Kongress 1878 stetig: Schuld daran war insbesondere die deutsche Politik des Agrarprotektionismus seit 1880 und - noch folgenschwerer - die Sperrung des deutschen Kapitalmarktes für russische Wertpapiere 1887, welche eine russische Kapitalflucht nach Frankreich zur Folge hatte. Zu Recht wird behauptet, dass so "das ökonomische Fundament der russisch-französischen Allianz von 1894 von Berlin selber mitgebaut" wurde.

(Vgl. dazu: Wehler, Hans - Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. 3. Band. Von der „Deutschen Doppelrevolution" bis zum Beginn des ersten Weltkrieges 1849 - 1914, München 1995, S. 970 - 977.)

mfg

MIchael



Zu Punkt 1: Die Annexion Elsas-Lothringens war keine Idee Bismarcks, sondern eine Idee des Kaisers und des Militärs. Bismarck stimmte der Annexion aber zu, da er sich ja nicht offen gegen den Kaiser stellen konnte.

Zu Punkt 3: Sicher verschlechterten sich an dem Punkt die Beziehungen, aber die Furcht Russlands vor Österreich-Ungarn war stärker, und mit dem Rückversicherungsvertrag konnte man besser gegen Ö-U vorgehen, erst mit der Kündigung dieses Geheimvertrages durch Wilhelm II der Bismarck vorher entlassen hatte war es für Russland günstiger ein Bündniss mit Frankreich einzugehen.

Was die Beziehungen zu England angehen, waren sie sicher nicht sehr gut, aber die Beziehungen zwischen England und Frankreich waren wegen der Kolonialen Ambitionen beider Staaten auch nicht besser, wenn nicht schlechter, erst mit der Flottenaufrüstung die Deutschland began, was aber schon lange nach Bismarck war wurde die Entente-Cordiale zwischen Frankreich und England gegründet, da England ja um seine Vorherrschaft auf der See bedroht war. Damit war Bismarcks Ziel, die Isolation Frankreichs, nicht mehr gegeben...
 
So wie ich Bismarck noch aus der Schulzeit in Erinnerung habe, war er ein Staatsmann, der sicherlich Weitsicht an den Tag gelegt hatte. Bilaterale Verträge mit Frankreich und auch Rusland zeigen die Situation des DR damals. Es war eingekreist in der Mitte Europas.

Wenn das DR bei der Politik Bismarcks geblieben wäre, wäre der erste Weltkrieg wohl nicht ausgebrochen. Erst die forcierten Bemühungen des Kaisers, um einen "Platz an der Sonne", das Brechen des Flottenabkommens mit England, sowie der Nationalismus und die damit verbundene Aufrüstung haben die Situation eskalieren lassen.

Nochmal, damit wir uns richtig verstehen. Das DR trägt nicht die alleinige oder Hauptschuld am Ausbruch des 1. Weltkrieges.

Also meine Meinung ist:
Ja, Bismarck war ein Grosser. Rechseiner und Friedensbemühter. Und das wichtigste das Beste wollend für das deutsche Volk!
 
MIchael schrieb:
Hallo heinz,
3. "Wir" hatten wohl kaum ein "einiges" Deutschland "über zwei Weltkriege" hinweg. Je nach poltischer Richtung wurde weder die WR (Elsaß-Lothringen, Eupen-Malmedy, der polnische Korridor, Österreich etc.) noch der westdeutsche Teilstaat ("SBZ", "die Ostgebiete") als "geeintes" Deutschland empfunden.
mfg
MIchael

Lieber Michael,
große teile der heutigen Bevölkerung, darunter auch meine Wenigkeit empfinden das heutige Deutschland als ein geeintes Deutschland und als eine Nation.
Ich habe die Errichtung von Mauer und Stacheldraht als 20jähriger mitbekommen und erlebe nun als über 60jähriger die Einheit unseres Vaterlandes. Wobei es nicht darauf ankommt, ob Teilgebiet bei diesem Land sind oder nicht. Übrigens Österreich war 1871 nicht dabei, sondern nur während der Nazidiktatur.
Die kulturelle Einheit unserer Nation besteht mit einem Schiller (Schillerjahr), Goethe, Beethoven und Mozart sowieso. Wenn Du das anders empfindest, dann tut es mit leid und ich kann es nicht ändern.
mfg
Heinz
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann mich nur Seldschuk und heinz anschließen... Otto von Bismarck war ein großer Staatsmann.

Selbstverständlich gibts auch manch Negatives das man ihm ankreiden könnte. Aber wer ist schon perferkt. Kann man denn heute einem Politiker oder einer Partei voll zustimmen. Ich glaub kaum. Es gibt immer Punkte in Parteiprogrammen oder "Taten" eines Politikers die einem trotz politischer Nähe und Klasse eines Politikers nicht passen. Das war damals nicht anders als heute.

Man hält ihm z.B. oft vor seine Ziele mit Krieg erreicht zu haben (bis 1871) oder die berühmten Sozialistengesetze, Kulturkampf und die Isolierung Frankreichs. Wobei die Verfolgung der Sozialisten und Sozialdemokraten damals "politisch korrekt" war, ist sie aus heutiger Sicht ein besonders gewichtiger Makel.


Also große Errungenschaften Bismarcks kann man aufführen:

Schaffung eines deutschen Nationalstaates
Sozialgesetze (Kranken-, Unfall-, Renten-, Invaliditätsversicherung)
Verzicht auf "große" deutsche Annexionen und Expansionen nach 1871
geschickte Bündnis- und Friedenspolitik
Verzicht auf Kolonien im britischen Interssengebiet
Beschneidung der kirchlichen Rechte
Einführung der Zivilehe
Schaffung von Standesämtern (u.a. Zivilehe, Einheitliche Schreibung von Familiennamen etc.

....

vielleicht fallen mir später noch ein paar Sachen ein :grübel:



Berühmtes und auch heute noch gültiges Zitat Bismarcks: Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.
 
Bismark

Ich kann mich nur Seldschuk und heinz anschließen... Otto von Bismarck war ein großer Staatsmann.

Selbstverständlich gibts auch manch Negatives das man ihm ankreiden könnte. Aber wer ist schon perferkt. Kann man denn heute einem Politiker oder einer Partei voll zustimmen. Ich glaub kaum. Es gibt immer Punkte in Parteiprogrammen oder "Taten" eines Politikers die einem trotz politischer Nähe und Klasse eines Politikers nicht passen. Das war damals nicht anders als heute.

Man hält ihm z.B. oft vor seine Ziele mit Krieg erreicht zu haben (bis 1871) oder die berühmten Sozialistengesetze, Kulturkampf und die Isolierung Frankreichs. Wobei die Verfolgung der Sozialisten und Sozialdemokraten damals "politisch korrekt" war, ist sie aus heutiger Sicht ein besonders gewichtiger Makel.


Also große Errungenschaften Bismarcks kann man aufführen:

Schaffung eines deutschen Nationalstaates
Sozialgesetze (Kranken-, Unfall-, Renten-, Invaliditätsversicherung)
Verzicht auf "große" deutsche Annexionen und Expansionen nach 1871
geschickte Bündnis- und Friedenspolitik
Verzicht auf Kolonien im britischen Interssengebiet
Beschneidung der kirchlichen Rechte
Einführung der Zivilehe
Schaffung von Standesämtern (u.a. Zivilehe, Einheitliche Schreibung von Familiennamen etc.

....

vielleicht fallen mir später noch ein paar Sachen ein :grübel:



Berühmtes und auch heute noch gültiges Zitat Bismarcks: Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.
Dem will ich mich anschließen.Über Bismarck werden sich die Meinungen in der Geschichte teilen aber zu seinen Verdiensten gehörte ohne Zweifel die Schaffung eines einheitlichen Nationalstaates dessen Bedeutung man sich vielleicht damals noch nicht bewusst war.Auch viele Veränderungen in der damaligen Gesellschaft sind mit seinem Namen eng verbunden.Man kann sagen Bismarck war ein Vertreter des modernen Staates wie er im Laufe der Jahrzehnte überall in Europa entstehen sollte.Nach seinem Tode 1898 brach in Deutschland dann auch so etwas wie ein Bismarckkult aus viele Denkmäler im ganzen Land wurden gebaut um Seiner zu gedenken. Die Geschichte hat aber bewiesen, ein moderner Staat kann ohne die von Bismark als Eiserner Kanzler bewirkten Veränderungen nicht auf Dauer gesellschaftlich,politisch und wirtschaftlich erfolgreich sein.
 
Zu Punkt 1: Die Annexion Elsas-Lothringens war keine Idee Bismarcks, sondern eine Idee des Kaisers und des Militärs. Bismarck stimmte der Annexion aber zu, da er sich ja nicht offen gegen den Kaiser stellen konnte.

Das ist so nicht korrekt. Die Annektierung der Provinzen wurde bereits während des Krieges öffentlich in den Zeitungen gefordert. Die Militärs sahen dies als militärisch notwendig an. Wilhelm hatte keine Probleme und Bismarck war sich sehr sicher, das Frankreich den Deutschen ohnehin die Niederlage niemals, siehe Koniggrätz (Rache für Sadowa), verzeihen würde. Die Annektierung der Provinzen würde dann auch keine Rolle mehr spielen.

Zu Punkt 3: Sicher verschlechterten sich an dem Punkt die Beziehungen, aber die Furcht Russlands vor Österreich-Ungarn war stärker, und mit dem Rückversicherungsvertrag konnte man besser gegen Ö-U vorgehen, erst mit der Kündigung dieses Geheimvertrages durch Wilhelm II der Bismarck vorher entlassen hatte war es für Russland günstiger ein Bündniss mit Frankreich einzugehen.

Russland hatte keine Furcht vor Österreich-Ungarn, sondern davor, dass das Deutsche Reich an der Seite Österreich-Ungarns in den Krieg ziehen würde. Ein Bündnis mit Frankreich wäre für das Zarenreich ab dem Moment interessanter gewesen, in dem die Franzosen ein militärischer Machtfaktor waren, denn dann wären sie in der lage gewesen, das Deutsche zu paralysieren und könnten Österreich-Ungarn nicht wirksam zur Hilfe kommen. Dieser Prozess der Annäherung setzte ab 1887 dann auch ein.

Was die Beziehungen zu England angehen, waren sie sicher nicht sehr gut, aber die Beziehungen zwischen England und Frankreich waren wegen der Kolonialen Ambitionen beider Staaten auch nicht besser, wenn nicht schlechter, erst mit der Flottenaufrüstung die Deutschland began, was aber schon lange nach Bismarck war wurde die Entente-Cordiale zwischen Frankreich und England gegründet, da England ja um seine Vorherrschaft auf der See bedroht war. Damit war Bismarcks Ziel, die Isolation Frankreichs, nicht mehr gegeben...

Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu Großbritannien waren erheblich bessere als die der Franzosen mit den Briten. Die Briten legten großen Wert auf die Unterstützung des Reiches. Erwähnt sei hier nur Ägypten und die Dardanellen. Schließlich wurde ja immerhin 1887 auch die Mittelmeerentente abgeschlossen.
 
Und es gibt heute noch Dinge, die ihn überdauert haben, Krankenversicherung,
Invalidenversicherung, Rentenversicherung...

Auch wenn der Beitrag schon etwas älter ist, muss ich hier mal ein bisschen korrigierend eingreifen. :winke:

Bei Dalli Dalli hätte es jetzt einen Punktabzug gegeben, weil die Invalidenversicherung doppelt war. Invalidenversicherung ist nämlich gleichbedeutend mit Rentenversicherung. Was fehlt ist die Unfallversicherung.

Gesetz, betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung ? Wikisource

Viele Grüße

Bernd
 
So wie ich Bismarck noch aus der Schulzeit in Erinnerung habe, war er ein Staatsmann, der sicherlich Weitsicht an den Tag gelegt hatte. Bilaterale Verträge mit Frankreich und auch Rusland zeigen die Situation des DR damals. Es war eingekreist in der Mitte Europas.

Welchen Vertrag mit Frankreich meinst du?
 
OT Danke Turgot, dass du dieses alte Thema hervorgeholt hast.

Hier könnte man neben Bismarcks Außenpolitik über seine Bestrebungen zur Schaffung des deutschen Nationalstaats weiterdiskutieren, in Ergänzung zu http://www.geschichtsforum.de/f60/nationalstaatsidee-fazit-42156/


Wenn das DR bei der Politik Bismarcks geblieben wäre, wäre der erste Weltkrieg wohl nicht ausgebrochen. Erst die forcierten Bemühungen des Kaisers, um einen "Platz an der Sonne", das Brechen des Flottenabkommens mit England, sowie der Nationalismus und die damit verbundene Aufrüstung haben die Situation eskalieren lassen.

Nochmal, damit wir uns richtig verstehen. Das DR trägt nicht die alleinige oder Hauptschuld am Ausbruch des 1. Weltkrieges.

Also meine Meinung ist:
Ja, Bismarck war ein Grosser. Rechseiner und Friedensbemühter. Und das wichtigste das Beste wollend für das deutsche Volk!

Also große Errungenschaften Bismarcks kann man aufführen:

Schaffung eines deutschen Nationalstaates...

War es überhaupt Bismarcks Absicht, einen deutschen Nationalstaat zu schaffen? Damit meine ich einen Staat, in dem nur stammesgeschichtlich Deutsche mit gemeinsamer Kultur, Sprache, Geschichte leben?
Oder ging es ihm eher um einen "starken" Staat und drängte er deshalb den Einfluss der Kirchen zurück?
Waren bei diesem Prozeß die Preußen vielleicht sogar die "Serben" Mitteleuropas?
 
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