Bonaparte, ein Mörder und Kriegsverbrecher?

Ich suche im Moment nach einem Buch, eine fiktive Geschichte, Napoleon vor dem Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg 1945. Für einen Tipp wäre ich dankbar.

Es hat mich Neugierig gemacht, und siehe da, durch Google bekommt man auch das heraus:

"Napoleon muss nach Nuernberg" von Roland Marwitz. Es ist allerdings kein Buch, sondern ein Theaterstueck.

Büschen Info hier:
DER SPIEGEL 1/1947 - Napoleon wird verurteilt
(oder eben ueber Google, ausser dem Spiegel-Artikel gibt's noch mehr)

Gruss, muheijo
 
Napoleon war ein Mörder, aber damals hatte er das Recht auf seiner Seite. Er hat den Aufstand in Paris mit Kartätschen beendet. Er hat den Herzog von Enghien aus neutralem Gebiet entführen lassen und hingerichtet, Der Buchhändler Palm, dessen einziges Verbrechen es war, ein kritisches Pamphlet gegen Napoleon zu veröffentlichen, wurde auf Anweisung Napoleons erschossen. Während der Kontinentalsperre wurden hunderte hingerichtet, weil sie geschmuggelt haben.

Hatte er das Recht auf seiner Seite oder hat er es sich genommen?

1803 sagte Bonaparte in einem Gespräch:
„In Ägypten fühlte ich mich frei von den lästigen Fesseln der europäischen Zivilisation … Ich sah mich schon im Geist auf dem Weg nach Asien, hoch auf dem Rücken eines Elefanten, mit Turban und Kaftan bekleidet, und in der Hand einen neuen Koran, den ich ganz nach meinen Ideen zusammengestellt hatte. Das wäre ein Feldzug gewesen, wo ich die Geschichte zweier Welten vereinigt und mir zu Nutzen gemacht hätte.“ [1] (Hervorhebungen von mir)

Deutlicher geht es kaum. Spricht - oder träumt - so ein Mensch, der mit der Aufklärung und der franz. Revolution groß geworden ist oder ein Abenteurer, dem nichts heilig ist?

Und so wird der Mord an den Gefangenen klarer. Recht ist, was den Zielen Bonapartes dient. Und da muss dann auch die Propaganda ran: Schließlich - besser natürlich, und wir werden diese Begründung später immer wieder lesen - war ja der Gegner schuld. In Ägypten zwang der Gegner mit barbarischen Maßnahmen ja geradezu, ebenso barbarisch zu handeln und damit war B. zwar nicht der Saubermann, aber sein Handeln wurde durch die Umstände erzwungen und damit begründet. Wobei allerdings unterschlagen wird, dass er die Situation herbeigeführt hat.

Dass das Recht so auch damals nicht verstanden wurde, zeigen andere Generale der Zeit:

"Neunzehn Tage nach Hohenlinden stand Moreau mit seiner Armee kurz vor Wien. Mehrere seiner Generale, besonders Lecourbe und Richepanse, drängten ihn, die österreichische Hauptstadt zu besetzen und den Frieden von Schönbrunn aus zu diktieren. Moreau, dem inzwischen von Erzherzog Karl Friedensverhandlungen angeboten worden waren, antwortete: "Es ist besser, Frieden zu machen. Es würde die Österreicher vielleicht zu Verzweiflungstaten verleiten, wenn ich darauf bestünde, sie zu demütigen. Wir wollen hier haltmachen und uns mit dem Frieden bescheiden, denn nur darum haben wir gekämpft."
Fünf Jahre später hielt Talleyrand nach dem Siege bei Ulm eine ähnliche Rede vor Napoleon und den Marschällen aber im Gegensatz zu Moreau verzichtete Napoleon nicht darauf, dem Feinde die letzte Demütigung zuzufügen und marschierte über Austerlitz nach Wien." [2]

Es macht eben einen Unterschied, ob man sich trotz allem Militärischen die Menschlichkeit bewahrt hat, die sich eben auch in der Behandlung des Besiegten zeigt.

Oder Findeisen in der Einleitung seiner Benadotte-Biografie:
„Allmählich glaubte ich zu verstehen, dass dieser Südfranzose tatsächlich ein mehr als außergewöhnlicher Mensch war, natürlich in gewisser Weise auch unbegreiflich, vllt. zu exzentrisch, unangenehm manchmal die Eitelkeit, das Renommiergehabe. Aber dann doch auch wieder ein sehr menschlich handelnder Großer, keineswegs dem Menschenschlächter Bonaparte vergleichbar, einer der nur bei wenigen Gelegenheiten Soldaten sinnlos opferte, ein Feldherr zwar, aber doch einer, der lieber einen Kompromiss vereinbarte als bedenkenlos zu morden und zu brennen. Schon deshalb musste ihn der Korse hassen, gern behaupten, er habe wegen Bernadottes Verhalten fast mehrere Schlachten verloren.“ [3]

Auch hier wird Bernadotte menschlicher als N. gezeichnet. Und noch etwas wird deutlich. Der Mythos und die Propaganda, die sich um N. ranken. Nicht nur bei Findeisen habe ich festgestellt, dass durch die Beschäftigung mit einer Person seiner Zeit, N. größter Kritik ausgesetzt ist. Und das ist wohl kein Zufall!

Moreau und Bernadotte sind nicht zufällig gewählt. Stehen beide doch dafür, dass sie Ihren Aufstieg nicht N. zu verdanken hatten, beide nicht aus der italienischen Armee stammten. Kein Wunder, dass nicht nur sie bei N. nicht angesehen waren, ja sogar von ihm als Konkurrenten und damit als Gegner gesehen wurden.

Grüße
excideuil

[1] Die Zeit Geschichte, 2/2006, Napoleon in Deutschland, Seite 85
[2] Kurtz, Harold: „Nacht der Entscheidung – Die Tragödie des Marschalls Ney“, K.F. Koehler Verlag, Stuttgart, 1961, Seite 11
[3] Findeisen, Jörg-Peter: Jean Baptiste Bernadotte Revolutionsgeneral, Marschall Napoleons, König von Schweden und Norwegen, Casimir Katz Verlag, Gernsbach, 2010, Seite 10
 
Hallo excideuil,

vielen Dank für diese Fragestellung, bzw. Ausführungen auf akademischen Niveau. Auch wenn es mir an solch profundem Hintergrundwissen, speziell über den Ägyptenfeldzug fehlt, so bin ich in der Recherche (eigentlich über die vornapoleonische Zeit), auch über diese Fragestellung gestolpert.
Überliefert ist ja Beispielsweise nach der Schlacht von Brienne (1814):
"Napoleon nutze die Zeit zu einer Inspektion seiner Truppen, die er auf dem Schlachtfeld des Vortages vor Brienne antreten ließ. In der Nacht hatte Frost den zuvor aufgeweichten Boden überfroren. Darin waren Tote und Verletzte, die - wie bei Napoleon üblich - ihrem Schicksal überlassen worden waren, festgefroren, konnten sich nicht rühren und auch nicht beiseite geschafft werden. Napoleon, der nach eigenem Bekunden beim Anblick menschlichen Leides keinerlei Empfindung empfand, ließ sich auch davon nicht beeindrucken. So standen denn die frisch einberufenen französischen Rekruten in Reih' und Glied mit Toten und Sterbenden zwischen sich und ihren Beinen. Diese Erfahrung prägte sich bei ihnen tief ein und trug mit bei zu den massenhaften Desertionen der nächsten Tage"
Schlacht von Brienne ? Wikipedia

Oder die Annekdote in den Friedensgesprächen von 1813 mit Metternich:
"Napoleon: „... Ich bin im Felde aufgewachsen, und ein Mann wie ich schert sich wenig um das Leben einer Million Menschen ... Die Franzosen können sich nicht über mich beklagen; um sie zu schonen, habe ich die Deutschen und die Polen geopfert. Ich haben in dem Feldzug von Moskau 300.000 Mann verloren; es waren nicht mehr als 30.000 Franzosen darunter."
Metternich: „Sie vergessen, Sire, dass Sie zu einem Deutschen sprechen!'"
(Metternich, Denkwürdigkeiten, hrsg. von Otto H. Brandt, München 1926, Band l, S. 246 ff.)

Also nach heutigen Maßstäben, würde man wohl eindeutig von einem Soziopathen sprechen. Nur stellt sich hier die Frage, welcher Feldherr der damaligen Zeit war dies nicht? Doch um erstmal von der Kriegsverbrecher-Thematik zur allgemeinen Armee-Problematik dieser Zeit zu kommen. Soldaten wurden ja nicht aus humanitären Gründen "geschont", sondern weil sie wertvolle "Ressource" darstellten, die eben nicht über Nacht ersetzt werden konnten. Sehr gut erkennbar an den durch die Bevölkerungsknappheit notwendigen Preußischen Militärreformen der vornapoleonischen Zeit. Die damalige Ausbildung dauerte gut 18 Monate, um massenhafte Desertationen zu vermeiden, mußte ein ausgeklügeltes Kantonssystem eingeführt werden, mit unschönenen Nebeneffekten wie der drakonischen Disziplin, der "Sippenhaft" oder der Nachschubpflicht. Soziale Einrichtungen wie Invalidenheime oder Waisenhäuser dürften kaum die Idee einer sozialen Absicherung entsprungen sein, sondern weil sich sonst mangels "Moral" kein stehendes Heer erhalten ließ. Desertationen waren ein grundlegendes Problem jeder Armee dieser Zeit.

Napoleon hatte dieses Problem durch die Levée en masse vorerst nicht. Doch im ersten Koalitionskrieg verlor Frankreich trotz dieses Vorläufers der Wehrpflicht und der sicherlich großen Begeisterung von 1793-1796 von 1 Mio Soldaten 600.000 durch Desertation oder Verluste. Also kampferprobte und vor zuverlässige Soldaten, waren das wertvollste Gut des damaligen Militärs. Deshalb ja auch Napoleons extreme Priviligierung der "Alten Garde". Eine der Neuerungen die Napoleon zugeschrieben werden, ist ja auch das "moderne Sanitätswesen", rein praktisch zur damaligen Zeit sinnlos bis kontraproduktiv, aber es hob die Moral.

Doch um mal auf ein Zitat von Dir zurückzukommen:
"Spricht - oder träumt - so ein Mensch, der mit der Aufklärung und der franz. Revolution groß geworden ist oder ein Abenteurer, dem nichts heilig ist?"
Napoleon ist ja kein Kind der Aufklärung, auch wenn diese sicherlich ihren Teil zur Auslösung beigetragen hat. Aber die Revolution hiess auch Robespierre und Revolutionstribunale, royalistische Umsturzversuche und nicht zuletzt der erste Koalitionskrieg, in dem Frankreich von Preußen und Habsburg der Krieg erklärt wurde. Letztlich war Napoleons Machtergreifung nichts anderes als ein Militärputsch unter den Vorzeichen des zweiten Koalitionskrieges. Der Ägytenfeldzug fällt ja noch unter die Herrschaft des Revolutionsdirektoriums, sicher nicht zuletzt mit dem Hintergedanken den immer populärereren Napoleon erstmal loszuwerden.

Das dahinterstehende strategische Interesse dürfte es aber eher gewesen sein, Großbritanien, mit dem man sich ja im Krieg befand, empfindlich zu treffen und damit einen Frieden zu erzwingen. Und jetzt könnte man sich auf die Frage zubewegen, ob die Kriegsführung während des Ägyptenfeldzuges die Kritierien von Kriegsverbrechen erfüllen. Nach heutigen Maßstäben zweifelsfrei, doch wie sieht es nach damaligen Maßstäben aus? Im Russisch-Österreichischen Türkenkrieg (1787–1792) war bereits erklärtes militärisches Ziel, das Osmanische Reich zu zerschlagen. Ich bezweifele stark, dass dieser Krieg mit sanfteren Bandagen geführt wurde. Auch ist es symptomatisch für Napoleons frühe Feldzüge, dass er tatsächlich ohne Versorgungslinien agierte, was ihm ja sehr lange Zeit auch einen seiner entscheidenden Vorteile, die Geschwindigkeit, brachte.

Des weiteren handelte es sich um einen Kolonialkrieg, das Osmanische Reich (oder seine Verbündeten) wurden zweifelsfrei nicht als ebenbürtige, bzw. gleichrangige Gegner betrachtet, auch gab es keine Regeln wie die Haager Landkriegsordnung oder die Genfer Konventionen, innerhalb Europas wäre Napoleon für sein Vorgehen mit Sicherheit verachtet worden, bei Kolonien, die sich in der Wahrnehmung außerhalb des rudimentären europäischen Wertekanons befanden, dürften auch keine "ungeschriebenen" Regeln gegolten haben. Exemplarisch dafür, vielleicht der indische Aufstand von 1857, der ebenfalls mit äußerster Brutalität niedergeschlagen wurde, nichtsdestotrotz dennoch nur auf sehr verhaltene (und nur indivduelle) Kritik stiess.

Ende des 18.jahrhunderts dürften nur sehr wenige wirklich Anstoss an Napoleons Kriegsführung gefunden haben, wenn überhaupt, vermutlich eher, weil er letztlich keinen Erfolg verbuchen konnte. Dennoch bleibt die Frage im Raum, wenn wir diese Massaker mal beiseite lassen, ob sich Napoleon nach damaligen europäischen Maßstäben zum Kriegsverbrecher gemacht hat. Bspw. eben im Rahmen des ja überaus brutalen Rußlandfeldzuges. Aber auch dies würde ich im Kontext der Zeit klar verneinen. Die weitaus meisten Opfer fielen ja nicht absichtlichen Massakern oder "brutal" geführten Schlachten zum Opfer, sondern aufgrund von mangelhafter Planung, Versorgungsengpässen, Überanstrengung, Krankheiten, Seuchen, der Kälte, der allgemeinen Rücksichtslosigkeit zu dieser Zeit.

Gleichzeitig darf man aber nie vergessen, dass Napoleon trotz seines Machtstrebens, seiner Soziopathie, seiner Rücksichtslosigkeit, sich weitestgehend im Rahmen der damaligen Zeit in vernünftigen "Bahnen" bewegt hat. Das postrevolutionäre Frankreich war tatsächlich umgeben von Feinden die auch tatsächlich Krieg erklärten. Frankreich, seit Ludwig dem XIV, war der "natürliche" Hegemon Europas und hatte das Haus Habsburg in dieser Rolle abgelöst. Der Anspruch auf Spanien zumindest nach den Gesetzen der Erbmonarchie durchaus begründet, auch wenn Ludwig der XIV. an diesen Anspruch noch scheiterte.

Die Habsburger Niederlände gehört seit langem genauso zum französischen Herrschaftsanspruch wie die linksrheinischen Gebiete, auch das "Stutzen" der Häuser Habsburg, Hohenzollern und Hannover dürfte in der heutigen Zeit noch als Präventivkriege und Pufferzonen durchgehen. Der "Wahnsinn" im Sinne der Weltherrschaft, also die Zäsur der damals außerhalb der Kabinettskriege anerkannten Machtverschiebungen, dürfte neben dem Anspruch auf Spanien der Angriff auf Rußland gewesen sein. Aber auch dies war ein Merkmal der Zeit, die Revolution in Frankreich wurde lange Zeit weniger kritisch gesehen, als die Machtverschiebungen durch Rußland auf der Krim. Denn bereits damals war allen Herrschern bewußt, dass Frankreich vielleicht kulturell, ökonömisch (neben den Niederlanden und England) und von der Bevölkerungsdichte der führende Staat in Europa war, aber ein expansives Rußland ein ganz anderer Machtfaktor ist. Vermutlich so, wie wir heute China betrachten würden. Nur, dass das damalige "China" vom deutschen Hochadel regiert wurde.

Die passenste Betrachtung ist für mich insofern auch nicht der heutige Maßstab, sondern der zeitgeschichtliche. Und der zeigt sich am besten im Umgang mit Napoleon nach der Niederlage. Obwohl er ja nun mitnichten Mitglied des Hochadels war und deshalb auch nicht dessen eigenen Gesetzen unterlag, wurde er nach der Völkerschlacht bei Leipzig, bzw. deren Konsequenzen, nicht hingerichtet. Sondern bekam mit Elba ein Micky-Maus-Herzogtum, aber eine eigene Insel zum würdevollen Abgang. Und selbst nach der 100-Tage-Herrschaft, wurde er nicht hingerichtet wie etwa Marshall Ney, sondern bekam sein, wenn auch diesmal bescheideneres Exil auf St.Helena. Und das, trotz der Bedeutung der Befreiungskriege in der nationaleuropäischen Bewegung.

Also trotz der exorbitanten Blutopfer seiner Zeit, war der Respekt größer, als jegliche Rachegedanken an diesen nach heutigen humanistischen Maßstäben, sicherlich gestörten Mann. Wenngleich es im Nachhinein schwer sein dürfte, den Grad seiner Verrohung nachträglich einzuordnen. Vermutlich gab es seit Alexander dem Großen keinen Feldherren mehr, der an mehr Schlachten teilgenommen hat und gemessen an den Beteiligten, dürfte Napoleon bis heute einsam an der "Spitze" stehen. Es dürfte nicht viele Menschen geben, die vergleichbar viele Tote in ihrem Leben gesehen haben wie Napoleon. Selbst die direkten Opfer von Hiroshima erreichen nur knapp die Zahlen der Vielvölkerschlacht bei Leipzig. Die Kämpfe an der Somme mögen sehr viel verlustreicher gewesen sein, aber da hatte niemand eine derartige Bedeutung und an einzelnen Tagen, kommt da auch nix heran. Über die "Hölle" von Verdun, hätte Napoleon vermutlich gelacht. Der Unterschied ergibt sich maximal aus der damals nicht möglichen Kontinuität der Schlachterei.

Was ich ebenfalls sehr kritisch sehe, ist die "Heldenverehrung" von Napoleon. Selbst wenn man ihn nicht als Kriegsverbrecher ächtet, er gehört zweifelsfrei zu den größten Schlächtern der Menschheitsgeschichte. Wie viele Millionen auf sein Konto gehen, ist heute schwer eruierbar, aber eine Frage läßt sich ohnehin nicht klären, wie wäre die Geschichte ohne ihn verlaufen? Allein durch die Wehrpflicht, also die Bürgerarmee, kombiniert mit der ohnehin vorhandenen Vormachtstellung Frankreichs, waren die postrevolutionären Truppen dem Rest Europas dermaßen überlegen, dass eine Dominanz Frankreichs fast unvermeidlich erscheint. Und das Bündnissystem Europas basierte nicht auf treuen Allianzen, sondern auf eine Austarierung der Macht.

Und viele Veränderungen, die letztlich Napoleon zugeschrieben werden, wären sehr wahrscheinlich so oder so gekommen.
Um nochmal auf die Kriegsverbrecherfrage zurückzukommen, relativ bezeichnend finde ich, dass die ersten Anstrengungen in dieser Richtung erst um >1860 aufkamen, also lange nach der napoleonischen Zeit. Insoforn denke ich eher, dass dies mit dem Aufstieg des Bildungsbürgertums zusammenhängt, als mit einzelnen Kriegsereignissen. Letztlich halte ich diese Kriege in toto für Überbewertet, weil sie zwar "Zeitmarken" darstellen und für Geschichten über Heldentum oder Versagen liefern, aber für die eigentliche Entwicklung nicht wirklich wichtig waren, vielleicht beschleunigen sie das Eine oder Andere, aber im gesamten, halte ich sie eher für Hilfskonstrukte, die veränderte Wirklichkeit wahrzunehmen. Bestensfalls Katalysatoren.

Und ja, nach heutigen Maßstäben, zweifelsfrei ein Kriegsverbrecher, aber das würde ich z.B. für die gesamte preußische Generalität, in der in Berlin ja zahlreiche Straßen und Plätze benannt sind, ebenso sehen.
LG
 
Dein Versuch der Abwägung, Grotius, finde ich ganz gut. Man muss sicherlich zwischen heutiger Bewertung und damaliger unterscheiden.

Ein paar Sachen möchte ich aber anmerken.
1.
Soziale Einrichtungen wie Invalidenheime oder Waisenhäuser dürften kaum die Idee einer sozialen Absicherung entsprungen sein, sondern weil sich sonst mangels "Moral" kein stehendes Heer erhalten ließ. Desertationen waren ein grundlegendes Problem jeder Armee dieser Zeit.


2.
Napoleon hatte dieses Problem durch die Levée en masse vorerst nicht. Doch im ersten Koalitionskrieg verlor Frankreich trotz dieses Vorläufers der Wehrpflicht und der sicherlich großen Begeisterung von 1793-1796 von 1 Mio Soldaten 600.000 durch Desertation oder Verluste. Also kampferprobte und vor zuverlässige Soldaten, waren das wertvollste Gut des damaligen Militärs. Deshalb ja auch Napoleons extreme Priviligierung der "Alten Garde".

3.
Aber die Revolution hiess auch Robespierre und Revolutionstribunale, royalistische Umsturzversuche und nicht zuletzt der erste Koalitionskrieg, in dem Frankreich von Preußen und Habsburg der Krieg erklärt wurde.

4.
Und ja, nach heutigen Maßstäben, zweifelsfrei ein Kriegsverbrecher, aber das würde ich z.B. für die gesamte preußische Generalität, in der in Berlin ja zahlreiche Straßen und Plätze benannt sind, ebenso sehen.
LG
1.
Da würde mich mal interessieren, ob die Invalidenheime irgendwelchen Einfluss auf die Moral hatten. Hätte es den Invaliden nicht besser gefallen, sich mit einer schönen Pension ins Privatleben zurück zu ziehen?

2.
Hier sehe ich einen oft diskutierten Widerspruch. Das Problem mit der Alten Garde war ja, dass sie überwiegend geschont wurde. Das heißt, dass die Kampferfahrungen der Soldaten zusehends weiter zurück lagen. Man kann das mit der preußischen Armee von 1806 vergleichen, deren Scheitern ja auch mit einer zu lange währenden Inaktivität erklärt wird. Die Preußen hatten zuletzt im 1. Koalitionskrieg und in der Niederschlagung der polnischen Unabhängigkeitsbewegung gekämpft, das war etwa 10 Jahre vor Jena-Auerstedt.

3.
Frankreich hatte Österreich 1792 den Krieg erklärt und nicht umgekehrt. :fs:

4.
Da hast Du wahrscheinlich nicht Unrecht.:winke:
 
Dein Versuch der Abwägung, Grotius, finde ich ganz gut. Man muss sicherlich zwischen heutiger Bewertung und damaliger unterscheiden.
Danke sehr, ich möchte an dieser Stelle auch noch mal betonen, dass ich Laie bin und mich dem Thema mitnichten mit akademischen Anspruch nähere. Ich lese viel und suche nach einem Gesamtbild, aber es würde mir im Traum nicht einfallen, meinen Mutmaßungen ein tatsächlich belegbares historisches Fundament zu geben. Ich bewundere diejenigen die das tun, ist aber nicht mein Anspruch. Letztlich halte ich auch vieles, selbst mit intensivstem Quellenstudium für sehr interpretationsfähig.

Da würde mich mal interessieren, ob die Invalidenheime irgendwelchen Einfluss auf die Moral hatten. Hätte es den Invaliden nicht besser gefallen, sich mit einer schönen Pension ins Privatleben zurück zu ziehen?
Preußen hat bis zu 85% des Staatshaushaltes für das Militär ausgegeben, man kann sich denken, wie groß der Spielraum für solche Dinge war. Teilweise standen über 6% der Bevölkerung unter Waffen, ich liebe dieses Zitat, dass Preußen kein Land mit einer Armee war, sondern eine Armee die ein Land hatte. Es braucht nur wenig 1x1 um sich auszurechnen, dass praktisch jede Familie einen oder mehrere Armeeangehörige hatte. Und das bereits um 1740, also konnte jeder trotz massiver Auslandswerbung *sehen*, was mit Invaliden, Witwen und Waisen geschah. Logisch hätten Veteranen eine Pension bevorzugt, aber per definition gab es praktisch weder Veteranen im Sinne von Rentnern, noch war die öffentliche Meinung der "Gemeinen" von Bedeutung. Aber der Staatshaushalt gab sowas gewiss nicht her. Eine reine Zwangläufigkeit, basierend auf der Frühform der Wehrpflicht.

Hier sehe ich einen oft diskutierten Widerspruch. Das Problem mit der Alten Garde war ja, dass sie überwiegend geschont wurde. Das heißt, dass die Kampferfahrungen der Soldaten zusehends weiter zurück lagen.
Geschont würde ich mal als relativ betrachten. Sie waren das Rückgrat der Armee und wurden eben nur eingesetzt, wenn es gar nicht mehr anders ging. Letztlich haben das Prinzip alle Armeen kopiert, siehe die Grenadiere. Letztlich wurden die wenigsten Schlachten ja bis zum Letzten geführt. Die meisten Verluste ergaben sich neben banalen Seuchen und Krankheiten ja weniger aus dem Gefecht, als aus den Auflösungserscheinungen nach Zusammenbruch der Linien. Eliteregimenter oder Korps waren davon ja praktisch nie betroffen, diese Schlachten kann man an einer Hand abzählen.

Man kann das mit der preußischen Armee von 1806 vergleichen, deren Scheitern ja auch mit einer zu lange währenden Inaktivität erklärt wird. Die Preußen hatten zuletzt im 1. Koalitionskrieg und in der
Niederschlagung der polnischen Unabhängigkeitsbewegung gekämpft, das war etwa 10 Jahre vor Jena-Auerstedt.
Es gibt ein halbes dutzend Gründe für das Scheitern der Preußischen Armee gegen Napoleon, am Besten hat es imho Scharnhorst zusammengefaßt.

Frankreich hatte Österreich 1792 den Krieg erklärt und nicht umgekehrt.
Das halte ich eher für eine Spitzfindigkeit, die der damaligen Zeit angemessen wäre. Das postrevolutionäre Frankreich wäre so oder so angegriffen worden, allein schon aus dem Grund, dass man es für schwach hielt und natürlich den Affront der Hinrichtung der Verwandten nicht hinnehmen konnte. Es scheint mir sehr viel realistischer, dass Habsburg und Hohenzollern ihren Vorteil aus dem französischen Chaos schlagen wollten, als zu diesem Zeitpunkt von Frankreich irgendwelche expansionistischen Bestrebungen ausgingen.

Da hast Du wahrscheinlich nicht Unrecht.
Hier wäre eine Diskussion mit meiner seeligen Großmutter aus "Großbeeren" hilfreich, doch ich bin in der "Katzbach"-Straße groß geworden, unweit der "Yorckbrücken" oder der "Gneisenaustraße" und ich kenne noch Begriffe wie "Belle-Alliance-Platz" oder weiß, warum es einen "Nollendorf"platz oder die "Lützow"straße gibt.

Doch vielleicht waren erst 20-Jahre Exil notwendig, um die nötige Distanz zu gewinnen, um diese Benennungen erst richtig zu verstehen. Doch zur anderen Hälfte bin ich Südafrikaner der burischen Hardcorefraktion aus Natal, insofern sehe ich mein deutsches geschichtliches Erbe vielleicht gelassener als andere. Meine persönliche Familengeschichte umfaßt Täter, ebenso wie Opfer, das relativiert beide Seiten etwas.
 
Preußen hat bis zu 85% des Staatshaushaltes für das Militär ausgegeben, man kann sich denken, wie groß der Spielraum für solche Dinge war. Teilweise standen über 6% der Bevölkerung unter Waffen, ich liebe dieses Zitat, dass Preußen kein Land mit einer Armee war, sondern eine Armee die ein Land hatte. Es braucht nur wenig 1x1 um sich auszurechnen, dass praktisch jede Familie einen oder mehrere Armeeangehörige hatte. Und das bereits um 1740, also konnte jeder trotz massiver Auslandswerbung *sehen*, was mit Invaliden, Witwen und Waisen geschah. Logisch hätten Veteranen eine Pension bevorzugt, aber per definition gab es praktisch weder Veteranen im Sinne von Rentnern, noch war die öffentliche Meinung der "Gemeinen" von Bedeutung. Aber der Staatshaushalt gab sowas gewiss nicht her. Eine reine Zwangläufigkeit, basierend auf der Frühform der Wehrpflicht.

Dazu ist allerdings im Kontext zu berücksichtigen, dass die Quote des Staatshaushaltes von vielen Ländern 1800-1914 erreicht oder übertroffen wurde.
85% sind insofern nichts Besonderes, sondern in der Ausgaben- und Einnahmenstruktur begründet.

Bzgl. des Militärangehörigen erreichte Preußen um 1800 eine Quote von rd. 8% der Bevölkerung, zB Hessen vor 1800 rd. 10%.
 
Dazu ist allerdings im Kontext zu berücksichtigen, dass die Quote des Staatshaushaltes von vielen Ländern 1800-1914 erreicht oder übertroffen wurde.
85% sind insofern nichts Besonderes, sondern in der Ausgaben- und Einnahmenstruktur begründet.

Bzgl. des Militärangehörigen erreichte Preußen um 1800 eine Quote von rd. 8% der Bevölkerung, zB Hessen vor 1800 rd. 10%.
Völlig richtig, ohne Relation zu den anderen Staaten oder besser Fürsten zu der Zeit sind viele Daten und "Fakten" völlig wertlos. Preußen war eine Ausnahme, aber eben auch keine vollkommen "absurde". Interessanter fände ich aber eine Diskussion über die Ursprungsthese, ob man Napoleon als Kriegsverbrecher einordnen kann oder nicht. Meine Zweifel habe ich geäußert und womöglich schwach begründet, aber diese Argumentation fände ich interessanter als Details der Preußischen Armee, die ich nur herangezogen habe, weil sich bestimmte Probleme da notgedrungen früher zeigten. Ich wollte da keine Debatte drüber.
LG
 
Toller Beitrag!
Daher nur ein paar Anmerkungen:
Oder die Anekdote in den Friedensgesprächen von 1813 mit Metternich:
"Napoleon: „... Ich bin im Felde aufgewachsen, und ein Mann wie ich schert sich wenig um das Leben einer Million Menschen ... Die Franzosen können sich nicht über mich beklagen; um sie zu schonen, habe ich die Deutschen und die Polen geopfert. Ich haben in dem Feldzug von Moskau 300.000 Mann verloren; es waren nicht mehr als 30.000 Franzosen darunter."
Metternich: „Sie vergessen, Sire, dass Sie zu einem Deutschen sprechen!'"
(Metternich, Denkwürdigkeiten, hrsg. von Otto H. Brandt, München 1926, Band l, S. 246 ff.)
Was du mit Anekdote umschreibst, ist aus dem einzigen schriftlichen Bericht des denkwürdigen Gespräches zw. Napoleon und Metternich vom Aug. 1813, der uns vorliegt. Und der ist mit großer Vorsicht zu genießen: Zusätzlich unterscheiden sich Metternichs Memoiren deutlich von dem ersten Bericht, den er nach dem Gespräch 1813 an seinen Kaiser sandte. Historiker wie Volker Sellin vermuten daher sehr begründet, dass Metternich im Nachgang Napoleons Legitimation infrage stellt und damit seine Entthronung begründet. Daher ist es fraglich, ob N. diese Worte tatsächlich gebraucht hat.
Um mal auf ein Zitat von Dir zurückzukommen:
"Spricht - oder träumt - so ein Mensch, der mit der Aufklärung und der franz. Revolution groß geworden ist oder ein Abenteurer, dem nichts heilig ist?"
Napoleon ist ja kein Kind der Aufklärung, auch wenn diese sicherlich ihren Teil zur Auslösung beigetragen hat... Der Ägytenfeldzug fällt ja noch unter die Herrschaft des Revolutionsdirektoriums, sicher nicht zuletzt mit dem Hintergedanken den immer populärereren Napoleon erstmal loszuwerden.
Mein Satz ist reine Rhetorik. Natürlich ist Napoleon in bester korsischer Familientradition groß geworden.
Vor dem Ägyptenfeldzug war Bonaparte in Italien, führte sein Heer "in fruchtbare Ebenen". Schon dort, spätestens nach der Einnahme von Mailand wird deutlich, dass er niemandem mehr gehorcht, er nach eigenem Ermessen Schlachten schlägt und Frieden schließt und die Weisungen des Direktoriums ignoriert. Das darf man bei der Betrachtung nicht vernachlässigen; damit ist die Verlagerung der Schuld auf die Schultern des Direktoriums nicht möglich.
Richtig ist wohl, dass das Direktorium froh war, den populären General loszuwerden.
Ende des 18.jahrhunderts dürften nur sehr wenige wirklich Anstoss an Napoleons Kriegsführung gefunden haben, wenn überhaupt, vermutlich eher, weil er letztlich keinen Erfolg verbuchen konnte. Dennoch bleibt die Frage im Raum, wenn wir diese Massaker mal beiseite lassen, ob sich Napoleon nach damaligen europäischen Maßstäben zum Kriegsverbrecher gemacht hat. Bspw. eben im Rahmen des ja überaus brutalen Rußlandfeldzuges. Aber auch dies würde ich im Kontext der Zeit klar verneinen. Die weitaus meisten Opfer fielen ja nicht absichtlichen Massakern oder "brutal" geführten Schlachten zum Opfer, sondern aufgrund von mangelhafter Planung, Versorgungsengpässen, Überanstrengung, Krankheiten, Seuchen, der Kälte, der allgemeinen Rücksichtslosigkeit zu dieser Zeit.
Erstes ist wohl wahr, zumal auch die Propaganda (Pestkranke) auch ihren Teil dazu beigetragen hat.
Natürlich gibt es keine Schuld Bonapartes durch das Fehlen anerkannter verbindlicher Konventionen zu dieser Zeit. Dennoch, eine moralische Bewertung wie oben erfolgt, ist möglich. Meine w.o. genannten Beispiele (Moreau, Bernadotte) zeigen zudem, dass auch im Krieg das Erreichen von Zielen ohne Exzesse möglich ist und dass das Verhalten Bonapartes wohl eher die Ausnahme darstellt.
Gleichzeitig darf man aber nie vergessen, dass Napoleon trotz seines Machtstrebens, seiner Soziopathie, seiner Rücksichtslosigkeit, sich weitestgehend im Rahmen der damaligen Zeit in vernünftigen "Bahnen" bewegt hat. Das postrevolutionäre Frankreich war tatsächlich umgeben von Feinden die auch tatsächlich Krieg erklärten.
Die Habsburger Niederlände gehört seit langem genauso zum französischen Herrschaftsanspruch wie die linksrheinischen Gebiete, auch das "Stutzen" der Häuser Habsburg, Hohenzollern und Hannover dürfte in der heutigen Zeit noch als Präventivkriege und Pufferzonen durchgehen. Der "Wahnsinn" im Sinne der Weltherrschaft, also die Zäsur der damals außerhalb der Kabinettskriege anerkannten Machtverschiebungen, dürfte neben dem Anspruch auf Spanien der Angriff auf Rußland gewesen sein. Aber auch dies war ein Merkmal der Zeit, die Revolution in Frankreich wurde lange Zeit weniger kritisch gesehen, als die Machtverschiebungen durch Rußland auf der Krim.
Naja, der Wahnsinn fing schon mit der Nichteinhaltung der Verträge von Lunéville und Amiens an. Die Kriege in Spanien und Rußland waren nur noch der Punkt auf dem i, um eine verfehlte Wirtschaftspolitik durchzusetzen. Und was Rußland angeht, kommt man wohl nicht umhin, zu betrachten, dass der Zar (als Zugeständnis zu Tilsit) z.B. in Finnland freie Hand bekam. Von den bis dato bekannten Kabinettskriegen kann ich bei der franz. Machtausdehnung insgesamt nichts erkennen.
Die passenste Betrachtung ist für mich insofern auch nicht der heutige Maßstab, sondern der zeitgeschichtliche. Und der zeigt sich am besten im Umgang mit Napoleon nach der Niederlage. Obwohl er ja nun mitnichten Mitglied des Hochadels war und deshalb auch nicht dessen eigenen Gesetzen unterlag, wurde er nach der Völkerschlacht bei Leipzig, bzw. deren Konsequenzen, nicht hingerichtet. Sondern bekam mit Elba ein Micky-Maus-Herzogtum, aber eine eigene Insel zum würdevollen Abgang. Und selbst nach der 100-Tage-Herrschaft, wurde er nicht hingerichtet wie etwa Marshall Ney, sondern bekam sein, wenn auch diesmal bescheideneres Exil auf St.Helena. Und das, trotz der Bedeutung der Befreiungskriege in der nationaleuropäischen Bewegung.

Also trotz der exorbitanten Blutopfer seiner Zeit, war der Respekt größer, als jegliche Rachegedanken an diesen nach heutigen humanistischen Maßstäben, sicherlich gestörten Mann.
Die Absetzung Napoleons hat nichts mit seinen Verbrechen zu tun. Die Niederlage Frankreichs 1814 ging einher mit dem Verlust der (bereits in der Revolution postulierten) "natürlichen" Grenzen. Entsprechend vorsichtig waren die Alliierten, die Provisorische Regierung und der Senat. Napoleon wurde abgesetzt wegen Verstoßes gegen den Gesellschaftsvertrag. Zusätzlich wirkte die Solidarität der Fürsten, durch die Alexander I. ihm nicht nur Titel, sondern auch Elba (sehr zum Ärger der Engländer und Österreicher) sicherte. Damit blieb Napoleon souveräner Fürst (sogar) mit dem Recht, Krieg zu führen!

Grüße
excideuil
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber's Code

Im Nachgang noch eine Abhandlung, die sich mit der Rechtsgeschichte nach Napoleon zum Kriegsrecht, mit der Durchsetzung von Anschauungen zur Landkriegsführung befasst:

Vöneky: Der Lieber's Code und die Wurzeln des modernen Kriegsvölkerrechts
Zeitschrift fr auslndisches ffentliches Recht und Vlkerrecht (ZaRV)

Zitat:

"Der Einfluß des Lieber's Code zeigte sich bald nach seiner Veröffentlichung. Es bewahrheitete sich die Voraussage Liebers, daß der Kodex Grundlage ähnlicher Publikationen der deutschen, französischen und englischen Armee sein werde: die preußische Armee übernahm den Kodex als Leitlinie für ihre Truppen im französisch-preußischen Krieg von 1870; die Niederlande veröffentlichten 1871 einen entsprechenden Manual; der Kodex wurde schließlich auch von Frankreich 1877, der Schweiz 1878, Serbien 1879, Spanien 1882, Portugal 1890, Italien 1896 und Großbritannien 1884 kopiert. Für die Vereinigten Staaten blieb er bis zur Erstellung des Army Field Manual „The Law of Land Warfare” von 1914, in Kraft. Das in ihm zum Ausdruck gelangte Völkerrecht führte zudem – über die Brüsseler Erklärung von 1874, deren Grundlage der Lieber's Code war, – zu den Haager-Landkriegsordnungen von 1899 und 1907. Auch die St. Petersburger Deklaration von 1868 und die Genfer Konventionen von 1864, 1906, 1929 und 194920 enthalten Regelungen, die auf den Lieber's Code zurückgehen."

Lieber Code ? Wikipedia
 
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