Bonifatius - Apostel der Deutschen

heinz

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Der angelsächsische Adelsspross mit dem ursprünglichen Namen Win(i)fried hatte Anfang des 8.Jahrhunderts in der bereits festverwurzelten Kirche Englands eine vielversprechende Karriere gemacht, als er sich entschloß, den Zahlreichen Landsleuten auf den Kontinent zu folgen, die dort den vielen >verstockten Heiden< die frohe Botschaft des Christentums brachten. Voraussetzung, wenn auch nicht unbedingt Erleichterung der Misionsarbeit war der Vormarsch des fränkischen Königreiches im germanisches Gebiet; seine ersten Erfolge erlebte Bonifatius, wie er sich seit seinem Besuch in Rom nannte, im thüringischen Raum.
Vom Pabst zum Bischof ohne festen Amtssitz ernannt, wurde Bonifatius zum bedeutenden Organisator, der die prägenden kirchlichen Strukturen im Westen und Süden des späteren Deutschlands entwickelte. Als härterer Brocken erwies sich der Norden, wo Sachsen und Friesen starrköpfig an der alten Religion festhielten. Mit rund 80 Jahren brach Bonifatius 754 zu einer Missionsreise ins Friesenland auf, wo er Jahrzehnte zuvor schon eimal gescheitert war. Doch die Nordleute sahen ihn und seine Gefährten keineswegs als Heilsbringeran , sondern als Stoßtrupp des verhassten Frankenreiches, und so erlitt Bonifatius vor 1250 Jahren den Märtyrertod. :teach:
 
heinz schrieb:
Als härterer Brocken erwies sich der Norden, wo Sachsen und Friesen starrköpfig an der alten Religion festhielten.
Besonders die Missionierung der Sachsen verlief im Zuge der Sachsenkriege unter Karl dem Großen besonders blutig. Wobei man hier natürlich darüber diskutieren kann, ob nun die Missionierung oder aber die Erweiterung des fränkischen Gebietes im Vordergrund stand.
 
Statt des aktuellen Spiegel, diesmal was aus dem aktuellen "Damals" Heftchen... Abwechslung muss sein... :rofl:
 
Lili schrieb:
Besonders die Missionierung der Sachsen verlief im Zuge der Sachsenkriege unter Karl dem Großen besonders blutig. Wobei man hier natürlich darüber diskutieren kann, ob nun die Missionierung oder aber die Erweiterung des fränkischen Gebietes im Vordergrund stand.

Liebe Lili,

beides wird wohl Hand in Hand gegangen sein, wie es später auch in Ostdeutschland oder in Mittel- oder Südamerika geschehen ist. Die christliche Kirche wird ein Bündnis, wie so oft in der Geschichte, mit den jeweils Herrschenden eingegangen sein. Die Franken drangsalieten die Sachsen, die sich anschließend, weil ohne Alternative in die Arme der Kirche werfen mußten. :rolleyes:
 
Na, da wird aber dem großen Karl doch zu wenig Raffinesse zugetraut.
Natürlich sah er auch ein "Bündnis" mit der Kirche, dass er, vielleicht sogar aus der Überzeugung des Glaubens heraus, umsetzte, in dem er die Sachsen missionieren ließ. Nur die Art und Weise dieser Mission, nämlich mit mörderischer Gewalt, lässt doch eher auf andere Ziele schließen.
1. Christianisierte Sachsen würden sich den Franken eher unterordnen, in folgenden Generationen über das Christentum sogar schwer zerstörbare Bande der Zugehörigkeit aufbauen.
2. Die Glaube war bedeutsam, um die neu gewonnen Untertanen zu kontrollieren und auf ihre Zuverlässigkeit zu überprüfen.
3. Die Kirche war unverzichtbar in der Verwaltung des Frankenreiches und der neu hinzugewonnen (ehemals sächsischen) Landesteile.

Nebenbei bemerkt war die brutale Zwangschristianisierung auch eine hervorragende Möglichkeit für Karl, seine Macht zu demonstrieren und den Sachsenherzog zu demütigen.
 
Lieber Kirlon,

keiner der von Dir angesprochenen Argumente wird von mir bestritten. Die Unterordnung der Sachsen unter die Franken ist wohl nicht ganz gelungen. Sonst hätte nicht Konrad Heinrich dem Vogler, der als Heinrich I in die Geschichte einging, die deutsche Königswürde übertragen, um den Zerfall des ostfränkischen Reiches zu verhindern. Ohne Sachsen wäre Deutschland heute nichts. :thx:
 
Das war jedenfalls noch für ein paar Jahrhunderte nur eine proforma Missionierung, das gewöhnliche Volk war zwar getauft und der Rest blieb lange Zeit ziemlich heidnisch. (in manchen Formen sogar bis heute)
 
Welches? das man lange zeit noch heidnisch blieb oder das heute noch spuren zu finden sind?
 
das eiste wird wohl eher unbewusst als Gewohnheit und/oder Tradition weitergetragen. zum Beispiel in der Architektur, auf dem Land ist kaum ein Haus (von 50 Jahren aufwärts) zu finden, das keinen "Sonnenschlüssel" (heißt aber auch oft anders) hat. Das sind ca 30 cm lange "Zierbeschläge" aus Stahl an den Stirngiebel der Häuser. Die sehen aus wie abgerundete Blitzsymbole die horizontal durchgestrichen sind. Oft ähneln sie auch eher gewissen S-Runen.
Sie sollen für eine gute Ernte und gegen Unwetter helfen.
Die ganze Symbolik weist eher nach Walhalla anstatt nach Rom.

Vom mentalen Heidentum zu berichten, da würde ich mir hier einen Wolf tippen, lest lieber bei Erich Fromm im "Haben und Sein", er für das Thema ein eigenes Kapitel gewidmet.

Übrigens, die bisher letzte wirkliche Hexenverfolgung fand in den 50ern in der Lüneburger Heide statt. Es gab neulich eine Reportage mit Zeitzeugen darüber.
 
Na gut, das findet sich wohl überall in irgendeiner Form. Ich dachte schon Du meinst in Form von aktiver Religionausübung...
 
"aktiver Religionausübung", gibts auch , aber ich denke als Renesaisse. Wenn man von den Wikka und den Neuheiden absieht. Gibts ab und zu "germanische" Hochzeiten, die werden von wirklich amtlichen Goden aus Island durchgeführt.
 
Hexenverfolgung ?

askan schrieb:
Übrigens, die bisher letzte wirkliche Hexenverfolgung fand in den 50ern in der Lüneburger Heide statt. Es gab neulich eine Reportage mit Zeitzeugen darüber.
Das war aber keine Hexe im traditionellen Sinn.
Um was ging es?
Einer modernen Hexenjagd war beispielsweise Irma B. aus dem Dorf Barum in der Lüneburger Heide ausgesetzt. Ihr Vater war in der Gegend als Hexenmeister bekannt und pflegte durchaus dieses Image, ließ sich von Illustrierten mit ausgestopfter Katze auf der Schulter und präpariertem Raben in der Hand fotografieren. Der knurrige Alte ließ keinen aus dem Dorf an sich heran, die Dorfjugend machte daraufhin Jagd auf die Tochter, die Hexe. Sie wurde schließlich im Sommer 1986 in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Der Volkskundler Hans-Joska Pintschovius von der Universität Hamburg, seit 1967 auf das Gebiet Hexerei spezialisiert, machte in der Stadt Lüneburg sogar eine heimliche Hexenbannerin aus.
Hexenverfolgung?
 
Mit seinem mißglückten Missionsversuch hat Bonifatius ja die Abkürzung zur Ehre der Altäre genommen...

Aber viel wichtiger erscheint mir die von ihm organisierte Kirchenreform. Schließlich hatten seine Gründungen über Jahrhunderte und zum Teil auch bis heute Bestand. Für mich sind da natürlich die bayrischen Bistumsgründungen von besonderem Interesse, denn er machte 739 Salzburg zum Bistum und nicht Rupert, wie oft angenommen wird. Rupert war zwar Bischof, aber von Worms...
 
War Bonifatius ein Märtyrer?

Die Legende nennt ihn Märtyrer, die historische Wahrheit sieht da etwas profaner aus:

Er hatte Firmlinge in sein Lager am Fluss Doorn in der Nähe der friesischen Stadt Dokkum bestellt. Statt der Firmlinge aber kamen Räuber. Innerhalb kurzer Zeit metzelten sie Bonifatius und seine 52 Begleiter nieder.

Übrigens ist das Todesdatum wieder umstritten; jetzt ist 745 im Gespräch.

Aber macht nix, wir feiern in diesem Jahr, den Märtyrer.
 
Mercy schrieb:
Die Legende nennt ihn Märtyrer, die historische Wahrheit sieht da etwas profaner aus:

Er hatte Firmlinge in sein Lager am Fluss Doorn in der Nähe der friesischen Stadt Dokkum bestellt. Statt der Firmlinge aber kamen Räuber. Innerhalb kurzer Zeit metzelten sie Bonifatius und seine 52 Begleiter nieder.

Übrigens ist das Todesdatum wieder umstritten; jetzt ist 745 im Gespräch.

Aber macht nix, wir feiern in diesem Jahr, den Märtyrer.

Lieber Mercy,

ob durch Räuber, Firmlinge oder andere Friesen umgebracht. Er wurde durch seinen Tod zum Märtyrer und damit zum Begründer des christlichen Glaubens in weiten Teilen Deutschlands.

Da waren die Chatten doch friedlicher mit ihm, als er ihnen die Donareiche in Geismar umschlug. :rolleyes:
 
Da könnte man die These aufstellen das den nördlichen Germanen einfach ihre Werte und Traditionen wichtiger waren als den Südgermanen. :p

Ist auf Helgoland nicht mal ein Missionar zum Märtyrer befördert worden?
 
askan schrieb:
Da könnte man die These aufstellen das den nördlichen Germanen einfach ihre Werte und Traditionen wichtiger waren als den Südgermanen. :p

Ist auf Helgoland nicht mal ein Missionar zum Märtyrer befördert worden?

Lieber Askan,

zu welcher Gruppe zählst Du die Chatten? Vielleicht haben sie sich auch deshalb nicht für das Umhauen ihrer Donareiche gerächt, weil Hessen zu dieser zeit schon zum Frankenreich gehörte und wenn sie sich an Bonifatius vergriffen hätten, sie es mit der Frankenmacht zu tun bekommen hätten. :thx:
 
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