Britische Monitore (und die anderer Marinen)

Seit Anfang März waren sie dann aber für die Dardanellen vorgesehen., und wurden zunächst unbemannt nach Malta geschleppt, Schiffe "boarded over und bestmöglich "verschlossen", Ankunft 29.3. Die Crew kam gesondert mit einem Liner. Dort vor Malta blieben sie bis 28.4., Lazzaretto Creek, ab 25.4. war der Einsatz vor den Dardanellen wegen Seebedingungen nicht angeraten (wurden erst gar nicht hingeschleppt), und es wurde umdisponiert.

Edward Paice (Tip & Run – The Untold Tragedy of the Great War in Africa 2007) schreibt, dass HMS Mersey und HMS Severn ins Mittelmeer verlegt wurden mit dem Auftrag, nach dem Durchbruch durch die Dardanellen donauaufwärts eingesetzt zu werden. Es sei „the clearest measure of any of the magnitude of the Admiralty’s obsession with destroying the Königsberg“, dass Churchill die Monitore stattdessen nach Ostafrika geschickt habe.
Das ist das erste Mal, dass ich von einem geplanten Einsatz als Flussmonitore auf der Donau gelesen habe. Möglich wäre das natürlich gewesen, da die Schiffe ja ursprünglich für das brasilianische Amazonas-Geschwader vorgesehen waren.

Paice berichtet auch, dass nach der Ankunft in Ostafrika beide Schiffe zusätzlich mit "steel boiler-plate" gepanzert und die Aufbauten mit Sandsäcken geschützt worden seien. Unter Deck habe man "by the thousands" leere Ölfässer geladen, um die Schwimmfähigkeit nach Treffern zu erhöhen.
 
Das basiert vermutlich auf "Severn's Saga" von Chatterton.

Jedenfalls zitiert ihn Buxton in "Big Gun Monitors".

Die Donau-Ambitionen sind vermutlich der Besatzung auf Malta in den Sinn gekommen, während der Wartezeit für die Dardanellen wegen Schlechtwetter.

Die Flottille wurde dort auseinander gerissen, Humber verblieb erst in Malta, dann kam er zu den Dardanellen. Der Grund hierfür war angeblich (laut Buxton) schechte Zustand der Artillerie (der aber wohl offensichtlich nicht am Dardanellen-Einsatz gehindert hat, als unplausibel erscheint).

Ich vermute eher, dass man das Volumen "teilte" (bzw. auf 3:4 ansetzte), und zwei Schiffe wegen der riskanteren Überführung nach Ostafrika für besser hielt, damit wenigstens eins ankommt. Die unsichere Lage am Suez-Kanal (Raids liefen dort von März bis Mai), auch die beiden wurden bei der Passage beschossen, könnte da den Ausschlag gegeben haben.
 
Ich vermute eher, dass man das Volumen "teilte" (bzw. auf 3:4 ansetzte), und zwei Schiffe wegen der riskanteren Überführung nach Ostafrika für besser hielt,

Paice schreibt dazu, der taktische Ansatz, der direkt von Churchill gekommen sei, sei gewesen, mit jeweils einem Monitor auf unterschiedlichen Rufiji-Delta-Zugängen anzugreifen. Fullerton und und Wilson, die Kommandanten der Monitore, hätten sich über diesen Befehl hinweggesetzt, da sich die Monitore bei diesem taktischen Ansatz nicht hätten gegenseitig schützen können.
 
... Die drei brasilianischen Monitore waren unbedeutend, und der Kauf wurde in der RN nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen (Stückpreis etwa gleich einem Zerstörer, 155 T-GBP, nur Eignung für Flüsse, ungeeignet für "service" in der Grand Fleet, kaum für "Dover Patrol", etc.). ME wurden die Schiff in Bausch und Bogen übernommen, damit man sich konsistent und plausibel mit den übrigen Requirierungen verhielt und nach außen kein Cherry-picking betrieb.
...

Das finde ich einen interessanten Gedanken. (Cherry-picking und Aussenwirkung)

Was mich erstaunte, dass sich der Stückpreis in der Größenordnung eines Zerstörers befand.
(Ich hatte mir da ein ziemlich großes Teil vorgestellt.
Aber die "Zerstörer, hatten auch nur ein paar gute 100t,
so wie die Flussmonitore.)
 

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Paice schreibt dazu, der taktische Ansatz, der direkt von Churchill gekommen sei, sei gewesen, mit jeweils einem Monitor auf unterschiedlichen Rufiji-Delta-Zugängen anzugreifen. Fullerton und und Wilson, die Kommandanten der Monitore, hätten sich über diesen Befehl hinweggesetzt, ...

Gibt er dazu einen Operationsbefehl als Quelle an?

Die Angabe erscheint mir merkwürdig, da

1. Churchill am 18.5.1915 aus dem Amt des 1. Lord der Admiralität ausgeschieden ist, sich die Dinger erst am 3.6. vor Ort befanden

2. die Frage ist, ob diese Idee zum taktischen Ansatz schon Ende April bei Antritt der Reise existierte

3. Churchill zu der Zeit, insbesondere seit Ende April mit dem Ubootkrieg, Dardanellen, Besuchen an der Westfront, ab Mai 1915 dann mit dem Lusitania-Desaster etc. wohl anderes zu tun hatte

4. außer seinen berüchtigten Minutes und Dreizeilern (mit irgendwelchen vagen Ideen) mit operativen oder gar taktischen Anweisungen grundsätzlich eher sparsam war, und sich lieber um die große strategische Linie kümmerte.

Von daher wäre die Quelle interessant. Nicht auszuschließen, dass er sich um das Miniproblem der eingeschlossenen Königsberg aus populistischen Gründen kümmerte, wenn es ansonsten nicht gut "lief", um mal was Positives zu vermelden.

Das müsste er aber, wie gesagt, vor Mai 1915 inzeniert haben.

Das anschließende "nicht daran halten" ließe sich auch vor dem Hintergrund dieses Rücktritts relativieren.
 
hatl schrieb:
Was mich erstaunte, dass sich der Stückpreis in der Größenordnung eines Zerstörers befand.

Beispielsweise kosteten die 16 Zerstörer der Beagle-class aus Etat 1909/10 zusammen 1,6 Mio. GBP, die 1600t Destroyer-Leader der Marksman-Klasse in 1914 je ca. 180.000 GBP

Friedman, British Destroyers.
 
Gibt er dazu einen Operationsbefehl als Quelle an?

Nein. Als Quelle ist IWM/D. Crampton (71/29/2) angegeben, das bezieht sich wohl auf die umfangreiche Interview-Sammlung, die das Imperial War Museum seit 1914 aufgebaut hat. Wird wohl Captain Denis B. Crampton, MVO, H.M.S. "Weymouth sein, immerhin jemand, der nach dran war.
 
Hier ein Bild von der Humber kurz nach Fertigstellung noch mit dem Doppelgeschützturm.
 

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