Brunnen mit Davidstern im Jahr 1943 - Erklärung?

Lenz

Mitglied
Guten Abend,


bei einem bereits verstorbenen Bekannten steht im Garten ein Brunnen, an dessen Seite ein Davidstern als Dekoration vorhanden ist. Gelegen ist das ganze in einem kleinen oberbayerischen Dorf. Gebaut wurde der Brunnen 1943.

Ich habe herausgefunden, dass das Symbol auch für Brauereien stehen kann.
Der Bekannte hat weder uns bekannte Verbindungen zum Judentum, noch zum Brauereigewerbe.

Das Jahr 1943 ist in Verbindung mit dieser Symbolik für mich sehr interessant.
Hat jemand irgendeine Idee, was es damit auf sich haben kann?


Liebe Grüße,
Lenz


PS: Hier ein Foto: 292206741-716426376082620-4367564541387160059-n
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Der Brauerstern wurde auch bei Wirtshäusern verwendet - oder aber mit dem Recht Bier zu brauen. Wurde das Wasser des Brunnen vielleicht mal zum Brauen verwendet oder fand dort ein Aussschank in irgendeiner Weise statt? Wie gesichert ist denn das Baujahr des Brunnens - und ist er auf einem Privatgrundstück oder öffentlich sichtbar?

Auch wenn einige Wirtsleute und Brauer während der NS-Zeit die Verwendung des Brauersterns, der ja genauso aussieht wie ein Davidstern, vermieden, hat das Symbol ja diese Zeit vor allem in Süddeutschland überlebt. Vielleicht wollte der Bekannte auch einfach nur ein Zeichen gegen Vereinnahmung des Symbols setzen. Aber das ist jetzt Spekulation meinerseits.
 
Danke für deine flotte Antwort!

Der Brunnen ist ein ganz kleiner Privatbrunnen auf einem Privatgrundstück. Nach unserem Wissen wurde er nur verwendet, um den Gemüsegarten zu bewässern. Ausschank oder Brauen ist nahezu komplett sicher ausgeschlossen.
Das Baujahr scheint gesichert zu sein.
 
Das Hexagramm soll auch vor Feuer schützen. Passt doch zu einem Brunnen. Vielleicht hatte der Brunnen einen Vorgänger, von dem das Zeichen übernommen übernommen wurde, obwohl es zu der Zeit unerwünschte(?) Assoziationen wecken konnte. Wenn man nichts über die damaligen Eigentümer weiß, kann man aber nicht einmal fundiert spekulieren.
 
Die Vermutung von Riothamus dass der Stein als Spolie eingebaut war, ist plausibel.
Zwei Dinge sprechen dafür:

Der Stern ist am unteren Rand des Steines angebracht, also nahe am Boden, und damit bei diesem Brunnen unschön exzentrisch.

Wäre der Stein aber Bestandteil eines größeren Gebäudes gewesen, hätte er als Teil einer Fassade in besserer und ästhetisch ansprechender Form vorliegen können. 1938 waren ja bekanntlich fast alle Synagogen in Brand gesteckt worden, die Trümmer abgerissen. Das hochwertige Steinmaterial fand rasch seine Abnehmer. Bei einer Garage eines städtischen Hauses in meiner Heimatstadt, aus der zweiten Hälfte der 1930er Jahre, sind bespielsweise innen hochwertige Spolien aus dem hierzulande im Hausbau kaum verwendeten und nicht natürlich vorkommenden roten Sandstein verbaut.

Zum anderen waren im Jahr 1943 vermutlich fast alle Steinmetze zum Militär eingezogen, so dass eine hochwertige Steinmetzarbeit im Jahr 1943 unwahrscheinlich ist.

Mit der Deportation der jüdischen Bevölkerung in die Vernichtungslager waren die Grabstätten nicht mehr geschützt, jeder konnte sich widerspruchslos an jüdischen Grabsteinen bedienen.
 
Der Stern ist am unteren Rand des Steines angebracht, also nahe am Boden, und damit bei diesem Brunnen unschön exzentrisch.
Genau. Die einfachste Erklärung wäre eine spätere Hinzufügung; jedenfalls weniger abenteuerlich als die Spolientheorie, denn warum hätte man völlig ohne Bezug zum Judentum und ausgerechnet in 1943 Spolien so eingebaut, dass der Davidstern gut sichtbar ist?

Könnte mir als Grund für den Davidstern eine Angabe zur Tiefe des Brunnens vorstellen.(?) (Siehe zur Tiefe jüdischer Brunnen @ Planet Wissen, WDR.)
 
Eure Spolienhypothese in allen Ehren. Aber nach Ansicht der Bilder ist dieser nicht zustimmen. Also abgesehen davon, dass die Positionierung des Hexagramms (das ist neutraler als der jüdisch assoziierte Begriff Davidstern) keineswegs als "exzentrisch" anzusehen ist - der ist ja nicht verschämt versteckt abgebracht, sondern recht zentral - war wohl auch kaum, da es sich um Beton handelt, ein Steinmetz vonnöten.
 
Mich macht stutzig was Freund Lenz da schreibt:

Der Bekannte hat weder uns bekannte Verbindungen zum Judentum, noch zum Brauereigewerbe.“

Und deshalb frage ich mich ob überhaupt das Symbol da am Brunnen etwas mit den Juden bzw. Brauereigewerbe zu tun hat.
Also ich weiß nicht so recht.

Könnte auch ein Hexagramm sein.

Es gibt ja wohl 64 Hexagramme.

Wenn ich mal die „19“ weglasse, hätten wir es mit den „43“ Hexagramm zu tun.
Dies nennt sich zu Deutsch -> „Der Durchbruch“.

43. Hexagramm: ䷪ | Edition Ewige Weisheit

Aber da betrete ich ein Wissensgebiet – besser, sehr dünnes Eis.
 
[…] Also abgesehen davon, dass die Positionierung des Hexagramms (das ist neutraler als der jüdisch assoziierte Begriff Davidstern) keineswegs als "exzentrisch" anzusehen ist - der ist ja nicht verschämt versteckt abgebracht, sondern recht zentral - […]
Da war wohl ›vertikal nicht zentriert‹ gemeint, was zweifellos auch stimmt. Wäre der Brunnen älter, müsste man die Möglichkeit einbeziehen, dass der Boden rundherum erhöht worden ist.

[…] war wohl auch kaum, da es sich um Beton handelt, ein Steinmetz vonnöten.
Da wirst du recht haben, betrachtet man die abgeschlagenen Stellen (die ich zuvor auch nicht beachtet habe).
 
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