Burgen des Deutschen Ordens vor 1220

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Hallo,

ich bin auf der Suche nach einer vom Deutschen Orden selbst angelegten Burg, die vor 1220 erbaut worden ist. Besonders interessant für mich wäre ein Grundriß ähnlich denen der späteren west- und ostpreußischen Burgen des Ordens. Der Standort der Burg ist eher sekundär, kann auch Ausland sein.

Besten Dank
Robert
 
... einer vom Deutschen Orden selbst angelegten Burg, die vor 1220 erbaut worden ist. Besonders interessant für mich wäre ein Grundriß ähnlich denen der späteren west- und ostpreußischen Burgen des Ordens.

Zwar kommt die Antwort sehr spät, aber ich möchte mir dennoch einige Ausführungen dazu erlauben...

Zunächst einige Anmerkungen im Voraus: soweit ich es überblicke, wirst Du bezüglich der ältesten und zudem vom Orden selbst gebauten Ordensburgen wirklich im Ausland suchen müssen, denn die Ordensburgen und -niederlassungen im heutigen Deutschland bzw. auf dem Gebiet des früheren HRR erlangte der Deutsche Orden mW ausnahmslos durch Schenkung u. dgl.
Außerdem unterscheiden sich jene ältesten Burganlagen - vornehmlich im Heiligen Land, im Burzenland (Südosten Siebenbürgens) und Spanien - in ihrem Grundriß signifikant von den späteren preußischen Burganlagen. Ich werde mich dazu gleich noch näher äußern...

Zuvor möchte ich aber noch auf diesen interessanten Beitrag von Arcimboldo hinweisen: http://www.geschichtsforum.de/f79/deutschordensburgen-spanien-5530/

Aber zur Entwicklung der Ordensburgen...

Aus Werner Meyer "Deutsche Burgen, Schlösser und Festungen" - Sonderausgabe Gondrom, Bindlach 1994 - Unterstreichungen im Text durch mich:
Kreuzfahrerburg des Deutschen Ordens um 1230 schrieb:
... Vom Deutschen Ritterorden wurde in Palästina nur die Burg Montfort oder Starkenberg (Kalaat Kourein) unter Benutzung älterer Ruinen 1229 neu erbaut. Frei vor der Angriffsseite der Burg, mit dieser durch eine Brücke verbunden, stand der Bergfried, wie das auch in Deutschland gelegentlich üblich war. Da die Burg den besonderen Zweck hatte, den Ordensschatz und die Archive zu schützen, war ein massiger quadratischer Bau in Anlehnung an einen langgestreckten Wohntrakt der Kernpunkt der Anlage. Wie andere Kreuzfahrerburgen bestand die Burg aus mehreren Verteidigungsabschnitten, deren letzter ein enger Zwinger war. Den Zwinger findet man seither auch an heimischen Burgen in steigendem Maße verwendet. Am Fuße des Burgberges stand das Rasthaus für die Pilger.
Deutschordensburg zur Zeit der Hochmeister schrieb:
... Im Jahre 1211 folgte er (der Deutsche Ritterorden - Anm. von mir) dem Rufe des ungarischen Königs Andreas II. nach Siebenbürgen. In außerordentlich kurzer Zeit sicherte er die Ostgrenze des ihm anvertrauten Landes auf dem Kamm der Karpaten durch eine Kette von Burgen, die leider nur in spärlichen Resten erhalten sind. Urkundlich sind fünf Burgen belegt, die heute noch als meist rechtwinklige Mauerringe mit Verstärkungen durch viereckige Türme und Zwingeranlagen zu erkennen sind. Diese Burgen sind sicherlich von Anfang an in Steinbau errichtet worden... Der absolute Mangel an Bauten im Innenraum läßt wohl darauf schließen, daß diese (Bauten im Innenraum - Anm. von mir) in Holzwerk ausgeführt waren...
Schon 1225 wurde er (der Deutsche Ritterorden - Anm. von mir) des Landes verwiesen, ... als im gleichen Jahr abermals ein Hilferuf aus dem Osten an ihn erging.
Diesmal war es der Herzog von Masowien, der den Orden um Unterstützung in seinem Kampf gegen die heidnischen Preußen (Pruzzen - Anm. von mir) bat...
Die Eroberung des Landes... erfolgte in der üblichen Weise, indem jeder gewonnene Landstrich durch Burganlagen gesichert wurde... Von diesen ersten Burgen, die teilweise in alten Ringwällen der Urbevölkerung entstanden, kann hier nicht gehandelt werden. Ein entscheidender Wandel trat ein, als die Herrschaft begründet war und die Verwaltung einsetzte.
Das Bauprogramm für eine Ordensburg lag nun fest, seine Anforderungen waren vom Wesen des Ordens bestimmt, welches mönchische und ritterliche Lebensformen verband. Es galt, die notwendigen Bauelemente, ein Schlafhaus (Dormitorium), dem Remtner für Beratungen und Mahlzeiten, eine Krankenstube (Firmarie) und eine Kirche oder Kapelle in sinnreicher Anordnung zu verbinden. Gelöst wurde diese Aufgabe prinzipiell in einer Vierflügelanlage, die den Erfordernissen am ehesten entsprach.
Der Anklang an die Kastellbauten Friedrichs II. in Süditalien, zu denen auch durch die persönliche Bande, die zwischen dem Kaiser und dem Hochmeister bestanden, enge Beziehungen wahrscheinlich sind, kann nicht übersehen werden und läßt es unglaubhaft erscheinen, daß die Ordensburgen - ohne jede Anknüpfung an eine Tradition - rein aus Gründen der Zweckmäßigkeit ihre Formgebung gefunden haben...
Die Anwesenheit eines großen Konvents mit vielen Beamten und Dienstpersonal verlangte außer den vorbenannten Teilen der Kernburg eine Reihe von Wirtschaftsbauten, die auf der Vorburg standen. Es war dies der Karwan (Zeughaus), der Marstall, Werkstätten, Gesindewohnungen und die Brauerei. Im Vorgelände lagen vorgeschobene Befestigungswerke aus Wällen und Flechtzäunen, die zwischen einzelne runde Wachttürme eingespannt waren. Diese Zusammenballung großer Gebäudemassen im ebenen Gelände gab den Ordensburgen die charakteristische, breit gelagerte Form.
Grenzburg des Deutschen Ordens Ende 14. Jh. schrieb:
... stellt einen kleineren Burgentyp dar, der sich hauptsächlich als Grenzburg findet, in der kein zahlreicher Konvent wohnte, sondern nur Vögte oder Pfleger ihres Amtes walteten. Die bei den großen Burgen übliche geschlossene Anlage wurde auch hier beibehalten, jedoch mit dem Unterschied, daß nur auf einer Seite sich ein größeres Gebäude erhob, während auf den drei übrigen Seiten schmale, schildmauerähnliche Flügel den quadratischen Hof umschlossen, der von einem gedeckten Gang umzogen war. Die Front, an der das Torhaus lag, war durch Ecktürme verstärkt...
 
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