Burgeroberung, Graben

S

Sariussa31

Gast
Hallo!
Ich hätte eine Frage bezüglich der Eroberung einer Burg (speziell auf das Mittelalter bezogen). Wurde die Burg nur von oben verteidigt, also durch Wehrtürme, Pechnasen etc. - oder haben die Burginhaber auch Soldaten etc. nach unten geschickt, die das feindliche Heer direkt bekämpften, also im Kampf Mann gegen Mann?
 
Ja, wenn sie genügend Bewaffnete hatten, um es auf einen Kampf mit den Belagerern ankommen zu lassen. Es dürfte allerdings nicht sehr oft vorgekommen sein, dass die Angreifer mit unterlegenen Kräften eine Belagerung versuchten.
Manchmal wurden Ausfälle mit begrenztem Ziel vorgenommen, z. B. um Belagerungsmaschinen zu zerstören.
 
Hallo!
Ich hätte noch einmal eine Frage bezüglich der Burgeroberung. Viele Burgen waren ja zum Schutz mit Wassergräben ausgestattet.
Haben die Angreifer versucht, das Wasser irgendwie umzuleiten oder gab es da noch andere Wege, einen Graben zu überwinden?
Ich habe gelesen, dass Gräben u.a. mit Astwerk und Tierkörpern ausgefüllt worden sind, aber war dieser Untergrund dann stabil genug, um einen Rammbock in Position zu bringen?
 
Mir sind jetzt keine Quellen bekannt, in denen die Eroberung einer Wasserburg beschrieben wäre. Wasserburgen sind i.d.R. solche, weil es sich aus geographischen Gründen als sinnvoll erweist, Wasser als Annäherungshindernis zu verwenden. Wie genau aber der Wassergraben beschaffen ist, oder welches die beste Methode, ihn zu überwinden, hängt von der Örtlichkeit selbst ab.

In der Regel ist eine Belagerung eine Frage der Geduld. Eine gut mit Lebensmitteln ausgestattete Burg bietet - außer Lagerkoller - keinen Grund für einen Ausfall, sofern der Belagerer nicht sehr aktiv ist und sich auf das Belagern beschränkt.

Was du mit toten Tieren nennst, kenne ich jetzt eigentlich nicht für den Dammbau - wäre ja auch unsinnig, sondern das würde eher dazu dienen, das Wasser ungenießbar zu machen. Das setzte aber voraus, dass der Brunnen aus dem Graben gespeist wird und das System grundsätzlich ein stehendes ist.

Das Wasser umzuleiten ist nur dann sinnvoll, wenn der Graben an ein Fließwassersystem angeschlossen ist und zügig Leerläufen würde. Bei den bekannten Wasserburgen des Münsterlandes würde das nicht funktionieren, die liegen eher in Gebieten mit sehr hohem Grundwasserspiegel... bei Pfalzgrafenstein, ach egal...

Im 17. Jahrhundert hat Bischof Bernhard von Galen („Bomben-Bernd“) mal versucht, seinen aufmüpfigen Bistumssitz, dessen Bürgerschaft ihm den Einlass verwehrte, zu fluten, indem er die Aa aufstauen ließ.

Also, wenn die Burg nicht aufgab, weil die Nahrungsmittel ausgingen oder in Scharmützeln während der Ausfälle der Burgbewohner die Belagerer die Oberhand behielten, waren im Prinzip Beschuss bis zur Sturmreife und Überbrückung des Grabens durch feste Materialien die Mittel der Wahl. Eine Unterminierung kam bei Niederungsburgen eher nicht in Frage.
 
1181 wurde Haldensleben von den Staufern (unter Erzbischof Wichmann von Magdeburg) unter Wasser gesetzt, indem sie die Ohre stauten. Dadurch konnten sie eine der letzten drei von Anhängern Heinrich des Löwen (unter Bernhard II. zur Lippe) gehaltenen Städte einnehmen.

Ich meine, mal eine Schilderung von der Belagerung einer Wasserburg auf der britischen Insel gelesen zu haben. Eduard III. oder so. Leider kann ich gerade nicht nachschauen, aber vielleicht bringt der Hinweis einen anderen auf die Spur.
 
1181 wurde Haldensleben von den Staufern (unter Erzbischof Wichmann von Magdeburg) unter Wasser gesetzt, indem sie die Ohre stauten. Dadurch konnten sie eine der letzten drei von Anhängern Heinrich des Löwen (unter Bernhard II. zur Lippe) gehaltenen Städte einnehmen.

Ich meine, mal eine Schilderung von der Belagerung einer Wasserburg auf der britischen Insel gelesen zu haben. Eduard III. oder so. Leider kann ich gerade nicht nachschauen, aber vielleicht bringt der Hinweis einen anderen auf die Spur.
 
1181 wurde Haldensleben von den Staufern (unter Erzbischof Wichmann von Magdeburg) unter Wasser gesetzt, indem sie die Ohre stauten. Dadurch konnten sie eine der letzten drei von Anhängern Heinrich des Löwen (unter Bernhard II. zur Lippe) gehaltenen Städte einnehmen.

Ich meine, mal eine Schilderung von der Belagerung einer Wasserburg auf der britischen Insel gelesen zu haben. Eduard III. oder so. Leider kann ich gerade nicht nachschauen, aber vielleicht bringt der Hinweis einen anderen auf die Spur.
 
Mir sind jetzt keine Quellen bekannt, in denen die Eroberung einer Wasserburg beschrieben wäre. Wasserburgen sind i.d.R. solche, weil es sich aus geographischen Gründen als sinnvoll erweist, Wasser als Annäherungshindernis zu verwenden. Wie genau aber der Wassergraben beschaffen ist, oder welches die beste Methode, ihn zu überwinden, hängt von der Örtlichkeit selbst ab.

In der Regel ist eine Belagerung eine Frage der Geduld. Eine gut mit Lebensmitteln ausgestattete Burg bietet - außer Lagerkoller - keinen Grund für einen Ausfall, sofern der Belagerer nicht sehr aktiv ist und sich auf das Belagern beschränkt.

Was du mit toten Tieren nennst, kenne ich jetzt eigentlich nicht für den Dammbau - wäre ja auch unsinnig, sondern das würde eher dazu dienen, das Wasser ungenießbar zu machen. Das setzte aber voraus, dass der Brunnen aus dem Graben gespeist wird und das System grundsätzlich ein stehendes ist.

Das Wasser umzuleiten ist nur dann sinnvoll, wenn der Graben an ein Fließwassersystem angeschlossen ist und zügig Leerläufen würde. Bei den bekannten Wasserburgen des Münsterlandes würde das nicht funktionieren, die liegen eher in Gebieten mit sehr hohem Grundwasserspiegel... bei Pfalzgrafenstein, ach egal...

Im 17. Jahrhundert hat Bischof Bernhard von Galen („Bomben-Bernd“) mal versucht, seinen aufmüpfigen Bistumssitz, dessen Bürgerschaft ihm den Einlass verwehrte, zu fluten, indem er die Aa aufstauen ließ.

Also, wenn die Burg nicht aufgab, weil die Nahrungsmittel ausgingen oder in Scharmützeln während der Ausfälle der Burgbewohner die Belagerer die Oberhand behielten, waren im Prinzip Beschuss bis zur Sturmreife und Überbrückung des Grabens durch feste Materialien die Mittel der Wahl. Eine Unterminierung kam bei Niederungsburgen eher nicht in Frage.

Ich habe mich wohl etwas unklar ausgedrückt, ich meinte mit meiner zweiten Frage einen Graben, durch den kein Wasser fließt. Wäre es möglich, einen solchen mit Astwerk, Tierkörpern etc. zu füllen und dann einen Rammbock auf ihm zu platzieren? Denn wenn man die Burg nicht unterminieren kann und sie nicht für längere Zeit belagern will, dann kann man doch nur mit einem Rammbock oder einem ähnlichen Gestell in sie hineingelangen, oder?
 
Hallo

@Sarlussa31
Denn wenn man die Burg nicht unterminieren kann und sie nicht für längere Zeit belagern will, dann kann man doch nur mit einem Rammbock oder einem ähnlichen Gestell in sie hineingelangen, oder?

Um mit radio Eriwan zu antworten, im prinzip ja.

Nur die belagerten verfügten natürlich zur Abwehr solcvhe Angriffe über Öl, Pevh, sowie Steine und geschützte Bogen, bzw. Armbrustschützen.

mfg
schwedenmann
 
(...) einen Graben, durch den kein Wasser fließt. Wäre es möglich, einen solchen mit Astwerk, Tierkörpern etc. zu füllen ...
Astwerk mag ja noch Sinn machen, wenngleich es ohne Verfüllung mit Erde eine nicht sonderlich standfeste Sache ist.
Aber warum ausgerechnet Tierkörper? Die stinken nach kürzester Zeit bestialisch. Da will doch keiner drüber, geschweige denn darauf arbeiten (rammen, bohren, stemmen, usw.). Stinkende Kadaver und anderweitig unappetitliches Zeug feuert man besser in die Burg als die eigenen Leute damit zu drangsalieren.
... und dann einen Rammbock auf ihm zu platzieren?
Irgendwann, ich weiß aber leider nicht mehr wo, habe ich mal gelesen, dass es nicht sonderlich viele historische Belege für Rammbock-Einsätze gegen Mauern gäbe. Toranlagen sind vielfach leichter zu durchdringen, nicht ohne Grund waren diese oftmals sehr aufwendig gesichert.
Denn wenn man die Burg nicht unterminieren kann und sie nicht für längere Zeit belagern will, dann kann man doch nur mit einem Rammbock oder einem ähnlichen Gestell in sie hineingelangen, oder?
Mir fallen alternativ noch ein:
Wurfmaschinen (z.B. Blide – Wikipedia ), rollbare Schutzdächer oder gesicherte Laufgräben um Sappeure an die Mauern zu bringen, Sturmleitern für z.B. zu Beginn einer Belagerung oder nächtlich stattfindende Überraschungsangriffe, auch Bestechung und Verrat.
 
Stinkende Kadaver und anderweitig unappetitliches Zeug feuert man besser in die Burg als die eigenen Leute damit zu drangsalieren.

Die "Blide" heißt auch Trebuchet.

" Bei der Belagerung der Stadt Kaffa – eines Außenpostens der italienischen Republik Genua auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim – entfaltete das Trebuchet in den Jahren 1345/1346 seine wohl verheerendste Wirkung als Vehikel der biologischen Kriegführung:
Als unter den Mongolen die Pest ausbrach, schleuderten sie Leichen in die Stadt, an denen die Belagerten sich infizierten; und von Kaffa verbreitete sich die Seuche durch genuesische Handelsschiffe zu den Mittelmeerhäfen – am Ende waren 25 Millionen Menschen, ein Drittel der europäischen Bevölkerung, dem schwarzen Tod erlegen."
(Hervorhebung durch mich)
Das Trebuchet - die mächtigste Waffe des Mittelalters
 
Habe endlich die Stelle gefunden:

Nach Herodot soll Kyros II den Euphrat umgeleitet haben, um Babylon einnehmen zu können:

Herodot auf Livius.org

Leider handelt es sich bei Herodots Beschreibung wohl um eine Legende.
 
Keine Legende, und leider recht erfolgreich, war die Belagerung von Aachen mit Aufstau der Bäche.
Aus Wiki:
"Bei der Belagerung Aachens 1248, als die äußere Stadtmauer noch nicht begonnen war, ließ Wilhelm von Holland Johannisbach, Pau und Paunell stauen und überflutete dadurch einen Großteil des Stadtgebiets, um Aachen zur Aufgabe zu zwingen."
 
Zurück
Oben