Cartagena (Kolumbien), einst wichtigstes Handelszentrum der spanischen Kolonien

Rodriguez

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Die Stadt Cartagena de Indias (im heutigen Kolumbien) an der Karibikküste war lange Zeit das bedeutenste Handelszentrum und der wichtigste Hafen der spanischen Conquistadores:

Der erste Europäer, der 1500 die kolumbianische Küste entlangsegelte, war Rodrigo de Bastidas. Er entdeckte die Mündung des Magdalenastromes, der später erheblich zu weiteren Entdeckungen und Eroberungen nützlich sein sollte.

1533 gründete Pedro de Heredia die Stadt Cartagena am Ufer einer ruhigen Bucht. Er presste den Ureinwohnern, den Calamari, mehr Gold ab, als Pizarro aus Peru und Cortez aus Mexico nach Spanien schaffen konnten.

Mit dem schnellen Reichtum kamen auch die Piraten. Der Franzose Baal war der erste, der über die damals noch unbefestigte Stadt herfiel. Cartagena entwickelte sich gleichwohl aufgrund der günstigen Lage zum prosperierenden Handeslzentrum der neuen Welt. Hier trafen die Reichtümer aus allen Ecken des Kolonialreichs ein. Silberbarren aus dem bolivianischen Potosí, Gold aus Peru und dem Chocó, Smaragde aus Muzo gingen durch die Hände der stets reicher werdenden Kaufleute.
Die Piraten hingen wie Fregattenvögel über der Bucht von Cartagena und warteten auf Beute. 1586 holte sich Sir Francis Drake seinen Teil: 107.000 Golddukaten.

Philipp II von Spanien befahl schliesslich, die Stadt mit einem steinernen Ring aus Mauern und Festungsanlagen zu umgeben. Die Arbeiten sollten bis zum endgültigen Abschluss 200 Jahre dauern. Die besten Militärbaumeister ihrer Zeit traten in den Dienst des Königs. Italiener und Holländer entwarfen eine Stadtmauer, die dem Beschuss durch Kanonen bis in unsere Tage widerstanden hat (1984 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt). Die Arbeiten wurden zum grossen Teil durch afrikanische Sklaven durchgeführt. Die Aufrüstung führte zu astronomischen Kosten, deren Deckung die Ausbeutung der Urbevölkerung beschleunigte.

Zu jener Zeit war Cartagena die wichtigste Stadt in Nueva Granada, auf der am 13. März 1740 der englische Admiral Vernon mit 186 Schiffen und einer Streitmacht von 18.000 Mann den wohl stärksten Angriff in der Geschichte der Stadt begann, um Cartagena einzunehmen. England hatte Spanien im Jahr zuvor den Krieg erklärt.

Auf der Gegenseite wurde der Kriegsveteran Don Blas de Lezo reaktiviert, um die Verteidigung zu organisieren. Er postierte sechs Schiffe am Eingang der Bucht bei Bocachica und verlegte die wenigen Soldaten, die ihm zur Verfügung standen, in das Fuerte de San Felipe im Rücken der Stadt.
Don Blas muss einer Romanfigur des Cervantes entsprochen haben: einarmig, einbeinig und einäugig - in der nun folgenen Schlacht verlor er sein zweites Bein. Doch die Schlacht verlor er nicht!

Von nun an schlief man ruhig in Cartagenas Mauern. Es sollte einige Zeit dauern, bis die Ausläufer der französischen Revolution die Stadt erreichten. Am 11.11.1811 erklärte die Stadt die absolute Unabhängigkeit vom Mutterland. Simón Bolívar eilte aus Mompox herbei, um sich an die Spitze Aufständischer zu stellen. Hier schrieb er sein berühmtes politisches Manifest, in dem er die Freiheit und Unabhängigkeit von ganz Amerika proklamierte - von da an hiess er der Libertador.

Der Sturz Napoleons brachte Ferdinand VII auf den spanischen Thron zurück. Pablo Morillo holte die abdrünnigen Kolonien zurück - unter entsetzlichen Opfern der Südamerikaner: Er liess Cartagena aushungern. Simón Bolívar verlieh der Stadt daraufhin den Beinahmen "La Heroica". Die endgültige Befreiung von Spanien kam 1821 nach der siegreichen Schlacht von Boyacá.

Und während den Wirren des Unabhängigkeitskrieges mauserte sich ein kleiner Marktflecken unweit der Mündung des Río Magdalena zum neuen Handelszentrum: Barranquilla, der heute wichtigsten Hafenstadt Kolumbiens ...


Weitere Infos:
Wiki: Cartagena (Kolumbien)
Unabhängigkeit Cartagenas
Kolonialkrieg England vs. Spanien (1739-1742)
Die Schlacht von Boyacá
Don Blas de Lezo
Simón Bolívar
Nueva Granada



Saludos!
 
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