Cato die Scheiben einwerfen ...?

Glasfenster und Glasspiegel

Hallo! :winke:

Folgende Fragen hätte ich:

Wie verbreitet waren Glasfenster eigentlich in der Antike?
Sieht man sich diverse Filme die z.B. in der Römerzeit spielen an, dann entdeckt man da nie irgendwo ein Glasfenster (und die hatten die Römer doch).
Ich nehme aber an, nur reiche Leute hatten in ihren Häusern solche Fenster, oder?
Und woher kamen die Glasfenster der Römer? Kennt man Ortsnamen?
Waren in der Zeit der Römer Glasfenster weiter verbreitet als z.B. im Hochmittelalter?
Weiß man auch wann und wo Glasfenster zum ersten mal benutzt wurden?

Und wie sah es mit Glasspiegeln aus?
Quecksilberspiegel wurden ja erst im ausgehenden Mittelalter erfunden.
Wie brachten die Römer ihre Glasspiegel also zum Spiegeln?


Abschließend vielleicht noch eine Frage die mit den vorangehenden nichts zu tun hat:
Wie lange nach dem Zerfall des römischen Reichs, blieben eigentlich noch römische Villen und Landgüter erhalten?
Ich habe in einem historischen Roman gelesen, dass zur Zeit Alfreds des Großen, in Britannien vereinzelt Villen aus der Römerzeit noch in Benutzung waren.
Ist das wahrscheinlich, nach rund 400 Jahre und all dem Chaos der Völkerwanderung?
Kann man sagen, ab wann ca. nahezu sämtliche römischen Gebäude in den europäischen Provinzen verfallen oder zur Wiederverwertung abgetragen waren?


PS: Ich weiß, viele Fragen, leider gibts darauf im Internet aber nur ungenügend Auskunft.
Deswegen probiere ichs mal hier bei den Rom-Fachleuten :)
 
Glasfenster finden zunächst in den großen Thermenanlangen (insb. in den Caldarien) Verwendung, wie z.B. in den Vesuvstädten (terminus ante quem 79 n. Chr.). Vermutlich können sie aber bereits für die Thermen des Agrippa (um 12 v. Chr.) und des Nero (um 62 n. Chr.) postuliert werden. Die gegossenen oder gezogenen Scheiben besaßen eine Stärke von knapp 3-6 mm, größere Flächen wurden mit Sprossen aus Holz, Blei u.ä. überbrückt. Im Verlauf der Kaiserzeit wurden dann bspw. auch Villen mit Glasfenstern ausgestattet.
 
Glasfenster finden zunächst in den großen Thermenanlangen (insb. in den Caldarien) Verwendung, wie z.B. in den Vesuvstädten (terminus ante quem 79 n. Chr.). Vermutlich können sie aber bereits für die Thermen des Agrippa (um 12 v. Chr.) und des Nero (um 62 n. Chr.) postuliert werden. Die gegossenen oder gezogenen Scheiben besaßen eine Stärke von knapp 3-6 mm, größere Flächen wurden mit Sprossen aus Holz, Blei u.ä. überbrückt. Im Verlauf der Kaiserzeit wurden dann bspw. auch Villen mit Glasfenstern ausgestattet.

Dazu noch eine Bemerkung.
Man darf sich dabei keine Fensterscheiben, wie wir sie heute kennen vorstellen. Da sie gegossen wurden, waren sie so gut wie undurchsichtig. Sie dienten nur zum Lichteinfall.
Ohne jetzt nachzulesen, denke ich, die hatten Spiegel aus poliertem Kupferblech.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anmerkungen zum römischen Fensterglas

Dazu noch eine Bemerkung.
Man darf sich dabei keine Fensterscheiben, wie wir sie heute kennen vorstellen. Da sie gegossen wurden, waren sie so gut wie undurchsichtig. Sie dienten nur zum Lichteinfall.

Fast richtig: Es gab in der Antike zwei Herstellungsarten von Fenserglas (welches im übrigen seit der Kaiserzeit sehr verbreitet war!).

Die erste wird (unpräzise) als gegossen bezeichnet. Eigentlich wird es gezogen, wie Herstellungsmarken zeigen - und wie letztendlich auch experimentell gefertigte Stücke belegen.
(siehe hierzu www.glasrepliken.de --- Artikel über römisches Fensterglas)
Diese Gläser sind in der Tat dicklich (2-4mm) und einseitig fertigungsbedingt rauh bis sogar etwas milchig.

Die zweite Herstellungsart war erst nach Erfindung der Glasbläserpfeife möglich und wurde im Übrigen bis in die Neuzeit zur Herstellung von Flachglas verwendet: Ein langer Glastubus wurde geblasen, von Boden und Kappe befreit und der Länge nach aufgeschlitzt. Nach Auslegen erhält man eine dünne und sehr transparente Fensterglasscheibe.

Beide Glasarten liegen als Funde sogar üblicherweise in Niedergermaniens villae rusticae vor, zumindest in denen mit Badehäusern.

Mit dem in einem der vorigen Beiträge erwähnten Ausschleudern fertigt man die sog. Butzenscheiben - in der Antike unbekannt!

Viele Grüße und ein frohes neues Jahr,
fwg.
 
Falls es interessiert: In Köln wird derzeit im RGM die Sonderausstellung Zerbrechlicher Luxus gezeigt, die CCAA wird als Zentrum antiker Glasherstellung präsentiert.
 
... wär' das eigentlich gegangen? Der jüngere verfügte ja über hinreichendes Nervpotential, hätte aber wohl als letzter den Glaser gerufen, als endlich Fensterscheiben Mode wurden - militanter Traditionalist, der er war.

Also, schlicht dahingefragt, ab wann kannte die röm. Architektur Fensterscheiben?


miles, dem dünne Pergamente gegen den Zug nicht gereicht hätten
Ich bin gerade über eine römische Mine für lapis specularis (Spiegelstein) bei Torrejoncillo gestoßen, das ist kristallines Gips - Selenit - welches von den Römern auch für Fenster verwendet wurde.
 
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