Chaco-Kultur

silesia

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Polydaktylie (eine anatomische Besonderheit in der Anzahl der Hand- oder Fussglieder) in antiken Zeiten ist bislang im Forum kaum oder nicht angesprochen worden.

In der National Geographic ist jetzt auf einen Aufsatz der American Antiquity
Extra Fingers and Toes Were Revered in Ancient Culture
verwiesen worden.

In Pueblo Boniti gibt es entsprechende Funde der Chaco Canyon-Kultur, die angeblich einen relativ hohen Anteil von Menschen mit mehr als 5 Fingern oder Zehen aufgewiesen hat.

Die Archäologen spekulieren nun nach Ausgrabungen über den Umgang mit solchen Besonderheiten.
"And while burial treatments differed among the six-toed individuals, all of them were interred respectfully either in or adjacent to burial and ritual rooms. One of the skeletons had an ornate anklet around its six-toed foot but carried no such offering on its five-toed foot."
 
Es gibt viele verschiedene Formen und Ursachen der Polydaktilie. Zum Teil wird sie auch kombiniert mit weiteren Abweichungen vererbt.

Seit einiger Zeit kursiert die Theorie bei den biblischen Philistern sei Polydaktilie häufig gewesen und Goliath und seine Verwandten hätten am Bardet-Biedl-Syndrom gelitten.

Ausschlaggebend sind mehrere Stelle im Alten Testament, in denen die Polydaktilie des Goliath neben dem bekannten Riesenwuchs beschrieben wird.
2. Samuel 21.20 schrieb:
Und es erhob sich noch ein Krieg zu Gath. Da war ein langer Mann, der hatte sechs Finger an seinen Händen und sechs Zehen an seinen Füßen, das ist vierundzwanzig an der Zahl; und er war auch geboren dem Rapha
In der TV-Dokumentation, die ich vor Jahren gesehen habe, wurde diese These auch noch durch mehrere Skelettfunde aus dem Nahen Osten untermauert und behauptet die Philister hätten über eine Art Kriegerkaste mit vorgenanntem Syndrom verfügt.
 
Die Nachricht ist jetzt auch bei Spiegel-Online angekommen.
SPIEGEL schrieb:
Drei Fälle unter insgesamt 96 bekannten Toten aus der gesamten Siedlung mag nicht viel erscheinen. Doch mit 3,1 Prozent liegt die Rate der sechszehigen Individuen damit deutlich höher als bei der heutigen indigenen Bevölkerung der Vereinigten Staaten, in der auf 100 Geburten nur 2,4 Kinder mit zusätzlichen Fingern oder Zehen kommen. Bei den kaukasischen US-Amerikanern sind es sogar nur 0,13 und bei der schwarzen Bevölkerung 1,4 von 100 Kindern.
So groß finde ich die Geschichte nicht, gerade wegen der Zahlen. Wenn die Ursache genetisch ist, ist es gar nicht ungewöhnlich, dass die Polydaktylie in einer Familie oder in einem Dorf dreimal vorkommt. Ich kann auch nicht erkennen, dass die Sechsfingrigkeit in der Chaco-Kultur eine besondere Rolle spielten - im Spiegel-Artikel klingt es so, als seien sie genauso wie die Fünffingrigen behandelt worden.
 
Da oben Pueblo Bonito/Chaco angesprochen worden ist:

Ein neuer Aufsatz in der Nature Comm. geht davon aus, dass dort über 3 Jahrhunderte eine matrilineare Dynastie herrschte.

Archaeogenomic evidence reveals prehistoric matrilineal dynasty : Nature Communications
Abstract:

"For societies with writing systems, hereditary leadership is documented as one of the hallmarks of early political complexity and governance. In contrast, it is unknown whether hereditary succession played a role in the early formation of prehistoric complex societies that lacked writing. Here we use an archaeogenomic approach to identify an elite matriline that persisted between 800 and 1130 CE in Chaco Canyon, the centre of an expansive prehistoric complex society in the Southwestern United States. We show that nine individuals buried in an elite crypt at Pueblo Bonito, the largest structure in the canyon, have identical mitochondrial genomes. Analyses of nuclear genome data from six samples with the highest DNA preservation demonstrate mother–daughter and grandmother–grandson relationships, evidence for a multigenerational matrilineal descent group. Together, these results demonstrate the persistence of an elite matriline in Chaco for B330 years."
 
Verschwinden der Pueblo-Kultur

Truthahn-mtDNA soll nun Hinweise auf das Verschwinden der Pueblo-Kulturen im Westen Nordamerika geben, so jedenfalls die Presse:

Turkey Bones May Have Solved The Mystery Of A Missing Ancient Culture | IFLScience

... über ein Publikation in der PLOSone von Ende Juli:

Prehistoric mitochondrial DNA of domesticate animals supports a 13th century exodus from the northern US southwest
Prehistoric mitochondrial DNA of domesticate animals supports a 13th century exodus from the northern US southwest


Edit: weitere Presse
Tracking Ancestral Puebloans Through Turkey DNA
http://www.archaeology.org/news/5797-170809-migration-turkey-dna
 
Zuletzt bearbeitet:
Neues von der Chaco-Kultur: offenbar waren sie doch Selbstversorger. Das wird bislang kontrovers diskutiert, weil man die Nahrungserzeugung wegen der salzigen Böden und wüstenähnlichen Umgebung in Frage stellte.

University of Cincinatti mit einm Forschungsbericht:

Was Chaco Canyon self-sufficient?
 
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