Saint-Just schrieb:
Mit fällt halt auf, dass z.B. verglichen mit dem römischen Kaiserreich die Figuren der chinesischen Geschichte ziemlich schattenhaft bleiben
Das liegt in der Rolle des Kaisers selbst begründet, sowie der andersartigen Auffassung von historischer Aufzeichnung.
Im alten China war das Amt des Kaisers bei weitem wichtiger, als die Person die dieses Amt ausfüllte. Der Sohn des Himmels war ein Gott, daher war sein Privatleben ein tabu. Er wurde „entpersonifiziert“, um dadurch den göttlichen Status zu unterstreichen. Außenstehende hatten sich nicht mit der Person des Kaisers zu beschäftigen, weswegen derartige Aufzeichnungen auch unterlassen wurden.
Es gibt schöne Beispiele um diese völlig unterschiedliche Auffassung von Repräsentation zu zeigen. Münzen: In Europa war immer das Herrscherportrait abgebildet, damit jeder wusste von wem er regiert wird. In Fernost wäre das undenkbar. Dort erscheinen nur die Regierungsdevisen der Kaiser auf den Münzen. Wie der Kaiser aussah durfte niemand wissen. Nur wer Umgang mit ihm hatte durfte diese Kenntniss für sich verbuchen. Selbst der Name des Kaisers war tabu. Man sprach immer nur von
dem Kaiser. Seinen Geburtsnamen legte er für immer ab. Die Nennung seines alten Namen war verboten, auch die dazugehörigen Schriftzeichen. Nach dem Tod verlieh man einen Tempelnamen zur Unterscheidung. Auch die Paläste unterscheiden sich. In Europa nach außen repräsentativ. In China nach innen repräsentativ und hermetisch abgeschlossen, um die Trennung zwischen irdischen und göttlichen zu vollziehen. Der Gottstatus kommt voll zum tragen: Man starrt ihn nicht an, man missbraucht nicht seinen Namen und man trifft ihn nicht.
Andere Persönlichkeiten nehmen auch keinen weiten Raum ein. Denn die Aufzeichnungen der damaligen Zeit waren in erster Linie Dynastiegeschichten. Deren Personen werden immer aus der Sicht der Dynastie gesehen. Ihre Relation zum Herrscher ist wichtig, nicht die Person an sich.
Saint-Just schrieb:
sowas wie eine detaillierte "geschichte der chinesischen Kaiserzeit" scheint es tatsächlich nicht zu geben, da scheint die sprachbarriere zu groß zu sein, schade eigentlich
Der deutsche Markt gibt wenig her, aber umfassende Bücher über die kaiserzeitliche Geschichte gibt es dafür im Englischen umso mehr.
Die nebulösen Kaiser sind oft gar nicht so sehr die unbekannten Wesen. Vielleicht wissen wir wenig privates, wohl aber viel politisches. Beides wurde hier zusammengefasst in einer Sammlung von Kurzbiographien zur Einführung:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0500050902/qid=1133435042/sr=1-1/ref=sr_1_8_1/302-0946182-3659217
Und der Gral der chinesischen Geschichte sind mit Sicherheit die unzähligen dicken Bände der
Cambridge History of China, die sind auch im akademischen Sinne
perfekt :yes: :
Zu viele Bände für einen Link, ich glaube über 20, mit durchschnittlich 900 Seiten. Einfach "Cambridge History of China" in der Suche eingeben. Ist sehr teuer, aber in großen Bibliotheken auffindbar und oft auch ausleihbar.
Oder wer es sehr viel kürzer aber dennoch detailliert mag und sich nur auf die Zeit zwischen 900 bis 1800 beschränken möchte, der lese dieses:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0674012127/qid=1133435184/sr=1-1/ref=sr_1_0_1/302-0946182-3659217