Man hat doch in einem Legionskastell am Hadrianswall einen ganzen Hort an Tessera gefunden über verschiedenste alltäglich Themen die belegen, dass sogar gewöhnliche Legionäre lesen und schreiben konnten.
Genau das hat man damit belegt.
(...)eindeutig erwiesen, dass der durchschnittliche Römer schreiben konnte
Dies eben nicht. Das solche Dokumente gefunden wurden, beweist, wie Du vorher schriebst, dass römische Soldaten schreiben konnten. es beweist eben nicht, dass jeder römische Soldat schreiben konnte. Die große Zahl an Funden, die "in Vertretung" geschrieben oder Unterschriften die im Auftrag gesetzt wurden belegen eben auch eine immerhin feststellbare Zahl an an Analphabeten.
Zudem sollte man bei der Armee bedenken, dass diese eine Fortbildungsinteresse hatte. Die große Zahl an Schreibstubensoldaten und Schriftführern (Cornicularius, Actuarius, Librarius, Tabularius und wie sie alle hießen) und der organisatorische Aufwand belegen einen Bedarf an gebildeten Soldaten, die besser Chancen hatten aufzusteigen und einen attraktiven Posten zu erhalten wenn sie gewisse Grundfertigkeiten mitbrachten. Dazu zählt nebenbei auch das Rechnen.
Auch sollte man bemerken, dass es verschiedene Grade der Alphabetisierung gibt. Auch heute klaffen gewaltige Unterschiede selbst bei Industrienationen. Würde man einen Lesewettbewerb und einen Vorlesewettbewerb veranstalten, bei dem alle verpflichtet sind teilzunehmen, würde sich dies extrem bemerkbar machen. So sind Ritzungen und Graffiti der beste Beweis. Ein nicht unerheblicher Teil der erhaltenen Schmierereien in Pompeji, einer Vergleichsweise wohlhabenden Stadt mit einer entsprechenden Clientel, weist gravierende Fehler auf oder besteht aus Simplifizierungen und Bildsprache. (Wenn auch die Fehler nicht das Niveau eines "Romanes eunt Domus" erreichen.)
Die meisten Ritzungen bestechen durch ihre einfache Struktur. Simple LEG und Namenskürzel sind kein Nachweis für eine Befähigung des Soldaten, einen Tacitus oder Sallust, vielleicht nichtmal einen Caesar zu lesen.
Auf der anderen Seite findet sich ein Fragment der Aeneas in Masada, wohl als Teil der Literatur der dortigen Garnison nach ihrer Einnahme.
Es ist also kaum möglich, klare Antworten zu geben, auf die Frage, wie verbreitet nun die Fähigkeit des Lesens und Schreibens war.
Es gab zwar eine Menge Feiertage, unter Marc Aurel waren es schon über 100 im Jahr, doch Sportwettkämpfe, Theater und Wagenrennen konnten sich die Bewohner nur an 16 Tagen im Jahr ansehen. gladiatorenkämpfe waren noch seltener und nicht teil der öffentlichen Spiele, sondern Events, die die Kaiser und Privatleute spendierten.
65 Tage Spiele, vornehmlich circenses und ludi scaenici (Theateraufführungen) am Ende der Republik und 176 Tage im 4. Jh.n.Chr.
hat Weeber rekonstruieren können. In seinen res gestae auf dem Monumentum Ancyranum rühmt sich Augustus:
Dreimal habe ich in meinem Namen Gladiatorenspiele veranstaltet und fünfmal im Namen meiner Söhne oder Enkel. Bei diesen Spielen kämpften etwa 10 000 Mann. Zweimal bot ich dem Volk ein Kampfspiel mit Wettkämpfern, die man von überallher zusammengebracht hatte, in meinem Namen und das dritte Mal im Namen meines Enkels. Sonstige Spiele habe ich viermal in meinem eigenen Namen veranstaltet, stellvertretend für andere Beamte dreiundzwanzigmal. Für das Kollegium der Quindecemviri habe ich als Oberhaupt dieser Priesterschaft mit meinem Amtskollegen Marcus Agrippa unter dem Konsulat des Gaius Furnius und Gaius Silanus [17 v. Chr.] die Säkularfeiern abhalten lassen. Zum dreizehnten Mal Konsul [2 v. Chr.], habe ich erstmalig die Marsspiele veranstaltet, die darauf in den folgenden Jahren auf Senatsbeschluß und auf ein Gesetz hin von den Konsuln ausgerichtet wurden. Tierhetzen mit afrikanischen Tieren habe ich in meinem Namen oder in dem meiner Söhne und Enkel im Circus oder auf dem Forum oder im Amphitheater sechsundzwanzigmal für das Volk abgehalten, wobei etwa 3500 Tiere getötet wurden. Das Schauspiel einer Seeschlacht gab ich dem Volk jenseits des Tiber, dort, wo sich nun der Hain der Caesaren befindet. Dazu wurde das Erdreich 1800 Fuß in der Länge und 1200 Fuß in der Breite ausgehoben. Dabei trafen 30 rammspornbewehrte Drei- und Zweiruderer und eine noch größere Zahl kleinerer Schiffe im Kampf aufeinander. Auf diesen Schiffen befanden sich als Kämpfer außer den Ruderknechten etwa 3000 Mann.
Res_gestae_divi_Augusti
Sonderveranstaltungen waren zwar selten, dafür aber oftmals riesige Veranstaltungen. Trajans 123 Tage Kämpfe im Jahr 107 n.Chr. sind zwar wirklich "der Bär" unter den Veranstaltungen, aber die Einweihung des Amphitheatrum Flavium, ein neuer Circus, Spiele zu Ehren eines Kaiser (ludi palatini oder ludi neroniana als Beispiele) häuften sich durchaus und konnten eine beachtliche Anzahl Tage beanspruchen.
Trotzdem bleibt die Vorstellung des Müßiganges und der kompletten Bevölkerung auf den Sitzreihen ein Mythos, selbst wenn Augustus behauptet, bei seinen Spielen die ausgestorbene Stadt mit Soldaten vor Plünderung bewahrt zu haben. Das hat den einfachen Hintergrund, dass selbst riesige Bauwerke nicht alle Römer fassen konnten und ein großer Teil der Veranstaltungen eben doch ludi scaenici waren, die eine nur relativ kleine Zahl an Menschen erreichen konnten. Auch konnten sich viele den Verdienstausfall nicht leisten und mussten ohnehin trotzdem arbeiten (nicht nur Brian).
Wie oft Gladiatoren antraten ist ebenfalls nicht verallgemeinernd festzustellen. Es hängt wohl auch stark von Zeit, Region, Beliebtheit und Willen der Kämpfer ab. Wie Junkelmann schreibt ist die große Masse der anonymen und ruhmlos verstorbenen Gladiatoren gar nicht erfassbar. Wagenlenker bspw. die ebenfalls einen oft tödlichen Sport ausübten, konnten hunderte von Rennen bestreiten. Vier oder fünf Kämpfe sind in jedem Fall zu wenig. Ein bekanntes Beispiel ist Exochus, dessen Stele in Rom steht. Allein auf Kreta hat er acht siegreiche Kämpfe gefochten, davor bereits fünf. Dann folgte u.a. zu Trajans Siegesfeier der Kampf gegen den 18maligen Sieger Arax.
Auf einem Grabstein aus Thasos erhalten wir Nachricht über Ajax, der nach 23 Siegen den Freitod gewählt hat. Beispiele solch zahlreicher Kämpfe finden sich mit spielend immer weitere. Daneben gibt es eine große Zahl Grabsteine, die glücklosen Gladiatoren gehören, welche nach wenigen Siegen unterlegen blieben. Diese senken zwar die Durchschnittszahl der Kämpfe, aber nicht für diejenigen, die lebend aus dem Beruf schieden.
Will man von einem Untergang sprechen, dann sei die Gegenfrage gestattet, was mit "Untergang" gemeint ist. Das christliche Ostrom blieb noch Jahrhunderte bestehen und wurde schließlich erst, militärisch ermattet, auf dem falschen Fuß erwischt und anschließend nach und nach erobert.
Werden hier die islamische und die christliche Haltung zur Buchkultur erfragt sei auf die Bibliothek von Alexandria verwiesen. Angeblich fielen die den vorhergegangenen Katastrophen, Kriegen und Bürgerkriegen entkommenen Büchern bei der islamischen Eroberung den Flammen anheim, als alle Bücher die dem Koran widersprechen und alle die nur wiederholen was der Koran ohnehin beinhaltet zum Heizen verwendet worden sein sollen. So groß sind die Unterschiede zweifellos nicht.