Coelestin V. - Der Engelpapst

Konradin

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COELESTIN V., Papst, * 1210 in Isernia (Abruzzen) als Sohn einfacher Leute, † 19.5.1296 auf der Bergfeste Fumone bei Anagni. - Pietro da Murrone trat mit 20 Jahren in den Benediktinerorden ein. Um 1240 bezog er eine Höhleneinsiedelei auf dem Berg Murrone bei Sulmone und führte ein strenges Bußleben. Das Verlangen, fern von Menschen zu wohnen, trieb den Eremiten nach fünf Jahren auf den fast unzugänglichen Monte Majella. Er blieb aber nicht allein. Einsiedler kamen und scharten sich um ihn. Darum stiftete Pietro eine Kongregation und verpflichtete sie auf eine verschärfte Benediktinerregel. Man nannte die Mönchsgenossenschaft Einsiedler des hl. Damian oder von Morrone, später Cölestiner. Die Leitung der Kongregation übertrug er bald einem Vikar und lebte dann wieder als einsamer Büßer auf dem Berg Murrone. Als die beiden Parteien der Colonna und Orsini nach dem Tod Nikolaus' IV. zwei Jahre und drei Monate hindurch sich nicht einigen konnten, wählte man auf Wunsch und Betreiben Karls II. von Neapel am 5.7. 1294 in Perugia zum Papst den ungelehrten und weltfremden Asketen Pietro aus den Abruzzen, den das Volk als Heiligen verehrte. Nach einem Gebetskampf nahm Pietro die Wahl an, verließ auf einem Esel den Berg Murrone und wurde in Aquila gekrönt. C. geriet in völlige Abhängigkeit von Karl II. und mußte im Oktober seine Residenz nach Neapel verlegen. Der Papst erkannte, daß er seines Amtes nicht gewachsen war, und sehnte sich nach dem Frieden seiner Einsiedelei. Darum erwog C. den Gedanken, der päpstlichen Würde zu entsagen. Der rechtskundige Kardinal Benedikt Gaetano, den er um seinen Rat fragte, verstand es, ihm die juristischen Bedenken zu zerstreuen; er bestärkte ihn in seinem Entschluß und entwarf die Abdankungsformel. Am 13.12. 1294 dankte C. ab. Am 24.12. 1294 wurde Benedikt Gaetano als Bonifatius VIII. sein Nachfolger. Pietro entfloh nach Sulmona und dann, auf Befehl des Papstes verfolgt, in einen abgelegenen Wald. Infolge ungünstiger Witterung gelang es ihm nicht, über die Adria zu entkommen. Er wurde ausgeliefert und verbrachte den Rest seines Lebens, streng bewacht, in einer dumpfen Zelle der Bergfeste Fumone. Clemens V. sprach ihn am 5.5. 1313 heilig. Sein Fest ist der 19. Mai. Während Dante Alighieri C., dessen Abdankung er als Tat des Kleinmuts tadelt, in seiner "Divina Commedia" in die Hölle verweist, rühmt Francesco Petrarca C.s Verzicht auf die päpstliche Würde als Beispiel der Demut und stellt darum den Einsiedlerpapst höher als die Apostel und viele Heilige.
(Bautz, Friedrich Wilhelm: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Spalten 1078-1079)

Ist er in euren Augen ein Heiliger, wie ihn Petrarca bezeichnete, oder doch nur ein Abhängiger Karls II. von Anjou?
 
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Ob dieser Mann ein Heiliger war, das überlasse ich der Entscheidung der katholischen Kirche und den Menschen, für die so etwas eine Bedeutung hat. Sicher ist: Dieser Papst hebt sich positiv von vielen sonstigen Gestalten der Kirche in der damaligen Zeit ab.

Politisch-historisch betrachtet war Coelestin aus meiner Sicht ein Opfer - ein Opfer Karls von Anjou, ein Opfer Bonifatius VIII., ein Opfer der Kirche und ein Opfer der Zeitumstände.
Ob er nun in der Hölle schmort (ich wüsste allerdings nicht, warum) oder ob er sich das Himmelreich erworben hat, lasse ich dahingestellt sein. :engel:
 
Und er zu mir: Solch elend Leben müssen
Die trüben Seelen jener Menschen führen,
Die ohne Lob und ohne Schande lebten.

Vermischt sind sie mit jenem bösen Chore,
Der Engel, die einst, weder abgefallen
Von Gott, noch ihm getreu, allein gestanden.

Der Himmel will sich nicht mit ihnen schänden,
Und auch die tiefe Hölle schließt sich ihnen,
Damit die Sünder sich nicht rühmen können.

Und ich: Mein Meister, sag mir, was ist ihnen
So hart, dass sie so heftig klagen müssen?
Er gab zur Antwort: Kurz will ich berichten.

Sie haben keine Hoffnung, je zu sterben,
Und also niedrig ist ihr blindes Leben,
Dass sie ein jedes andre Los beneiden.

Die Erde läßt von ihnen keine Spuren,
Von Recht und Mitleid werden sie verachtet.
Sprich nicht von ihnen; schau' und geh vorüber.

Und als ich um mich schaut', sah ich ein Zeichen
Mit solcher Schnelligkeit im Kreise laufen,
Dass jede Ruhe ihm versagt sein mußte.

Und hinter ihm sah ich so große Scharen
Von Leuten, dass ich niemals glauben mochte,
Dass je dem Tod so viele schon verfallen:

Und als ich manchen dort erkennen konnte,
Sah und erkannte ich den Schatten dessen
Der feig die große Weigerung begangen.

(Dante Aligheri: Die Göttliche Komödie, Inferno, Dritter Gesang, Zeile 34-60)

Coelestin V. ist laut Dante weder im Himmel, noch in der Hölle, die Begründung gibt Vergil in der dritten, oben angegebenen Strophe. Erst im vierten Gesang betritt Dante den ersten Kreis der Hölle.
 
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Konradin schrieb:
rühmt Francesco Petrarca C.s Verzicht auf die päpstliche Würde als Beispiel der Demut und stellt darum den Einsiedlerpapst höher als die Apostel und viele Heilige.

Also ich habe sehr viel von Petrarca gelesen, aber soweit ich mich entsinnen kann rühmt er nur Madonna Laura...
Wo lässt sich denn die Textstelle bei Petrarca finden, mit der er Coelestin dermaßen lobt?
 
In "de vita solitaria" Kapitel III, Zeile (?) 27... es gibt allerdings keine Online-Version :heul:

Dafür habe ich eine hier kurze Betrachtung über die Sicht Petrarcas und Dantes von Coelestin V. gefunden, allerdings auf fremdländisch...

Dort werden beider Postionen in Bezug auf die Anforderungen an einen "fähigen" Papst gegenübergestellt; bei Dante ist natürlich auch seine Verbannung in seinem Urteil über Coelestin zu berücksichtgen. Aber beide bezeichnen Coelestin als "vile" (=feig), Petrarcas Urteil fällt jedoch milder aus, da es "utile a lui e al mondo per l'inesperienza degli affari, perché era uomo di assidua contemplazione, per l'amore alla solitudine" (dh. weil es für ihn und alle ob seiner geschäftlichen Unerfahrenheit von Vorteil war, er ein Mann beharrlicher Konteplation war und um seiner Liebe zur Einsamkeit willen...[Übersetzung auf meinem Mist gewachsen])
 
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Dankeschön liebe Schini :bussi:
Hätte mich auch gewundert, wenn Petrarca einen Papst so loben würde :p
 
Ihr ist gut, das war Schini schon ganz allein :yes:

Aber um das ganze noch ein bisschen weiter zu treiben: der Geburtsort Coelestins Iserna liegt nicht in den Abruzzen sondern in Molise.

Nachzulesen gibts das hier:
http://www.bautz.de/bbkl/c/coelestin_v_p.shtml
Steht ganz unten, weshalb es wohl auch Konradin übersehen hat, und so nicht mit rüber kopiert hat :rofl:
 
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