Davon kannst du durchaus ausgehen.Wichtig ist dabei immer, dass die Dinge auch eine Basis haben.
Oder auch eine Betrachtung des historischen Kontextes vor dem sich Ereignisse abspielten.Eine Basis wäre zB. eine Quelle.
Auf mehreren Ebenen problematisch.So kann man dann direkt nachvollziehen, wie die handelnden Personen die Dinge selber gesehen haben.
1. Kommt das sehr auf die Quellengattung an.
Persönliche Briefe und Selbstzeugnisse bei denen man tendennziell davon ausgehen kann, dass sie niemals für die Veröffentlichung bestimmt waren und durch einen glücklichen Zufall auf uns gekommen sind, wird man tendenziell als ziemlich verlässlich und authentisch betrachten könnten.
Memoirenliteratur oder auch Tagebücher bei denenn davon auszugehen ist, dass sie mit der Absicht angefertigt wurden, dass das irgendwann mal veröffentlicht wird, sind tendenziell mit großer Vorsicht zu genießen, weil mit einiger Wahrscheinlichkeit mindestens bis zu einem gewissen Grad Arbeit am eigenen Bild.
2. Das ist ja gerade, was ich darzustellen versuche:
Die Gedanken, die die handelnden Personen zu bestimmten Themen ganz grundsätzlich für sich hatten, sind nicht unbedingt die Gedanken, die auch ihr Handeln geleitet haben.
Persönliche Geddankenkonzepte sind i.d.R. Idealskizzen, die Sachzwänge, politische Spielräume etc. nicht zwangsläufig in der realen Stärke ihrer Wirkmächtigkeit in die Interpretation mit einbeziehen.
Da stimme ich dir durchaus zu, nur habe ich nirgendwo eine Interpretation ohne jede Basis angestellt.Eine Interpretation ohne Basis ist immer schwierig,
Geschichte ist schon ein bisschen mehr als das repititive Aufzählen von Quellen und Argumentationen die von der Basis des historischen Kontextes aus bestimmten Lesarten von Quellen wiedersprechen haben grundsätzlich ihre Berechtigung.
Im Speziellen, was dieses Thema betrifft nicht.Kannst du denn zu Colonell House etwas beitragen?
Die Gegenfrage wäre jetzt aber, warum interessierst du dich so sehr für dessen Gedankenwelt?
Du möchtest die ganze Zeit auf diesen Gedanken eines Allianzprojekts hinaus.
Was aber hat House damit zu tun, abgesehen davon, der es solche Phantasien als Idealvorstellungen möglicherweise mal gehabt haben mag?
Wenn man sich tatsächlich für die Möglichkeit einer Deutsch-Amerikanischen Allianz interessiert, ist die Auffassung von House dazu vollkommen völlig unmaßgeblich.
House mag in 1913 den Ruf eines geschätzten Experten gehabt haben, aber er war kein politischer Entscheidungsträger.
Wenn man sich tatsächlich für die Realisierbarkeit eines solchen theoretischen Allianzprojekts interessiert, wäre eigentlich wesentlich interessanter zu wissen:
1. Wie dachte Präsident Wilson in diesen Fragen.
2. Wie dachten die Mitglieder der Regierung darüber, im Besonderen Vicepresident, Secretary of State und Secretary of War darüber.
3. Wie war dementsprechend die Stimmung im Congress hinsichtlich solcher Allianzprojekte, sofern sich das verifizieren lässt.
4. In welche Richtung ging die öffentliche Meinung.
Die persönlichen Gedanken und Konzeptionen eines House sind in dieser Hinsicht erstmal nicht mehr als ein Obscurial mit geringer Relevanz derer die Diplomaten und Politischen Berater der Zeit massenweise produzierten.
Relevant werden solche Vorsrellungen erst, wenn sie von der Regierung und dem Parlament als Leitlinien akzeptiert oder von der öffentlichen Meinung in einer Weise eingefordert werden, dass Regierung und Parlament darauf in irgendeiner Form reagieren müssen.
In dieser Hinsicht ist es, wenn da Erkenntnisgewinn gewünscht ist der falsche Weg sich tiefergehend mit House' Gedankengängen zu beschäftigen, sondern dann müsste man sich viel mehr auf Wilson konzentrieren, gegebenenfalls mal in den Kabinettsakten der Wilson-Administration herumschnüffeln oder sich gezielt mit der US-amerikanischen Presselandschaft beschäfftigen, wie weit, wie oft und in welcher Auflage sowas mal thematisiert wurde, wie der überwiegende Ton der Presse dazu war und ob es gegebenenfalls Regierungserklärungen, Wahlkampfauftritte etc. gab, die das Thema potentieller Allianzen mit den europäischen Staaten im Allgemeinen oder Deutschland im Besonderen zu adressieren.
Sich weiter darauf zu kaprizieren, wie House in dieser Hinsicht dachte, hilft vielleicht House besser zu verstehen, bringt aber in alle anderen Richtungen absolut keinen Erkenntnisgewinn.