Schwer zu sagen, wahrscheinlich von allem ein bisschen etwas. Z. B. gibt er die Dauer von Regierungszeiten oft falsch an, das kann bloße Schlamperei gewesen sein. Auch chronologische Fehler kann man auf Schlamperei zurückführen, z. B. stellt er es so hin, als habe Hadrian fast während seiner ganzen Herrschaft die Regierung dem Aelius Caesar überlassen und sich selbst in Tibur nur dem Vergnügen gewidmet. Teilweise folgte er wohl auch einfach tendenziösen Darstellungen, z. B. stellt er es (nicht als einziger Autor) als Faktum hin, dass Caracalla mit seiner Stiefmutter verheiratet gewesen sei* oder dass Elagabal der Sohn von Caracalla gewesen sei. Bei anderen Fehlern hat er sich wohl entweder selbst vertan oder folgte schlechten Vorlagen, z. B. wird Severus Alexander bei ihm in Britannien ermordet, und auch die Geschichte der Gordiane stellt er anders (und etwas konfus) als die anderen bekannten Quellen dar. Aber sogar bei Ereignissen, die fast noch Zeitgeschichte waren, etwa den Machtkämpfen in den Jahren zwischen Diokletians Rücktritt und Konstantins Alleinherrschaft, unterlaufen ihm Fehler.
Ich weiß nicht, wie die moderne Forschung sein Werk bewertet, aber ich finde ihn schlechter als die Historia Augusta, zumindest für die Zeit bis 238.
* Er beschreibt trotz der sonstigen Knappheit des Werks sogar recht ausführlich und anschaulich, wie die Iulia Domna den Caracalla verführt und scharf macht, indem sie sich von ihm "zufällig" nackt erwischen lässt, ihn dann fragt, ob ihm gefalle, was er sehe, und ihn dann auffordert, sie sich einfach zu nehmen. - In Wahrheit war Iulia Domna obendrein nicht seine Stiefmutter, sondern seine leibliche Mutter.