Der gewaltige technische und ökonomische Fortschritt des Biedermeier und, damit verbunden, das politische Erstarken des Bürgertums führte zuerst zu einer Adaption der Gepflogenheiten der als "vorbildlich" dienenden Klasse, der Fürsten. Dementsprechend eine Flut an bürgerlichen Porträts, meistens allein, aber auch gerne in der Familienrunde oder nur der Kinder (s. Philip Otto Runge, "Die Huelsenbeckschen Kinder", u. ä.).
In der Parallelentwicklung ein Medium, dass nun erst richtig eines wurde: die Zeitung, und fast zeitgleich die "Illustrierte Zeitung", welche auch in erster Linie nichts anderes brachte als heute "Gala" oder "Hörzu": Bilder von Celebrities (nicht mehr nur Fürsten, sondern auch Schauspieler/innen).
Die Zusammenstösse zwischen Bürgertum und Fürstenmacht, die zwischen 1789 und 1848 immer wieder durch Europa gingen, hatten zwar immer letztendlich die Fürsten wieder "oben" aber mit immer weniger realer Vorbildfunktion. Schon Mitte des 19. Jhs. waren Magnaten wie Krupp oder Bankiers wie Rothschild die eigentlichen Vorbilder des Bürgertums; diese stifteten aber keine neuen Kunstrichtungen, sondern eher "gute Werke" wie Volksparks, Museen, Theater, die vom Bürgertum begeistert aufgenommen wurden. Da sich das Bürgertum so mit den eigentlich immer noch herrschenden Fürsten einvernehmlich zeigte, war die dominante Kunst jener Zeit in erster Linie konservativ bzw. verherrlichend-restaurativ (die ganzen pseudogotischen und pseudoromanischen Kirchen, Bahnhöfe, Stadtviertel etc. stammen aus dieser Zeit).
Wie immer in Zeiten des Zukunftsschocks durch überschnelle technische und ökonomische Entwicklung gab es Eskapismusbewegungen, hier in Form einer "Innerlichkeit", die vor allem im Theater und der Literatur gepflegt wurde, in Deutschland auch oft in Form von Religiösität. Eine "Zurück zur Natur" Bewegung fand künstlerischen Niederschlag in "Arts & Crafts" und dem späteren Jugendstil. Da hatte aber auch schon längst die Fotografie das "kleinbürgerliche Porträt" übernommen, und nur noch die wohlhabenderen ließen sich in Öl malen.