Das Ende der Arbeiterbewegung

ursi

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Innert ein paar Monate hatte die NS-Machthaber die Arbeiterbewegung zerschlagen und zugleich die Demokratie zerstört. Dieser Zustand kann man auch als Indiz für das zukünftige politische System ansehen, denn keine Diktatur ist bereit eine unabhängige Interessenvertretung der Arbeiterschaft zu dulden.

Auf was ist das zurückzuführen, das die Arbeiterbewegung, die einmal sehr stark war so schnell zerschlagen wurde?

Die Machthaber gingen mit ihrer Politik von Gewalt und Terror, der sich mit dem Schein der rechtsstaatlichen Kontinuität mischte, gegen die Arbeiterbewegung vor. Und nützte die Bruchlinien innerhalb der Bewegung aus um diese zu zerschlagen. Nach und nach wurden die einzelnen Zweige der Arbeiterbewegung zerschlagen, es wurden nur die verschont oder noch verschont die Stillhielten.
Ihr Erfolg basierte auf der Doppelung von Gewaltbereitschaft und Rücksichtslosigkeit einerseits und andererseits auf den Schein der Legalität.

Die Arbeiterbewegung versäumte aber auch die Entwicklung zu stoppen. Dazu sagte Otto Wels im Paris folgendes: „Wir waren nur Objekte der Entwicklung.“1 Und der Reichstagsabgeordnete Wilhelm Hoegner meinte: „Wir leisteten keinen Widerstand. Wir warfen dem siegreichen politischen Gegner keine Prügel in den Weg. (…) Wir waren beiseite getreten".2
Man kann ihnen keine Schuld zu weisen, doch muss man auf die Defizite der einzelnen Zweige der Arbeiterbewegung hinweisen. Nun kann man sich auf die politischen Theorien stützen nur waren es nicht die Theorien die dazu führten sondern politische Schwächen. Zuerst kam die Unterschätzung des Machtwillens und der Rücksichtslosigkeit der Nationalsozialsten durch die Arbeiterbewegung und ebenso die Unterschätzung der Loyalität der Verwaltung, Justiz und Polizei zur Verfassung, Institution und Geist der demokratischen Republik, dies war sicher der Anfang des Endes der Arbeiterbewegung. Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Kommunisten konnten sich nicht vorstellen welche Brutalität die Nationalsozialisten und ihre Helfer nicht nur ihre politischen Gegner, sondern auch in der Verfolgung ihrer militaristischen und rassistischen Ziele entfalten würden.

Ausschlaggebend für die Zerschlagung der Arbeiterbewegung war aber und hier muss man der Realität ins Auge sehen, das über Jahre angestaute Konfliktpotential zwischen den Sozialdemokraten und den Kommunisten. Dieser Konflikt zwischen den beiden verhinderte eine Einheitsfront gegen die Nationalsozialisten. Es gab wohl einen Teil der Sozialdemokraten und Kommunisten die das 1933 anders sahen über ihre grösste kann man nur Spekulieren. Sicher ist das viele enttäuscht oder verbittert waren über die Kampflose Kapitulation ihrer Organisationen. Auch wenn heute Zeitzeugen von einem Kampfwillen sprechen ist es schwierig zu entscheiden wie gross der Wille wirklich war.

Die Dauerkrise in der Weimarer Republik tat auch ihres dazu die Arbeiterbewegung zu schwächen, vor allem die Massenarbeitslosigkeit wirkte zermürbend auf die Arbeiter lange bevor die Nationalsozialisten der Bewegung den Todesstoss versetzten.

„Übersteigerte und durch keine Handlungsmöglichkeit gedeckte, geradezu rauschhafte Aktionensrhetorik bei den Kommunisten, Konzentration auf die parlamentarische Opposition und auf Stillhalte-Appelle bei den Sozialdemokraten und ein hilfloses Schwanken zwischen Protest und Einordnungsbereitschaft bei den Gewerkschaften, all dies eröffnete den neuen Machthabern die Möglichkeit ihre politischen Gegner einen nach dem anderen auszuschalten, ohne sich mit allen gleichzeitig auseinandersetzten zu müssen.“ 3


1 Otto Wels am 22.8.1933, zitiert nach E. Matthias, Die Sozialdemokratische Partei

2. W. Hoegner, Flucht

3. Michael Schneider, Unterm Hakenkreuz

Literatur:

Michael Schneider, Unterm Hakenkreuz, Arbeiter und Arbeiterbewegung 1933 bis 1939
 
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