Das Ende der Hippies?

H

Herakles06

Gast
Hi. Ich habe auch eine kurze Frage:

Wir mussten einen Text über die Hippiebwegung in Deutschland und Europa schreiben. Zu beiden Themen haben wir viel Material gefunden.

Allerdings ist eine Sache offen geblieben:

- Wann und warum endete die Hippiebwegung? Heute gibt es ja diese Bewegung nicht mehr. Gibt es dafür genaue Gründe? Was ist aus den Hippies geworden?

Ich danke für Antworten. :winke:
 
Ich würde sagen mit dem Punk "endete" die Hippie-Bewegung. Die Punx glaubten nicht mehr an Liebe und Frieden etc. und, sich langsam politisierend glaubten sie nicht mehr an eine friedliche Revolution.

Aber ich setzte "endete" nicht umsonst in Anführungszeichen: Ganz verschwunden sind die Hippies nicht, und ich rede dabei nicht von der Hippiemode, die immer wieder mal, auch als Ethnolook, auftaucht. Hippies als gesellschaftliche Aussteiger gibt es imemr wieder mal, und wenn man mal nach Süditalien, Südspanien oder Griechenland fährt und etwas abseits der ausgetrampelten Touristenpfade ein altes Dorf oder eine alte Burg besichtigt, so trifft man durchaus noch alternde Hippies mit langen grauen Haaren, Batik-Shirts, Autos mit deutschen (z.B.) Kennzeichen, welche von der örtlichen Vegetation erobert wurden etc.
 
Man muss nicht nur nach Spanien, Italien oder Griechenland fahren, um Hippies zu treffen. Es gibt sie durchaus auch noch in Deutschland. Man muss nur wissen, wo man hingehen muss, um sie zu treffen...
 
Herakles06 schrieb:
Heute gibt es ja diese Bewegung nicht mehr. Gibt es dafür genaue Gründe? Was ist aus den Hippies geworden?

Die Hippies sind leider alle Renter oder gestorben! (Spaß)

Nun mal ernsthaft, das Wort Hippie bezeichnete doch nur eine gesellschafltiche Gruppe von Menschen, die sich einerseits von anderen erheblich unterschied, untereinander aber relative Übereinstimmung verkörperte, besonders im Aussehen. Gemein war den Hippies die Ablehnung staatlicher Administration, bis hin zu massiven Protesten gegen den Vietnamkrieg und die Hinwendung zu allem Verhalten, was staatliche Aufruhr erzeugte: Musik, Drogen, Meinungen, alternative Lebensweisen...
Eigentlich hat sich nur das Wort überlebt, der Fakt jedoch nicht, denn jede Gesellschaft hat auch heute noch ihre Hippies, sie nennen sich nur anders. Must nur mal gucken...

Gruß
 
Ohne mich gross darin auszukennen, möchte ich einmal folgende These in den Raum werfen:

Aus den Hippies der 1970er Jahre wurden die Yuppies der 1980er.

Was meint ihr dazu?
 
Die Hippie-Bewegung endete (wie so ziemlich jede andere Bewegung der Popkultur auch), als sie zu einem kommerzialisierten Massenereignis wurde.

Am Anfang war es eine Bewegung Gleichgesinnter, die ihre Vorstellungen von Leben realisieren wollten. Ausgehend von den USA hat sich dies recht schnell über die ganze (westliche) Welt verbreitet.

Schlagworte waren "Flower-Power", "Make Love not War" "Peace". Man kann diese Einstellung als einen Vorläufer der modernen Friedensbewegung ansehen. In den 60er Jahren waren diese Bestrebungen gegen den Vietnamkrieg gerichtet.

Ich kann mich erinnern, wie die "braven Bürger" über die "ungewaschenen langhaarigen Gammler" herzogen, die ohnehin "alles Kommunisten und Nichtstuer" sind (!). Stammtischsprüche wie "Das hätte es beim Adolf nicht gegeben" oder "Die gehören ins Arbeitslager!" waren nicht selten...

Nach ein paar Jahren hatte man sich an die Langhaarigen gewöhnt, die Musik war auch nicht mehr revolutionär, die Mode- und Musikindustrie hatte sich der Sache angenommen. Es gab Hippiekleidung von der Stange, Filme mit und über Hippies, die Musik wurde nicht mehr von bootlegs sondern von Medienkonzernen produziert.

Damit waren die Ideen und Pläne so gut wie tot. Einige Unentwegte leben auch heute noch - nach 40 Jahren immerhin - mit diesen Ideen, aber sie stellen nur noch eine verschwindend kleine Minderheit dar. Das Hippietum ist eine Weltanschauung, keine Mode, die dem Zeitgeist unterliegt.

Inzwischen werden ja im Zuge der Retro-Bewegung auch Klamotten à la Hippie angeboten und von den Kindern und Enkeln gern getragen.

Und wenn man heute die "revolutionäre" Musik um 1970 hört und Filme mit "ungewaschenen langhaarigen Gammlern" von damals sieht, dann muss man schmunzeln: Über sowas haben sich mal Menschen (und Massenmedien - vor allem aus dem Springerverlag) aufgeregt...

Gruß

Jacobum
 
Obwalden schrieb:
Ohne mich gross darin auszukennen, möchte ich einmal folgende These in den Raum werfen:

Aus den Hippies der 1970er Jahre wurden die Yuppies der 1980er.

Was meint ihr dazu?

Zwei von Ideologie und Lebensstil vollkommen gegensätzliche "soziale" Bewegungen. Die Konversion vom einen zum anderen ist als Massenphänomen eher unwahrscheinlich.
 
1964-65 war ich auch so ein Hippie oder Gammler,war eine schöne und unvergessliche Zeit :friends:

Im Herbst 1966 bin ich dann zur Fr. Fremdenlegion,die haben mich dann umerzogen :rotwerd:

Nach meiner Entlassung war ich dann wohl zu alt für solche Hippiespielchen

Ps. Gekifft hab ich nie,nicht mal probiert :scheinheilig:
 
Und was haben wir damals über A. S. Neill: Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung, Das Beispiel Summerhill diskutiert.
Antiautoritäre Erziehung war angesagt: Müssen wir heute wieder machen, was wir wollen?
 
Mercy schrieb:
Und was haben wir damals über A. S. Neill: Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung, Das Beispiel Summerhill diskutiert.
Antiautoritäre Erziehung war angesagt: Müssen wir heute wieder machen, was wir wollen?

Bällchen, Herr Regisseur? ;-)
Soweit ich in eben dieses Buch (es liegt -> da.) eingeführt wurde (von fachlichem Kopf), hat aber die "Hippiegeneration" Neill nicht richtig umgesetzt bzw. falsch verstanden. ?

Anm.: Ich zitiere den ersten Satz der Einführung im Buch: "Summerhill wurde 1921 von A.S. Neill in England gegründet."
 
Obwalden schrieb:
Ohne mich gross darin auszukennen, möchte ich einmal folgende These in den Raum werfen: Aus den Hippies der 1970er Jahre wurden die Yuppies der 1980er. Was meint ihr dazu?

Das mag für einige Hippie-Sympatisanten zutreffen, Leuten wie Ex-Kanzler Schröder und Konsorten vielleicht, aber die meisten Yuppies waren Kinder von Hippies, die unter den Schrullitäten ihrer Eltern in den meisten Fällen gehörig gelitten haben. Die Yuppies waren eine gesellschaftliche Reaktion auf die Hippies und Punks, eine Reaktion auf Freizügigkeit und anarchisches Ansinnen.

Nachtrag:
Ich fühlte mich von 1965 bis 1971 ebenfalls zum Gammler- und Hippietum hingezogen. Unsere Bibel waren damals Hermann Hesses "Steppenwolf (erschienen 1927!) und Jack Kerouacs "On The Road (erschienen 1955)".
Hier ein Textauszug aus einer Kurzgeschichte, in der ich einmal versucht habe, das Gefühl und die Stimmung zur damaligen Zeit wiederzugeben:

Oben in den Astgabeln der Tamarisken hängen Lautsprecher, daraus hallen Bob Dylans Lieder aus den 60er Jahren. Gesungen von der Stimme, der ich früher eintausendsiebenhundert Flugkilometer entfernt im kalten, verregneten Mühlviertel so oft gelauscht hatte. Ich war sechzehn und ich fing an, gegen die Welt der Erwachsenen zu protestieren. Faschismus, Kommunismus, Kapitalismus, Religionen, das war doch alles derselbe Schmarren. Das Leben der Erwachsenen drehte sich wie die Trommel einer Gebetsmühle immer um Geld, Macht und Intrigen. Ich stattdessen träumte von einem romantischen Leben ohne Verpflichtungen wie Lernen, Arbeiten und sonstigem Alltagskram.

Ich schwärmte vom Leben in einer idyllischen Landschaft, umgeben von Künstlern, Wohlstand und natürlich Frauen, die so lieblich wie Feen und allzeit bereit zur Liebe waren. Die Griechen wähnte ich in einer Art Goldenem Zeitalter, wie es die Schule lehrte – und Sokrates war der weiseste Mensch von allen. In Tagträumen durchwanderte ich Arkadiens Gebirge, ich war Schäfer und Pan, ich übte mich gemäß Marc Aurels Selbstbetrachtungen im Stoizismus, erträumte verwegene Abenteuer oder ich malte und reiste der Liebe wegen nach Kythera. Mein Schwärmen für das Altertum vermengte sich mit den Schrullitäten der Flower-Power-Bewegung. Alles zusammen ergab eine Mischung aus Aufbegehren, Lust und Romantik, eine Traumzeit, eingehüllt von rauschhaften Nebeln, psychodelischer Musik, erotischen Fantasien, und befeuert von der fixen Idee, es sei alles möglich, wenn ich es mir nur fest genug wünschte.


Ich kann mich noch genau an den Augenblick erinnern, als die Begeisterung für die Hippie-Bewegung aufhörte. Das war 1971 nach dem Film "Fritz The Cat", ich glaubte zu erkennen, wo das hinführen würde, und in dieser Weise stellte ich mir die Welt und mein Leben auf keinen Fall vor. Anschließend habe ich mich der sozialdemokratischen Bewegung angeschlossen, seit etwa 1983 bin ich ein unabhängiger Freigeist und lebe damit sehr zufrieden, keiner Idee und keiner Gruppierung verpflichtet zu sein. Der Sinn für Freiheit und Unabhängigkeit, das ist es, was wir der Beatnik- und Flower-Power-Bewegung bis heute verdanken, trotz aller Probleme, welche die Ideen dieser Zeit auch gefördert haben - etwa die Globalisierungswelle mit der einhergehenden Untergrabung der Autorität unserer Staaten, das Multi-Kulti-Chaos, die Zerstörung der traditionellen Familie, und einiges andere Negative mehr.
Selbst eine goldene Münze hat ihre Kehrseite. Daran knabbern wir gerade.

Buchtipp: "Drop City (2003)" Roman von T.C.Boyle. Er beschreibt das Leben in einer Hippiekommune und wie eine idealistisch naive Idee am Alltag scheitert.


Liebe Grüße
 
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Die Äpfel sind die Hippies: und hier kommen die Birnen:

"etwa die Globalisierungswelle mit der einhergehenden Untergrabung der Autorität unserer Staaten, das Multi-Kulti-Chaos, die Zerstörung der traditionellen Familie"

-"Globalisierung und Ende der staatlichen Autorität": das dies geschieht, wenn kein Alternativweg gegangen wird, darüber hat schon ein Rauschebart aus Trier philosophiert, knappe 100 Jahre vor den Hippies.

- "Zerstörung der traditionellen Familie": der Hauptgrund liegt wohl eher an den wirtschaftlichen Gegebenheiten.

-Multi-Kulti Chaos: im Grunde ein Hirngespinst, es sei man leide unter der Integrationsverweigerung der Bayern und Franken in die deutsche Leitkultur.
 
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askan schrieb:
Die Äpfel sind die Hippies: und hier kommen die Birnen:

"etwa die Globalisierungswelle mit der einhergehenden Untergrabung der Autorität unserer Staaten, das Multi-Kulti-Chaos, die Zerstörung der traditionellen Familie"
etc.

"..." sind das Zitate?
Läßt sich in der Maische leider nicht ausmachen.
 
Askan,

"Globalisierung und Ende der staatlichen Autorität"
Stimmt, dieser Punkt ist aktuell, seit sich Menschen zu Gemeinschaften organisieren. Das begann schon in der Steinzeit, als die Bewohner verfeindeter Gebirgstäler merkten, dass sie zumindest wirtschaftlich gemeinsam mehr zuwege bringen können als auf sich allein gestellt. Allerdings müssten die Gesellschaften dafür ein gemeinsames Ziel anstreben, was ich bei der Globalisierungseuphorie nicht zu sehen vermag. Der Westen verspricht sich neue Märkte, paradiesische Produktionsbedingungen und nebenbei eine Art Weltherrschaft. Der Orient sieht eine Möglichkeit, seine jahrtausendalten Eroberungsgelüste wahr zu machen und die Entwicklungsländer sehen eine Möglichkeit, an einer florierenden Wirtschaft partizipieren zu können, für die sie selber nichts beizutragen brauchen. Die ehemaligen Kolonialländer haben die Vorboten westlicher Wirtschaftskompetenz, die Kolonialherren, noch vor 30 Jahren aus ihren Ländern vertrieben. Heute betteln viele Bewohner unabhängig gewordenen Länder, leben in Armut, führen Bürgerkriege und flüchten sich in die Länder der ehemals verachteten Peiniger. Was könnte in diesem Kuddelmuddel von Mißverständnissen ein ernsthaft gemeinsames Ziel sein?

"Zerstörung der traditionellen Familie"
Sie ist sicher mit ein Problem wirtschaftlicher Gegebenheiten, aber gerade in Deutschland und Österreich auch ein Problem, das auf die Negativwirkung der NS-Zeit mit Lebensborn, Zucht und Ordnung, Rassenwahn, usw... zurückzuführen ist. Es kommt auch zum Tragen, dass im Westen seit der Aufklärung der einzelne Mensch mehr im Vordergrund steht als die Familie.

"Multi-Kulti Chaos: im Grunde ein Hirngespinst, es sei man leide unter der Integrationsverweigerung der Bayern und Franken in die deutsche Leitkultur".
Sich in einen anderen Kulturkreis nicht zu integrieren, ist das Recht eines jeden Menschen. Nur müssen diese Menschen dann auch die Chuzpe haben und sagen, ich will und darf in einem mir fremden Kulturkreis nicht leben.
Integration ist eine zutiefst persönlich Entscheidung, sie kann weder mit einem Erlass oder einer sonstigen Verfügung herbeigeführt werden. Es gibt tausende Geschichten von Menschen, die in einen anderen Kulturkreis abgewandert sind, dort oft jahrzehntelang integriert lebten, und eines Tages aus nahezu nichtigem Anlass ihre Integration beendet haben (Siehe Buch: Nicht ohne meine Tochter).

Europa hat eigene Gesellschaften, die christlich geprägt sind. Warum sollten diese erfolgreichen und friedliebenden Gesellschaften destabilisiert werden? Diese Multi-Kulti-Sehnsucht und -Euphorie mancher Europäer ist nichts weiter als eine Gegenreaktion auf die nationalistisch-faschistischen Strömungen in der 1. Hälfte des 20.Jhdts, als die Berührung mit fremden Kulturen prinzipiell unerwünscht war.

Am Ende des Experiments einer Multi-Kulti-Gesellschaft wird in Europa ein ähnliches Chaos herrschen wie 1945. Die ersten Anzeichen für heftige Auseinandersetzungen gibt es bereits: Siehe die Anschläge von Madrid, London oder die aktuellen Sprengstofffunde in Deutschland.


Liebe Grüße
 
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zu1 : Die Entwicklung die du dort beschreibst, nahm K.M. schon vor 150 vorweg, aber da es zur Zeit als Unchic, und in manchen religösen Kreisen als unchristlich gilt, diese Elendsentwicklung zu verhindern, muss man sich halt mit abfinden.

Zu2: es würde stimmen, wenn dies Phänomen nur in Deutschland vorkommen würde, ist es aber nicht.

Multi-Kulti:---------Das gab es schon immer, nur die Völker wechseln.
 
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