Das Ende der Könige 1918/1919

Mein "was schreiben die denn da" hat sich noch auf das historische Lexikon bezogen. Nicht auf dich oder deine Quelle, das mit dem Kornprinz war nur noch die Ergänzung meinerseits, um den sächsischen Thronverzicht noch zu unterstreichen. :winke:

Hatte ich auch so aufgefasst. Der Wikilink war eine weitere Unterstreichung meinerseits. :)
 
für das Großherzogtum Baden:

Am 10.11.1918 bildete sich die neue badische Regierung unter Anton Geiß von der SPD. Am 13.11.1918 forderte der Arbeiter- und Soldatenrat für Baden die Ausrufung der Republik. Daraufhin fuhr Geiß nach Schloss Zwingenberg bei Eberbach, wo sich Großherzog Friedrich II. befand. Tage zuvor war vor dem Karlsruher Schloss geschossen worden, wobei auch eine Glasscheibe des Schlosses zu Bruch ging. Daraufhin waren die Zähringer aus ihrer Residenzstadt ins beschauliche Eberbach geflohen. Nach einem Gespräch mit Geiß sowie dessen Vorgänger Heinrich von Bodman erklärte sich der Großherzog zum Regierungsverzicht bereit. Jedoch verweigerte er die Abdankung.

Als Geiß zurück nach Karlsruhe kam, war der Arbeiter- und Soldatenrat mit einem Regierungsverzicht nicht zufrieden. Dieser forderte weiterhin die Abdankung des Großherzogs. Erst am 22.11.1918 dankte dann Großherzog Friedrich II. im Schloss Langenau im Hegau ab.

Die nächsten 10 Jahre verbrachte der abgedankte Großherzog in Freiburg, Badenweiler und Eberbach. Man richtete sich mit einem Hofstaat ein und haderte mit dem Schicksal. Irgendwelche bedeutsame Aktivitäten des bei Abdankung 61 Jahre alten Fürsten sind mir nicht bekannt. Er starb dann 1928.
 
Die nächsten 10 Jahre verbrachte der abgedankte Großherzog in Freiburg, Badenweiler und Eberbach. Man richtete sich mit einem Hofstaat ein und haderte mit dem Schicksal. Irgendwelche bedeutsame Aktivitäten des bei Abdankung 61 Jahre alten Fürsten sind mir nicht bekannt. Er starb dann 1928.

Das war ein Fall der schnellen Einigung (nicht wie in den übrigen Ländern) bzgl. des Domänenvermögens.

Den Vergleich schloss man bereits im März 1919 ab: dem Großherzog wurden u.a. die Schlösser Freiburg, Baden-Baden und Badenweiler nebst Inventar überlassen. Dazu gab es eine Schuldbuchforderung über 8 Mio. Mark und lebenslangen Nießbrauch für Großherzog und Großherzogin betr. umfangreichen Waldbesitz zzgl. zugehörigem landwirtschaftlichem Grundbesitz.

Sollte die männliche Linie aussterben, würden die übertragenen Güter an das Land zurückfallen.
 
Sollte die männliche Linie aussterben, würden die übertragenen Güter an das Land zurückfallen.

Kannst du diesen Punkt etwas näher erklären?

Ich kann das gar nicht verstehen, dass es in der aufgeklärten Gesellschaft 1919 immer noch so war.
Die Mädels bekommen nichts?
 
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Kannst du diesen Punkt etwas näher erklären?

Ich kann das gar nicht verstehen, dass es in der heutigen aufgeklärten Gesellschaft immer noch so ist.
Die Mädels bekommen nichts?

Kommt doch auf das Erbrecht an. Das hat doch nichts mit Aufklärung sondern mit Fragen juristischer Art zu tun. Hausgesetze waren immer wieder wichtig, um Besitzungen zusammen zu halten oder nicht an fremden Linien übergehen zu lassen.
 
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Kann ich Dir leider nicht sagen, wird in der Wiedergabe des Vergleichs mit dem Land als "Schloss Freiburg" bezeichnet.
War nur überrascht, weil ich kein Schloss Freiburg in Freiburg kenne. Freiburg war zwar Hauptstadt, aber gerade das Fehlen eines Schlosses wurde ja von den hiesigen Präsidenten oder Statthaltern angelegentlich als ein Mangel betrachtet. Naja, wir hätten den SchlossBERG immerhin anzubieten. Vielleicht geruhten ja Großherzogliche Hoheit dort unterzukommen.:rofl:
Direkt vor den Toren von Freiburg liegt Schloss Ebnet (gehörte aber seit dem 19.Jh. den Gaylings) und in Freiburg steht das Colombischlössle(heute Archäologisches Museum).
 
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Vielen Dank an Mercy!

@florian
Dort ist auch die Übertragung genau bezeichnet: Vererbung nur im "ehelichen Mannsstamm des Großherzoglichen Hauses"
 
Stuttgart 9. November 1918

Man muss etwas weiter ausholen:
Der letzte Württembergische König Wilhelm II. war recht beliebt im Land. Täglich ging er mit seinen 2 Pudeln spazieren, Schulkinder die ihm begegneten grüßten "Guten Morgen Herr König", Wilhelm grüßte zurück "Guten Morgen mein Kind". Bei seinem Regierungsjubiläum 1916 meinte Keil?Blos? "in einem demokratischen Württemberg könnte es keinen besseren Staatspräsidenten geben"
In der württ. Nationalhymne heißt es "...dass ich mein Haupt kann kühnlich legen, jedem Untertan in Schoss..."

Am 8. November 1918 lud die SPD zu einer Kundgebung für den anderen Tag. Man ging wohl davon aus, dass die SPD-Führer die Lage im Griff hätten.
Es kam anders.
Direkt von der Kundgebung stürmten welche zum Wilhelmspalais, dem Wohnsitz des Königs, der sich auch dort zdZ aufhielt. Die Wachsoldaten "bekamen den Ranzen voll" die Flagge mit dem Königswappen wurde heruntergerissen, die Rote Fahne aufgezogen. Durch das Haus (es steht heute noch als Stgt. Stadtbücherei) rannten welche unter Geschrei und wilden Drohungen. Nach einiger Zeit konnten sie aus dem Haus gedrängt werden.
Dem König geschah nichts, auch eine direkte Konfrontation unterblieb.
Er packte die Koffer, fuhr nach Bebenhausen und betrat Stuttgart nie wieder.
Sein Sarg musste 2 Jahre später um Stuttgart herum nach Ludwigsburg gebracht werden. Auch als Toter wollte er nicht durch Stuttgart reisen.

Die übrigen Ereignisse unterscheiden sich kaum von denen in den anderen dt. Ländern.

Wilhelms einziger Sohn war als Kleinkind verstorben. Der nächste ev. Thronanwärter war 20 Jahre zuvor, vermutlich bei einem Duell, ums Leben gekommen.
Die kath. Linie mit Herzog Albrecht, war deshalb Thronfolger
 
Vielleicht sollte man noch anhängen:
Die 1918 abgedankten Fürstenhäuser klagen bis heute unisono, dass sie deutlich schlechter weggekommen wären, wie ihre 1805 mediatisierten Standesgenossen.

Die Fürstenentschädigungen in den 20er Jahren wäre einen Thread wert!
 
Mecklenburg-Strelitz ist weiter oben mit Fragezeichen versehen.
Ist die Geschichte nicht bekannt?

Der letzte Großherzog ist kurz vor Ende des Kaiserreichs durch Selbstmord aus dem Leben geschieden. (Heute sagt man: Ich bin schwul und das ist gut so, und die Sache ist erledigt)
Mecklenburg-Schwerin übernahm "kommissarisch" die Regentschaft.
Aber, wenn ich das richtig sehe, lag die "Oberherrschaft" immer schon in Schwerin.
 
Eines der Übersehenen Fürstentümer:

Fürstentum Lippe, nun Teil von NRW.

Thronverzicht laut Tante Wiki am 12. Nov 1918

Bis Neulich

Apvar

P.S. Schaumburg-Lippe

Thronverzicht laut Tante Wiki am 15.11.1918
 
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Vielleicht sollte man noch anhängen:
Die 1918 abgedankten Fürstenhäuser klagen bis heute unisono, dass sie deutlich schlechter weggekommen wären, wie ihre 1805 mediatisierten Standesgenossen.

Die Fürstenentschädigungen in den 20er Jahren wäre einen Thread wert!

Eigentlich OT, aber vielleicht doch von Interesse.

Wilhelm hatte seine Schlösser dem Staat noch zu Herrscherzeiten vermacht, sich aber den Niesbrauch vorbehalten.
So reift der Wein der Hofkammer bis heute in den Kellern des Alten Schlosses in Stuttgart.

Als der König starb gab es, wie bei den Bürgerlichen:devil:, Streit ums Erbe. Die einzige Tochter, verheiratete Prinzessin zu Wied, war der Meinung, dass sie zu wenig bekommen hätte.
Der "Thronfolger" (Albrecht von Württemberg) und Stauffenberg (Vater des Attentäters v. 20.7.44) hätten sie daran gehindert ihren Vater auf dem Sterbebett zu besuchen.

So besonders hochwohlgeboren ist das auch nicht.:rofl::devil::still:
 
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