Wegen Überlänge zweigeteilt.
Ich musste erst mal googeln, was Kletzenbrot ist. Ist der Begriff da durch Autokorrektur reingerutscht oder willst du damit etwas sagen, was ich nicht verstehe?
Ich weiß nicht, was da gestern Abend passiert ist. Ich glaube das Wort "Kletzenbrot" sollte "Katalanen" heißen. Meine Autokorrektur spricht offensichtlich bairisch! (Ich musste auch erst googeln.)
@ElQ - Das Narrativ, dass die bösen Katalanen es wagen, in ihrer Muttersprache zu reden - vor allem in Girona, ist doch etwas dünn, oder?
Entnimmst du einen solchen Narrativ meinen Bemerkungen? Dann entnimmst du falsch.
Es geht darum, dass
jeder Spanier Spanisch kann. Es passiert Katalanen schon mal, dass es zu unbewussten Interferenzen zwischen Spanisch und Katalanisch kommt, also dass ein kastilisches Wort nicht als kastilisch erkannt wird, wenn derjenige Katalanisch spricht oder ein katalanisches Wort nicht als katalanisch, wenn ein Katalane Spanisch spricht.
Was aber in Katalonien regelmäßig passiert, ist, dass Leute
die Kommunikation mit dir
verweigern, wenn du Spanisch sprichst. Du kommst als Tourist in das Land und
sprichst dessen Staatssprache und bölkst die Leute nicht auf Deutsch oder Amerikanisch oder Französisch an (wobei letzteres - Katalanisch gilt das Brückensprache zwischen den iberoromanischen und galloromanischen Sprachen wahrscheinlich verstanden würde)* - und die Leute ignorieren dich, weil du dummerweise kein Katalanisch, sondern "nur" Spanisch gelernt hast. Das kann dir dort passieren.
Puigdemont war mit dem klaren Programm der Unabhängigkeit angetreten und wurde mehrheitlich gewählt zum Präsidenten der Generalitat.
Das Parlament setzte dieses Programm um.
Da haben wir dann die Parallelität zu Schottland wieder: Obwohl die SNP die stärkste Partei in Schottland ist, hat 2014 das Referendum zunächst niemand ernstgenommen, weil anfänglich die Zustimmungswerte gering waren. D.h. die Wähler der SNP, deren erklärtes Ziel die Unabhängigkeit Schottlands ist, wollten vor 2014 die Unabhängigkeit Schottlands nicht, sondern mehr Autonomie und eine schottische Politik, die in Schottland, nicht in London gemacht wurde.
Trotz(!) des Verbotes der Volksabstimmung und trotz massivem und äußerst brutalem Vorgehen der spanischen Polizeit, welche abstimmende Bürger zusammenknüppelte (Es kam zu unglaublichen Bildern in Barcelona, und es ist der Unabhängigkeitsbewegung nicht hoch genug anzurechnen, dass es von ihrer Seite friedlich blieb), wurde diese Abstimmung durchgeführt. Unter den Umständen mit einer sehr hohen Beteiligung, wenn auch unter 50%. Dafür mit klarer Mehrheit für die Unabhängigkeit.
Stopp, da wiederholst du den Narrativ der Unabhängigkeitsbewegung. Natürlich hat die Mehrheit der Leute, die zur Abstimmung gegangen sind, für die Unabhängigkeit gestimmt. Die Leute, die gegen die Unabhängigkeit waren, sind einfach nicht hingegangen, weil sie damit das Referendum legitimiert hätten. Zu einem illegitimen Referendum gehst du nicht, sonst legitimierst du es.
Hier übergehst du völlig den Spanischen Erbfolgekrieg, an dessem Ende es zur
Belagerung Barcelonas kam.
Katalonien hatte sich gegen Philipp V. gestellt. Nach einjähriger Belagerung durch Spanien kapitulierte Barcelona am 11.9.1714 -
bis heute der katalonische Nationalfeiertag (Dia Nacional de Catalunya). Katalonien verlor in der Folge seine Autonomie und sein eigenes Parlament (eines der ältesten Europas) und wurde in den spanischen Zentralstaat integriert.
Auch diese Darstellung kleidet sich in den Narrativ der bösen Spanier, welche die armen Katalonier unterdrücken.
Zum Thema "übergehen":
a) ich habe diesen Beitrag mitten in der Nacht geschrieben.
b) ich halte das für irrelevant.
c) es gab auch eine Belagerung von Barcelona 1705 (!)
Im Spanischen Erfolgekrieg ging es darum, ob die von Carlos II. als Erben eingesetzten Bourbonen oder die österreichische Linie des Hauses Habsburg nach dem Aussterben der spanischen Habsburger den spanischen Königsthron übernehmen sollten.
Worum es in diesem Krieg
nicht ging, das war die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien.
Ergo irrelevant.
Der spätere Karl VI. musste 1705 selber erst mal Barcelona belagern, erst während dieser Belagerung schwenkte
Aragón (!) auf die Seite der Habsburger; nachdem er Barcelona zunächst belagert hatte, residierte er dort als
spanischer König Karl III.
Die pro-habsburgische Seite verlor den Erbfolgekrieg, nur die auf habsburgischer Seite gekämpft habenden Briten behielten Menorca (bis 1802) und Gibraltar.
Die Bourbonen bauten Spanien nach frz. Vorbild um. D.h. sie schufen eine Zentralregierung in Madrid. Das war bourbonisch-abolutistische Politik französischer Prägung, aber
nicht anti-katalonisch. Erste Ansätze des Zentralismus hatte es bereits unter Phillip II. gegeben, aber die waren nie konsequent umgesetzt worden. Die spanischen Königreiche wurden unter der Habsburgermonarchie weiterhin wie verschiedene Königreiche mit eigenen Ständeversammlungen behandelt, auch wenn sie de facto längst ein Königreich Spanien bildeten.