Das Leben im Alten Griechenland

Napol

Neues Mitglied
Hallo liebe Foris,

erstmal kurz: ich bin ganz neu hier und hoffe auf viele interessante Gespräche mit euch :)

Nun zum Thema:

Ich persönlich muss sagen, dass mich das antike Griechenland von allen alten Kulturen am meisten fasziniert. Habe mich schon sehr oft dabei erwischt, wie ich darüber nachdachte, wie es wäre, tatsächlich dort zu leben.
Man hat diese Vorstellung eines warmen Klimas, man wandelt mit luftigen Kleidern durch die Welt und nach getaner Arbeit trifft man sich, trinkt Wein und unterhält sich. Man geht in die Therme, betet die zahlreichen Götter an und und und

Die Vorstellung ist nun in der Tat sehr blauäugig, genauso, als wenn man sich das Mittelalter voller Ritter, Burgfräuleins und Pferde vorstellt.

Was denkt ihr denn darüber? Hättet ihr gern dort gelebt? Und was glaubt ihr, wo genau die Schattenseiten der Antike lagen?
 
Du stellst Fragen :D

Ich gehe mal davon aus, daß Du Mitglied der Oberschicht in einer reichen Stadt wie Athen gewesen sein möchtest, und nicht Spartaner oder ein Bauer oder Sklave? Dann hättest Du soviel Schatten gehabt, wie DU möchtest.

Aber auch ansonsten ist das Leben kein Zuckerschlecken. Das Problem ist, daß wir aus heutiger Sicht urteilen, wir können ja nicht anders, den Leuten damals mag ihr Leben ganz angenehm erschienen sein, denn sie kannten ja nichts anderes.
Mach Dich also darauf gefaßt, nicht sehr alt zu werden, denn viele Krankheiten waren tödlicher als heute, und Hygiene war zwar bekannt, aber nicht alltäglich, die Menschen stinken, die Straßen stinken, vielfach wirst Du abgestandenes Wasser aus einer Zisterne trinken, ab iItte dreißig werden Dir die Zähne ausfallen, und wenn Du Dir mal was brichst, kannst Du davon ausgehen, daß Du, wenn Du es überlebst, gezeichnet bleibst.
Jede Reise ist ein Risiko, jede Geburt kann ein Todesurteil sein. Man wandelt nicht unbedingt in luftigen Kleidern, daß Herumschleppen eines langen Hymathion, eines Mantels, der aus bis zu 5 m Stoffbahn bestehen kann, ist anstrengend, Du mußt ihn die ganze Zeit an den Körper pressen, und ist er aus schlecht gekämmter Wolle, piekst und kratzt er.
Du wirst als Mann für Deine Stadt in den Krieg ziehen müssen, und wenn Du als reicher Athener politisch tätig wirst, kann es Dir passieren, daß Du verbannt wirst. Und wenn Du Sokrates an der Straßenecke triffst, wird er Dich eher nerven, als daß Du erleuchtet weiterschreitest.

Na, genug Schatten für den Anfang?
 
naja, kommt drauf an, wo man lebte und was man war
Im Winter friert man sich den A.... ab, im Sommer zerfließt man.
Arbeit? Welche Arbeit? Handwerker mit 20 Sklaven die nichts richtig zu stande bringen (Angestellte/Arbeiter bringen nie was richtig zustande ;-) )
Sklave?
Oder "Upperclass"?
 
Die Frage find ich total spannend...weil jeder stellt sich mal die Frage in welcher Zeit hätte ich am liebsten gelebt...
So wie du das Leben beschreibst...ja bitte...aber leider war es nicht der Fall. Gerade auch für Frauen hat das Leben meist etwas anders ausgesehen.
Ich weiß nicht ob du den Film "Sophies Welt" kennst? Die Darstellung des damaligen Griechenlands würde mir sehr gut gefallen, nur wie schon gesagt wurde. Es gab wenig Heilmittel gegen Krankheiten. Dann jeder Gott musste verehrt werden.
Also ich sag ehrlich...mal so eine Woche wie im alten Griechenland leben, ja gerne, aber dann möchte ich wieder in die jetzige Zeit zurück!
 
Das Leben im alten Griechenland klingt interessant. Kommt drauf an wo du gelebt hast, in einer Region die aus Stammesverbaende und eher groesseren Doerfern bestand z.B Aetolien, Arkadien, Epirus, in den Bergen Thessaliens, Makedonien bis zu einer Zeit oder in einer Poleis. Waerst du ein Nachfahre griechische Siedler in einer griechischen Poleis in Kleinasien, am Schwarzen Meer, in Sueditalien oder Sizilien und welche Zeit du gelebt hast. 50 Jahre Unterschied machen da vielleicht eine ganz andere politisch militaerisch oekonomische Situation aus.
So schlimm stell ich mir das aber nicht vor, soviel ich weiss sind viele der uns bekannten aus der Zeit sogar nach ihrem 80. Lebensjahr gestorben. Und Wert auf Pflege wurde im alten Griechenland schon gelegt. Es gab Aerzte aehnlich wie im heutigen Sinne und ausserdem gab es Heilpraktiker die sich mit Naturpflanzen und Medikamente sehr gut auskannten und dadurch wurde auch die Basis fuer die Iatrike bzw Heilung gelegt. Man muss nicht der Oberschicht gehoeren um ein gutes Leben zu haben, auch ein einfacher Handwerker der natuerlich Buerger der Poleis war oder ein Bauer mit wenig Land hat nach der harten Arbeit das Leben genossen und in Symbosien und das Oeffentliche Geschehen seiner Stadt teilgenommen. Sogar die Adligen Aristokraten haben sich um ihre Felder gekuemmert das haben die nicht als abwertend gesehen so wie wir heute glauben. Es gab sowohl arme Buerger die vollberechtigte Demoten waren und Nachbarschaften in den Poleis wo aermere hard aufgewachsene Buerger wohnten die genauso das Gymnasium und die Palaestra besucht haben wie die Soehne der Aristokratie. Wenn du in einer eher laendlichen Gegend gewohnt hast dann ist es sehr wahrscheinlich dass du ausser Feldarbeit auch mit Viehzucht was am Hut gehabt hast, und nicht selten waren diese Menschen auch als Soeldner taetig. Das Leben war natuerlich gefaehrlich und Krieg und Elend waren selbstverstaendlich ob im Land oder in der Stadt aber es gab auch die guten Seiten.
 
Eine Frage die sich mir gerade stellt...wie hat es mit Hungerkatastrophen in Griechenland ausgesehen??? Und wenn ja, was hat man dagegen getan???
 
Aus heutiger Sicht ist es nicht leicht Fragen zu stellen die auch damals zutreffend waren. Solange es genug Vorrat in den Kammern hinter den Mauern gab hat man alle die Buerger bis zum Ende einer Belagerung oder zur Kapitulation versorgt. Wenn in ein ganzen Stammesgebiet mal eine schlechte Ernte gab dann gab es Krieg mit den benachbarten Stamm um genug Rohstoffe und Land zu sichern. Eine ganz schlimme Situation faellt mir ein als die Bewohner von ganz Attika im Peloponesischen Krieg Unterkunft und Schutz in den langen Mauern gefunden haben und vom Hunger und Elend eine Krankheit in der Stadt ausbrach die ein drittel der Bevoelkerung ausgeloescht hat unter anderem auch Perikles wenn ich mich recht erinnere, seine Frau und eins seiner Soehne. Ausserdem heisst es das in der Zeit des Peloponnesischen Krieges die meisten der Bewohner in ganz Griechenland keine andere Kunst beherscht haben als die des Krieges, nach so vielen Jahren Krieg war das meiste Land Schutt und Asche und die meisten Poleis, Inseln und Stammesgebiete haben sich in diesen Krieg beteiligt mehr oder weniger.
 
So schlimm stell ich mir das aber nicht vor, soviel ich weiss sind viele der uns bekannten aus der Zeit sogar nach ihrem 80. Lebensjahr gestorben. Und Wert auf Pflege wurde im alten Griechenland schon gelegt. Es gab Aerzte aehnlich wie im heutigen Sinne und ausserdem gab es Heilpraktiker die sich mit Naturpflanzen und Medikamente sehr gut auskannten und dadurch wurde auch die Basis fuer die Iatrike bzw Heilung gelegt.
Man muss nicht der Oberschicht gehoeren um ein gutes Leben zu haben, auch ein einfacher Handwerker der natuerlich Buerger der Poleis war oder ein Bauer mit wenig Land hat nach der harten Arbeit das Leben genossen und in Symbosien und das Oeffentliche Geschehen seiner Stadt teilgenommen. Sogar die Adligen Aristokraten haben sich um ihre Felder gekuemmert das haben die nicht als abwertend gesehen so wie wir heute glauben. Es gab sowohl arme Buerger die vollberechtigte Demoten waren und Nachbarschaften in den Poleis wo aermere hard aufgewachsene Buerger wohnten die genauso das Gymnasium und die Palaestra besucht haben wie die Soehne der Aristokratie. Wenn du in einer eher laendlichen Gegend gewohnt hast dann ist es sehr wahrscheinlich dass du ausser Feldarbeit auch mit Viehzucht was am Hut gehabt hast, und nicht selten waren diese Menschen auch als Soeldner taetig.

So einfach ist das nicht, denke ich. Man kann die antiken Ärzte nicht mit den heutigen vergleichen, auch wenn sie vieles wußten, aber eine Vorstellung von der biologischen Funktion des Körpers war weit entfernt. Da wird auch gern verklärt.
Allein schon Zahnschmerzen zu haben war etwas, daß ich in der Antike keinem wünsche, auch wenn man die kranken Zähne ziehen konnte. Wenn Du aber dabei eine Verletzung davongetragen hast, und die Instrumente waren ja nicht sterilisiert, dann kann das auch eine eiternde Wunde nach sich ziehen.
Das etwas höhere Lebensalter bekannter Leute liegt auch daran, daß die vielen, die früh starben, eben nicht bekannt wurden. Zudem ist das Alter meist ein Schätzwert, da man sein genaues Geburtsdatum oft nicht kannte. Und was wissen wir schon von der großen Masse auf dem Land, wer mag da älter als 40 geworden sein?

Der Handwerker oder der Bauer mit wenig Land hat kein geruhsames Leben nach Feierabend, es wird gearbeitet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Und Arbeit ist verpönt in der Antike, ein Aristokrat kümmert sich nicht allzusehr um sein Land, dazu hat er Verwalter. Das griechische Wort für den Handwerker ist der Banause, der Dumme, der sich eben nicht um Politik, Philosophie und ähnliches kümmern kann, auch nicht um den Sport, der zunächst ein adliges Vergnügen ist. Erst im Laufe des 5 und 4 jahrhunderts kommt der Athlet auf, der Sportler, der um des Athlons, des Preises wegen kämpft, damit entsteht dann der Berufssportler, der von seinen Erfolgen leben muß.

Ein Landbewohner, der Feld und Vieh hat, wird im Normalfall wohl kein Söldner, das ist ja nicht mal eben eine Nebenbeschäftigung. Söldner werden zweitgeborene Söhne, die den Hof nicht erben, verarmte Männer, die ihr Land oder ihr Gewerbe verloren haben, freigelassene Sklaven vielleicht. Und deren Leben ist vielleicht noch härter, sie haben kein Zukunftsbild, vielleicht die Hoffnung, als Söldner soviel Geld zu verdienen, daß sie sich wieder eine Existenz aufbauen können.
 
Naja seien wir mal nicht so sicher ueber alles. Es gab Aerzte die eine genaue Operation im Gehirn machen konnten, sie wussten schon einiges mehr als wir heute vermuten weil uns meistens die Kleinigkeiten erspart werden, wir wissen nur sehr grob wie damals die Lage war und verallgemeinern gerne. Es gab wirklich Heiler die sowohl in der Pflanzen und Heilkunde wie in der Chirurgie und mit den Nervensystem augekannt haben. Auch viele die frueh stabren sind uns bekannt. Von bekannten Soeldner bis zum Kosmopolitischen Philosophen aus damaliger Sicht hab ich viele gesehen die es bis ueber den 80. Lebensjahr geschaft haben. So genau ist das nicht aber troydem wissen wir das weil die mit den Olympiaden gezaehlt haben. Z.B. Andromachos ist am 3. Jahr der 25. Olympiade geboren und im 2. Jahr der 41. Olympiade gestorben, das ist von mir ein Beispiel wie die das berechnet haben. Hesiod ist einer der Landbewohner der mir grade einfaellt glaub der hats auch ueber 60 geschafft.
Natuerlich haben sich Handwerker und Bauern um die Politik gekuemmert, das Wort Technites kommt aus Techni, wird auch heute im griechischen fuer ein Handwerk benutzt, weiss nicht sowas hoer ich yum ersten mal, Handwerker und Bauern waren Leute die ein Wert unter den Poleis Buergern hatten und man respektierte sie, viele Philosophen und bekannte Politiker und Strategen hatten ihren Ursprung aus diesen Schichten. Natuerlich haben die nach der harten Arbeit sich im Oeffentlichen Geschehen der Poleis beteiligt auch im politischen und militaerischen Teil. Sie haben sich auch sicher mal einbisschen Spass gegoennt. Im Sport hatte jede Buerger freien Zutritt und hat sich auch damit beschaeftigt, sogar Metoeken hatten Gymnasien wo sie getrennt von den Buergern der jeweiligen Poleis trainierten.
Leute stellt nicht dem Mittelalter mit der Antike gleich, ganz andere Zeiten und Situationen.
Kommt drauf an wieviel Feld und wieviel Vieh der Landbewohner hat, soviel ich weiss haben Soeldner damals gut verdient und konnten sich danach ein gesichertes Leben leisten wenn sie all die Schlachten ueberlebten sonst ging das erworbene an ihrer Familie im Normalfall. Waer waren diese freigelassen Sklaven, das waren meistens Nachfahren freier Griechen die von anderen in der Schalcht bezwungen wurden und nun als Skalven dienten z.B Messenier oder auch selbst Buerger einer Stadt die sich yum Ruin getrieben haben und im Status des Sklaven abgesunken waren. Wie dem auch sei der freie Buerger sogar der Adlige hat sich nicht nur mit Politik beschaeftigt und Vergnuegen sonder auch mit den Feldern und anderen Arbeiten Chieronaktie faellt mir ein das Wort jetzt ein beudetet genau Handwerk und umgekehrt genauso.
 
Genau, verallgemeinern wir das mal nicht, da stimme ich Dir voll zu. Bevor wir uns hier in Schlagworten verlieren, würde ich gern wissen, ob Du von einer bestimmten Situation ausgehst, also Ort und Zeit. Denn eine politische Teilhabe der Bürger braucht ja ein demokratisches Gemeinwesen, wir können also nicht von Königsstädten oder Tyrannenherrschaften ausgehen.

Wenn wir also vom Athen des 5 Jhs. ausgehen (wie immer, seufz), dann findet die politische Aktion in der Stadt statt. Ein Bauer aus den Gemeinden Attikas hat nicht die Zeit, jeden Tag nach der Arbeit (was übrigens keine definierte Zeit ist) in die Stadt zu laufen.

Woher weißt Du eigentlich, wie alt Hesiod geworden ist. Und wie viele antike Griechen kennst Du denn so? Was bedeutet es, wenn ein paar Dutzend über die Jahrhunderte verteilt alt wurden?

Die Eingangsfrage war doch, wie schön es wäre, in der Antike zu leben, und ob es Schattenseiten gab. Nun, diese Schattenseiten werden nicht durch eine ganze Reihe positiver Beispiele weggewischt.
 
Leute stellt nicht dem Mittelalter mit der Antike gleich, ganz andere Zeiten und Situationen.

Was bringt Dich zu dieser Aussage? Weil Marmor steriler aussieht als Backstein? :fs:


Napol schrieb:
Was denkt ihr denn darüber? Hättet ihr gern dort gelebt? Und was glaubt ihr, wo genau die Schattenseiten der Antike lagen?

Wenn Du Dich ein wenig in die Zeit einlesen möchtest, kann ich Dir ein sehr kurzweiliges, jedoch durchaus fundiertes Buch empfehlen:
Ehrenberg, Victor, Aristophanes und das Volk von Athen, Zürich 1968.

Es ist zwar schon ein älteres Werk, aber bisher ist mir kein neueres untergekommen, das einem einen so sympathischen Zugang zur Lebenswelt des 5. Jahrhunderts in Athen (wie immer, aber durchaus lohnend ;) ) bietet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich geh im Grossen und Ganzen ueber die meiste Zeit der klassischen Epoche bis in vielen Faellen vor der Roemerzeit und auch danach aus, bei den meisten Poleis, den schliesslich gabs nicht nur in Athen die Demokratie sondern in einer Reihe vieler anderer Staedte ueber die Zeit. Auch wenn es keine Demokratie gab sondern eine Tyrannie oder Oligarchie gabs in jeder Poleis Symbosien, Gymnasien, Theatervorstellungen, Feste und Reiligioese Feiern. Und die Demokratie ist in Athen entstanden aber hat sich in der ganzen griechsichen Welt verbreitet. Leute ich bin nicht Schuld dass ich von klein an die Geschichte der Antike lese und auch vieles weiss weil ich tief suche im Bezug zum Alltagsleben und den Ereignissen dieser Epoche, ich tu hier auch nicht auf neun mal Klug sondern schreib das was ich gelessen hab und mir aufgefallen ist.
Bauern haben auch innerhalb der Stadt gelebt und sich mit den Feldern ausserhalb der Mauern beschaeftigt.
Persoenlich keinen ich hab mal die Lebenszeit von soviele wie ich vor mir hatte gesehen und bei vielen waren das 70 bis 80 Jahre die meisten wurden sogar ueber 50 60 alt.
Ich hab mich klar ausgedrueckt und auch das Elend die Kriege und Not der Zeit geschildert.
Zu dieser Aussage bringt mich der Fakt das ein Grossteil des Wissens und der Kultur der Zivilisationen und Naturvoelker der Antike zerstoert und verteufelt wurden in der Spaetantike und im fruehen Mittelalter. Also bis das alte Wissen in der Renaissance wieder entdeckt und drauf gebaut wurde. Schliesslich waren die Hexen auch nur sowas wie Heilerin die sich sehr gut mit Krankheiten und Heilung auskannten.
 
Hättet ihr gern dort gelebt?

Als männlicher Angehöriger der reichen Oberschicht wäre das evtl was, aber als Frau, Sklave, armer Tagelöhner? Eher nicht...

Und nicht vergessen, auch Alexander der Große musste auf die morgendliche heiße Dusche verzichten, und Toaster gabs auch noch nicht... ;)

Eine Frage die sich mir gerade stellt...wie hat es mit Hungerkatastrophen in Griechenland ausgesehen??? Und wenn ja, was hat man dagegen getan???

Besonders im Athen des 5. & 4. Jh. war die Getreideversorgung wichtig, da sie nicht autark in Attika sichergestellt werden konnte. Es waren Importe, bspw aus Kolonien am Schwarzen Meer, notwendig, was u.a. die Notwendigkeit der attischen Seeherrschaft erklärt: Ginge diese verloren konnten Feinde die Stadt von den benötigten Importen abschneiden und eine Hungerkatastrophe auslösen.

Allgemein: Hungerkatastrophen gab es selbstverständlich hin & wieder, ausgelöst v.a. durch Misserneten; was die Leute dann gemacht haben? Sie haben gehungert bzw sind verhungert...

Viel über das alltägliche Leben im antiken Hellas findst Du hier:

Alltag in Athen ; Handwerk, Kleidung, Medizin
 
Ich würde schon ganz gerne mal in die griechische Antike reinschnuppern, so ins 4. oder 3. Jhd. vor Chr. vielleicht. Besuchsweise. Wenn ich in einer Zeit vor ca. 1850 n. Chr. leben müßte, stände die griechische Antike auch ganz oben. Ein Reicher müßte ich nicht unbedingt sein, aber ein freier Mann mindestens der Mittelschicht sollte es schon sein. Ich würde mich wahrscheinlich militärisch betätigen. Allerdings sollte man schon die Nachteile eines Lebens in alter Zeit kennen. Vieles ging nicht, vieles war erheblich anstrengender, vieles war (noch) ungerechter als heute. Einiges war auch spannender als heute, das liegt aber im individuellen Geschmack.

Zu den Lebensumständen und zur Medizin: Das Mittelalter und die Antike kann man schon in gewisser Weise vergleichen. Die durchschnittlichen Lebensumstände im Mittelalter, gerade der Bauern, waren vielleicht etwas besser, aber viel hat sich das nicht genommen. In beiden Zeiten, besonders aber der Antike, war die Wirtschaft fast statisch, von einem Wirtschaftswachstum kann man kaum sprechen. Daher war die Gesellschaft grundsätzlich mit viel Armut durchsetzt.

Ansonsten muß man hier sehr auf die jeweilige Gruppe oder Schicht, Gegend und Situation abstellen. Das Leben in einer klimatisch netten, kleinasiatiaschen griechischen Stadt mit geplanter Kanalisation im 3. Jhd. v. Chr. war wohl angenehmer als in einer deutschen Stadt des 13. oder 14. Jhd. n. Chr.. Im klassischen Athen des 5. Jhd. v. Chr. gab es aber z.B. wenig sanitäre Einrichtungen und wenig bequeme Wohnhäuser.

Das Leben vor der Industriealisierung der Welt mit ihrem enormen Zuwachs an Reichtum und der naturwissenschaftlichen Fundierung der Medizin im 19. Jhd. kann hinsichtlich der gesundheitlichen Bedingungen grob recht einheitlich gesehen werden. Während bei Brüchen und Verletzungen, die nicht wichtige Organe betrafen, eine erstaunlich leistungsfähige Medizin bestand, die wegen der Erfahrungen in den vielen Kriegen große Kenntnisse besaß, stand man allem, was großen Blutverlust oder Sepsis mitbrachte, mehr oder weniger hilflos gegenüber.
Auch auf einem anderen gesundheitlichen Gebiet waren die alten Griechen so hilflos wie ihre Vorfahren und Nachkommen auch. Der große Killer der Menschheit war seit dem Zusammenleben in größeren Gruppen bis gegen Ende des 19. Jhd. n. Chr. immer der gleiche: Bakterien und Viren, die Infektionskrankheiten verursachten. Die Verluste in allen Kriegen durch Waffen sind absolut lächerlich gegen die Toten, die durch Krankheiten verursacht wurden. Hier waren alle Gesellschaften machtlos, soweit es die Behandlung betraf, man konnte nur mit allgemeinen Quarantänemaßnahmen ein bißchen ausrichten. Man macht sich heute oft keine Vorstellung, wie stark Antibiotika und Impfungen unser Leben verändert haben, und nimmt die Zurückdrängung der Infektionskrankheiten als selbstverständlich an.
Die griechische Medizin löste sich generell zwar von magischen Vorstellungen, die weiter im Osten verbreitet waren, ersetzte diese aber vielfach durch pseudowissenschaftlichen Unsinn (Säftelehre z.B.), der sich großteils durchs Mittelalter zog und erst ab dem 16. Jhd. n. Chr. einigermaßen überwunden wurde.

Die durchschnittliche Lebenserwartung für die griechisch-römische Antike kann man mit ca. 22 bis 27 Jahren annehmen. Die Ermittlung ist wegen der geringen Datenbasis (Skelettfunde sind z.B. selten) schwierig, insofern ist die Zahl recht grob. In die Zahl geht natürlich die hohe Kindersterblichkeit ein. Wer 20 Jahre alt wurde, konnte mit ca. weiteren 20 bis 25 Lebensjahren rechnen. Natürlich gab es auch ältere Menschen über 50 bis 60 Jahren, aber die Luft wurde da dünner und man brauchte eine robuste Gesundheit. Für das europäische Mittelalter liegen die Zahlen etwas höher, sind aber vergleichbar.


Falls Du immer noch Lust hast, in die Antike reinzuschnuppern, kannst Du ja mal Reenactment versuchen, man erhält dadurch einen winzigen Einblick in bestimmte Umstände von damals, ohne irgendeines der Risiken, die in der guten alten Zeit auf einen warteten, einzugehen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Morgen zusammen!!

Ohweia, das nenne ich mal ein aktives Forum :D

Ja, wenn ich so darüber sinniere, denke ich eigentlich schon an Oberschicht. Wer wäre denn schon gern Sklave gewesen?

Ich finde den Punkt mit den Krankheiten sehr interessant, denn da hab zumindest ich bisher am wenigsten drüber nachgedacht. Dass einem die Zähne ausfallen, das muss sehr schmerzhaft sein, ebenso wie gebrochene Knochen.

Vielleicht lebte man deswegen früher vorsichtiger? Naja, wohl eher nicht ^^

Auch Kriege wären jetzt nicht so das ideale für mich. Aber vor Drücken ließ sich wohl auch nicht.

Als Politiker muss man auch sicherlich ständig auf der Hut vor Intrigen oder (je nachdem, welche Ansicht man vertritt) Attentaten gewesen sein. Oder war das vielleicht gar nicht so schlimm? Oder noch schlimmer, als man denkt?

Was ich mir besonders toll vorstelle, sind die vielen inspirierenden Menschen, die man getroffen haben muss. Ich meine, wie viele Philosophen kamen aus der Zeit? Auch die Religion finde ich viel interessanter und ein Stück weit glaubwürdiger (no offense gegen das Christentum). Ich habe das Gefühl, es war weniger der berühmte Kampf Wissenschaft gegen Religion, was meint ihr?

Also für den recht unwahrscheinlichen Fall, dass mir jemand die Gelegenheit zur Zeitreise anböte, die Versuchung wäre schon recht schwer, nicht dort einmal vorbei zu schauen.
 
Hallo Napol! :winke:

Auch die Religion finde ich viel interessanter und ein Stück weit glaubwürdiger (no offense gegen das Christentum).

Du bist neu hier, deshalb der sanfte Hinweis, dass Glaubensbekenntnisse hier nicht erwünscht sind. Man kann über Religion sprechen, jedoch ohne subjektive Komponente.
Im Übrigen erschließt sich mir nicht, inwiefern es glaubwürdig sein soll, dass ein Schwan mit einer Frau schläft, und diese dann Eier legt.

Ich habe das Gefühl, es war weniger der berühmte Kampf Wissenschaft gegen Religion, was meint ihr?

Nun ja, es hat zu den meisten Zeiten Sichtweisen gegeben, wo sich eben diese beiden Komponenten gegenüberstanden und wo versucht wurde, die Religion als Humbug abzutun. Solche Tendenzen findet man auch im antiken Griechenland, etwa bei Kritias oder bei Xenophanes. Wie stark diese Komponente nun in der Antike ausgeprägt war, ist schwer zu sagen, da wir nur einen bruchstückhafte Überlieferung haben, die Schlüsse über die Volksfrömmigkeit und die Ausdehnung über Rituale hinaus schwer macht.
 
Oh nein, neu und schon ins Fettnäpfchen gesetzt. Tut mir leid, soll nicht mehr vorkommen.

Ich wollte damit ausdrücken, dass ich dieses Stück Vermenschlichung der Götter schätze.

Okay, dein Beispiel mit dem Schwan ist jetzt natürlich kein Beispiel besonderen Realismus, das stimmt natürlich. Aber ich tue so offensichtlich Ersponnenes gern als Sinnbilder ab.

Gut, dein Einwand stimmt natürlich, Ich muss gestehen, ich hab mich damit bisher auch nicht so richtig eingehend beschäftigt, es war nur so das grobe Gefühl.
 
Eine Frage die sich mir gerade stellt...wie hat es mit Hungerkatastrophen in Griechenland ausgesehen??? Und wenn ja, was hat man dagegen getan???

Ich weiß nicht mehr wo und wann, aber bin mir sehr sicher gelesen zu haben (in einem Originaltext), daß nach einem schweren Erdbeben es Solidaritäts-Nahrungstransporte aus benachbarten Ländern gegeben hat.

Ob das die Regel war weiß ich nicht, mich hat das schon etwas verblüfft,

Es gab oft Weizenspekulation, Händler die gehortet haben um eine Not auszunutzen
 
Was ich mir besonders toll vorstelle, sind die vielen inspirierenden Menschen, die man getroffen haben muss. Ich meine, wie viele Philosophen kamen aus der Zeit?

Du bist ein begeisterter Leser von Platon und Aristoteles? Ansonsten müßtest Du Dich nämlich fragen, ob Du die vielen inspirierenden Menschen auch verstanden hättest ;).

Es ist ja nicht so, daß nun das ganze antike Griechenland von tollen Philosophen nur so wimmelte und daß man deswegen in die Antike zurückmüßte. Geistreiche und interessante Menschen finden sich auch heutzutage zuhauf.
 
Hallo liebe Foris,

erstmal kurz: ich bin ganz neu hier und hoffe auf viele interessante Gespräche mit euch :)

Nun zum Thema:

Ich persönlich muss sagen, dass mich das antike Griechenland von allen alten Kulturen am meisten fasziniert. Habe mich schon sehr oft dabei erwischt, wie ich darüber nachdachte, wie es wäre, tatsächlich dort zu leben.
Man hat diese Vorstellung eines warmen Klimas, man wandelt mit luftigen Kleidern durch die Welt und nach getaner Arbeit trifft man sich, trinkt Wein und unterhält sich. Man geht in die Therme, betet die zahlreichen Götter an und und und

Die Vorstellung ist nun in der Tat sehr blauäugig, genauso, als wenn man sich das Mittelalter voller Ritter, Burgfräuleins und Pferde vorstellt.

Was denkt ihr denn darüber? Hättet ihr gern dort gelebt? Und was glaubt ihr, wo genau die Schattenseiten der Antike lagen?

... Ein enormes Gefälle von arm und reich, Gefährdung durch Kriege, Räuber und banditen, Naturkatastrophen und Epidemien. Es konnte einem seine ganze Poleiskultur um die Ohren fliegen, wenn der nächste nachbar und Aggressor die Heimatstadt eroberte und die Bevölkerung versklavte. Der treue Sklave des Odysseus, Eumaios der Sauhirte war von Geburt ein prinz, den sein phönikisches Kindermädchen in die Sklaverei verkaufte. Alexander verkaufte die bewohner Thebens, wo er nur Pindars Geburtshaus verschonte. Die bevölkerung Athens wurde im Peleponnesischen Krieg durch eine Seuche dezimiert. Die"antoninische Pest" möglicherweise eine Choleraepidemie raffte unter Marc aurel zwischen 166- 180 n. Chr. ca 10 % der gesamten Reichsbevölkerung hin.

Das meiste, was wir aus der griechisch- römischen Antike an schriftlichen quellen besitzen wurde in der regel von Angehörigen von Eliten verfasst. Viele Athener Bürger oder Angehörige einer anderen Poleis dürften wenig Zeit gehabt haben, sich zu philosophischen Zirkeln zu treffen oder gar für die olympischen spiele zu trainieren. Der arbeitstag vieler handwerker dauerte 16 Stunden oft in ungesunder Atmosphäre. Wenn man sich an die attische demokratie oder an Volksversammlungen in der griechischen klassischen zeit denkt, sollte man nicht vergessen, wie wenige überhaupt das Bürgerrecht besaßen. Sklaven, Barbaren und Frauen waren von politischen Rechten ausgeschlossen, das Gleiche galt natürlich auch für die Heloten, die ansässigen bewohner messeniens, das die spartaner in zwei blutigen Kriegen unterwarfen. als mutprobe und mannbarkeitsritual musste ein spartaner einen Heloten töten, weswegen Messenien einmal jährlich symbolisch der Krieg erklärt wurde.
 
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