Das Leben in der napoleonischen Armee

Im Prinzip hat sich das tägliche Leben in Nappis Armee kaum von den anderen Armeen unterschieden.

EINEN wichtigen Unterschied gab es jedoch:

Der französische Soldat wollte "bei Laune" gehalten werden, von Kadavergehorsam hielt er nichts und war ziemlich schnell mit offener Kritik bei der Hand.

Nappi selbst nannte seine Alte Garde ja die "Grognards" (Grummler, Meckerer)

Das Moment "Motivation" spielte in der Armee Napoleons eine weit größere Rolle als bei der Konkurrenz.

Auch wurde nach Möglichkeit auf gute Verpflegung geachtet, was bei Engländern, Russen und Preußen weniger vorrangig war. Das tägliche Viertel Rotwein mußte bei Nappis Leuten sein!

Auch erwartete der französische Soldat von seinen Offizieren, dass sie sich der gleichen Gefahr aussetzen, wie er selbst. Führung grundsätzlich "von vorn" war ein Muss, das von den Soldaten wie selbstverständlich erwartet wurde und die vergleichsweise viel höhere Verlustrate besonders bei höheren Offizieren zur Folge hatte.

Dies alles gab den französischen Soldaten einen viel größeren "Angriffsschwung" als seinen Gegnern - hatte bei schlechter Verpflegung und schlechten Offizieren jedoch unmittelbar den Nachteil, das die Moral schnell und ganz erheblich sang und schnell von "Verrat" die Rede war.

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Manches zum Alltag in der französischen Armee findet man hier:
www.demi-brigade.org an der Seite unter "Praktisches".

Da Martin Rohrmann die Verpflegung anspricht, hätte ich hier einen Thread zu Rezepten in dem Zusammenhang beizusteuern: http://www.geschichtsforum.de/f16/rezepte-der-grande-armee-25926/

:winke:


In der Theorie stand den Soldaten eine bestimmte Versorgung mit Lebensmitteln zu. Aber während der Feldzüge selbst, war das natürlich schwerlich realisierbar. Eine Rolle spielte sicherlich der ausgesprochen reduzierte Tross. Zelte waren im Großen und Ganzen völlig abgeschafft worden und man errichtet nur für einen längeren Aufenthalt an einer Stelle dann provisorische Hütten aus den Materialien, die man vor Ort vorfand. Das führte zwar zu schweren Lebensbedingungen, machte aber auch die Heere Frankreichs flexibler und oftmals für den Gegner überraschend schnell, was vor allem am Anfang der Zeit Bonapartes noch eine Rolle gespielt haben dürfte.
 
Keine Zelte? Kein Wunder dass kaum einer den Russlandfeldzug überlebt hast.

Fehlende Zelte waren eher ein kleines Mosaiksteinchen. Weit wære man damit trotzdem nicht gekommen:
Es fehlte eher an: Nahrung fuer die Soldaten und Futter fuer die Pferde; viele Pferde starben bereits auf dem Hinweg zu einem recht fruehen Zeitpunkt.
Die vøllig entkræfteten und ausgehungerten Soldaten hætten sich dem Zelt sicher recht schnell entledigt.

Es gab dann ein ziemlich schlimmes Dilemma, wenn man auf (Holz-)Hæuser traf: Verheizen oder Einquartieren? Meist wurde dann doch verheizt, und dabei nicht immer Ruecksicht auf die Einquartierten genommen.

Noch ein anderes Mosaiksteinchen: Die Hufe der ueberlebenden Pferde waren nicht mit "Spikes" ausgestattet. (Ausnahme war der Stab)
Mit fatalen Auswirkungen auf den vereisten Wegen, selbst bei geringsten Steigungen.

Da kam doch ziemlich viel an Mosaiksteinchen zusammen; insgesamt wuerde ich sagen, die Møglichkeiten fuer den kampffæhigen Unterhalt einer 500.000 Mann starken Armee in Russland mit den riesigen Entfernungen und klimatischen Bedingungen waren seinerzeit einfach noch nicht weit genug. Es war seinerzeit logistisch einfach nicht zu bewæltigen.
Obwohl der durchaus auch detailkundige Napoleon versucht hat, im Vorfeld an alles zu denken.

Gruss, muheijo
 
Das Moment "Motivation" spielte in der Armee Napoleons eine weit größere Rolle als bei der Konkurrenz.
Hmm, die paar kleinen Ausschnitte, die ich über Preußen oder Engländer gelesen habe, würden das nicht stützen.
Kannst Du Quellen für diese These angeben?

Auch erwartete der französische Soldat von seinen Offizieren, dass sie sich der gleichen Gefahr aussetzen, wie er selbst. Führung grundsätzlich "von vorn" war ein Muss, das von den Soldaten wie selbstverständlich erwartet wurde und die vergleichsweise viel höhere Verlustrate besonders bei höheren Offizieren zur Folge hatte.
Gerade hier sehe ich keinen Unterschied zu den übrigen Armeen.
Die Truppenführer waren doch eigentlich grundsätzlich bei ihren Einheiten, incl. aller Risiken.
Während die höheren Offiziere (ab Major) nicht mehr in der direkten Schlachtlinie standen, aber bei wechselndem Schlachtgeschehen oder durch Artillerie auch Verluste hatten.

Gibt es denn statistische Vergleiche über die Verlustzahlen, die einen "höheren Offiziersverschleiß" bei den Franzosen zeigen?
 
Muss ich mal wieder etwas fragen.
Was wollte Napoleon eigentlich in Russland?
Wenn ich Kaiser wäre, würde ich mit dem zufrieden sein, was ich habe.
Worum ging es eigentlich bei dieser Stänkerei?
Was will denn ein Franzose in Moskau?
 
Muss ich mal wieder etwas fragen.
Was wollte Napoleon eigentlich in Russland?
Wenn ich Kaiser wäre, würde ich mit dem zufrieden sein, was ich habe.
Worum ging es eigentlich bei dieser Stänkerei?
Was will denn ein Franzose in Moskau?
Die Russen wollten ,glaub ich, an der Kontinentalsperre nicht mehr teilnehmen,da sie sie wirtschaftlich belastete.Napoleon befürchtete daraufhin die Russen könnten die Engländer durch den Handel stärken (z.B. Holz aus den waldreichen Regionen Russlands für die englische Flotte etc.).
 
Muss ich mal wieder etwas fragen.
Was wollte Napoleon eigentlich in Russland?
Wenn ich Kaiser wäre, würde ich mit dem zufrieden sein, was ich habe.
Worum ging es eigentlich bei dieser Stänkerei?
Was will denn ein Franzose in Moskau?

Gegen Selbstüberschätzung ist kaum ein Mensch gefreit. Ab einer gewissen Erfolgsquote stellt sich das in der Regel ganz von allein ein. Nur die allerwenigsten Menschen sind psychisch stark genug, dagegen anzukämpfen.
So hielt sich auch Napoleon aufgrund seiner Erfolge für unbesiegbar. An Niederlagen waren natürlich andere Ursachen schuld und ein Marschall durfte auch nie einen größeren Sieg als der Kaiser erfechte, was ihm ansonsten ein großes kaiserliches Mißfallen einbrachte.

Aber da gehts dem Kaiser wie dem armen Schlucker. Sind halt alles Menschen und ticken psychologisch gesehen ziemlich im Einklang.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was wollte Napoleon eigentlich in Russland?
Wenn ich Kaiser wäre, würde ich mit dem zufrieden sein, was ich habe.
Worum ging es eigentlich bei dieser Stänkerei?
Was will denn ein Franzose in Moskau?

Der arme Napoleon stand vor einem grossen Problem. Sein eigentlicher Feind war England, den konnte er mangels Flotte und Uebersetzmøglichkeit militærisch nicht besiegen.
Dies war aber nøtig, um Ruhe zu bekommen, da England die Vorherrschaft Frankreichs (also den Status Quo) nie akzeptierte, und jeden sofort unterstuetzte, der sich gegen Napoleon auflehnte.
Also fing er ein Handelsembargo an, die Kontinentalsperre. Die hætte aber nur funktioniert, wenn alle mitmachen.
Russland tat das zunæchst, spæter aber nur noch halbherzig, dann gar nicht mehr, weil es der eigenen Wirtschaft zu sehr schadete.
Der ganze Zug nach Moskau war also nur, um den Zaren wieder zu einer Meinungsænderung zu bewegen. Die Hoffnung war, dass der Zar schon frueher "einknickt", spætestens aber in Moskau.
Es war Napoleon unbegreiflich, dass es selbst dann nicht geschah. Deshalb auch das (zu) lange Warten in Moskau.

(Also nix mit Indien oder so)

Gruss, muheijo
 
Es war Napoleon unbegreiflich, dass es selbst dann nicht geschah. Deshalb auch das (zu) lange Warten in Moskau

Blieb Napoleon ja nichts anderes übrig, als in Moskau zu hoffen, da der Großteil der Grand Armee schon auf dem Hinmarsch entfleucht und dahingesiecht war.
 
Ich denke auch, dass Nappi mit zunehmender Dauer als Kaiser, aufgrund der um ihn herum immer mehr Platz greifenden Speichelleckerei und Liebedienerei mehr und mehr zu Selbstüberschätzung und Beratungsresistenz neigte.

Ein psychologisches Moment, das vielen Menschen eigen ist, die lange auf herausgehobenen Posten standen. Sie halten sich für unfehlbar.

So waren die Schlachten von Borodino und - besonders - Waterloo, tumbe menschenlebenkostende Frontalschlachten gegen feste/befestigte Stellungen, und damit keineswegs "genial".

Kein Vergleich mit dem Italienfeldzügen oder Austerlitz, bei denen der Gegner schon ausmanövriert war, bevor das eigentliche Kampfgeschehen begann.

Nicht nur, dass die Gegner besser wurden, Napi selbst baute auch ziemlich ab.

Gruß
 
Und genau deswegen bist Du auch nicht Kaiser (bzw. Kanzler oder Vorstandsvorsitzender).

Leute wie wir, die einfach zufrieden sind mit dem, was sie haben, entwickeln nicht den nötigen Ehrgeiz um an die Spitze zu kommen.

Gott seis gedankt, getrommelt und gepfiffen.

Manchmal denke ich, was treibt einen Menschen zur Macht?
Warum muss man das haben? Ich würde viel lieber im Sessel sitzen und meine Ruhe haben.
Normal ist das doch nicht, andere zu ärgern.
 
Keine Zelte? Kein Wunder dass kaum einer den Russlandfeldzug überlebt hast.
Kommt drauf an, auf was Du anspielst. Gegen Kälte nützt ein Zelt ja wenig, es bietet maximal Windschutz. Im Winter sollte ein Feldherr aber eigenlich ohnehin in die Winterquartiere gehen, denn die Ausfälle durch Krankheiten etc. für ein großes Heer, kann man sich ja leicht vorstellen. Keine Stadt, geschweige denn ein Dorf, kann eine Armee von zigtausend Mann aufnehmen. Und wie gesagt, überall ersteinmal ein richtiges Lager einzurichten, hätte zuviel Zeit geraubt. Das wäre beim Errichten der Zelt etc. nicht groß anders gewesen. Zelte heißen ja nicht nur, dass man diese transportieren muss. Nein, man muss ja dann auch für ein Lager die Flächen abstecken, das Material der Zelte verteilen, die Zelte aufbauen und am folgenden Morgen wieder abbauen und auf den Fuhrwerken verstauen.

Es gibt einige Abbildungen von Lagern der napoleonischen Armeen. Diese zeigen allerdings oftmals dauerhafte Lagerstätten. Dann sieht man ein paar Zelte, vor allem für Elitetruppen oder Offiziere und dann die Hütten, welche aus verschiedenen Materialien errichtet wurden. Je nach dem, was man vorfand. Es gibt Darstellungen mit runden und länglichen Hütten aus Reisig, Stroh usw.. Die Baustoffe dieser Hütten mussten aber auch ersteinmal für ein größeres Heer verfügbar sein. Da spielt vor allem das Stroh eine Rolle und Mittel zum Decken der "Dächer" der Hütten. Im Winter kann man halbwegs belaubte Zweige und Äste schon fast ganz vergessen. Stroh musste in großen Mengen als Schlafunterlagen und zum Decken der Dächer herran geschafft werden. Selbstverständlich konnte man dafür über die Scheunen und Ställe der umliegenden Bauernhöfe herfallen. Doch ist man damit auch rasch am Ende, wenn eben eine große Anzahl an Truppen an bestimmten Stellen konzentriert wurden. Auch sieht man zum Teil aus den Angeln gerissene Türen als Dächer einfacher Hüttenkonstruktionen.

Wie aber gesagt, war die Regel, dass man sich irgendwo nach einem anstrengenden Marsch im einfach auf dem Erdboden niederließ. Soweit es ging wurde in Gebäuden einquartiert, wobei natürlich die Offiziere und die Generalität am ehesten noch in die wirklichen Häuser zu schlafen kamen. Nicht verzichten konnte man allerdings auf die Feuer, egal wie erschöpft man auch war, denn sonst hätte man ja nicht die Suppe abkochen können oder heißes Wasser für Getränke oder zum Reinigen der Waffen gehabt.
 
Wie aber gesagt, war die Regel, dass man sich irgendwo nach einem anstrengenden Marsch im einfach auf dem Erdboden niederließ. Soweit es ging wurde in Gebäuden einquartiert, wobei natürlich die Offiziere und die Generalität am ehesten noch in die wirklichen Häuser zu schlafen kamen.

Wurden die Truppen, zumindest die Offiziere nicht bei der Bevölkerung einquartiert, jedenfalls in größeren "Patrizierhäusern", Schössern, Burgen etc? Ich meine das gelesen zu haben, wie auch in folgendem Link 1813 Vlkerschlacht - Das Zeitalter Napoleons, das Jahr 1813 und die Völkerschlacht bei Leipzig
Man findet aus fast jeder Schlachtbeschreibung eigentlich Beispiele dafür. Noch besser waren natürlich Burgen und Schlösser. So spielte die Wasserburg Kapellendorf 1806 zur Einquartierung eines Stabs des preußisch-sächsischen Heeres eine Rolle...
 
2/3, oder auch 320.000 Soldaten der napoleonischen Truppen sind aufgrund Desertationen und Todesfällen wegen Krankheiten, als auch im Kampf gefallenen, gar nicht erst in Moskau angekommen. Da dient das Argument "vom Wetter geschlagen" nur als Vorwand, um das Scheitern des Feldherrn zu kaschieren. Immerhin hatte der Feind dasselbe Wetter, dieselben mehr oder wenigen guten Transportwege, dieselben Probleme bei der Versorgung der Truppe mit Nahrungsmitteln und Pferden usw.
Und der Winter kam erst auf dem Rückmarsch von Moskau. Aber da war die Grand Armee schon längst nur ein Schatten ihrer selbst.
 
Zurück
Oben