Ich entnehme Deinem "oder weiß es jemand aus Erfahrung" mal, dass Du das gegenwärtige Leben in Jerusalem meinst?
Ich war in Jerusalem etwa ein halbes Jahr vor Beginn der zweiten Intifada und nur für drei Tage. In drei Tagen kann man kaum in das Leben in Jerusalem abtauchen sondern nur wenige Eindrücke sammeln.
Damals war die Mauer um das Westjordanland noch nicht geplant und man sprach noch von der Gründung eines autonomen Palästinenserstaates in naher Zukunft.
Die israelische Neustadt und der israelische Teil der Altstadt waren relativ normale westliche Städte - relativ, weil auch damals viele Wehrdienstleistende m/f auf der Straße zu sehen waren. Aber hier gab es alles, was man aus westlichen Städten auch kennt (außer vielleicht den koscheren Supermärkten): Kneipen, Diskotheken, Night Life.
In Ostjerusalem, also der arabischen Altstadt war tagsüber das pralle Leben und Abends tote Hose. Händler verkauften neben Ramsch Kippas für Touristen die zur Klagemauer wollten und dort nicht eine von den billigen Leihkippas aus Pappe auf dem Kopf tragen wollten, neben Naragil (Wasserpfeifen) und Kefiyas (Pali-Tüchern). Gruppen frommer Juden liefen durch den arabischen Suq.
Aber was ich auch häufig bei den Händlern sah, waren T-shirts, die den Friedensstatus kontrakarierten. Ich erinnere mich an ein T-shirt auf dem doppeldeutig stand:
"I got stoned in Gaza". Ein anderes zeigte wassertropfenförmige Gestalten, die sich den Bauch hielten vor Lachen, das T-Shirt war mit der Frage überschreiben "Peace in Middle East?". Ein drittes T-shirt thematisierte die amerikanische Unterstützung Israels. Darauf abgebildet war ein israelischer Kampfbomber, und der Hinweis, dass Israel ohen die USA nicht existieren könne.
In der Grabeskirche ging es fast so zu, wie in der Pfingstgeschichte: in allen Sprachen der Welt wurde palavert.
Etwas, woran man sich aus Wohlstandseuropa kommend erst gewöhnen muss, ist die in arabischen Ländern völlig normale Kinderarbeit (womit jetzt nicht Schwerstarbeit gemeint ist, sondern die Hilfe im elterlichen Laden).
Wer Dir vielleicht besser helfen kann - was ich schrieb sind ja nur Eindrücke eines Touristen - sind Mitarbeiter des Österreichischen Pilgerhospizes in Jerusalem:
http://www.austrianhospice.com/