Deine Analyse des Einflusses von N. auf die "RMA" (Revolution in Military Affairs) ist insgesamt sehr zutreffend.
Pauschal kann man wohl sagen, dass es nicht die innovative Nutzung von Waffentechnik war, sondern eher sein innovatives taktisches, operatives und strategisches Denken. Und die Fähigkeit, ähnlich wie bei FdG, sämtliche Aspekte des staatlichen Handelns relativ "friktionsfrei" für seine Kriegsführung zu integrieren.
Revolution in Military Affairs ? Wikipedia
Zu den unten genannten Aspekten würde noch die deutliche Erweiterung der staatlichen "Bürokratie" zählen und ihre Fähigkeit, die Ressourcen des Staates (Steuern etc.) noch effektiver, im Vergleich zum Absolutismus, zu mobilisieren (vgl. dazu beispielsweise M. Mann: The Sources of Social Power. Vol. 2. The Rise of Classes and Nation States, 1760-1914, 2012, S.389 "Civil and military personell and bureaucracy)
Grundsätzlich könnte man wohl sagen, dass Bonaparte als "Erbe" der Französischen Revolution von der "Entfesselung Bellonas" profitiert hat: Von der Indienststellung aller personellen, wirtschaftlichen und geistigen Kräfte (z. B. Propaganda) für den Krieg. Die Enthegung des Krieges, Ausgangspunkt auf dem Weg zu den "totalen" Kriegen des 20. Jahrhunderts, nahm 1793 mit der levée en masse ihren Anfang.
Insgesamt zeigt sich in dieser Entwicklung auch die problematische Seite der nationalstaatlichen Entwicklung und daß das eigentlich liberale bürgerliche Projekt, im Gegensatz zu den aristokratischen Eliten, der Bildung von Nationalstaaten in der weiteren Historie (1914-18 & 1939 - 45) auch sehr dunkle Seiten zeigen wird wie beis Giddens beschrieben(A. Giddens: The Nation-State and Violence. 1987).
Zweitens: Das herausragende Merkmal napoleonischer Operationsführung ist ihre Schnelligkeit.
Das ist auch zutreffend. Zu erweitern wäre es noch durch Überlegungen von Fuller (J.F.C. Fuller: The Coduct of War. 1789-1961, 1992, S. 48ff) der in der konsequenten "Offensive", der "Mobilität", der "Überraschung" und der "Konzentration" insgesamt die Merkmale seiner erfolgreichen Kriegsführung sieht.
Weil sich Bonapartes Armeen "aus dem Land ernährten" (lies: plünderten), also im Herbst und Frühjahr nicht auf den Nachschub aus Magazinen angewiesen waren, konnten sie ihre Gegner durch verblüffende Marschleistungen beim Aufmarsch und bei der Verfolgung schwer überraschen. Besonders deutlich wird das zum Beispiel 1805 bei der Kapitulation Macks nahe Ulm und 1806 nach der Schlacht bei Jena.
Das ist auch richtig, zumindest teilweise, und Elting (J.R. Elting: Swords around a Throne. Napoleons Grande Armee, 1988, z.B. S. 459 Marches and Bivouacs) beschreibt diese neue und flexiblere Form der Organisation der Logistik, losgelöst von traditionellen Magazinen. Dennoch darf man nicht übersehen dass die Logistik für den Russland-Feldzug beachtlich war, wie van Creveld es darstellt (M. van. Creveld: Supplying War. 2004 S. 40ff An Army marches on its stomache). Wie insgesamt die Mobilisierung der materiellen Ressourcen für die Kriegsführung.
Drittens: Napoleon setzte die Feldartillerie, eine fachlich anspruchsvolle und daher überwiegend "bürgerliche" Waffe, auf dem Schlachtfeld zum ersten Mal als geschlossene Masse wie eine Art Rammbock ein.
Viertens: Auf taktischer Ebene perfektionierte Napoleons Grande Armée das "Tiraillieren".
Die wohl umfangreichste und systematischste - zeitnahe - Darstellung der Veränderung der Kriegsführung durch Napoleon findet sich bei Jomini (A-H. de Jomini: The Art of War, 1862). Neben Clausewitz wohl der "Klassiker" zum militärischen Denken seiner Zeit.
Neben den Punkten, die Du auf taktischer Ebene beschreibst, würde ich noch die Nutzung der "Kolonne" als "Schock"-Formation sehen.
Und noch zusätzlich ergänzt durch die Konzentration der Kavallerie, die er, ähnlich wie die Artillerie, als "Armee-Reserve" (wie die Garden) sich direkt zuordnet und sowohl den Zeitpunkt und den Ort des Einsatzes bestimmt.