Datierung dieses Fotos

maximahls

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Hallo liebes Geschichtsforum,

im Rahmen eines Hochschulprojekt forsche ich zum Leben meines Urgroßvaters. Dabei fehlen mir noch einige genau Datierungen.

Kann man von irgendetwas ableiten, wann dieses Foto aufgenommen wurde?
Ich würde behaupten, dass es vor dem 2. Weltkrieg war, denn 1945 wurde das "Café Vaterland" niedergebrannt.

Und es muss frühstens von 1914 sein, wahrscheinlich eher nach dem Krieg, da mein Urgroßvater das Café erst danach pachtete. Zu sehen ist der Markt in Elsterwerda in Brandenburg.

Kann mir jemand weiterhelfen? Vielleicht ist eine Datierung anhand des Autos möglich?
 

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Nach den Autos geschätzt, zwanziger Jahre des 20. Jh. Es ist natürlich schwierig danach zu beurteilen, da man nicht wissen kann, wie lange die durchschnittliche Lebendauer eines Autos ,bei seinem Besitzer war.
 
Das Auto rechts im Bild könnte ebentuell ein Opel "Laubfrosch" in der viersitzigen Variante sein. Dieses Modell wurde von 1925 bis 1931 gebaut. Ich tippe auch auf ca. 1930.
 
Wow, ihr seid super :) Also von dem Parkzeichen und Fahnenstangen (sollte es der Fall sein, dass es die erst ab '33 gab), könnte das Foto also von 1933 sein.

edit: Also im Flaggengesetz von 1935 (Reichsflaggengesetz ? Wikipedia) steht folgendes:
Das Hissen von Hausfahnen an den Nationalfeiertagen oder bei sonstigen Anlässen war nicht verpflichtend. Wenn dies jedoch unterblieb, wurde es als Akt demonstrativer Verweigerung gewertet. Der Blockwart vermerkte dies in seiner Hauskartei. Es gab zur Ermahnung überdies ein Formschreiben, in das nur noch Name und Datum einzutragen waren
Es kann natürlich sein, dass an dem Haus schon vor 35 Fahnenstangen waren. Ansonsten passt das nicht mit dem Parkschild. Keine Ahnung wie die Gesetzeslage in der Weimarer Republik war.

Hilft mir bei der Datierung also weniger weiter.
 
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Fotos

Hallo

@Wilfried
Ab wann gabs an jedem Haus eine Fahnenstange???
Also eher nach 1933

Glaube ich kaum, die gab es auch bestimmt schon lange vorher, Stichwort Kirmes, Schützenvereine und Dörfer" bzw. auf dem Land, die gab es auch schon im 19.Jh. (ich meine die Schützenvereine, jedenfalls einige).

mfg
schwedenmann
 
Du musst uns natürlich nicht sagen, in welchem Ort das Foto aufgenommen wurde. Aber möglicherweise wäre es für deine weiteren Recherchen ganz sinnvoll, wenn du dich an den fraglichen Ort richten würdest, sollte dieser ein Kommunalarchiv haben oder örtliche Zeitungen (sofern Zeitungsarchiv vorhanden), die dir anhand des Bildmaterials vielleicht weiterhelfen könnten. Vielleicht finden die datierbare Fotos mit/ohne Fahnenstangen oder können anhand des fortschreitenden Wachstums der Bäume eine Einschätzung vornehmen, ob das Bild früher oder später als bei ihnen vorhandene Fotos gemacht wurden.
Ich würde ja als Anlass des Fotos den Stolz deines Urgroßvaters über den Pachtvertrag annehmen und somit das Foto eher zeitnah zum Pachtbeginn annehmen. Normalerweise fotographiert man etwas ja dann, wenn es neu und noch ungewohnt ist. Langsam geht uns ja das Gefühl für's fotografieren verloren, wir haben ständig im Mobiltelefon eine Kamera dabei, die stets zum Schnappschuss bereit ist und wenn wir mit unseren Kameras und Mobiltelefonen Fotos gemacht haben, die nichts geworden sind, dann ist nichts einfacher, als sie zu löschen. Mit der damaligen Fototechnik sah es völlig anders aus. Ich benutze selbst erst seit zwei Jahren eine Digitalkamera, habe davor eine alte Spiegrelreflex verwendet. Auch da war es ein Unterschied, ob ich Bilder löschen konnte oder nicht und ich hatte max. 36 + 2 Bilder pro Film zur Verfügung; da lacht heute jedes I-Dötzken drüber. Ich will damit nur noch mal in Erinnerung bringen, wie sehr sich die Kameratechnik und unsere Wahrnehmung der Allverfügbarkeit von Kameras in den letzten 100 und besonders in den letzten 15 Jahren verändert hat.
 
Oben ist erwähnt, dass es um Elsterwerda geht. Zu sehen ist der Wilde-Brunnen auf dem Marktplatz (von 1905, das Datum hilft demnach nicht weiter).

Noch ein Hinweis: zu Elsterwerda gibt es so genannte Messtischblätter, mit dem Stand von 1920 und 1935, Masstab 1:25000. da darauf Häuser verzeichnet sind, könnte man das nochmal prüfen (ist das Foto eines aus einer Serie?)

Gibt es noch weitere Fotos, die Rückschlüsse auf die Datierung zulassen?
 
Also den Hinweis von Sepiola halte ich für die Datierung am genauesten.

Zusätzlich möchte ich das noch unterstützen und sehe im dem Auto vordem Cafe einen typischen 30iger Jahre Wagen z.B. ein Ford.

1020622147_0.jpg

Automobile um 1920 waren von der Karosserie wesentlich Kutschenartiger, wie z.B. auch der Opel Laubfrosch, als Vergleichsmodell sei z.B. der Opel P4 genannt,das ab 1935 gefertigt wurde.

1024px-Opel_P4%2C_Baujahr_1936_%28Sp%29.JPG

Daher schätze ich auch das Bild um die 1930iger oder danach ein.

Zum Nachschauen, Tabelle mit alten Opel Modellen:
http://www.autogallery.org.ru/popel.htm
 
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Im Zusammenhang mit dem Café Vaterland ist mir noch eine andere Frage bzw. Theorie gekommen.

Ich weiß nicht genau, wann er das Grundstück gekauft habe, meine Oma, die 1926 geboren wurde, weiß es auch nicht. Aber es existierte schon als sie und ihre Schwester auf der Welt waren. Also muss es vor 1924/25 gewesen sein.

Das führt mich zur Theorie, dass er, der vorher ein anderes Café gepachtet hat, die Chance der Inflation witterte und 1923 während des Hyperinflation das Café Vaterland kaufte.

Immer ließt man ja, dass Grundbesitzer zu den Gewinnern der Inflation gehörten, ich kann aber nie so richtig verstehen warum. Könnte die Theorie stimmen? Und kann mir jemand erklären warum das so ist oder warum nicht?
 
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Das führt mich zur Theorie, dass er, der vorher ein anderes Café gepachtet hat, die Chance der Inflation witterte und 1923 während des Hyperinflation das Café Vaterland kaufte.

Immer ließt man ja, dass Grundbesitzer zu den Gewinnern der Inflation gehörten, ich kann aber nie so richtig verstehen warum. Könnte die Theorie stimmen? Und kann mir jemand erklären warum das so ist oder warum nicht?

Etwas vereinfacht dargestellt:

Grundbesitzer im allgemeinen müssen nicht unbedingt "Gewinner" der Inflation gewesen sein. Grundbesitz war von der Inflation zwar nicht direkt betroffen, man hatte aber auch keine anderen Vorteile als die komparative Werterhaltung. Man war nach der Inflation noch genauso vermögend wie vorher, während die Ersparnisse in Geld flöten gegangen waren und die Gehälter, Löhne, Renten und Pensionen stark an Wert verloren hatten. Das ist also nur ein relativer Vorteil, den ebenfalls andere "sicheren" Anlagen wie z.B. Edelmetalle vorwiesen.

Wenn man jedoch in diesen Jahren ein Grundstück mit einem Kredit gekauft hatte, mit festen Zinsen, dann hatte man eindeutig einen enormen Vorteil von der Situation: Der Wert des Grundstücks blieb erhalten, während die Rückzahlung immer günstiger wurde. Vorausgesetzt man hatte sichere Einkünfte, so dass man die Raten auch bedienen konnte.
 
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Wenn man jedoch in diesen Jahren ein Grundstück mit einem Kredit gekauft hatte, mit festen Zinsen, dann hatte man eindeutig einen enormen Vorteil von der Situation: Der Wert des Grundstücks blieb erhalten, während die Rückzahlung immer günstiger wurde.

Das ist weitverbreitet, und findet sich so auch auf Wikipedia.

Neben der Frage, ob man rechtlich zulässig überhaupt zurückzahlen konnte, oder ob hier im Wesentlichen und sehr übersichtlich nur die Raten 1923 getroffen waren, ist die Indexierung der Grundschulden und Hypotheken zu beachten.

Neugeschäft ohne Indexierung gab es wegen des zusammengebrochenen Kreditmarktes 1923 ohnehin nicht. Nach dem Schnitt erwiesen sich außerdem wegen des schwachen Immobilienmarktes auch dort Wertverluste.

Trotzdem halten sich hartnäckig diese Legenden von den Immobilien-Gewinnern.
http://www.geschichtsforum.de/f63/v...yperinflation-1923-fakten-und-legenden-42224/
 
Immer liest man ja, dass Grundbesitzer zu den Gewinnern der Inflation gehörten, ich kann aber nie so richtig verstehen, warum. Könnte die Theorie stimmen? Und kann mir jemand erklären, warum das so ist oder warum nicht?

Meine Großmutter hat mir erzählt, dass ihr Vater in der Inflationszeit "für'n Appel und 'n Ei" ein Grundstück gekauft und/oder eine neue Scheune gebaut hat. Ich nehme an, er machte dafür Schulden, die er leicht zurückzahlen konnte.

Ansonsten verloren Grundstücke während der Inflation im Gegensatz zu Bargeld ihren Wert nicht.
 
Das mit dem Hauskauf und dem Zeitraum um 1923 überzeugt mich nicht.

Ich habe mich nochmal mit den Wagen vor dem Cafe beschäftigt, vor allem, der Umstand, daß der Wagen 2-farbig ist, macht es interessant.

Dabei bin ich folgende Worte gestoßen:
In der Weimarer Demokratie, also vor 1933, wurden offenbar viele amerikanische Autos importiert, mehr als heute, möchte ich annehmen.
(Ein Onkel von mir fuhr einen Essex, wohl Super Six, spätestens von 1930,
der Abb.2 ähnlich, aber er war einfarbig und dunkel.
Quelle:Unsere Autos/TITLE>

Dazu noch ein Bild eines Essex 2-farbig.
essex.jpg

Zum Vergleich ein Essex von 1921
1921-Essex-Model-A-5-Pass-Touring.jpg
 
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Das ist weitverbreitet, und findet sich so auch auf Wikipedia.

Neben der Frage, ob man rechtlich zulässig überhaupt zurückzahlen konnte, oder ob hier im Wesentlichen und sehr übersichtlich nur die Raten 1923 getroffen waren, ist die Indexierung der Grundschulden und Hypotheken zu beachten.

Neugeschäft ohne Indexierung gab es wegen des zusammengebrochenen Kreditmarktes 1923 ohnehin nicht. Nach dem Schnitt erwiesen sich außerdem wegen des schwachen Immobilienmarktes auch dort Wertverluste.

Trotzdem halten sich hartnäckig diese Legenden von den Immobilien-Gewinnern.
http://www.geschichtsforum.de/f63/v...yperinflation-1923-fakten-und-legenden-42224/

Ich bin nicht so alt, um die Inflation von 1923 erlebt zu haben, schon aber die argentinische Hiperinflation in den 80.ern. Auch dort wurde versucht die Kredite durch Indexierung zu retten, die Indexierung lag jedoch trotzdem immer unter der realen Entwicklung, so dass die Kreditnehmer von der Situation einen deutlichen Vorteil hatten.
 
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