Davidstern im Hexenmärchen

Moltke d. Ä.

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Ich sammel zur Zeit die neue Weltbildreihe zu Märchen und Sagen. Im zweiten Band “Gebrüder Grimm“ findet sich unter dem Märchen “Rapunzel“ ein nachkoloriertes Bild aus dem 19. Jhd. Auf diesem ist das Zimmer der Hexe samt schwarzer Katze, Hexe, und, jetzt kommt's Davidstern zusehen!

Ich dachte zuerst hier sind ja nur Bilder aus dem 19. Jhd und dieses ist wohl unbewusst reingerutscht, der Stern auch eher klein abgebildet. Nun ist es aber so, dass diese Bilder aber im Auftrage von Weltbild nachkoloriert wurden, der “Künstler“ dieses Detail also bewusst gestaltet hat.

Soll/muss ich nun eine Meldung an Weltbild machen? Halte es sehr für sinnvoll. Kinder sehen sich ja diese Bilder sehr bewusst an!
 
Hallo General Moltke,
wenn das Bild aus dem 19. Jh. stammt und es lediglich (im Auftrag vom Weltbild-Verlag) nachkoloriert wurde, dann ist doch der Stern an sich im 19. Jh. gezeichnet/gemalt worden und heute höchstens mit Farbe versehen worden. Das wäre dann doch nicht so furchtbar; vermutlich hat der ursprüngliche Ersteller des Bildes das Symbol mit den Kabbalisten oder so in Verbindung gebracht. Oder wie meinst Du das?
 
Moltke,

handelt es sich auch wirklich um einen Davidstern (sechseckig) und nicht um ein Pentagramm (fünfeckig)? Mit Hexen wird nämlich normalerweise Letzteres in Verbindung gebracht.
 
Es ist der sechseckige Davidstern. Habe mir auch das Bild bei Tante Wiki angesehen, passt ein zu eins.

Klar stammt das Bild aus dem 19. Jhd und entspricht damit dem damaligen Zeitgeist aber heutzutage empfinde ich das nicht mehr als in Ordnung.
 
Also wenn Du an die Kinder denkst, die sich das Bild ansehen werden, kann ich Deine Ängste in gewisser Weise nachvollziehen, aber so alte Symbole wie das Hexagramm wurden ja nicht nur im Judentum als religiöses Symbol verwendet, sondern tatsächlich auch im okkulten Berich - ähnlich, wie man das "allsehende Auge Gottes" im Dreieck sowohl in der christlichen Ikonographie als auch in okkulten Zusammenhängen findet. Solange das Hexagramm auf Deinem Bild nicht gerade gelb koloriert wurde, halte ich das Bild für ziemlich unbedenklich. Ich kann aber im weitesten Sinne Deine Befürchtungen nachvollziehen, dass bei Kinder eventuell falsche Antipathien gegenüber dem Judentum aufkommen könnten. Also lass Dein Gewissen entscheiden, ob Du Weltbild darauf hinweisen sollst. Ich finde Deine Aufmerksamkeit eigentlich ganz löblich.
 
Ich stelle mir dabei tatsächlich eine Schulgruppe vor, welche eine Synagoge besucht. Ein Kind sieht den Davidstern und ruft: “Das ist das Zeichen, welches die Hexe bei Rapunzel im Zimmer hatte.“
Sowas braucht die Menschheit nicht.

Ich melde mich morgen bei Weltbild.
 
Ich stelle mir dabei tatsächlich eine Schulgruppe vor, welche eine Synagoge besucht. Ein Kind sieht den Davidstern und ruft: “Das ist das Zeichen, welches die Hexe bei Rapunzel im Zimmer hatte.“
Sowas braucht die Menschheit nicht.

Ich melde mich morgen bei Weltbild.

Ich denke die Menschheit hat größere Probleme.

Das Hexagramm war im Mittelalter ein Talisman auch ausserhalb des Judentums und ein Schutzzeichen gegen Dämonen und Unglück und wurde sogar im Boden von Trinkgefäßen gegen Gift eingefügt.

Als Siegel Salomons war es ein alchemistisches Symbol: Seal of Solomon - Wikipedia, the free encyclopedia.

Übrigens war es bis 1915 auch das Wappen Marokkos bis Marschal Lyautey als General-Governeur es gegen ein fünfzackigen Stern auswechseln liess.
 
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In dem Buch wird es aber leider nicht als Schutzzeichen GEGEN Dämonen und Hexen dargestellt. Es ist hier selbst ein dämonisches Zeichen. Darin liegt, finde ich, das Problem.
 
Mal ganz unabhängig von eventuellen Missverständnissen, die das Bild bei Kindern hervorrufen könnte:

Ich könnte mir vorstellen, dass jener Zeichner des 19. Jhs Helena Blavatzky im Hinterkopf hatte. Diese im 19. Jh. wirkende Okkultistin war Gründerin der Theosophischen Gesellschaft und galt vielen Zeitgenossen ja gewissermaßen als das Sinnbild einer Hexe. Das "Logo" bzw. wesentlichste Symbol der Theosophischen Gesellschaft war das Hexagramm. Vielleicht war das mit ein Anstoß für die Einfügung des Symbols in das Bild.
 
Ich könnte mir vorstellen, dass jener Zeichner des 19. Jhs.
kein Kunstprofessor, kein Adolph Menzel, kein Eugene Delacroix war und dass es sich schlicht um eine irrtümliche Darstellung handelt (er also den sechszackigen Stern für das Pentagramm hielt)

@Moltke: auf jeden Fall bewahrheiten sich Goethes Worte "das Pentagramma schafft dir Pein" (Faust I)
 
So, gerade mal bei Weltbild angerufen. Die Dame war sehr dankbar für den Hinweis, musste mich aber weiterverbinden. Der Herr im Anschluss wusste gar nicht so recht was ich wollte, meinte nur, er notiert das und ich bekomme in zehn Tagen eine schriftliche Stellungnahme. Er sagte aber, dass der Verlag den Druck deshalb wohl kaum stoppen würde...
 
So, gerade mal bei Weltbild angerufen ...

Na, dann hast Du doch alles, was in Deinen Kräften stand, bewerkstelligt.


@dekumatland:
Es ist zugegeben schon Jahre her, dass ich mich mal (und wiederum auch nur sehr oberflächlich) mit der Geschichte solcher beknackten Eso-Gesellschaften wie der von Frau Blavatsky auseinandergesetzt habe. Aber soweit ich das in Erinnerung habe, hat diese "Dame" nicht zuletzt mit der Veröffentlichung ihrer "Geheimlehre" in bürgerlichen Kreisen Aufsehen und Abwehrreaktionen hervorgerufen, nicht in erster Linie bei Kunstprofessoren etc.
Da ist doch der Verdacht, dass ein Zeitgenosse hierauf Bezug genommen hat, nicht abwegiger, als der Verdacht, dass jener Zeichner ein Dümmling war, der einen 5-strahligen Stern nicht von einem 6-strahligen unterscheiden konnte.
 
.... als der Verdacht, dass jener Zeichner ein Dümmling war, der einen 5-strahligen Stern nicht von einem 6-strahligen unterscheiden konnte.

muss nicht, die Hexe war keine Hexe sondern ein Bierbrauer.

Scherz bei Seite. Ich habe noch ein bischen herumgelesen: Einer der Mythen über das Hexagramm, ist dass Salomon einen Ring mit einem solchen hatte, der ihm dazu diente Engel und Dämonen zu beschwören und mit den Tieren zu sprechen. Der "Siegel Salomons" ist ein sechszackiger Stern in einem Kreis und tatsächlich ein okkultistisches Symbol wie eben auch das Pentagramm. Es soll gleichzeitig auch das Irdische und das Himmlische darstellen so wie das Weibliche und das Männliche und dadurch auch ein Sexualsymbol sein. Es passt also in die Stube einer Hexe.
 

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Moin

Auch der Turm der Marktkirche in Hannover ist mit Hexagram und umgekehrten Pentagram verziert. Letzteres soll die fünf Wunden Christi symbolisieren.

Gruß
Andreas
 

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Fakt ist, dass das Bild aus der letzten Hälfte des 19. Jhd. stammt. Mehr muss ich sicherlich nicht mehr sagen.

Verstehe ich nicht. Was gibt es da nicht mehr zu sagen?

Selbstverständlich gab es zum Ende des 19. Jahrhunderts viele Antisemiten, es blühte aber auch eine große Okkultistische Szene wie die oben erwähnte Madam Blavatzky und andere Dampfplauderer.
Dass von Antisemiten das Klische der Hexe mit Juden in Verbindung gebracht worden wäre ist mir nicht bekannt, ich würde eher annehmen dass dem Zeichner die Symbolik des Hexagramms zur Dämonenbeschwörung bekannt gewesen sein wird.
 
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Neuzeitliche Hexenvorstellungen und Antisemitismus sind auf vielfältigeweise verknüpft.
So feiern die Hexen nach abendländischer Vorstellung etwa nach den Sabbat. Angebliche Hexen und Juden wurden mit den gleichen Vorwürfen konfrontiert: Hostienfrevel, Ritualmord, Brunnenvergiftung etc.
Die Ikonografie ist sogar teilweise angeglichen.
 
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