DDR - Bewusst wenige Straßenschilder?

Louis63

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Hallo, liebes Forum,

ich bin neu hier - und habe eine Frage zur DDR.

Ich habe bestimmt zwei-, dreimal gehört/gelesen, in der DDR seien u.a. deswegen im ländlichen Bereich viele Orte und Straßen nicht beschildert gewesen, um möglichen West-Spionen die Orientierung zu erschweren. Manche seien sogar bewusst falsch bezeichnet worden. Karten seinen kaum verfügbar gewesen - und vieles sei in geographischen Karten/Verkehrskarten gar nicht aufgenommen worden.

Was ist daran? Wo kann man weitere Informationen zu diesem Thema finden? Googeln half mir nicht weiter ... Ich freue mich auf Eure Mithilfe.
 
Also, dass mit den Karten stimmt. Dort wurden Entfernungen in Grenznähe absichtlich verzerrt dargestellt.
Ich habe DDR-Karten von der Ostseeküste. Detailliert sind die nicht gerade und "hinter" Grevesmühlen hören sie ohnehin auf.
Eine DDR-Seekarte der Lübecker Bucht habe ich auch. Die stimmt natürlich. Jetzt frage ich mich, ob man einem DDR-Bürger schon Fluchtabsichten unterstellen konnte, wenn er im Privatbesitzbesitz genauen Kartenmaterials war?
 
Der nördliche Teil des Darß (Darßer Ort) wurde auf den Karten auch nicht dargestellt, da er relativ nah an Gedser liegt.
 
Zum Thema Kartenverfälschung scheint es schon Untersuchungen zu geben.
Da wurden Maßstäbe unregelmässig verzerrt, so daß Fixpunkte bis um ± 3 km verschoben erschienen. Weiter wurden wichtige Orientierungspunkte, ebenso wie bedeutsame Karteninhalte (Industrie-Anlagen, Armee-Einrichtungen, Grenzen, Eisenbahnlinien etc.) weggelassen u.ä.m. „Mit ihrem ins Absurde gesteigerten Geheimhaltungsinteresse schnitt sich die DDR jedoch auch ins eigene Fleisch. Die Verzerrungen von Maßstäben und das Weglassen wichtiger Orientierungspunkte hatten für die Volkswirtschaft fatale Folgen. Projektierungen für Industriestandorte, Verkehrsplanungen oder geologische Arbeiten waren erheblich erschwert. Teilweise griffen die Betriebe auf Kartenbestände aus der Vorkriegszeit zurück
Kartenverfälschung durch Geheimhaltung in der DDR
 
Ich war im November 89 bei einer Tagung im "Zonenrandgebiet" da wurden in einem Autohaus so Straßenatlanten in Heftform (gab sie ja bis vor wenigen Jahren als Werbegeschenk) an "DDRler" verschenkt. Da ist den ganzen Tag eiin Zweitakter hinter dem anderen durch den Hof gefahren, Autoatlas zum Fenster reingereicht und weiter.
Die haben an dem einen Tag bestimmt hunderte so Dinger verschenkt.

"Die kennen sowas gar nicht, in der DDR gibt es nicht eine vernünftige Straßenkarte"
Originalton Nov. 89
 
Schilder

Also , das die Beschilderung der Ortschaften fehlte oder verfälscht wurde,
ist mir nicht bekannt und habe ich auch nie gesehen.

Das Entfernungen falsch angegeben wurden , habe ich hin und wieder feststellen können -sofern die Zähler der Kilometerwerke in den Ost Autos
( von Trabant bis Lada ) nicht auch vorsätzlich falsch eingestellt waren:rofl:

Natürlich war die Orientierung generell schwierig - Strassen wurden so gut
wie nie gekennzeichnet - das Gegenbeispiel sah ich nach der Wende in
Frankreich , wo bis zum schmalsten Gemsensteig gekennzeichnet wird:yes:#
Und zu den Kartenwerken einschliesslich touristischer Wanderkarten
wurde schon alles genannt ( Verzerrungen )

Vermessungstechnisch muss man die realen Werte jedoch sehr genau gekannt haben - ich habe die Einrichtung neuer topografischer
Messpunkte noch in den 70ern beobachtet.
Wozu das nun gut war ( immerhin waren die vorhandenen Messtischblätter
der früheren Wehrmacht doch wohl hinreichend exakt :rofl:) -
keine Ahnung .

Allerdings bohrte zu diesen Zeiten auch der VEB Geophysik Leipzig an
vielerlei Stellen - nach Gas und vielleicht Öl oder Uran ?
Und da könnte noch exaktere Vermessung Sinn gemacht haben ....
.
 
Hallo, liebes Forum,

ich bin neu hier - und habe eine Frage zur DDR.

Ich habe bestimmt zwei-, dreimal gehört/gelesen, in der DDR seien u.a. deswegen im ländlichen Bereich viele Orte und Straßen nicht beschildert gewesen, um möglichen West-Spionen die Orientierung zu erschweren. Manche seien sogar bewusst falsch bezeichnet worden. Karten seinen kaum verfügbar gewesen - und vieles sei in geographischen Karten/Verkehrskarten gar nicht aufgenommen worden.

Was ist daran? Wo kann man weitere Informationen zu diesem Thema finden? Googeln half mir nicht weiter ... Ich freue mich auf Eure Mithilfe.
Geht es Dir jetzt um Vorwegweiser und dergleichen? Normale VZs waren ja sicherlich genauso nötig wie im Westen.

Ich kann mich an einen einen Verkehrsatlas von uns erinnern, der zumindest ganz anders als die heutigen gestaltet war. Wegen der Detailgenauigkeit müsste ich nochmal reinsehen können.
Vorteil war sicherlich für die Verlage von sowas damals, dass es Straßenneubau eigentlich kaum gab. D.h. die Trassierungen änderten sich ohnehin viel seltener als heute in Zeiten von vielen OUs, Autobahnneubauten etc..
 
Das halte ich für Mumpitz. Naja, auf Hiddensee waren Strassenschilder wirklich nicht nötig.
Da fährt man Fahrrad und hat immer Gegenwind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Schüler habe ich mal bei der DDR- Behörde gebettelt, eine saubere TK 10.000 von meinem Beobachtungsgebiet zu bekommen.
 
Was vielleicht noch anzumerken wäre, die Straßenkarten der USA sahen/sehen auch ganz anders aus, als unsere basierend, auf den Generalstabskarten, nach denen man bei entsprechender Vergrößerung durchaus auch eine Wanderung machen kann.

In den US-Straßenkarten gehen verschiedenfarbige mit dem Lineal gezogene Striche von Stadt zu Stadt, sehr minimalistisch. Haben mit Geografie nichts zu tun.
 
Ich habe bestimmt zwei-, dreimal gehört/gelesen, in der DDR seien u.a. deswegen im ländlichen Bereich viele Orte und Straßen nicht beschildert gewesen, um möglichen West-Spionen die Orientierung zu erschweren.

Ortshinweisschilder (heute grüne Ortsschilder) gab es in der DDR vergleichbar nicht. Viele Ortsteile auf dem Land erhielten so auch offiziell sichtbar keine Ortsnamen. Straßennamen gab es in vielen kleinen Dörfern ebenso nicht. Da hieß alles Dorfstraße. Der Postbote kannte eh sein eines Dorf und seine Bewohner mit Namen.
Die faltbare Straßenkarte der DDR wurde nicht jedes Jahr aktualisiert. Man muß sich vergegenwärtigen, die DDR hatte kein Interesse seine Bürger umfangreich zu informieren. In den 80er Jahren kam dann ein Buch heraus. Das wurde zwar detaillierter, aber Fehler blieben. So waren eklatante Fehler, wie Ortschaften an falscher Seite einer Fernstraße, Usus. Man muß sich ebenso vergegenwärtigen, Bürger wußte nicht, an wem man sich wenden konnte, solcherart Fehler beheben zu lassen. Einfach an den Verlag schreiben hätte man können. Der hatte aber keine Handhabe dem nachzugehen.
 
Also so schlimm kann die Fehlinformation durch eine schlechte Infrastruktur nicht gewesen sein. Ich habe hier z.B. einen Reiseführer aus der BRD für die DDR, Erstausgabe 1977 von 1989, den DuMont Kunst-Reiseführer Deutsche Demokratische Republik.

Dazu gibt es zu allen Bezirken der ehm. DDR Informationen über Sehenswürdigkeiten.
Doch viel interessanter sind die praktischen Reiseinformationen diese Buches, die ich ein wenig darstellen möchte:

So gibt es unter der Rubrik Einreisebestimmungen folgende Themen:
Besuch von Verwandten und Bekannten
Touristenreisen
Tagesbesuche in Berlin (Hauptstadt der DDR) und in den grenznahen Kreisen
Transitreisen
usw.
Oder das große Thema -Geld und Devisenbestimmungen-
und es werden alle Grenzübergänge aufgeführt nach Ein-/Ausreise und Transit mit Bahn oder über die Straße und was natürlich nicht fehlen darf, die Meldepflicht für Besucher aus dem nichtsozialistischen Ländern...


Und warum sollte das Kartenwerk für DDR-Bürger aktuell und genau sein? Wo sollten die Bürger denn hin, ob West oder Ost, ob Nord oder Süd, es war doch nicht weit...:cry:
 
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Mal abgesehen von den bewußten Kartenfälschungen im Grenzgebiet sehe ich hier eigentlich nur die "normale Versorgungslage" der DDR.
Wieso sollten denn auch Karten oder Straßenschilder reichlicher vorhanden gewesen sein als Gegenstände des täglichen Bedarfs?
 
"Die kennen sowas gar nicht, in der DDR gibt es nicht eine vernünftige Straßenkarte"
Originalton Nov. 89

Diese Aussage ist natürlich Unsinn. Ich erinnere mich sehr genau, daß mein Vater einen detaillierten Autoatlas in Buchform (mit silbernem Einband) benutzte.* Eine weitere, ebenfalls recht detaillierte Karte von damals - als Faltblatt M 1:600 000 habe ich noch heute. Darin ist übrigens auch der Darßer Ort und(!) Gedser enthalten. Der Grenzbereich, den ich beurteilen kann - das Heimatdorf meines Vaters - einschließlich der Nachbardörfer direkt im Sperrgebiet ist darauf jedenfalls korrekt dargestellt - das muß natürlich nicht für den "Rest" der Grenze gelten.


*) Besteck verwendete man seinerzeit übrigens auch schon. ;-) Vielleicht hat sich das Volk ja dort auch bloß angestellt, weil die Atlanten so schön bunt waren - seinerzeit keine Seltenheit - und mal wieder ein trefflicher Anlaß zum Fremdschämen. :aua:
 
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Die Atlanten in der DDR waren schon genau. Nur Orte mit militärischer und besonders volkswirtschaftlicher Bedeutung im Kriegsfall waren mehr oder weniger vorhanden bzw. anders gestaltet.
Das ist auch heute noch eine übliche Praxis in vielen, auch westlichen Ländern.
 
Diese Aussage ist natürlich Unsinn. Ich erinnere mich sehr genau, daß mein Vater einen detaillierten Autoatlas in Buchform (mit silbernem Einband) benutzte.* Eine weitere, ebenfalls recht detaillierte Karte von damals - als Faltblatt M 1:600 000 habe ich noch heute. Darin ist übrigens auch der Darßer Ort und(!) Gedser enthalten. Der Grenzbereich, den ich beurteilen kann - das Heimatdorf meines Vaters - einschließlich der Nachbardörfer direkt im Sperrgebiet ist darauf jedenfalls korrekt dargestellt - das muß natürlich nicht für den "Rest" der Grenze gelten.


*) Besteck verwendete man seinerzeit übrigens auch schon. ;-) Vielleicht hat sich das Volk ja dort auch bloß angestellt, weil die Atlanten so schön bunt waren - seinerzeit keine Seltenheit - und mal wieder ein trefflicher Anlaß zum Fremdschämen. :aua:


Weiß der Teufel was Dich so empört. Ich jedenfalls weiß es nicht.
Die Aussage ist damals gefallen, und die anderen Diskutanten, außer Dir, scheinen den behaupteten Fakt zu bestätigen.
Vielleicht war ja Papas Auto-Atlas ein Westgeschenk. Immerhin möglich, oder nicht?

Und eine Karte 1:600000 Autokarte? Damit kannst du Dir einen groben Überblick verschaffen, aber nie und nimmer in unbekannten Gegenden chauffieren. Passt auf ein DinA4 Blatt ganz Mecklenburg-Vorpommern.
Eine vernünftige Autokarte ist Maßstab 1:200000 oder meinetwegen auch noch 1:300000 aber dann hört es auf.
Aber OK, wir leben im Navi-Zeitalter, muss man das nicht mehr wissen.
 
Diese Aussage ist natürlich Unsinn. Ich erinnere mich sehr genau, daß mein Vater einen detaillierten Autoatlas in Buchform (mit silbernem Einband) benutzte.
Dann hatte Dein Vater also Fluchtabsichten, wusste es nur nicht.
Ich habe drei DDR-Karten, wo der Darß drauf ist, aber der Darßer Ort fehlt. Im Norden abgeschnitten! War der nicht auch Sperrgebiet?
Nur nebenbei, ich sammle Karten.
Also, dieser silberne Einband, da jucken mir die Finger.
 
Der Darsser Ort ist Nationalpark und war früher Übungsgebiet. Zum Abhauen war Hiddensee per Surfbrett nach Mön geeigneter, sind nur 47 km.
 
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