DDR ohne Mauerbau

Abendlaender

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Ich stelle mir vor, welche andere Handlungsmöglichkeit als der Mauerbau für die DDR bestand.

Nach dem Volksaufstand 1953 hätte die DDR-Führung auch wie später Janosz Kadar in Ungarn mit der Sowjetunion Zugeständnisse aushandeln können, um die Abwanderung aufzuhalten und im Westen Fachkräfte anzuwerben.

Ohne Anreize geht kein Aufhalten der Abwanderung und Abwerbung im Westen, so sozialistisch man auch sein will. Kadar hatte in Ungarn eingesehen, daß es ohne Zugeständnisse an die Wirklichkeit nicht geht.

Die DDR hätte die Löhne für Fachkräfte erhöhen und die Vorzüge des Sozialismus tatkräftig vermarkten müssen, nämlich Arbeitsplatzsicherheit und umfassende Sozialfürsorge. Es war auch kurzsichtig durch die Sowjetunion, Industrieanlagen zwecks Wiedergutmachung abzubauen. Die DDR hätte zur Werbung für sich auch für Empfang des Ostfernsehens möglichst überall im Westen sorgen müssen, um die blühenden Landschaften des Sozialismus zu zeigen.

Ich glaube, daß viele Linke aus dem Westen anderen gefolgt wären, wenn sie berichtet hätten, daß es sich im Sozialismus gut leben läßt, weil es auch keine Arbeitslosigkeit gibt. Es war in den 50-er Jahren bestimmt noch nicht vorherbestimmt, daß es im grauen, real existierenden Sozialismus endet.

Es gab immer wieder Stimmen im Politbüro, welche die zentrale Planwirtschaft beenden wollten. Sozialismus ist nicht gleich Planwirtschaft und gar keine Privatwirtschaft genausowenig wie es in Westdeutschland nur Privatwirtschaft gab. Im Westen gab es auch Genossenschaften und staatliche Betriebe der Daseinsvorsorge. Im sozialistischen Staat wiederum sollten z. B. der Bäcker oder Lebensmittelladen nebenan der Privatwirtschaft vorbehalten sein.

Als sich die Ereignisse 1989 überschlugen, war es mit Sicherheit zu spät, um die Menschen zu überzeugen, als Gegenmodell zum Westen weiterbestehen zu wollen. Das Vertrauen in den Sozialismus und die Wirtschaft waren zu stark zugrunde gerichtet.

Mitte der 80-er hätte das mit einem grundlegenden Politikwechsel der DDR-Führung vielleicht noch gelingen können, z. B. Freigabe der Preise und selbständiges Wirtschaften der Betriebe ohne zu erfüllende Pläne, ob VEB oder private oHG. Ich stelle mir manchmal vor, wie sich die Schaufenster nach der Preisfreigabe füllen, VEBs genauso wie Privatunternehmen und Unternehmen aus dem Westen mit bunten Werbeanzeigen ihre Waren anpreisen.
 
Nach dem Volksaufstand 1953 hätte die DDR-Führung auch wie später Janosz Kadar in Ungarn mit der Sowjetunion Zugeständnisse aushandeln können, um die Abwanderung aufzuhalten und im Westen Fachkräfte anzuwerben.

Der Volksaufstand 1953 war zunächst mal eine Rebellion gegen die Plan-Normerhöhungen.
Zudem war die DDR (zunächst) Teil eines größeren Wirtschaftsgebietes, die Grenze zw. BRD und DDR künstlich, der Übergang zwischen den Gebieten vielfach (noch) möglich und vor allem im noch nicht -physisch streng - geteilten Berlin natürlich normal.

Die schließlich enormen Abwanderungen aus der DDR gingen ja hauptsächlich in die BRD, und zwar ohne Probleme, da aus Bonner Sicht und Praxis dies keine fremden Staatsangehörigen waren. Da war im Fall Ungarn natürlich nicht der Fall und entsprechend in diesem Umfang gar nicht möglich.

Die enormen Abwanderungen vor allem in die BRD waren auch und gerade der dort schneller steigenden Löhne und Gehälter, der rasch weit größeren wirtschaftlichen Prosperität zu verdanken (BRD Wirtschaftswunder). Eine ähnliche Lage war für Ungarn nicht ansatzweise gegeben.

Was in Ungarn dank eines geschlossenen Staatsgebietes komplett hinter dem 'Eisernen Vorhang' halbwegs gelingen konnte, übrigens mit durchaus gut bewachten und gesicherten Grenzen natürlich vor allem nach dem 'Nichtsozialistischen Ausland', sprich Österreich, sowie einer straffen autoritären bis diktatorischen Herrschaft nach innen, versuchte die DDR-Führung ja mit dem Mauerbau zu erreichen: Ein halbwegs geschlossenes Staatsgebiet, in dem man in Ruhe versuchen wollte/konnte, wirtschaftliche Reformen durchzuführen. Ohne dass man damit rechnen musst, dass jeder und jede jederzeit vom Arbeitsplatz in Richtung BRD/Westen verschwinden konnte. Was unmittelbar in der Zeit vor dem Mauerbau geschehen war.

Schon seit dem Aufstand 1953 vermied die DDR-Administration fast jede, doch wirtschaftlich eigentlich dringend nötige Erhöhung der Plan-Normen, was die zu erbringende Arbeitsleistung (der Arbeiter) anging.

Unter Ulbricht sollte ab 1963 das sogenannte Neue Ökonomische System mehr Effizienz, Wirtschaftlichkeit erbringen.
Gerade Ulbricht hatte oft in Wettbewerbs-Sprüchen die Überlegenheit nicht nur des Staatsozialismus, sondern auch der DDR-Wirtschaftsweise für die dort Lebenden im Vergleich zur BRD betont. Überholen ohne einzuholen war ein Motto dazu.

Und ab Honecker sollten umfangreiche Sozialabsicherungen und -Leistungen, ohne Absicherung durch entsprechende vorlaufende Erwirtschaftung, die Motivation zu mehr Arbeitsleistung begründen und zugleich dem Regime die bleibende und stabile Legitimation geben.
 
Die DDR hätte die Löhne für Fachkräfte erhöhen und die Vorzüge des Sozialismus tatkräftig vermarkten müssen, nämlich Arbeitsplatzsicherheit und umfassende Sozialfürsorge.
Während im Westen das Wirtschaftswunder lief, in den 1950ern die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich sanken und in den 1960ern gewissermaßen Vollbeschäftigung herrschte?

Die DDR hätte zur Werbung für sich auch für Empfang des Ostfernsehens möglichst überall im Westen sorgen müssen, um die blühenden Landschaften des Sozialismus zu zeigen.
Dazu fehlten die Reichweiten. Aber ganz abgesehen davon hätte die DDR doch dem Westen damit nur gezeigt, dass sie ihm hinterherhinkte.

Ich glaube, daß viele Linke aus dem Westen anderen gefolgt wären, wenn sie berichtet hätten, daß es sich im Sozialismus gut leben läßt, weil es auch keine Arbeitslosigkeit gibt. Es war in den 50-er Jahren bestimmt noch nicht vorherbestimmt, daß es im grauen, real existierenden Sozialismus endet.
Tja, warum sind so wenig Linke aus dem Westen in die DDR gegangen? Vor allem nach 1953...

Ganz unabhängig davon, was man von sozialistischen oder kommunistischen Wirtschaftsmodellen hält: Der Ostblock war nie eine gute Werbung dafür.
 
Während im Westen das Wirtschaftswunder lief, in den 1950ern die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich sanken und in den 1960ern gewissermaßen Vollbeschäftigung herrschte?


Dazu fehlten die Reichweiten. Aber ganz abgesehen davon hätte die DDR doch dem Westen damit nur gezeigt, dass sie ihm hinterherhinkte.


Tja, warum sind so wenig Linke aus dem Westen in die DDR gegangen? Vor allem nach 1953...

Ganz unabhängig davon, was man von sozialistischen oder kommunistischen Wirtschaftsmodellen hält: Der Ostblock war nie eine gute Werbung dafür.

Es waren ja nur sehr wenige, die dann wirklich vom Westen in die DDR übersiedelten, Bert Brecht und Anna Seghers wären da zu nennen, nach 1953 waren es noch weniger, und einige von den Wenigen wie Wolfgang Kieling konnten nie recht heimisch in der DDR werden und Kieling kehrte in den Westen zurück, während Wolf Biermann nach einem Konzert aus der DDR ausgebürgert wurde.
 
Letzthin hörte ich einen Beitrag über Brecht im Radio, wo ein Brechtbiograf meinte, dass 1953, nachdem sein Brief an die Partei nach dem Arbeiteraufstand 1953 nur in Auszügen im ND abgedruckt worden war, innerlich mit der Partei brach und derselbe äußerte auch, dass sein relativ früher Tod 1956 zwar sicher auch mit Brechts Lebenswandel zusammenhing, aber dass die Aufdeckung der stalinistischen Verbrechen auf dem 20. Parteitag der KPdSU im vollends den Rest gegeben und ihm seinen Lebenswillen genommen hätten. Steile These, unbeweisbar, aber hat durchaus was für sich (zumindest, wenn man Sympathien für Brecht hat und seine letzten Lebensjahre irgendwie in einem besseren Licht sehen will).
 
Wolfgang Kieling hatte ich in einem anderen Thread schon mal erwähnt. Bei ihm war es vor allem der Protest gegen den Vietnamkrieg und die politische Situation in der Bundesrepublik, was ihn 1968 zu seiner Übersiedelung in die DDR motivierte. Kieling kehrte aber bereits 1970 in den Westen zurück, da er nicht so recht Fuß dort fand. Als überzeugten Sozialisten wird man Kieling auch kaum bezeichnen können.

Das traf damals aber durchaus für Wolf Biermann zu. Aber der war der DDR-Führung viel zu renitent.
 
Letzthin hörte ich einen Beitrag über Brecht im Radio, wo ein Brechtbiograf meinte, dass 1953, nachdem sein Brief an die Partei nach dem Arbeiteraufstand 1953 nur in Auszügen im ND abgedruckt worden war, innerlich mit der Partei brach und derselbe äußerte auch, dass sein relativ früher Tod 1956 zwar sicher auch mit Brechts Lebenswandel zusammenhing, aber dass die Aufdeckung der stalinistischen Verbrechen auf dem 20. Parteitag der KPdSU im vollends den Rest gegeben und ihm seinen Lebenswillen genommen hätten. Steile These, unbeweisbar, aber hat durchaus was für sich (zumindest, wenn man Sympathien für Brecht hat und seine letzten Lebensjahre irgendwie in einem besseren Licht sehen will).


Die Behauptung zirkuliert seit Jahrzehnten, hatte ich in den 1980er Jahren schon gehört...

Es waren ja nur sehr wenige, die dann wirklich vom Westen in die DDR übersiedelten, Bert Brecht und Anna Seghers wären da zu nennen, nach 1953 waren es noch weniger, und einige von den Wenigen wie Wolfgang Kieling konnten nie recht heimisch in der DDR werden und Kieling kehrte in den Westen zurück, während Wolf Biermann nach einem Konzert aus der DDR ausgebürgert wurde.

Es waren meiner Meinung nach auch nicht gerade viele 'Bauern und Arbeiter', also Handarbeiter, 'Werktätige', die freiwillig in den SED-Herrschaftsbereich übersiedelten.

Nach dem Volksaufstand 1953 hätte die DDR-Führung auch wie später Janosz Kadar in Ungarn mit der Sowjetunion Zugeständnisse aushandeln können, um die Abwanderung aufzuhalten und im Westen Fachkräfte anzuwerben.

Nuja, die wirtschaftliche Ausgangssituation in der werdenden DDR und in Ungarn waren zudem nun denkbar unterschiedlich, auch für die politische Ebene galt dies. Die kleine DDR war beispielsweise von Anfang an und blieb die zweitgrößte Industriewirtschaft im Ostblock, nach der Sowjetunion.
Zudem hilft es nicht wirklich, alle anderen RGW-Länder des Ostblockes mit ihren noch größeren wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht zu nennen, und sich das angeblich leuchtende Beispiel Ungarns rauszusuchen....;-)

Die DDR hätte die Löhne für Fachkräfte erhöhen und die Vorzüge des Sozialismus tatkräftig vermarkten müssen, nämlich Arbeitsplatzsicherheit und umfassende Sozialfürsorge.

Du orientierst Dich offenkundig nur an einem (Selbst-)Bild der Honecker-DDR, was die umfassende Sozialfürsorge betrifft. Das kannst Du weder für alle sozialistischen RGW-Länder generell, noch für alle Phasen und Zeiten dieser Länder behaupten.
Und gut ausgebildete, wertvolle Produktiv-Fachkräfte konnten tatsächlich gut, jedenfalls weit besser wie der Durchschnitt der DDR-Werktätigen, 'verdienen' (dazu gehörten eben nicht nur die unmittelbaren Arbeitsentlohnungen). Die gleichen, gut ausgebildeten Fachkräfte konnten im 'NSW' (Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet) andererseits durchschnittlich noch weit mehr verdienen und besonders ihre Karriere weit mehr selbst steuern und beeinflussen. Kleiner Tipp zudem: Konsum und Reisefreiheit.

Arbeitsplatzsicherheit: Stimmt zwar, du übersieht andererseits die notwendigen wie auch gleichfalls die umfassenden fatalen wirtschaftlichen und politischen Grundlagen, um so eine Arbeitsplatzsicherheit dauerhaft aufrecht zu erhalten (ging ja auch nicht dauerhaft). Schon die versuchte Abkopplung oder teilweise Abschottung vom Weltmarkt war vielfach kostspielig und kontraproduktiv. Weiterhin wurden die relevanten Wirtschaftskennziffern vielfach verschleiert und/oder nur in Teilen veröffentlicht. Andererseits wurden auch im RGW nach und nach vermehrt an den Weltmarkt angelehnte Rohstoffpreise verlangt, seit den späteren 1970er Jahren.
 
Für die Bürger der DDR war das eigene politische System zu keinem Zeitpunkt akzeptabel. Der Hauptgrund war dass die politische Doktrin im Alltag Sprache und Verhaltensweisen strikt vorgab: man sah aufgepinselte Parolen, war einer propagandistischen Sprache ausgesetzt. Eine fortlaufende Gängelung. Wer mag das, wer hält das aus?

Im Westen gab es nach 1948 niemals Versorgungsengpässe. Der alltägliche Konsum wurde durch den Preis bestimmt: der Konsument konnte wünschen, planen und auf ein Konsumgut hinsparen, wenn es denn erstrebenswert war. Im Alltagsleben war der gemeinsame "Schaufensterbummel" ein fester Teil der abendlichen Aktivitäten. Ab der Mitte der 1950er Jahre blätterten die Familien begeistert in Versandhauskatalogen: meist ohne zu bestellen, aber angeregt durch die Möglichkeiten den Alltag anders zu gestalten.

"Im Osten" war es anders: "Im Konsum" war Konsum meist nicht möglich, das Angebot war zu schmal. Das Thema der Verfügbarkeit war hingegen Gesprächsgegenstand, es dominierte alles. Der Konsument war Bittsteller.

Der Alltag in der DDR war bestimmt von Repression und fortlaufender Gängelung.

Kleine Fluchten waren Sommerferien an der Ostsee, die eigene Datsche.

Die DDR war niemals konkurrenzfähig in den Freiheiten der Alltags- und überhaupt der Lebensgestaltung, zu keinem Zeitpunkt.
 
In der DDR hat sich leider der Stalinismus mit Mangelwirtschaft durchgesetzt. Es gab im Politbüro Genossen, die einen Politikwechsel angemahnt hatten. Aber alles, was die Macht der SED schmälern könnte, wurde von Betonköpfen abgelehnt.

Wie gesagt, in den 50-er Jahren waren die Weichen nlch nicht endgültig gestellt. Es hätte sich durchaus anders entwickeln können. Ungarn und die DDR sind sicher nicht in allem vergleichbar. Doch man sieht, daß man beim großen Bruder Zugeständnisse aushandeln konnte. Das hätte die DDR-Führung auch machen können. Im Prager Frühling in der Tschechoslowakei hat man gesehen, daß ein vernünftiger Sozialismus Zustimmung finden konnte. Leider hat Dubcek die Rechnung ohne den großen Bruder gemacht. Kadar in Ungarn hat über Verhandlungen einige Erleichterungen erreicht.

Ich stelle mir eine andere Weichenstellung in etwa so vor:

Nach der Niederschlagung des Volksaufstands 1953 wird Ulbricht durch einen anderen Staatsratsvorsitzenden ersetzt, weil die Sowjetunion Ulbricht vorwirft, sein Land nicht mehr im Griff zu haben.

Der neue Staatsratsvorsitzende, nennen wir ihn Burger, fliegt nach dem Tod Stalins nach Moskau und beginnt Verhandlungen um Zugeständnisse, um die Bürger für den Sozialismus zu gewinnen und die Wirtschaft zu beleben. Aus unzufriedenen Bürgern werde der Westen immer wieder Kapital schlagen können. Es müsse darum gehen, einerseits die Bürger für den Sozialismus zu gewinnen und andererseits Spionage aus dem Westen und die Konterrevolution zu unterbinden.

Ab 1958 leitet Burger Reformen ein. Betriebe, die nicht der erweiterten Daseinsvorsorge dienen, handeln selbständig und legen selbst Preise fest. Der Bezirk überweist je Mitarbeiter den VEBs einen Kostendeckungsbeitrag für die gesellschaftlichen Aufgaben der Betriebe und um jedem Bürger einen Arbeitsplatz zu garantieren.

Mitarbeiter in Privatbetrieben sind ebenso im FDGB vertreten und können bis zu 3 Wochen im Jahr Urlaub in FDGB-Erholungsheimen verbringen und haben Anspruch auf einen KiTa-Platz je Kind. Burger betont, daß die Werktätigen in den Privatbetrieben den Sozialismus mit aufbauen und der Markt die Betriebe zu guten Leistungen anspornen soll. Kleine Betriebe sollen ausschließlich privat betrieben werden, weil sich der Staat nicht verzetteln kann.

Die Löhne richten sich in den VEBs nach der Ausbildung und der Verantwortung. Die Betriebsleiter haben in den VEBs die höchsten Löhne, sind aber auch für eine ausgeglichene Bilanz des Betriebes verantwortlich. Ein Teil der Gewinne wird an die Belegschaft ausgezahlt, ein Teil als Steuer an den Staat überwiesen. Unfähige Betriebsleiter können abgewählt oder vom Bezirk wegen schlechter Bilanzen entlassen werden.

Die Arbeitsämter haben die Aufgabe, die verfügbaren Arbeitskräfte dorthin zu vermitteln, wo sie benötigt werden oder untergebracht werden können. Privatbetriebe können sich ebenfalls an das Arbeitsamt vor Ort wenden.

Die Reformen sorgen schon bald für gefüllte Schaufenster und einen freundlichen Ton in den Geschäften und Gaststätten. Manche Privatunternehmer halten den Sozialismus für gute Sache und beteiligen sich an 1.Mai-Paraden. Einige Bürger im Westen sehen im Ostfernsehen, wie es in der DDR aufwärts geht, während sich das Westfernsehen bedeckt hält.
 
Wie gesagt, in den 50er Jahren waren die Weichen noch nicht endgültig gestellt. Es hätte sich durchaus anders entwickeln können. Ungarn und die DDR sind sicher nicht in allem vergleichbar. Doch man sieht, daß man beim großen Bruder Zugeständnisse aushandeln konnte. Das hätte die DDR-Führung auch machen können.
Die DDR war immer noch ein Teil Deutschlands (wenn auch nach Ost-Berliner und Moskauer Lesart ein eigenständiger, sozialistischer, in Westdeutschland sah man das bis zur Neuen Ostpolitik bekanntlich anders). Insofern ist fraglich, ob die DDR im Warschauer Pakt als Gleiche unter Gleichen wahrgenommen wurde. Es kam ja nicht von ungefähr, dass man die Volksarmee beim Prager Frühling zwar mobilisierte, aber nicht einmarschieren ließ. Sicherlich auch, weil man sich propagandistisch keine Blöße geben wollte ("30/29 Jahre nach 1938/39 marschieren wieder Deutsche in der Tschechei ein"), aber eben auch weil man sehr genau wusste, dass die eigene Propaganda eben genau das war: Die Faschisten saßen nicht alle im Westen und die Guten im Osten. Und auch wenn es in der Bundesrepublik leichter war eine vor 1945 begonnene Karriere nach 1949 einigermaßen ungebrochen fortzusetzen, so gab es das auch in der DDR. Und das wusste man auch in Moskau, Warschau, Prag und Budapest.
Selbst, wenn ein anderer Warschauer-Pakt-Staat (WPS) in der Position gewesen wäre, zu verhandeln: Die DDR war es sicher nicht.

Doch man sieht, daß man beim großen Bruder Zugeständnisse aushandeln konnte. Das hätte die DDR-Führung auch machen können. Im Prager Frühling in der Tschechoslowakei hat man gesehen, daß ein vernünftiger Sozialismus Zustimmung finden konnte. Leider hat Dubcek die Rechnung ohne den großen Bruder gemacht.
Der Widerspruch hierin ist dir aber schon klar, ne? Einerseits sollte man beim großen Bruder Zugeständnisse aushandeln, andererseits hat schon der Versuch einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz zu schaffen zu einem Einmarsch der eigenen Verbündeten geführt....

Und auch das von dir immer wieder ins Feld geführte Ungarn kannte doch die unangenehme Seite des "Bündnisses" mit Moskau. Da hatte man gerade am 20. Parteitag der KPdSU und der Abrechnung mit Stalin (auch mit dem Stalinismus?) Morgenluft gerochen, da probten die Polen in Posen einen Aufstand, die Ungarn solidarisierten sich, die polnische Armee schlug den Posener Aufstand nieder und die SU marschierte in Ungarn ein. Dasselbe Muster wie zwölf Jahre später in Prag.

Kadar in Ungarn hat über Verhandlungen einige Erleichterungen erreicht.
Der von dir so lobgehudelte Kádár hat doch nach der militärischen Niederschlagung des Ungarnaufstandes brutal die polizeiliche und geheimdienstliche Niederschlagung fortgesetzt. Der Gulaschkommunismus, auf den du wohl anspielst, war im Prinzip doch nichts weiter als das Zuckerbrot zur Peitsche.

Ich stelle mir eine andere Weichenstellung in etwa so vor:

Nach der Niederschlagung des Volksaufstands 1953 wird Ulbricht durch einen anderen Staatsratsvorsitzenden ersetzt, weil die Sowjetunion Ulbricht vorwirft, sein Land nicht mehr im Griff zu haben.

Der neue Staatsratsvorsitzende, nennen wir ihn Burger, fliegt nach dem Tod Stalins nach Moskau und beginnt Verhandlungen um Zugeständnisse, um die Bürger für den Sozialismus zu gewinnen und die Wirtschaft zu beleben. Aus unzufriedenen Bürgern werde der Westen immer wieder Kapital schlagen können. Es müsse darum gehen, einerseits die Bürger für den Sozialismus zu gewinnen und andererseits Spionage aus dem Westen und die Konterrevolution zu unterbinden.

Ab 1958 leitet Burger Reformen ein. Betriebe, die nicht der erweiterten Daseinsvorsorge dienen, handeln selbständig und legen selbst Preise fest. Der Bezirk überweist je Mitarbeiter den VEBs einen Kostendeckungsbeitrag für die gesellschaftlichen Aufgaben der Betriebe und um jedem Bürger einen Arbeitsplatz zu garantieren.

Mitarbeiter in Privatbetrieben sind ebenso im FDGB vertreten und können bis zu 3 Wochen im Jahr Urlaub in FDGB-Erholungsheimen verbringen und haben Anspruch auf einen KiTa-Platz je Kind. Burger betont, daß die Werktätigen in den Privatbetrieben den Sozialismus mit aufbauen und der Markt die Betriebe zu guten Leistungen anspornen soll. Kleine Betriebe sollen ausschließlich privat betrieben werden, weil sich der Staat nicht verzetteln kann.

Die Löhne richten sich in den VEBs nach der Ausbildung und der Verantwortung. Die Betriebsleiter haben in den VEBs die höchsten Löhne, sind aber auch für eine ausgeglichene Bilanz des Betriebes verantwortlich. Ein Teil der Gewinne wird an die Belegschaft ausgezahlt, ein Teil als Steuer an den Staat überwiesen. Unfähige Betriebsleiter können abgewählt oder vom Bezirk wegen schlechter Bilanzen entlassen werden.

Die Arbeitsämter haben die Aufgabe, die verfügbaren Arbeitskräfte dorthin zu vermitteln, wo sie benötigt werden oder untergebracht werden können. Privatbetriebe können sich ebenfalls an das Arbeitsamt vor Ort wenden.

Die Reformen sorgen schon bald für gefüllte Schaufenster und einen freundlichen Ton in den Geschäften und Gaststätten. Manche Privatunternehmer halten den Sozialismus für gute Sache und beteiligen sich an 1.Mai-Paraden. Einige Bürger im Westen sehen im Ostfernsehen, wie es in der DDR aufwärts geht, während sich das Westfernsehen bedeckt hält.
Und zu welcher Erkenntnis führen uns diese Überlegungen? Das sind alles Dinge, die nur in deinem Kopf passieren. Sie sind aber nicht in der historischen Realität passiert. Ist ja nicht so, dass nur Ulbricht nicht darauf gekommen ist, dass man den Leuten außer lauer Rhetorik Anreize bieten müsse, an den Sozialismus zu glauben, sondern bis auf Dubcek sind nur ganz wenige Figuren darauf gekommen und die wurden alle brutal weggehauen.
 
Man merkt schon, dass der Threadersteller die DDR vermutlich nicht persönlich erlebt hat. So trist, grau und repressiv die DDR aber auch gewesen sein mochte, für die Bundesrepublik und ihre Bewohner war dieser Staat trotz allem ein Glücksfall. Das heute festzustellen, klingt freilich sehr zynisch. Die alte Bundesrepublik, die Bonner Republik war ein Hochlohnland. In der BRD wurden verhältnismäßig hohe Löhne im europäischen Vergleich gezahlt. Die Bundesrepublik hatte einen gut ausgebauten Sozialstaat und ein liberales Asylrecht. Wer es schaffte, aus dem Ostblock in den Westen zu gelangen, genoss automatisch Asyl, und gleichzeitig sorgte der "eiserne Vorhang" dafür, dass es nicht viele schafften.

Diese Vorteile als Hochlohnland mit einem gut ausgebauten Sozialstaat, ohne Sanktionen waren vor allem der Systemkonkurrenz zwischen den Blöcken zu verdanken. In den Jahren nach der Wende wurde der Sozialstaat beschnitten und die Bundesrepublik wurde von einem Hochlohnland zu einem mit niedrigen Löhnen.
 
Man merkt schon, dass der Threadersteller die DDR vermutlich nicht persönlich erlebt hat. So trist, grau und repressiv die DDR aber auch gewesen sein mochte, für die Bundesrepublik und ihre Bewohner war dieser Staat trotz allem ein Glücksfall. Das heute festzustellen, klingt freilich sehr zynisch. Die alte Bundesrepublik, die Bonner Republik war ein Hochlohnland. In der BRD wurden verhältnismäßig hohe Löhne im europäischen Vergleich gezahlt. Die Bundesrepublik hatte einen gut ausgebauten Sozialstaat und ein liberales Asylrecht. Wer es schaffte, aus dem Ostblock in den Westen zu gelangen, genoss automatisch Asyl, und gleichzeitig sorgte der "eiserne Vorhang" dafür, dass es nicht viele schafften.

Diese Vorteile als Hochlohnland mit einem gut ausgebauten Sozialstaat, ohne Sanktionen waren vor allem der Systemkonkurrenz zwischen den Blöcken zu verdanken. In den Jahren nach der Wende wurde der Sozialstaat beschnitten und die Bundesrepublik wurde von einem Hochlohnland zu einem mit niedrigen Löhnen.
Ich bin in allem mit dir einer Meinung, nur möchte ich bzgl. des Asyls festhalten, dass DDR-Bürger - da die DDR ja lange de iure ja nicht anerkannt wurde von der Bundesrepublik - automatisch als Bundesbürger anerkannt wurden. Wie das dann nach der Neuen Ostpolitik, als man die DDR dann ja de iure anerkannte, "gerechtfertigt"* wurde, weiß ich leider nicht.


*das Wort hat hier einen ungewollt pejorativen Tonus.
 
Ein Beitrag wie mitte der 60iger die DDR bekannt war.
Die DDR und z.B. das sozialistische Land Rumänien...

1966 war ich mit meiner Frau privat – es ging nur mit Einladung – in Pașcani.
Stadt liegt im Kreis Iași
(Nordosten Rumänien/Region Moldau).
Iași auch bekannt weil in dessen Nähe Gregor Alexandrowitsch Potemkin beerdigt wurde (Potemkinsches Dorf).
Da ich dort ein paar Wochen blieb, musste ich zur dortigen Bank und Schecks einlösen.

Ich legte meine DDR _ Schecks vor, man schaute in ein Verzeichnis mit abgebildeten und gültigen Schecks.
Man fand meine Schecks nicht.
Erst als ich denen dort sagte das sind Schecks der DDR, fand man diese.

Ach soooo, DDR.
 
Dazu fehlten die Reichweiten.
...und bis 1957 auch der Ton. Die DDR hatte bis dahin eine andere Ton-Norm für ihr Fernsehen. Um auch die westdeutschen Haushalte mit Ton zu versorgen wurden Ende der 50er die Ton-Norm geändert und die wenigen bisher gelieferten Fernsehgeräte in der DDR auf die im Westen gebräuchliche Ton-Norm umgerüstet und schon 1959 meldet der Spiegel, dass ein Drittel der befragten bundesdeutschen Fernsehteilnehmer gerne DFF schauen.
Im Westen gefragt
Man scheint sich Sorgen gemacht zu haben, besonders um die westdeutsche Arbeiterschaft.
Dazu auch bei uns: Westfernsehen im Osten/Ostfernsehen im Westen
 
Man merkt schon, dass der Threadersteller die DDR vermutlich nicht persönlich erlebt hat. So trist, grau und repressiv die DDR aber auch gewesen sein mochte, für die Bundesrepublik und ihre Bewohner war dieser Staat trotz allem ein Glücksfall. Das heute festzustellen, klingt freilich sehr zynisch. Die alte Bundesrepublik, die Bonner Republik war ein Hochlohnland. In der BRD wurden verhältnismäßig hohe Löhne im europäischen Vergleich gezahlt. Die Bundesrepublik hatte einen gut ausgebauten Sozialstaat und ein liberales Asylrecht. Wer es schaffte, aus dem Ostblock in den Westen zu gelangen, genoss automatisch Asyl, und gleichzeitig sorgte der "eiserne Vorhang" dafür, dass es nicht viele schafften.

Diese Vorteile als Hochlohnland mit einem gut ausgebauten Sozialstaat, ohne Sanktionen waren vor allem der Systemkonkurrenz zwischen den Blöcken zu verdanken. In den Jahren nach der Wende wurde der Sozialstaat beschnitten und die Bundesrepublik wurde von einem Hochlohnland zu einem mit niedrigen Löhnen.

Natürlich fehlt dem Kapitalismus die Systemalternative und ein Grund die Arbeitnehmer/innen gut zu behandeln.

Ich würde aber dem sinkenden Arbeitnehmerentlohnung und die Politik des Niedriglohnsektors in Deutschland, eher Harz 4 ankreiden und natürlich ist die "Billigwährung" Euro ein Exportindustrieförderer par excellence. Ohne Euro mit eigener Währung währen die Gehälter in Deutschland im Vergleich zu heute, mindestens 30 % höher.
 
Wie das dann nach der Neuen Ostpolitik, als man die DDR dann ja de iure anerkannte, "gerechtfertigt"* wurde, weiß ich leider nicht.

Die DDR wurde nicht de jure anerkannt, die Beziehungen zum zweiten deutschen Staat waren immer anders als zu allen Ländern. Das wurde in Berlin (Ost) anders als in Bonn gesehen.

Anstelle von Botschaftern wurden z. B. ständige Vertreter ernannt.

s. dazu auch die Entscheidung des BVerfG:

In den Entscheidungsgründen wurde festgestellt, dass die mit dem Grundlagenvertrag vereinbarte Anerkennung der DDR eine „faktische Anerkennung besonderer Art“ sei. Das Grundgesetz verbiete die definitive Anerkennung der Teilung Deutschlands, eine mögliche gesamtdeutsche Zukunft offenzuhalten sei Verfassungspflicht des westdeutschen Staates. Alle Deutschen hätten nur die eine, in der Verfassung verankerte deutsche Staatsangehörigkeit. Das Wiedervereinigungsgebot sei nicht nur eine politische Absichtserklärung, sondern binde nach wie vor alle Verfassungsorgane.​

Grundlagenvertrag – Wikipedia
 
Nach der Wende zeigt sich die häßliche Fratze des Kapitalismus, nämlich hemmungslose Bereicherung der Oberschicht, Ausgrenzung der weniger belastbaren Menschen aus der Arbeitswelt, Machtanhäufung duяrch Konzerne, ganze Bevölkerungsgruppen ohne Zukunftsaussicht oder Verdrängung kleinerer Unternehmen.

Die soziale Marktwirtschaft war der Kapitalismus mit menschlichem Antlitz. Es war seitens der Sowjetunion kurzsichtig, den Prager Frühling niederzuschlagen. Der Sozialismus mit menschlichem Antlitz war eine Chance, im Wettbewerb der Systeme zu bestehen und den Ostblock tragfähig zu machen. Der Stalinismus war zum Scheitern verurteilt. Der Westen hatte wiederum sicherlich kein Anliegen daran, daß ein tragfähiger Sozialismus aufgebaut wird, weil der Westen als Sieger hervorgehen wollte.

Ich bin mittlerweile der Überzeugung, daß sowohl der Stalinismus als auch der Neoliberalismus auf Dauer nicht lebensfähig sind. Die klassenlose Gesellschaft ohne Privateigentum läßt sich nur durch gewaltsame Unterdrückung erreichen und erstickt den Leistungswillen, weil sich nicht alle einreihen wollen. Wer seinen eigenen Betrieb führen will und seine ganz eigenen Vorstellungen vom Leben hat, dem muß das zugestanden werden. Das mußte die DDR-Führung nach der letzten Verstaatlichungswelle 1972 zähneknirschend einsehen, weshalb kleine Privatbetriebe später wieder gefördert wurden.

Im Neoliberalismus setzt sich der Stärkere durch. Die weniger belastbaren Menschen sind oft zur Arbeitslosigkeit als Sozialfall verurteilt. Diese Menschen verelenden dann. Wer im harten Wettbewerb nicht mitkommt, geht unter. Der Markt regelt eben nicht alles. Ich frage mich, ob es nicht sinnvoller ist, schwer vermittelbare Arbeitslose in gemeinnützigen Betrieben auszubilden und zu beschäftigen statt untätig herumsitzen zu lassen.

Im Sozialismus muß es für jeden Entfaltungsmöglichkeiten geben. Gleichschaltung schafft gleichgültige und antriebslose Arbeitnehmer. Im Kapitalismus muß es auch sichere Arbeitsplätze und eine Daseinsvorsorge ohne Gewinne als Ziel geben. Ansonsten entstehen immer mehr Spannungen zwischen Bevorteilten und Benachteiligten.
 
Im Sozialismus muß es für jeden Entfaltungsmöglichkeiten geben. Gleichschaltung schafft gleichgültige und antriebslose Arbeitnehmer. Im Kapitalismus muß es auch sichere Arbeitsplätze und eine Daseinsvorsorge ohne Gewinne als Ziel geben. Ansonsten entstehen immer mehr Spannungen zwischen Bevorteilten und Benachteiligten.

Abgesehen von Deinem reinen Idealismus in einem Geschichtsforum, welcher keine historischen Fakten oder 'Realitäten', welcher keine Finanzierungsfragen kennt, keine Außenwirtschaftlichen Bilanzen, keinen Auslandsmarkt/'Weltmarkt', keine Produktmärkte, keine Absatzmärkte, keine Industrie, keine Abhängigkeiten und Vernetzungen mit dem Export ins Ausland, keine Rohstoffabhängigkeiten und -importe;
abgesehen von Deinem Idealismus, welcher anscheinend auch Wege von Regimen wie im Tito-Jugoslawien oder dem Nehru-Indien, dem Nasser-Ägypten und Assad(Vater-)-Regime sowie etlichen bis vielen anderen 'Versuchen' nicht berücksichtigt, und welcher den Sozialismus der Eigenmarke so reduziert und kurz gefasst vorbringt, dass er ganz gewiss mit keinem länger bestehendem Staatssystem in Zusammenhang gebracht werden kann, und dabei die merkwürdige Tatsache eine seit vielen Jahrzehnten anhaltenden Zuwanderungsdranges in die verelendete neoliberale bundesdeutsche Kapitalismusrealität nicht bemerkt hat, also abgesehen davon

Ich bin mittlerweile der Überzeugung, daß sowohl der Stalinismus als auch der Neoliberalismus auf Dauer nicht lebensfähig sind.

weißt Du offenkundig, wo es lang geht...
Auf Dauer ist nichts beständig, schon gar nicht so eine Art Endzustand eines ethischen Kleinbürger-Sozialismus mit Kleinbetrieben und ein bisschen ethisch zugelassenem Klein- und Kleinstkapititalismus/-Privatwirtschaft/Privarbesitz auf lokaler bis maximal regional beschränkter Ebene, am besten mit Handwerkern, Kleinbetrieben, viel öffentlichem Dienst, Lehrern und vielen Angeboten für Selbstverwirklichung und Selbstfindung.

Natürlich fehlt dem Kapitalismus die Systemalternative und ein Grund die Arbeitnehmer/innen gut zu behandeln.

Er ist weder ein einheitliches, überall gleich verstandenes System, noch wird er überall gleich 'realisiert'. Und selbstverständlich werden in vielen Betrieben und Firmen, zumal mit hochqualifizierten Produkten und Arbeitsverhältnissen, vielfach von beiden Seiten in einem Kompromiss Arbeitsbedingungen und -entgelte in einem recht zuverlässigen und stabilen System ausgehandelt.

Die Massenverelendungstheorie hatten noch die Marxisten des 19. Jh. geglaubt und teils erlebt. Staatliche Regime übernahmen gegen Ende des 19. Jh. dann aber doch in immer mehr (europäischen) Ländern eine gewisse, zunächst mal mehr oder weniger erhebliche Korrektur. Schon aus Legimitationsgründen war das unvermeidlich.
 
Diese Vorteile als Hochlohnland mit einem gut ausgebauten Sozialstaat, ohne Sanktionen waren vor allem der Systemkonkurrenz zwischen den Blöcken zu verdanken. In den Jahren nach der Wende wurde der Sozialstaat beschnitten und die Bundesrepublik wurde von einem Hochlohnland zu einem mit niedrigen Löhnen.

Der Niedriglohnsektor entstand nach der Wende, aber nach der des Jahrtausends, und ein wesentlicher Grund war die politische Reaktion auf die strukturell hohen Arbeitslosenzahlen, welche zum Teil auch auf die Schwierigkeiten der wirtschaftlichen Integration Ostdeutschlands zurückgingen. Zudem sind trotz des Niedriglohnsektors die deutschen Löhne insgesamt im internationalen Vergleich immer noch hoch, zumal in der Industrie.
 
Der Niedriglohnsektor entstand nach der Wende, aber nach der des Jahrtausends, und ein wesentlicher Grund war die politische Reaktion auf die strukturell hohen Arbeitslosenzahlen, welche zum Teil auch auf die Schwierigkeiten der wirtschaftlichen Integration Ostdeutschlands zurückgingen. Zudem sind trotz des Niedriglohnsektors die deutschen Löhne insgesamt im internationalen Vergleich immer noch hoch, zumal in der Industrie.

Das ist ja alles zutreffend, was du sagst. Ich habe trotzdem starke Zweifel, dass eine deutsche Bundesregierung die Hartz IV Gesetze bei einer noch bestehenden Systemkonkurrenz beschlossen hätte.
 
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