Angaben zu Kosten sind schwierig und mit Vorsicht zu bewerten. Allgemein kann man von einem Ansteigen des materiellen Lebensstandards vom Früh- zum Spätmittelalter ausgehen. Allerdings ist von einem nennenswerten Wirtschaftswachstum kaum zu sprechen, im Vergleich zu heute fällt das geschätzte Wachstum in Antike und Mittelalter äußerst mau aus, oft im Promillebereich.
Kosten sind immer relativ und müssen ins Verhältnis zur Kaufkraft gesetzt werden, diese kann regional unterschiedlich sein. Genauso sind oft Angaben in verschiedener Münze gemacht, was Vergleiche erschwert. Das vorausgeschickt, wenigstens ein paar Angaben, ich hoffe, kundigere Leute können mehr nachschieben.
Aus dem Recht der ripuarischen Franken, ca. Mitte 8. Jhr.: Helm 6 solidi, Brustpanzer (brunia, wohl Schuppe oder Kette) 12 solidi, Schwert 3 solidi, Lanze und Schild 2 solidi, Kriegspferd 12 solidi. Das sagt wenig, scheinbar kosteten zum Vergleich ein normales Pferd 3 solidi und eine Kuh auch 3 solidi. Ein Panzer war also soviel wert wie 4 Kühe. Angaben zu Einkommen von Menschen damals habe ich leider nicht parat, das müßte man aber wissen, um die Kosten bewerten zu können. Wieviel Kühe hatte ein durchschnittlicher Bauer, wieviel ein Adliger?
Aus der Mitte 13. Jhr. in Italien: Kettenhaube 25 soldi (hat im Wert nichts mit dem karolingischen solidi zu tun), Kettenpanzer 130 soldi, einfacher Eisenhelm 35 soldi, Beckenhaube je nach Qualität 4 florin bis 21 florin (wohl 80 bis 420 soldi). In Friedenszeiten verdiente ein einfacher Wachsoldat in Florenz 25 soldi im Monat, ein Wachoffizier 40 soldi. Unerschwinglich waren Schutzwaffen also nicht, wobei in alten Zeiten immer erheblich mehr vom Einkommen für Nahrung ausgegeben werden mußte als heute, das Ansparen dauerte also.
Ein Offizier der Armbrustschützen bekam dagegen 5 florin im Monat. Mir ist nicht ganz klar, wie das Verhältnis war, ich vermute mal wie später 1 florin = 20 soldi, also hätte er 100 soldi gekriegt.
Diese Seite ist interessant, gilt aber für die 2. Hälfte 15. Jhr.:
Florentine Economy
Zugegeben alles nicht sonderlich hilfreich, denn für eine Bewertung der Entwicklung müßte man die jeweilige Kaufkraft kennen. Ich habe solche Untersuchungen schon mehrfach gelesen, aber kriege keine genauen Zahlen mehr zusammen (ist über 15 Jahre her, sry), sicher haben andere aber welche bereit, hoffe ich. Mein Fazit, an das ich mich erinnere, war eigentlich, daß Schutzwaffen und Angriffswaffen relativ gesehen im Schnitt billiger wurden, was natürlich nur sehr grob gilt.
Der sonstige Lebensstil von Rittern dürfte dagegen im Laufe der Zeit kostspieliger geworden sein. Es gibt Hinweise auf Knappen, die bewußt auf die Ritterwürde verzichteten, weil sie den aufwändigen Lebenstil und dessen Verpflichtungen scheuten.