Der Feudalismus und alle seine Besitzansprüche, beginnend im 9. Jahrhundert, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zu 1/3 abgeschafft. Unter der Feudalgesellschaft, dem Lehnswesen, versteht man, das durch Lehnsrecht geregelte personale Verhältnis zwischen Lehnsherrn und adligen Vasallen und den Geistlichen mit seinen Auswirkungen auf die politischen, militärischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gedanken und Strukturen des europäischen Mittelalters.
Du müsstest aber zwischen Lehen, allodifizierten Lehen und nicht lehensgebundenen Eigengütern von Personen oder Institutionen unterscheiden.
Es war auch im Mittelalter auf dem Höhepunkt des Feudalismus keineswegs so, dass sämtliche vorhandenen Ländereien Gegenstand von lehensrechtlichen Vereinbahrungen/Verträgen gewesen wären.
Bei der damaligen Auflösung der Feudalherrschaften wurde 1/3 des Grundes den Bauern überlassen, 1/3 blieb dem Feudalherren (Kirche oder Adel) und 1/3 blieb ebenfalls bei den Feudalherren mit Vorkaufsrecht der Bauern.
Ich weiß nicht, wo du das her hast, es ist in dieser Form mit Sicherheit allerdings unzutreffend.
Das Lehenswesen, was Grund und Boden betrifft (Lehen konnten darüber hinaus auch andere Dinge, wie etwa Ämter betreffen), begann mit Beginn der frühen Neuzeit, etwa ab dem 16. sich sukzessive dadurch aufzulösen, dass die bisherigen Lehensherren, deren Eigentum die Ländereien waren (das theoretische Obereigentum des Königs, was die Ländereien des Adels betrifft hatte sich zumeist bereits während der Stauferzeit oder des sogenannten "Interregnums" erledigt womit ein Großteil des Landes mittlrweile längst nicht mehr Lehen, sondern Allodialbesitz/Eigengüter des lokalen Adels darstellte) wirtschaftlich bessere Perspektiven darin zu sehen begannen, wenn sie diese in Eigenregie bewirtschafteten, was zur Folge hatte, dass "heimgefallene" Lehen, immer seltener neu vergeben und immer häufiger einfach in den Besitzkomplex der Herren eingegliedert wurden.
Insofern war vom klassischen Feudalsystem, was die Verteilung von Grund und Boden angeht, als im 18. und 19. Jahrhundert, im Zuge der Bauernbefreiung und der 1848er Revolution die verbliebenen Relikte des Feudalsystems in Form der Hand- und Spann-Dienste fielen, nicht mehr viel übrig.
Da gab es so gut wie nichts mehr an dem Lehensrecht unterfallenden Land, weil das so gut wie alles längst diesem System entzogen und in erbliches Eigentum der jeweiligen Grundherren ugewandelt war, insofern gab es da auch nicht mehr viel, was man hätte umverteilen können, ohne im großen Stil Enteignungen vorzunehmen und damit das Prinzip des Privateigentums an und für sich in Frage zu stellen.
Was noch umverteilt werden konnte, war die Allmende, sprich der Kollektivbesitz von Gemeinden, etwa an Weideplätzen, etc. was allerdings an und für sich nicht viel mit dem Feudalsystem zu tun hat, weil die Allmende kein an irgendjemanden verliehenes Gut war, sondern sich sozusagen in kommunalem Besitz befand.
Dieser wurde im 18. und 19. Jahrhundert in der Regel sukkzessive aufgelöst und wenn man es modern ausdrücken wollte, zu großen Teilen praktisch privatisiert.
Das hierbei lokal nach bestimmten Schlüsseln umverteilt wurde, dass kann durchaus sein, wobei diese Form der Auflösung tradierten Kollektivbesitzes in der Regel vor allem kapitalstarken Großgrundbesitzern nutzte, die dadurch die Gelegenheit bekamen große Teile davon aufzukaufen.
Das wird allerdings kaum die Erklärung für den geschilderten Umstand an und für sich darstellen.
Es kan durchaus sein, dass zur Allmende in und um Steyr auch Waldgebiete gehörten und dass bei der Abwicklung der Allmende die Kirche Teile davon aufkaufte und ihren bereits vorhandenen Besitz erweiterte.
Das ist allerdings kaum die Erklärung für den Umstand an und für sich. da haben
@Sepiola und
@Naresuan schon recht plausible Antworten geliefert.
Die Ansammlung von Ländereien durch die Kirche und ihre Glieder vollzog sich auch häufig nicht auf der Basis des Lehenssystems, sondern auf der Basis von Stiftungen, Spenden und Nachlässen, die an die Kirche gingen.
Man muss dabei bedenken, das war damals noch eine sehr religiöse Gesellschaft, entsprechend hoch dürfte die Bereitschaft der Bevölkerung gwesen sein, für ihren Glauben finanzielle (oder in Sachwerten) Opfer zu bringen und ins eigene Seelenheil, das der Familie oder einfach in eigene Publicity und den eigenen guten Ruf durchaus zu investieren.
Wenn begüterte Leute das über Zeitraum von Jahrunderten immer wieder so machen und immer wieder das eine oder andere Stück Land bei der Kirche an sich, diesem oder jenem Kloster etc. hängen bleibt, dann kommt dabei über die Zeit hinweg einiges zusammen.
Und das bei der Auflösung von Klöstern oder bestimmten geistlichen Orden, andere Orden oder kirchliche Gliederungen Teile von deren Besitzstand übernehmen konnten oder in einer rückwirkenden Regelung zugesprochen bekamen, wie das hier anscheinend der Fall war, ist an und für sich auch nicht unbedingt ungewöhnlich und hat relativ wenig mit dem Feudalismus zu tun.