Der erzgebirgische Wildschütz Karl Stülpner

Artorius

Aktives Mitglied
Ich möchte mal ein neues Thema aufmachen und zwar über Karl Stülpner.

Vielen Leuten wird der Name Karl Stülpner nichts sagen. Man könnte sagen, er war ein Wilderer, aber ich denke man muss hier mehr differenzieren. Gelebt hat er im Erzgebirge und um seine Person ist eine regelrechte Legende entstanden: Bezeichnungen gehen vom „Sohn unserer Wälder“ bis hin zum „ sächsischen Robin Hood“.

Zunächst will ich erst mal was zur historischen Person schreiben, also zur Biografie und den Lebensumständen, mit denen er zurecht kommen musste. Wobei ich allerdings nur auf die, wie ich finde, wichtigsten und interessantesten Sachen eingehen will. Später komme ich dann zu seinem Abenteuern und Taten, die ihn so legendär und bis heute berühmt machten.

Geboren wurde Carl Heinrich Stilpner (Schreibweise ändert sich später) am 30. September 1762 in Scharfenstein bei Chemnitz. Die Stülpners gehörten zu den Ärmsten der Armen. Sein Vater stand 1769 vor Gericht, weil er Leinöl geklaut hatte. Leinöl verwendeten damals nur die armen Leute. Dass er es klauen musste, zeugt von den ärmlichen Verhältnissen der Familie. In den Jahren 1771/72 herrschte im Erzgebirge eine fürchterliche Hungersnot. In dieser Zeit stirbt der Vater und Stülpner gerät das erste Mal mit dem Gesetz in Konflikt, als er, 10-jährig, mit seiner Mutter und seinem Schwager Getreide klaut.
Schon von Kindheit an hat er sich für die Jagd begeistert. Er verbrachte 2 Jahre bei einem Forstaufseher, der ihm die waidmännischen Grundlagen beibrachte. Der Hunger zwingt ihn schließlich selbst auf die Jagd zu gehen, was streng verboten war und hart bestraft wurde. Von der Wilderei ist er dann nie wieder losgekommen; er wurde auch nie erwischt.


1778/79 nimmt er als Trossknecht beim Regiment „Prinz Maximilian“ aus Chemnitz am Bayr. Erbfolgekrieg teil. Bei den Soldaten ist er hoch angesehen, schießt er ihnen doch so manchen fetten Braten. 1779 lässt er sich dann vom Regiment anwerben. Stülpner steht bei den einfachen Soldaten, wie auch bei den Offizieren immer noch hoch im Kurs und so bekommt er das Privileg, in den Pachtwäldern des Regiments auf die Jagd zu gehen und das Regiment zu versorgen. Wegen Beschwerden über Wildschützentätigkeiten in anderen Revieren, als dem ihm zugewiesenen, wird er aber nach Zschopau versetzt (1784). Dort gerät er mit einem Forstbediensteten aneinander, der ihn abermals beim Wildern erwischt und verprügelt diesen heftig. Das beschert im Regimentshaft in Chemnitz, von der er allerdings bei der Rückkehr von einem Manöver (bei dem er mitgeführt wird) flieht (1785). Es ist möglich, dass ihm seine ehemaligen Kameraden hier beigestanden haben.
In den Jahren 1785 bis 94 taucht Stülpner unter, geht auf große Wanderschaft. Über Böhmen, Ungarn, Österreich, Schweiz, Baden und Hessen gelangt er nach Hannover, wo er Dragoner wird, jedoch erneut desertiert. Pferd und Ausrüstung verkauft er unterwegs. Er kehrt ins Erzgebirge zurück, wo er seine Wildschützentätigkeit wieder aufnimmt, erneut verfolgt wird und abermals fliehen muss. Diesmal nach Bayern, wo er von preußischen Werbern aufgegriffen wird und ins Regiment „Prinz Heinrich“ aus Spandau gesteckt wird. Auf Seiten Preußens nimmt er dann am Ersten Koalitionskrieg teil, wo er verwundet wird. Er desertiert und geht zurück ins Erzgebirge.

Die Jahre 1794 bis 1800 sind als sein „großes Treiben“ als Wildschütz im sächsischen und böhmischen Erzgebirge bekannt. In diese Zeit fallen seine Taten, die ihn später so berühmt und im Volk so beliebt gemacht haben.
In diese Zeit, nämlich auf den 12./13. Oktober 1795 fällt auch die Hausdurchsuchung bei seiner Mutter, um Stülpner habhaft zu werden. Die Mutter (inzwischen 77) wird dabei misshandelt. Stülpner belagert darauf hin alleine die Burg Scharfenstein und hält die Soldaten, Forstbeamten und Gerichtsdiener, die zusammengezogen wurden, um ihn zu ergreifen, fest. Doch dazu später mehr.
Am 16. Dezember desselben Jahres wird Stülpner als vogelfrei erklärt und ein Kopfgeld von 50 Talern auf ihn ausgesetzt. Genützt hat es allerdings nichts. Verraten hat ihn niemand. Stülpner genoss hohes Ansehen bei der einfachen Bevölkerung. Er versorgte sie mit Wild oder half den Bauern, dass Wild von deren Feldern zu vertreiben. Denn es zerstörte ihnen Feld und Ernte und es zu bejagen war verboten. Stülpner kümmerte das wenig und die Bauern dankten es ihm- mit Kost und Logis, oder einem Versteck vor den Suchtrupps, die man jedes Mal losschickte, wenn Stülpner gesichtet wurde. Man ist ihm zwar ein paar mal auf die Schliche gekommen oder hat ihn auf frischer Tat ertappt, aber Stülpner konnte sich einer Verhaftung stets entziehen.
Irgendwann in seinen wilden Jahren lernt er Johanne Christian Wolf, die Tochter des Scharfensteiner Ortsrichters (!) kennen. Das diese Verbindung unter keinem guten Stern stand, muss ich sicher nicht großartig erklären. Sie ist 15 Jahre jünger als er und als sie sich nach 3 unehelichen Kindern (von denen 2 vor bzw. kurz nach der Geburt sterben) endgültig zu ihm bekennt, schließt sie die Mutter kurz vor ihrem Tod aus dem Testament aus. Man kann vielleicht noch erwähnen, dass sich ihr Vater kurz nach dem Tod der Mutter selber das Leben nimmt und man sich deshalb weigerte, ihn zu beerdigen.

Stülpner – mittlerweile 38 Jahre alt – sieht ein, dass er endlich Geld verdienen und sich um seine Familie kümmern muss. Aus diesem Grund bittet er um Begnadigung und kehrt, als ihm diese gewährt wird, im Jahre 1800 zu seinem Regiment nach Chemnitz zurück. 1806 nimmt Stülpner an der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt als Scharfschütze teil. Auf dem Heimweg wird er gefangen genommen. Aber zusammen mit einer Handvoll Kameraden gelingt ihm die Flucht zurück in die Heimat, bevor er 1807 zusammen mit Johanne Christiane nach Böhmen flieht. Dort betreibt er ein kleines Gasthaus. Hin und wieder wird er auch seine Wildschützentätigkeit weiterbetrieben haben. 1813, nach der Völkerschlacht bei Leipzig, gab es in Sachsen Generalpardon, sodass Stülpner nicht mehr als Deserteur angesehen wurde. So konnte er mit seiner Familie nach Scharfenstein zurückkehren, wo er marodierenden, plündernden Soldaten, die das Erzgebirge noch unsicher machten, Einhalt gebietet – eine weitere Glanztat von ihm, auf die später auch noch eingegangen wird.
Um 1819/20 kehrt Stülpner mit Johanne Christiane, nach Böhmen zurück, wo sie noch 1820 stirbt. Schon 3 Jahre später heiratet er erneut. Er ist mittlerweile 61, die neue Frau 31 Jahre alt.

Schon 1828 verlässt er sie wieder und kehrt, am grauen Star erkrankt, in seine Heimat zurück. Er zieht völlig verarmt, fast blind und halb lahm durchs Erzgebirge und gibt seine Streiche und Abenteuer zum Besten. Dafür bekommt er hier und da eine Mahlzeit, ein paar Almosen oder ein Nachtlager spendiert. Warum so verarmt? Er hat sein ganzes Leben nur von der Hand in den Mund gelebt. Einen Beruf hat er nie erlernt und einer geregelten Arbeit ist er auch so gut wie nie nachgegangen. Man kann sogar davon ausgehen, das er zeit seines Lebens Analphabet war, denn es existieren noch Urkunden, in denen er mit drei Kreuzen unterschrieben hat.
1831 nimmt sich jemand seiner an und erstattet ihm das Geld für eine Augenoperation. (!, Interessant, dass es das damals schon gab). Diese wird in Mittweida durchgeführt. Fakt ist, dass die Sehkraft nur auf einem Auge wiederhergestellt werden konnte. An dieser Stelle kann man spekulieren: Es wird erzählt, dass das Geld nur für ein Auge gereicht habe, weil er die andere Hälfte unterwegs in den Gasthäusern gelassen und/oder für Schnaps ausgegeben hat. Karl Stülpner war dem Schnaps nie abgeneigt. Ist er in seinen letzten Jahren sogar alkoholkrank gewesen? Eine interessante und berechtigte Frage, die Karl Sewart in seinem Buch „Karl Stülpner – Die Geschichte des erzgebirgischen Wildschützen“ stellt: Hat er sich seine Augen mit zu viel schwarzgebranntem, billigen Fusel, kaputt gemacht?
Irgendwann trifft Stülpner dann auf Carl Heinrich Wilhelm Schönberg, dem er aus seinem Leben erzählte und der eine Biografie über Stülpner verfasst. Es ist zwar nicht die erste, aber die einzige an der Stülpner selbst mitarbeitet und an deren Einnahmen er beteiligt wird. Diese erscheint im Jahre 1835 und Stülpner begibt sich, inzwischen 72-jährig, mit einem Sack voll Bücher nach Leipzig, um sie dort, hausierend, zu verkaufen. Stülpner hätte sich somit noch einen schönen Zuverdienst sichern können. Allerdings kam es anders: Seine Bücher wurden als aufrührerisch und staatsgefährdend eingestuft, konfisziert und verboten. Stülpner wird verhaftet und nach Scharfenstein abgeschoben, wo er seine Zeit wieder damit verbringt von Ortschaft zu Ortschaft zu ziehen, seine Geschichten zu erzählen und vom Mitleid der Leute zu leben.

Im Jahre 1839 wird Stülpner völlig entkräftet auf einer Landstraße aufgefunden und zurück ins heimatliche Scharfenstein gebracht. Dort beschäftigt sich der gerade neu eingesetzte Gemeinderat in seiner ersten Sitzung am 7. Oktober 1839 einzig und allein mit der Versorgung und Unterbringung Stülpners. Man beschließt, ihn im Haus einer Witwe unterzubringen, die dafür wöchentlich 8 Groschen bekommt. Stülpner erhält wöchentlich 6 Groschen aus der Armenkasse. Doch schon am 20. Oktober tagt der Rat erneut. Die Witwe weigerte sich, den Stülpner weiter bei sich zu behalten und so wurde beschlossen, dass er alle acht Tage von Haus zu Haus geschickt wird und ihn die Leute für acht Tage bei sich aufnehmen müssen. Nach einem halben Jahr rappelt sich Stülpner aber noch mal auf. Er zieht wiederum fast ein Jahr lang im Erzgebirge umher und gibt seine Abenteuer zum Besten, bevor er abermals krank nach Scharfenstein gebracht wird. Hier stirbt er am 24. September 1841, eine Woche vor seinem 79. Geburtstag, an Entkräftung. An der Stelle will ich eine Scharfensteiner Chronik von 1900 zitieren: Stülpners Leiche soll „ nach seinem Tode noch derartig mit Ungeziefer behaftet gewesen sein, dass es die Leichenträger für ratsam hielten, ihn ... erst für einige Stunden auf Reisig und zwar auf einem Düngerhaufen zu betten...“ ( Friedrich Küchler). Karl Stülpners Grab in Großolbersdorf ist immer noch zu besichtigen und es liegen stehts frische Blumen vor Ort.

Soviel erst mal zu seinem Leben. Ich würde mich freuen, wenn vielleicht noch jemand das ein oder andere ergänzen will/kann.
Später folgt noch ein Beitrag zu seinen Abenteuern.

Am Schluss noch folgende, weiterführende Literaturtipps:

Karl Sewart: „Karl Stülpner - Die Geschichte des erzgebirgischen Wildschützen“

Johannes Pietzonka: „Karl Stülpner – Legende und Wirklichkeit“

Carl Heinrich Wilhelm Schönberg: „Carl Stülpners merkwürdiges Leben und
Abenteuer als Wildschütz im sächsischen Hochgebirge sowie dessen erlittene Schicksale während seines unter verschiedenen Kriegsperioden und Nationen gethanen 25jährigen Militairdienstes. Von ihm selbst der Wahrheit treu mitgeteilt.“
Original von 1835; ist als Reprint von 1973 antiquarisch erhältlich


Im Anhang noch ein Bild von Stülpner aus der Schönberg´schen Biografie, dass ihn in seinem 74. Lebensjahr zeigt.





 

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Stülpner-Karl bekam eine DDR-Fernsehserie. Gespielt wurde Stülpner von Manfred Krug.
 
Stülpner-Karl bekam eine DDR-Fernsehserie. Gespielt wurde Stülpner von Manfred Krug.

Die Rezeption des Karl Stülpner in der DDR ist dabei durchaus interessant.
Er bekam zudem 1965 einen Comicstrip in der Pionierzeitung Trommel - vgl. dazu Comics in der Trommel - und mit Der grüne Rebell von Hermann Heinz Wille auch einen eigenen historischen Roman - vgl. dazu Karl Stülpner - Literatur ? Wikipedia sowie Hermann Heinz Wille ? Wikipedia - gewidmet.

... das eine erwischen meint wohl 'inhaftieren' und das andere wohl dass er 'angetroffen' wurde?

Das sollte man wohl in folgendem Kontext sehen:
...
Man ist ihm zwar ein paar mal auf die Schliche gekommen oder hat ihn auf frischer Tat ertappt, aber Stülpner konnte sich einer Verhaftung stets entziehen...
 
Irgendwas ist da falsch dargestellt

Du hast Recht. Ich habe da geschlampt und deshalb nochmal nachgelesen.

1784 wird Stülpner von einem Jägerburschen namens Ziegler beim Wildern überrascht. Dieser droht Stülpner damit, ihn zu verraten, worauf Stülper ihn verprügelt. Ziegler zeigt ihn darauf hin wegen Körperverletzung, nicht aber wegen des Wilderns an.

Diese Angelegenheit ist sogar im Scharfensteiner Gerichtsrepertorium aufgelistet:
Die von denen Prinz Maximilianischen Regimentsgerichten, auch dem Herrn Kammerherrn und Oberforstmeister und Amtmann zu Augustusburg wegen Abhörung einiger Zeugen, in betreff des an einem Jägerburschen ausgeübten Thätlichkeiten in Untersuchung befangenen Grenadiers Stilpner an hiesige Gerichte ergangene Requisitorialien
Allerdings fehlt das dazugehörige Aktenstück.

P.S. Und danke für die Infos, die Augen-OP betreffend. Das habe ich nicht gewusst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte mal ein neues Thema aufmachen und zwar über Karl Stülpner.


Vielen Leuten wird der Name Karl Stülpner nichts sagen. Man könnte sagen, er war ein Wilderer, aber ich denke man muss hier mehr differenzieren. Gelebt hat er im Erzgebirge und um seine Person ist eine regelrechte Legende entstanden: Bezeichnungen gehen vom „Sohn unserer Wälder“ bis hin zum „ sächsischen Robin Hood“.

Zunächst will ich erst mal was zur historischen Person schreiben, also zur Biografie und den Lebensumständen, mit denen er zurecht kommen musste. Wobei ich allerdings nur auf die, wie ich finde, wichtigsten und interessantesten Sachen eingehen will. Später komme ich dann zu seinem Abenteuern und Taten, die ihn so legendär und bis heute berühmt machten.

Geboren wurde Carl Heinrich Stilpner (Schreibweise ändert sich später) am 30. September 1762 in Scharfenstein bei Chemnitz. Die Stülpners gehörten zu den Ärmsten der Armen. Sein Vater stand 1769 vor Gericht, weil er Leinöl geklaut hatte. Leinöl verwendeten damals nur die armen Leute. Dass er es klauen musste, zeugt von den ärmlichen Verhältnissen der Familie. In den Jahren 1771/72 herrschte im Erzgebirge eine fürchterliche Hungersnot. In dieser Zeit stirbt der Vater und Stülpner gerät das erste Mal mit dem Gesetz in Konflikt, als er, 10-jährig, mit seiner Mutter und seinem Schwager Getreide klaut.
Schon von Kindheit an hat er sich für die Jagd begeistert. Er verbrachte 2 Jahre bei einem Forstaufseher, der ihm die waidmännischen Grundlagen beibrachte. Der Hunger zwingt ihn schließlich selbst auf die Jagd zu gehen, was streng verboten war und hart bestraft wurde. Von der Wilderei ist er dann nie wieder losgekommen; er wurde auch nie erwischt.

1778/79 nimmt er als Trossknecht beim Regiment „Prinz Maximilian“ aus Chemnitz am Bayr. Erbfolgekrieg teil. Bei den Soldaten ist er hoch angesehen, schießt er ihnen doch so manchen fetten Braten. 1779 lässt er sich dann vom Regiment anwerben. Stülpner steht bei den einfachen Soldaten, wie auch bei den Offizieren immer noch hoch im Kurs und so bekommt er das Privileg, in den Pachtwäldern des Regiments auf die Jagd zu gehen und das Regiment zu versorgen. Wegen Beschwerden über Wildschützentätigkeiten in anderen Revieren, als dem ihm zugewiesenen, wird er aber nach Zschopau versetzt (1784). Dort gerät er mit einem Forstbediensteten aneinander, der ihn abermals beim Wildern erwischt und verprügelt diesen heftig. Das beschert im Regimentshaft in Chemnitz, von der er allerdings bei der Rückkehr von einem Manöver (bei dem er mitgeführt wird) flieht (1785). Es ist möglich, dass ihm seine ehemaligen Kameraden hier beigestanden haben.
In den Jahren 1785 bis 94 taucht Stülpner unter, geht auf große Wanderschaft. Über Böhmen, Ungarn, Österreich, Schweiz, Baden und Hessen gelangt er nach Hannover, wo er Dragoner wird, jedoch erneut desertiert. Pferd und Ausrüstung verkauft er unterwegs. Er kehrt ins Erzgebirge zurück, wo er seine Wildschützentätigkeit wieder aufnimmt, erneut verfolgt wird und abermals fliehen muss. Diesmal nach Bayern, wo er von preußischen Werbern aufgegriffen wird und ins Regiment „Prinz Heinrich“ aus Spandau gesteckt wird. Auf Seiten Preußens nimmt er dann am Ersten Koalitionskrieg teil, wo er verwundet wird. Er desertiert und geht zurück ins Erzgebirge.

Die Jahre 1794 bis 1800 sind als sein „großes Treiben“ als Wildschütz im sächsischen und böhmischen Erzgebirge bekannt. In diese Zeit fallen seine Taten, die ihn später so berühmt und im Volk so beliebt gemacht haben.
In diese Zeit, nämlich auf den 12./13. Oktober 1795 fällt auch die Hausdurchsuchung bei seiner Mutter, um Stülpner habhaft zu werden. Die Mutter (inzwischen 77) wird dabei misshandelt. Stülpner belagert darauf hin alleine die Burg Scharfenstein und hält die Soldaten, Forstbeamten und Gerichtsdiener, die zusammengezogen wurden, um ihn zu ergreifen, fest. Doch dazu später mehr.
Am 16. Dezember desselben Jahres wird Stülpner als vogelfrei erklärt und ein Kopfgeld von 50 Talern auf ihn ausgesetzt. Genützt hat es allerdings nichts. Verraten hat ihn niemand. Stülpner genoss hohes Ansehen bei der einfachen Bevölkerung. Er versorgte sie mit Wild oder half den Bauern, dass Wild von deren Feldern zu vertreiben. Denn es zerstörte ihnen Feld und Ernte und es zu bejagen war verboten. Stülpner kümmerte das wenig und die Bauern dankten es ihm- mit Kost und Logis, oder einem Versteck vor den Suchtrupps, die man jedes Mal losschickte, wenn Stülpner gesichtet wurde. Man ist ihm zwar ein paar mal auf die Schliche gekommen oder hat ihn auf frischer Tat ertappt, aber Stülpner konnte sich einer Verhaftung stets entziehen.
Irgendwann in seinen wilden Jahren lernt er Johanne Christian Wolf, die Tochter des Scharfensteiner Ortsrichters (!) kennen. Das diese Verbindung unter keinem guten Stern stand, muss ich sicher nicht großartig erklären. Sie ist 15 Jahre jünger als er und als sie sich nach 3 unehelichen Kindern (von denen 2 vor bzw. kurz nach der Geburt sterben) endgültig zu ihm bekennt, schließt sie die Mutter kurz vor ihrem Tod aus dem Testament aus. Man kann vielleicht noch erwähnen, dass sich ihr Vater kurz nach dem Tod der Mutter selber das Leben nimmt und man sich deshalb weigerte, ihn zu beerdigen.

Stülpner – mittlerweile 38 Jahre alt – sieht ein, dass er endlich Geld verdienen und sich um seine Familie kümmern muss. Aus diesem Grund bittet er um Begnadigung und kehrt, als ihm diese gewährt wird, im Jahre 1800 zu seinem Regiment nach Chemnitz zurück. 1806 nimmt Stülpner an der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt als Scharfschütze teil. Auf dem Heimweg wird er gefangen genommen. Aber zusammen mit einer Handvoll Kameraden gelingt ihm die Flucht zurück in die Heimat, bevor er 1807 zusammen mit Johanne Christiane nach Böhmen flieht. Dort betreibt er ein kleines Gasthaus. Hin und wieder wird er auch seine Wildschützentätigkeit weiterbetrieben haben. 1813, nach der Völkerschlacht bei Leipzig, gab es in Sachsen Generalpardon, sodass Stülpner nicht mehr als Deserteur angesehen wurde. So konnte er mit seiner Familie nach Scharfenstein zurückkehren, wo er marodierenden, plündernden Soldaten, die das Erzgebirge noch unsicher machten, Einhalt gebietet – eine weitere Glanztat von ihm, auf die später auch noch eingegangen wird.
Um 1819/20 kehrt Stülpner mit Johanne Christiane, nach Böhmen zurück, wo sie noch 1820 stirbt. Schon 3 Jahre später heiratet er erneut. Er ist mittlerweile 61, die neue Frau 31 Jahre alt.

Schon 1828 verlässt er sie wieder und kehrt, am grauen Star erkrankt, in seine Heimat zurück. Er zieht völlig verarmt, fast blind und halb lahm durchs Erzgebirge und gibt seine Streiche und Abenteuer zum Besten. Dafür bekommt er hier und da eine Mahlzeit, ein paar Almosen oder ein Nachtlager spendiert. Warum so verarmt? Er hat sein ganzes Leben nur von der Hand in den Mund gelebt. Einen Beruf hat er nie erlernt und einer geregelten Arbeit ist er auch so gut wie nie nachgegangen. Man kann sogar davon ausgehen, das er zeit seines Lebens Analphabet war, denn es existieren noch Urkunden, in denen er mit drei Kreuzen unterschrieben hat.
1831 nimmt sich jemand seiner an und erstattet ihm das Geld für eine Augenoperation. (!, Interessant, dass es das damals schon gab). Diese wird in Mittweida durchgeführt. Fakt ist, dass die Sehkraft nur auf einem Auge wiederhergestellt werden konnte. An dieser Stelle kann man spekulieren: Es wird erzählt, dass das Geld nur für ein Auge gereicht habe, weil er die andere Hälfte unterwegs in den Gasthäusern gelassen und/oder für Schnaps ausgegeben hat. Karl Stülpner war dem Schnaps nie abgeneigt. Ist er in seinen letzten Jahren sogar alkoholkrank gewesen? Eine interessante und berechtigte Frage, die Karl Sewart in seinem Buch „Karl Stülpner – Die Geschichte des erzgebirgischen Wildschützen“ stellt: Hat er sich seine Augen mit zu viel schwarzgebranntem, billigen Fusel, kaputt gemacht?
Irgendwann trifft Stülpner dann auf Carl Heinrich Wilhelm Schönberg, dem er aus seinem Leben erzählte und der eine Biografie über Stülpner verfasst. Es ist zwar nicht die erste, aber die einzige an der Stülpner selbst mitarbeitet und an deren Einnahmen er beteiligt wird. Diese erscheint im Jahre 1835 und Stülpner begibt sich, inzwischen 72-jährig, mit einem Sack voll Bücher nach Leipzig, um sie dort, hausierend, zu verkaufen. Stülpner hätte sich somit noch einen schönen Zuverdienst sichern können. Allerdings kam es anders: Seine Bücher wurden als aufrührerisch und staatsgefährdend eingestuft, konfisziert und verboten. Stülpner wird verhaftet und nach Scharfenstein abgeschoben, wo er seine Zeit wieder damit verbringt von Ortschaft zu Ortschaft zu ziehen, seine Geschichten zu erzählen und vom Mitleid der Leute zu leben.

Im Jahre 1839 wird Stülpner völlig entkräftet auf einer Landstraße aufgefunden und zurück ins heimatliche Scharfenstein gebracht. Dort beschäftigt sich der gerade neu eingesetzte Gemeinderat in seiner ersten Sitzung am 7. Oktober 1839 einzig und allein mit der Versorgung und Unterbringung Stülpners. Man beschließt, ihn im Haus einer Witwe unterzubringen, die dafür wöchentlich 8 Groschen bekommt. Stülpner erhält wöchentlich 6 Groschen aus der Armenkasse. Doch schon am 20. Oktober tagt der Rat erneut. Die Witwe weigerte sich, den Stülpner weiter bei sich zu behalten und so wurde beschlossen, dass er alle acht Tage von Haus zu Haus geschickt wird und ihn die Leute für acht Tage bei sich aufnehmen müssen. Nach einem halben Jahr rappelt sich Stülpner aber noch mal auf. Er zieht wiederum fast ein Jahr lang im Erzgebirge umher und gibt seine Abenteuer zum Besten, bevor er abermals krank nach Scharfenstein gebracht wird. Hier stirbt er am 24. September 1841, eine Woche vor seinem 79. Geburtstag, an Entkräftung. An der Stelle will ich eine Scharfensteiner Chronik von 1900 zitieren: Stülpners Leiche soll „ nach seinem Tode noch derartig mit Ungeziefer behaftet gewesen sein, dass es die Leichenträger für ratsam hielten, ihn ... erst für einige Stunden auf Reisig und zwar auf einem Düngerhaufen zu betten...“ ( Friedrich Küchler). Karl Stülpners Grab in Großolbersdorf ist immer noch zu besichtigen und es liegen stehts frische Blumen vor Ort.


Soviel erst mal zu seinem Leben. Ich würde mich freuen, wenn vielleicht noch jemand das ein oder andere ergänzen will/kann.
Später folgt noch ein Beitrag zu seinen Abenteuern.

Am Schluss noch folgende, weiterführende Literaturtipps:

Karl Sewart: „Karl Stülpner - Die Geschichte des erzgebirgischen Wildschützen“

Johannes Pietzonka: „Karl Stülpner – Legende und Wirklichkeit“

Carl Heinrich Wilhelm Schönberg: „Carl Stülpners merkwürdiges Leben und
Abenteuer als Wildschütz im sächsischen Hochgebirge sowie dessen erlittene Schicksale während seines unter verschiedenen Kriegsperioden und Nationen gethanen 25jährigen Militairdienstes. Von ihm selbst der Wahrheit treu mitgeteilt.“
Original von 1835; ist als Reprint von 1973 antiquarisch erhältlich


Im Anhang noch ein Bild von Stülpner aus der Schönberg´schen Biografie, dass ihn in seinem 74. Lebensjahr zeigt.


Klasse Thread! Ich muss gestehen, dass ich diesen sächsischen Wildschützen und "Sozialbanditen" bisher noch gar nicht kannte. Die Ähnlichkeit mit dem Wildschützen Mathias Klostermayer ist frappierend, und der "bayrische Hiesel" fand vor allem seit den Arbeiten von Eric Hopbsbawm viel beachtung, da er in der deutschen Gaunergeschichte das einzige bekannte Beispiel eines Sozialbanditen war. Sozialbanditentum ist laut Hobsbawm eine "primitive Form sozialen Protests der meist illiteraten Landbevölkerung" Das Tun von "Sozialbanditen" wird von ihnen selbst und der Bevölkerung nicht als Verbrechen angesehen, und Wildschützen wie Karl Stülpner konnten sich auf Hilfe der Bevölkerung stützen.
 
Augenoperationen werden schon in der arabischen Literatur des zehnten Jahrhunderts beschrieben.
Es bedurfte nervenstarker Patienten, um den Grauen Star zu stechen.

Ich will nicht kontraproduktiv sein, aber mir drängt sich die Frage auf, wie konnte jemand über 70 Jahre alt werden, der dem Alkohol gerne zusprach?
Ich denke mal, da war einer unterwegs, der selbstdarstellend in den Wirtshäusern seine Geschichten verkauft hat. Seemannsgarn, sagt man hier im Norden. Der Typ hat seine Geschichte besonders gut an die Leute bringen können.

Ich finde die Geschichte jedoch trotzdem spannend. Es handelt von jemandem, der sein Schicksal in die Hand nimmt und das Herz am rechten Fleck trägt.
 
Ich will nicht kontraproduktiv sein, aber mir drängt sich die Frage auf, wie konnte jemand über 70 Jahre alt werden, der dem Alkohol gerne zusprach?

Frische Gebirgsluft?;)
Nee mal im Ernst. Viele der Stülpners sind (sehr) alt geworden.
Seine Großmutter: 81 Jahre, seine Mutter: 89 Jahre, Schwester Marie Sophie: 72 Jahre, Schwester Johanna Christiane: 81 Jahre, Schwester Johanna Friederike: 87 Jahre
In wie weit das Zufall oder biologisch/genetisch/erblich zu erklären ist (wenn überhaupt), davon hab ich keine Ahnung.

Ich denke mal, da war einer unterwegs, der selbstdarstellend in den Wirtshäusern seine Geschichten verkauft hat. Seemannsgarn, sagt man hier im Norden. Der Typ hat seine Geschichte besonders gut an die Leute bringen können.
Und genau hier liegt das Problem. Viele seiner Streiche kennen wir aus der Schönberg´schen Biografie, die ja angeblich von Stülpner "selbst der Wahrheit treu mitgeteilt" wurde. Wie weit kann man sich darauf verlassen? Ebenso wurden viele Begebenheiten im Erzgebirge mündlich, von Generation zu Generation weitergegeben. Wie viel Wahres ist noch dran? Leider hab ich die Schönberg´sche Biografie noch nicht, werde sie mir aber nächste Woche mal aus der Bibliothek ausleihen.

Die Ungewissheit, was Tatsache und was Legende ist, ist auch der Grund, warum ich noch extra einen Beitrag mit seinen Geschichten machen will. Ich wollte zwischen historischem und evtl. erfundenem trennen. Es muss allerdings gesagt werden, dass zu einigen seiner Taten zweifelsfreie Belege, d.h. Meldungen oder Aktenstücke existieren, so zum Beispiel zu seinem Hauptabenteuer, der Belagerung der Burg Scharfenstein.

Ich finde die Geschichte jedoch trotzdem spannend.
Ich eben auch.:)

P.S. Ich seh gerade, dass wir mit diesem Thema bei Google an 4ter Stelle stehen.:rotwerd:
 
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Ich will nicht kontraproduktiv sein, aber mir drängt sich die Frage auf, wie konnte jemand über 70 Jahre alt werden, der dem Alkohol gerne zusprach?

Frische Gebirgsluft?;)
Nee mal im Ernst. Viele der Stülpners sind (sehr) alt geworden.
Seine Großmutter: 81 Jahre, seine Mutter: 89 Jahre, Schwester Marie Sophie: 72 Jahre, Schwester Johanna Christiane: 81 Jahre, Schwester Johanna Friederike: 87 Jahre
In wie weit das Zufall oder biologisch/genetisch/erblich zu erklären ist (wenn überhaupt), davon hab ich keine Ahnung.

Darf hier noch mal auf die Frage von Rurik deuten? Würde mich nämlich auch interessieren.

Ich meine, es gibt viele Leute, die übermäßig Alkohol trinken und alt werden. Doch wenn ich jetzt noch die anderen Faktoren hinzuziehe, wie z.B. dass er sich wahrscheinlich auch nicht unbedingt gesund ernährte und am Ende seines Lebens eh nur noch durch "Spenden" in Form von Essen lebte, kann ich mir nicht vorstellen, wie er es schaffte, trotz des hohen Alters noch durch die Wälder zu streifen.

Aber ich glaube, die Frage lässt sich kaum oder nie klären.

Vielleicht ist doch ein wenig Erfindung dabei, die durch die mündliche Weitergabe von Generation zu Generation weiter ausgeschmückt wurde... Wäre ja nichts Neues.

Ein riesen Lob von mir, Artorius!!!:yes:
 
Darf hier noch mal auf die Frage von Rurik deuten? Würde mich nämlich auch interessieren.

Ich meine, es gibt viele Leute, die übermäßig Alkohol trinken und alt werden. Doch wenn ich jetzt noch die anderen Faktoren hinzuziehe, wie z.B. dass er sich wahrscheinlich auch nicht unbedingt gesund ernährte und am Ende seines Lebens eh nur noch durch "Spenden" in Form von Essen lebte, kann ich mir nicht vorstellen, wie er es schaffte, trotz des hohen Alters noch durch die Wälder zu streifen.

Wie gesagt. Das ist ja nur Spekulation. Aber versetzen wir uns in die Lage Stülpners. Zu jeder Jahreszeit draussen, auch im Winter wenn es kalt ist. Dazu das lange Anstehen und auf ein lohnendes Ziel warten. Kann schon sein, dass er sich da mal mit einem beherzten Schluck aufgewärmt hat. Auch werden die Leute ihn gerne mal zu sich reingebeten haben, wenn er des Weges kam und ihm einen guten Tropfen spendiert haben. Und irgendwann wird es eventuell zur Gewohnheit. Aber ob er wirklich Alkoholiker war, dass kann man auf keinen Fall mit Sicherheit sagen. Meine persönliche Meinung: Nein.

Ein riesen Lob von mir, Artorius!!!:yes:
Vielen Dank! :rotwerd:
 
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Wie gesagt. Das ist ja nur Spekulation. Aber versetzen wir uns in die Lage Stülpners. Zu jeder Jahreszeit draussen, auch im Winter wenn es kalt ist. Dazu das lange Anstehen und auf ein lohnendes Ziel warten. Kann schon sein, dass er sich da mal mit einem beherzten Schluck aufgewärmt hat. Auch werden die Leute ihn gerne mal zu sich reingebeten haben, wenn er des Weges kam und ihm einen guten Tropfen spendiert haben. Und irgendwann wird es eventuell zur Gewohnheit. Aber ob er wirklich Alkoholiker war, dass kann man auf keinen Fall mit Sicherheit sagen. Meine persönliche Meinung: Nein.


Vielen Dank! :rotwerd:

Hast Recht. Aber Spekulatius ist eben beliebt. Aber ich glaube auch, dass er eher wie jeder andere mal getrunken hat. Bei dem was er so nach den Erzählungen geleistet hat, würde ich auch nicht denken, dass er Alkoholiker war. :friends:

Brauchst ne rot werden. Bitte. :winke:
 
Ich will nicht kontraproduktiv sein, aber mir drängt sich die Frage auf, wie konnte jemand über 70 Jahre alt werden, der dem Alkohol gerne zusprach?

"dem Alkohol gern zugesprochen", "dem Alkohol sehr zugeneigt".
Was sagt uns das über das Trinkverhalten bzw. den Fortschritt der Krankheit der Person aus? Es kann Säufer aber auch Geselligkeit bedeuten.
Zudem wird von Artorius die Frage gestellt, ob er in seinen letzten Lebensjahren alkoholkrank gewesen sei. Da Stülpner mit 44 Jahren als Scharfschütze bei der Doppelschlacht 1806 teilnahm kann man ausgehen, dass er vor Inbetriebnahme seines böhmischen Gasthauses (1807) nicht alkoholabhängig gewesen sein muss.
 
Weil ich heute Urlaub und nichts weiter zu tun hatte, bin ich mal nach Scharfenstein gefahren und hab mich da ein bisschen umgesehen. In der Burg ist ein interessantes Stülpner-Museum eingerichtet und die Burgführungen werden von einem Stülpner-Darsteller geleitet.
Im gesamten Ort wird das Erbe Stülpners in Ehren gehalten. Vom Stülpner-Gedenkstein über den Stülpnerweg bis zum Stülpner-Gasthof trifft man überall auf ihn.
Am Schluss bin ich noch in den Nachbarort zu seinem Grab "gepilgert". :D

Ich hab mal ein kleines Album angelegt:
Auf Stülpners Spuren
 
Weil ich heute Urlaub und nichts weiter zu tun hatte, bin ich mal nach Scharfenstein gefahren und hab mich da ein bisschen umgesehen. In der Burg ist ein interessantes Stülpner-Museum eingerichtet und die Burgführungen werden von einem Stülpner-Darsteller geleitet.
Im gesamten Ort wird das Erbe Stülpners in Ehren gehalten. Vom Stülpner-Gedenkstein über den Stülpnerweg bis zum Stülpner-Gasthof trifft man überall auf ihn.
Am Schluss bin ich noch in den Nachbarort zu seinem Grab "gepilgert". :D

Ich hab mal ein kleines Album angelegt:
Auf Stülpners Spuren

Ja, es ist immer ein Wunder, das die bösen in Ehren gehalten werden und die guten vergessen.
Der Name macht es eben.
Ich habe übrigens das DDR Buch "der grüne Rebell"

Robin Hood des Erzgebirges. Manche Leute brauchen Helden.
 
Er war ein Wilddieb und begab sich somit ausserhalb der gesellschaftlichen Normen.
Das er nicht erwischt wurde, war sein Verdienst.
Das Volk mag solche Leute, die dem Staatswesen einen Streich spielen.
Mehr wollte ich damit nicht sagen.


Das stimmt, bekannte Banditen von Störtebeker über Schinderhannes und Sonnenwirtle bis zu Jesse James wurden glorifiziert und verehrt. Allerdings scheint es so,dass ein Bandit, um wirklich berühmt zu werden, sterben muss, dh. exekutiert oder durch Verrat ermordet werden muss. Es waren ja meist die Leute aus dem gehobenen Bürgertum, die sich für Räuber- und Schauerromantik interessierten und die gleichzeitig ihre Häuser verbarrikadierten, um sich vor Räubern zu schützen. Daraus folgt aber, dass die Handlung, ähnlich wie moderne Krimis einem bestimmten Schema folgen müssen, und am Ende ist auch der edle Räuber, selbst Robin Hood, unweigerlich dem Tode geweiht.
 
Das stimmt, bekannte Banditen von Störtebeker über Schinderhannes und Sonnenwirtle bis zu Jesse James wurden glorifiziert und verehrt. Allerdings scheint es so,dass ein Bandit, um wirklich berühmt zu werden, sterben muss, dh. exekutiert oder durch Verrat ermordet werden muss. Es waren ja meist die Leute aus dem gehobenen Bürgertum, die sich für Räuber- und Schauerromantik interessierten und die gleichzeitig ihre Häuser verbarrikadierten, um sich vor Räubern zu schützen. Daraus folgt aber, dass die Handlung, ähnlich wie moderne Krimis einem bestimmten Schema folgen müssen, und am Ende ist auch der edle Räuber, selbst Robin Hood, unweigerlich dem Tode geweiht.


Im Südwesten Deutschlands war das Räuberwesen zeitweilig groß, territoriale Zersplitterung und dann natürlich die Not werden die Gründe dafür gewesen sein.
Stichwort: Hannikel, Schwarzer Vere, Konstanzer Hanß oder Malefiz-Schenk.
Es ist erschreckend wie gering die Beute oft war, für die dann gehenkt und enthauptet wurde.


Das Wildern gehört in manchen Orten bis heute zum Lokalkolorit.

Ich kenne einen Fall wie ein Graf von Hzl-Hch. persönlich einen mutmaßlichen Wilddieb erstach. Nicht auf frischer Tat, sondern Monate nach einer vermuteten. Württembergischer Untertan, auf württ. Grund.
Was den Grafen dann etliches an Buße kostete.

Bei näherer Betrachtung bleibt von der Romantik meist wenig.
 
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