thanepower
Aktives Mitglied
Das solche "Pläne" existierten, besser, das es Leute gab, die so etwas als "Vision" vorschlugen ist möglich.
Ich denke mal, besser kann die Geschichte nicht zeigen, wie , sry, hirnrissig/absurd diese Pläne waren.
Du hast geschrieben, dass Du den Generalplan Ost kennen würdest. Wie kann man dann sowas schreiben?
Bei Müller (S. 1116ff, im Abschnitt "Wirtschaftspolitik im Vorgriff auf den Sieg") wird das konkrete sehr starke Interesse der privaten Wirtschaft an den eroberten Gebieten und den darin enthaltenen Produktionsstätten bzw. Rohstoffen deutlich.
Das umfaßte sowohl die großen Konzerne, inklusive IG Farben, aber auch die Banken, die die Finanzierung der privaten Investitionen umsetzen sollten.
Es waren nicht isolierte Planer am Werk, die utopische "Visionen" abgehoben realisieren wollten, sondern es standen neben klaren politischen und militärischen Interessen bzw. selbst geschaffenen Zwängen, sehr handfeste Profitinteressen der deutschen Wirtschaft im Vordergrund. Russland war für das NS-System das koloniale Äquivalent zu Indien! Und es ergaben sich sehr deutlich Konflikte zwischen staatlichen Planungen und den privaten Unternehmen auf der einen Seite und ebenfalls zwischen den großen Konzernen, die monopolartig bestimmte Rohstofflager erschließen wollten.
Es waren Planungen, aber es war ein politischer Wille durch Hitler vorhanden, es gab den militärökonomischen Zwang zur Nutzung der russischen Resourcen, da sehr umfangreiche Rüstungsprogramme für die Fortführung des Krieges gegen die atlantischen Mächte beschlossen waren, die ohne die russischen Resourcen nicht zu realisieren wären.
Der Angriff auf die Sowjetunion - Horst Boog - Google Books
Bei Tooze (S. 532ff, Die Strategie des Volkstumskampfes) werden auf Planung aus 1942 hingewiesen (S. 548), die eine Summe von ca. 45 Mrd RM vorsahen. Das beinhaltete unter anderem für diesen Planungsschritt ca. 1 Million Wohnungen, die für ca. 4,3 Millionen urbane Bevölkerung konzipiert waren. Und Silesia verwies auf den Planungshorizont.
Ökonomie der Zerstörung: Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus - J. Adam Tooze - Google Books
Und er weist u.a. auch auf die gravierenden Überlegungen hin, im "Alt-Reich" radikale Schritte zu unternehmen, die landwirtschaftlichen Einheiten produktiv zu machen.
Auch mit der Konsequenz, dass viele kleinere Einheiten geschlossen bzw. zusammen gelegt worden wären. Aus diesen Maßnahmen in Kombination mit Anreizen für "junge Paare" hätte man die entsprechenden "Ost-Siedler" gewinnen wollen und Silesia wies in Anlehnung an Wasser ja auch auf die bereits anlaufende Umsetzung zunächst in Polen und auch in den baltischen Gebieten hin.
Und ich wiederhole mich, das 3. Reich war kein "Happening", sondern auf Zwang, Gehorsam und Unterordnung unter die Anforderungen der Partei / Hitler aufgebaut. Und dieser Mechanismus hätte die entsprechenden Mittel bereitgestellt.
Wie sagte Speer in 1944 zu Wirtschaftsführern sinngemäß: "Solange die private Wirtschaft die Anforderungen der Partei umsetzt wird es keine systematische Enteignung von privaten Unternehmen geben. Sofern diese Unternehmen aber den Anforderungen des "Führers" nicht entsprechen können, ist über alternative Modelle nachzudenken."
Der politische Wille ist in diesem Fall die zentrale Größe, unabhängig davon, dass Historiker wie H. Mommsen dem NS-System die Fähigkeit absprechen, im konstruktiven Sinne eine Gesellschaft zu formieren.
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