Der GUTE Geizige im 17. Jhdt.?

V

Vossi Cool

Gast
"Der Geizige, der erfolgreich seinen Besitz mehrt
und dabei die Armen ignoriert,
gilt im 17. Jahrhundert noch als gottgefällig,
später ändert sich das grundlegend."

So hoerte ich im Radio.

Passt ja wohl analog zu:
"Dem der hat, wird gegeben,
wer wenig hat, dem wird auch dies genommen"

Doch wenn die obige Darstellung vom "guten Geizigen" stimmt, dann wuerde mich interessieren, ob das in den Kirchen tatsaechlich - und in der Gesellschaft damals - so war, dass man ARME ignorierte? Und wie das begruendet wurde?


Danke euch fuer Antworten!
 
Calvinistisches Gedankengut

Was du da aufgeschnappt hast, entspricht der calvinistischen Arbeitsethik. Danach soll der Mensch sich in Bescheidenheit und Fleiß üben. Wirtschaftlicher Erfolg ist die Belohnung für ein gottgefälliges, wirtschaftlicher Misserfolg die Strafe für ein weniger gottgefälliges Leben. Eigentlich eine recht bequeme Denkweise, weil sie Armut als selbstverschuldet und gleichzeitig gottgegeben annimmt, Solidarität damit unnötig macht, denn der Arme hat sich ja selbstverschuldet in seine Situation gebracht.
Gleichzeitig sollen aber Calvinisten natürlich fleißig, sparsam und bescheiden sein, also ihren Reichtum nicht zu ausgiebig genießen, vor allem aber nicht zur Schau stellen. Besonders in der Schweiz und in den Niederlanden, später auch in den USA hat das Einfluss auf die Entwicklung des Kapitalismus gehabt.
 
Passt ja wohl analog zu:
"Dem der hat, wird gegeben,
wer wenig hat, dem wird auch dies genommen"
spielt das an auf Heinrich Heines "Lazarus 1. Weltlauf"?
Heinrich Heine schrieb:
1.
WELTLAUF

Hat man viel, so wird man bald
Noch viel mehr dazu bekommen.
Wer nur wenig hat, dem wird
Auch das Wenige genommen.


Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, so lasse Dich begraben -
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur die etwas haben.
Allerdings richtet sich Heines spöttische Kritik nicht primär gegen den Calvinismus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben