Der heutige Zustand des von Germanicus errichteten Grabhügels

Also dieses Thema wird ja immer bunter:

Es finden sich Reste eines Grabhügels, welcher lt. Tacitus garnicht mehr existiert.
Tacitus ist der, der von der Anlage dieses Grabhügels berichtet - aber auch von dessen Zerstörung.
Wir glauben mal an die Anlage, aber beser nicht an die Zerstörung, weil der Tacitus bzw. die Römer haben ja viel geschrieben. Und das meiste war Propaganda. Also sagen wir mal, die Anlage des Grabhügels ist wahr, aber dessen Zerstörung nur Propaganda.
ach salvus,
das war doch alles noch viel schlimmer mit diesem Tacitus, als du es darstellst! Der hat nicht nur Propaganda verfasst, der war auch noch ein widersprüchlicher Pornograf: schrieb er doch einerseits, dass die Germanenweiber keusch und züchtig gewesen seien, aber andererseits sed et proxima pars pectoris patet (Germania, und obendrein eine vierfache Alliteration... der Wüstling...) :rofl::rofl:
:yes::yes::yes:
 
Tacitus berichtet, dass Germanicus für die in der Varusschlacht getöteten römischen Soldaten einen Grabhügel errichtete. Dieser wurde aber kurze Zeit später von den Germanen wieder zerstört.
Mich interessiert, was von diesem Hügel heute noch zu erkennen sein könnte. Dazu sind denke ich folgende Frage zu klären:


1) Wie waren die Ausmaße des Hügels?

Welchen Durchmesser hatte er, wie hoch war er?


2) Welche Form hatte der Grabhügel?

War es rund oder viereckig? War die Kuppe des Grabhügels abgeflacht?


3) Wie groß war der Grad der Zerstörung durch die Germanen?

War es eher eine Schändung/Plünderung des Hügels, oder wurde er von der Germanen wieder komplett abgetragen?


4) Welche Auswirkung hatten 2000 Jahre Erosion auf den Hügel?

Diese Frage würde ich einfach beantworten wollen mit: die übliche. Da Germanicus den Hügel nicht aus reinem Sand an einem Flussufer errichtet haben wird, wo es klar ist, dass er beizeiten abgetragen wird, wird heute auch von dem von Germanicus errichten Hügel noch etwas zu erkennen sein, so wie bei vielen anderen antiken Grabhügeln auch.



Hintergrund der Frage: Könnte der Grabhügel heute so aussehen wie die Erhebung auf dem beigefügten Bild? Diese Erhebung befindet sich auf einer ansonsten flachen Bergkuppe im nördlichen Sauerland. Sie ist 50 m bis 70 m breit, 8 m bis 10 m hoch, und stark abgeflacht.
Im Vordergrund der Erhebung auf dem Bild befindet sich eine 1,65 m große Schweizerin.

Was schreibt der gute Tacitus denn genau?Warum haben die Germanen das Grabmal zerstört?
Weil es ein Schandfleck auf der heiligen germanischen Erde war?

Das hört sich eher nach Geschichtsschreibung des 19 Jhd an, oder eben römische Propaganda über die bösen Barbaren.
 
Das hört sich eher nach Geschichtsschreibung des 19 Jhd an, oder eben römische Propaganda über die bösen Barbaren.

Warum?
Wieso hört sich das nach Geschichtsschreibung des 19. Jhd. an?

Warum sollten wir Tacitus glauben, daß ein solcher Grabhügel angelegt wurde, aber dessen Zerstörung, die durchaus völlig logisch erscheint in Zweifel ziehen.

Die Germanen haben einen großen Sieg errungen. Warum sollten sie auf dem Gelände dieses großartigen Sieges ein solches Bauwerk tolerieren? Nenne mir irgenwelche logischen Gründe, warum die Germanen einen solchen Grabhügel hätten dort stehenlassen sollen. Ausgerechnet auf dem Schlachtfeld ihres großartigen Sieges. Warum sollten wir den Tacitus hier anzweifeln? Und jetzt Butter bei die Fische und nicht irgendwelches Gerede über Propaganda oder "Die Römer haben viel geschrieben".

Und nochmals zu den Fragen von LEG XVII:
Diese sind nicht zu beantworten, da Tacitus keinerlei Angaben dazu macht (wieso sollte er auch?). Darüber zu diskutieren, welche Ausmasse dieser Hügel hatte o.ä. ist komplett spekulativ.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum?
Wieso hört sich das nach Geschichtsschreibung des 19. Jhd. an?

Warum sollten wir Tacitus glauben, daß ein solcher Grabhügel angelegt wurde, aber dessen Zerstörung, die durchaus völlig logisch erscheint in Zweifel ziehen.

Die Germanen haben einen großen Sieg errungen. Warum sollten sie auf dem Gelände dieses großartigen Sieges ein solches Bauwerk tolerieren? Nenne mir irgenwelche logischen Gründe, warum die Germanen einen solchen Grabhügel hätten dort stehenlassen sollen. Ausgerechnet auf dem Schlachtfeld ihres großartigen Sieges. Warum sollten wir den Tacitus hier anzweifeln? Und jetzt Butter bei die Fische und nicht irgendwelches Gerede über Propaganda oder "Die Römer haben viel geschrieben".

Und nochmals zu den Fragen von LEG XVII:
Diese sind nicht zu beantworten, da Tacitus keinerlei Angaben dazu macht (wieso sollte er auch?). Darüber zu diskutieren, welche Ausmasse dieser Hügel hatte o.ä. ist komplett spekulativ.

Gut.Und nun das komplette Tacitus Zitat bitte.
 
Gut.Und nun das komplette Tacitus Zitat bitte.

Also das wundert mich jetzt:

Schon eine eigenartige Sache etwas zu beurteilen (Geschichtsschreibung aus dem 19. Jhd., Propaganda), was man garnicht kennt...:D

Oder anders:
Warum beurteilst du den Tacitus, bzw. einzelne Textstellen, wenn du sie augenscheinlich garnicht kennst?

Aber bitte:

Nur das wesentliche:

Und nun setzte das hier befindliche römische Heer, sechs Jahre nach der Niederlage, die Gebeine von drei Legionen bei... Das erste Rasenstück zur Aufschichtung des Hügels legte der Caesar als willkommensten Liebesdienst für die Toten und als Zeichen seiner Anteilnahme an dem Schmerz der Anwesenden.
(Tacitus ann I, 62,1)

... Jedoch hatten sie (die Germanen) den erst kürzlich für die Legionen des Varus errichteten Grabhügel und einen früher für Drusus gebauten Altar zerstört.
(Tacitus ann II,7,2)
 
Zuletzt bearbeitet:
Also das wundert mich jetzt:

Schon eine eigenartige Sache etwas zu beurteilen (Geschichtsschreibung aus dem 19. Jhd., Propaganda), was man garnicht kennt...:D

Oder anders:
Warum beurteilst du den Tacitus, bzw. einzelne Textstellen, wenn du sie augenscheinlich garnicht kennst?

Aber bitte:

Nur das wesentliche:

Und nun setzte das hier befindliche römische Heer, sechs Jahre nach der Niederlage, die Gebeine von drei Legionen bei... Das erste Rasenstück zur Aufschichtung des Hügels legte der Caesar als willkommensten Liebesdienst für die Toten und als Zeichen seiner Anteilnahme an dem Schmerz der Anwesenden.
(Tacitus ann I, 62,1)

... Jedoch hatten sie (die Germanen) den erst kürzlich für die Legionen des Varus errichteten Grabhügel und einen früher für Drusus gebauten Altar zerstört.
(Tacitus ann II,7,2)

Und?Müssen wir das dem Tacitus das jetzt glauben?Ich habe hunderte Grabhügel gesehen.Die einzigen Zerstörten dabei,wurden von der Landwirtschaft in der Neuzeit zerstört.Alle anderen wurden geplündert und wiederverwertet.Glauben wir alles was in dem de bello gallico steht?
 
Und?Müssen wir das dem Tacitus das jetzt glauben?Ich habe hunderte Grabhügel gesehen.Die einzigen Zerstörten dabei,wurden von der Landwirtschaft in der Neuzeit zerstört.Alle anderen wurden geplündert und wiederverwertet.

Ich kenne mich mit Grabhügeln des Altertums nicht aus; aber sind jene Grabhügel, die Du besucht und gesehen hast, nicht vielleicht in der Regel von "Einheimischen" auf ihrem eigenen Grund und Boden errichtet worden? Wenn dem so wäre, könnte man sie nicht gut mit dem Grabhügel des Germanicus vergleichen.
Die Germanen vernichteten auf ihrem Gebiet 9 n. Chr. die Legionen der röm. Eindringlinge. Ließen die Leichen auf dem Schlachtfeld liegen, manche Überlebenden wurden an Ort und Stelle aufgehängt und demonstrativ hängen gelassen. Vier Jahre später dringt der römische Feind erneut in das germanische Gebiet ein. Germanicus sammelt die Skelette der einst gefallenen Soldaten und beerdigt sie, erweist ihnen damit sozusagen die letzte Ehre. Germanicus zieht wieder ab. Die Germanen sehen nach und finden den Grabhügel, eine Art "Ehrendenkmal der zeitweiligen Besatzungsmacht" für die feindlichen Krieger. Sowas wollten und konnten sie auf ihrem Grund und Boden nicht akzeptieren und schändeten die Grabanlage in irgendeiner Art, die unsere Quelle Tacitus ein "Zerstören" nennt (oder wie heißt es im lateinischen Text überhaupt genau??). Natürlich hätten die Germanen den Hügel in jener Situation auch nur "plündern" und selbst wieder benutzen können; aber was, wenn gerade keine Masse an eigenen Toten zur Hand war, die man dort hätte bestatten können? Eine Zerstörung des Feindes-Denkmals ist in meinen Augen ein naheliegender Schritt gewesen. Warum Tacitus in diesem Punkte anzweifeln?
Ein ganz blödes anachronistisches Gedankenexperiment: Stell Dir vor, die Deutschen hätten während des 1.Weltkriegs ihren gefallenen Soldaten ein Ehrendenkmal auf französischem Boden gesetzt. Hätten die Franzosen das nach dem Krieg stehen lassen, mit der Begründung: Vielleicht können wir das irgendwann mal für unsere Zwecke wiederbenutzen.

Allerdings: Ob die Germanen den Grabhügel tatsächlich dem Erdboden gleichmachten (so dass wir ihn heute nicht mehr finden könnten), oder ob sie ihn nur symbolisch bzw. teilweise zerstörten (so dass ein Überrest heute sehr wohl noch zu finden wäre), will ich gar nicht beurteilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sowas wollten und konnten sie auf ihrem Grund und Boden nicht akzeptieren und schändeten die Grabanlage in irgendeiner Art, die unsere Quelle Tacitus ein "Zerstören" nennt (oder wie heißt es im lateinischen Text überhaupt genau??).

"tumulum tamen nuper Varianis legionibus structum et veterem aram Druso sitam disiecerant." [Tacitus ann II,7,2]

disicere = auseinanderwerfen, sprengen, zerstreuen
 
"tumulum tamen nuper Varianis legionibus structum et veterem aram Druso sitam disiecerant." [Tacitus ann II,7,2]

disicere = auseinanderwerfen, sprengen, zerstreuen

Danke für die prompte Aufklärung!
Nimmt man Tacitus wörtlich, ging die Aktion der Germanen also über eine symbolische Entweihung/Schändung des Grabhügels hinaus; der Grabhügel müsste laut Tacitus also wenigstens zum Teil tatsächlich in seiner Substanz zerstört worden sein, wenn ich das richtig sehe.
Das schließt andererseits natürlich nicht ganz aus, dass der Grabhügel wenigstens in seinem Grundriß bis heute überlebt haben könnte.
 
Davor, Tacitus allzu wörtlich zu nehmen, hat schon Delbrück gewarnt:

"Während die Forscher bisher von dem quellenkritischen Grundsatz ausgegangen sind, daß Tacitus' Darstellung ein richtiges und zuverlässiges Bild der Ereignisse sei und nur richtig und exakt interpretiert, höchstens hier und da ergänzt oder korrigiert werden müsse, möchte ich behaupten, daß es ganz falsch ist, aus seinen rhetorischen Bildern und Satzverbindungen wirkliche Situationen herausinterpretieren zu wollen, und daß man umgekehrt von vornherein sicher sein darf, daß er [...] der Ergänzung und des Zurechtrückens bedarf, um den wahren Kausalnexus hervortreten zu lassen."

[Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1921, Teil 2, S. 59]
 
Ich kenne mich mit Grabhügeln des Altertums nicht aus; aber sind jene Grabhügel, die Du besucht und gesehen hast, nicht vielleicht in der Regel von "Einheimischen" auf ihrem eigenen Grund und Boden errichtet worden? Wenn dem so wäre, könnte man sie nicht gut mit dem Grabhügel des Germanicus vergleichen.
Die Germanen vernichteten auf ihrem Gebiet 9 n. Chr. die Legionen der röm. Eindringlinge. Ließen die Leichen auf dem Schlachtfeld liegen, manche Überlebenden wurden an Ort und Stelle aufgehängt und demonstrativ hängen gelassen. Vier Jahre später dringt der römische Feind erneut in das germanische Gebiet ein. Germanicus sammelt die Skelette der einst gefallenen Soldaten und beerdigt sie, erweist ihnen damit sozusagen die letzte Ehre. Germanicus zieht wieder ab. Die Germanen sehen nach und finden den Grabhügel, eine Art "Ehrendenkmal der zeitweiligen Besatzungsmacht" für die feindlichen Krieger. Sowas wollten und konnten sie auf ihrem Grund und Boden nicht akzeptieren und schändeten die Grabanlage in irgendeiner Art, die unsere Quelle Tacitus ein "Zerstören" nennt (oder wie heißt es im lateinischen Text überhaupt genau??). Natürlich hätten die Germanen den Hügel in jener Situation auch nur "plündern" und selbst wieder benutzen können; aber was, wenn gerade keine Masse an eigenen Toten zur Hand war, die man dort hätte bestatten können? Eine Zerstörung des Feindes-Denkmals ist in meinen Augen ein naheliegender Schritt gewesen. Warum Tacitus in diesem Punkte anzweifeln?
Ein ganz blödes anachronistisches Gedankenexperiment: Stell Dir vor, die Deutschen hätten während des 1.Weltkriegs ihren gefallenen Soldaten ein Ehrendenkmal auf französischem Boden gesetzt. Hätten die Franzosen das nach dem Krieg stehen lassen, mit der Begründung: Vielleicht können wir das irgendwann mal für unsere Zwecke wiederbenutzen.

Allerdings: Ob die Germanen den Grabhügel tatsächlich dem Erdboden gleichmachten (so dass wir ihn heute nicht mehr finden könnten), oder ob sie ihn nur symbolisch bzw. teilweise zerstörten (so dass ein Überrest heute sehr wohl noch zu finden wäre), will ich gar nicht beurteilen.

Es steht fest daß aus der Bronzezeit stammende Grabhügel wieder von Kelten und sogar von den Römern benutzt wurden.In Britannien dann sogar wieder von den Sachsen.

Ich warte noch immer auf ein archäologisch belastbaren Nachweis der Zerstörung eines Grabhügel durch ein nachrückendes Volk.Den alten Tacitus lassen wir mal außen vor.

Das ist der große Unterschied zwischen den Tumuli und den Megalithen.Die Megalithen litten besonders unter der Christianisierung.

Dolmen wurden zerstört,Menhire umgelegt oder bestenfalls durch Aufbringen von Kreuzen umgetauft.

Ich kenne nur einen einzigen Fall wo man durch Aufpflanzen eines Kreuzes einen Grabhügel christianisiert hat.

Hier ein christianisierter Menhir

Frabillenkreuz (2), Auch Sybillenkreuz genannt, Nusbaum, Nusbaum - Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier

Warum das so ist weiss man nicht.
 
Nur das wesentliche:

Und nun setzte das hier befindliche römische Heer, sechs Jahre nach der Niederlage, die Gebeine von drei Legionen bei... Das erste Rasenstück zur Aufschichtung des Hügels legte der Caesar als willkommensten Liebesdienst für die Toten und als Zeichen seiner Anteilnahme an dem Schmerz der Anwesenden.
(Tacitus ann I, 62,1)

... Jedoch hatten sie (die Germanen) den erst kürzlich für die Legionen des Varus errichteten Grabhügel und einen früher für Drusus gebauten Altar zerstört.
(Tacitus ann II,7,2)

Und?Müssen wir das dem Tacitus das jetzt glauben?Ich habe hunderte Grabhügel gesehen.Die einzigen Zerstörten dabei,wurden von der Landwirtschaft in der Neuzeit zerstört.Alle anderen wurden geplündert und wiederverwertet.Glauben wir alles was in dem de bello gallico steht?

Welche konkreten Anhaltspunkte und Argumente sprechen dafür, dass Tacitus` zweite Aussage falsch ist und die Germanen den Grabhügel unangerührt stehen ließen?
 
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Welche konkreten Anhaltspunkte und Argumente sprechen dafür, dass Tacitus` zweite Aussage falsch ist und die Germanen den Grabhügel unangerührt stehen ließen?

Römer haben für Römer geschrieben.

Nehmen wir den Gallischen Krieg des Julius.Im Grunde genommen wird da erzählt, das der edle Cäsar ein paar dummen Barbaren , ganz selbstlos die römische Zivilisation näher bringen wollte.

Das nachher Millionen Gallier tot oder versklavt waren,wird nicht berichtet.Was sagt uns das jetzt?
 
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Wer von uns traut sich als Nächster in den Ring gegen Isleifson zu steigen?

Spaß beiseite. Isleifson mal ehrlich:
Nehmen wir den Gallischen Krieg des Julius.Im Grunde genommen wird da erzählt, das der edle Cäsar ein paar dummen Barbaren , ganz selbstlos die römische Zivilisation näher bringen wollte.

Das nachher Millionen Gallier tot oder versklavt waren,wird nicht berichtet.Was sagt uns das jetzt?

Das sagt uns doch jetzt nicht, dass Tacitus Information von der Zerstörung des Grabhügels eine absolute Fehlinformation sein muss. Du machst es Dir da - so meine ich zumindest - zu einfach. Dass Iulius Caesar und sicher auch Tacitus andere Völker und irgendwelche Geschehnisse nach anderen Maßstäben und auch anderen Wertmaßstäben bewertet habe als etwa jene anderen Völker oder auch als wir, steht außer Frage, aber deshalb muss doch eine Aussage zu einem ganz bestimmten historischen Ereignis nicht eine Falschaussage sein.
Du glaubst dem Caesar im Übrigen ja auch, dass er Kriege gegen die Gallier geführt hat. Warum? Könnte doch letztlich auch nur römische Wichtigtuerei und Propaganda sein.
 
Nehmen wir den Gallischen Krieg des Julius.Im Grunde genommen wird da erzählt, das der edle Cäsar ein paar dummen Barbaren , ganz selbstlos die römische Zivilisation näher bringen wollte.
Das steht da nicht.

Das nachher Millionen Gallier tot oder versklavt waren,wird nicht berichtet.
Eigentlich schon, vor allem wenn Caesar bei den Schlachten auch auf die Verluste der Gallier eingeht - wobei heutzutage angenommen wird, dass er die Verlustzahlen eher deutlich übertrieben hat, nicht untertrieben. Allein im Krieg gegen die Helvetier gibt Caesar die Zahl der Opfer (Krieger und Zivilisten) auf Seiten der Helvetier indirekt mit 258.000 an, indem er schreibt, dass 368.000 ausgezogen seien und nur 110.000 heimkehrten.
Plutarch schrieb in seiner Caesar-Biographie, dass im Gallischen Krieg eine Million Menschen umgekommen seien und ebenso viele versklavt.

Was sagt uns das jetzt?
Dass Du Caesar mal lesen solltest?

Römer haben für Römer geschrieben.
Dann könnte man aber auch annehmen, dass der Grabhügel nie errichtet wurde, sondern Tacitus das nur erfunden hat, um Germanicus als pietätvoll darzustellen, oder dass Tiberius die Geschichte vom Grabhügel erfinden ließ, um den Angehörigen der Gefallenen die Gewissheit zu geben, dass sie jetzt wenigstens würdig bestattet wurden.
 
Allerdings: Ob die Germanen den Grabhügel tatsächlich dem Erdboden gleichmachten (so dass wir ihn heute nicht mehr finden könnten), oder ob sie ihn nur symbolisch bzw. teilweise zerstörten (so dass ein Überrest heute sehr wohl noch zu finden wäre), will ich gar nicht beurteilen.

Ich denke zur Beantwortung dieser Frage muss man sich auch fragen, mit was für einem Grabhügel Germanicus sich zufrieden gegeben hätte. Wäre es für ihn okay gewesen, zuhause in Rom zu erzählen "ich habe für die 3 Legionen einen 5 m mal 5 m großen Grabhügel errichtet", "ich habe für die 3 Legionen einen 10 m mal 10 m großen Grabhügel errichtet" oder "ich habe für die 3 Legionen einen 100 m mal 100 m großen Grabhügel errichtet"?

Danach kann man sich fragen, ob sich die germanischen Krieger tatsächlich die Mühe gemacht hätten, einen 5 m mal 5 m großen Grabhügel dem Erdboden gleich zu machen, oder einen 10 m mal 10 m großen Grabhügel dem Erdboden gleich zu machen, oder einen 100 m mal 100 m großen Grabhügel dem Erdboden gleich zu machen.

Meiner Meinung nach hat sich Germanicus eher für die 100 m mal 100 m Variante entschieden, bei welcher Variante die germanischen Krieger eher nicht den Aufwand betrieben hätten (hätten betreiben können), den Hügel wieder komplett abzutragen. Die ungewöhnlich großen Abmessungen des Grabhügels könnten dann auch der Grund dafür sein, warum die Überreste des Hügels bis heute nicht als solche erkannt wurden.
 
Keine Angst, alle kleinen Franzosen müssen sich schon recht früh mit der Guerre des Gaules befassen.

In guter Erinnerung ist mir noch die Meinung von Montaigne zum Julius

de fausses couleurs de quoi veut couvrir sa mauvaise cause et l'ordure de sa pestilence ambition


Mit falschen Fahnen, verdeckt er seine falsche Sache und die Verderbnis seines stinkenden Streben


Wobei meine Übersetzung dem Saft und der Kraft des altfranz. nur halb gerecht wird.

Es liegt in der Natur der Sache daß Caesar in Frankreich eben bekannter ist als Tacitus.Der eine schrieb über Gallier,der andere über Germanen.Von Tacitus hört man in Frankreich nur im Zusammenhang seiner Meinung über das Sexualverhalten und die Trinksitten diverser germanischer Damen und Herren.

Das Problem mit der Grabhügelgeschichte ist das man eben kein archäologischer Nachweis der Zerstörung eines solchen hat.Deshalb kann ich mich deiner Meinung anschliessen.
 
@LEG XVII:
Wie gesagt, mir liegt es wirklich fern zu beurteilen, ob der Grabhügel ganz oder nur teilweise abgetragen oder zerstört wurde, ob man ihn heute in seiner Grundform noch erkennen kann/könnte oder nicht. Und ich kann mir auch bestens vorstellen, dass das Ausmaß der Zerstörung durch die Germanen zum Teil auch von der Größe der röm. Anlage abhängig gewesen ist. Aber Deine Überlegungen über die Abmessungen des Hügels, über die Größe seiner Grundfläche, sind in meinen Augen äußerst spekulativ.
 
Keine Angst, alle kleinen Franzosen müssen sich schon recht früh mit der Guerre des Gaules befassen.

In guter Erinnerung ist mir noch die Meinung von Montaigne zum Julius

de fausses couleurs de quoi veut couvrir sa mauvaise cause et l'ordure de sa pestilence ambition


Mit falschen Fahnen, verdeckt er seine falsche Sache und die Verderbnis seines stinkenden Streben


Wobei meine Übersetzung dem Saft und der Kraft des altfranz. nur halb gerecht wird.

Es liegt in der Natur der Sache daß Caesar in Frankreich eben bekannter ist als Tacitus.Der eine schrieb über Gallier,der andere über Germanen.Von Tacitus hört man in Frankreich nur im Zusammenhang seiner Meinung über das Sexualverhalten und die Trinksitten diverser germanischer Damen und Herren.

Das Problem mit der Grabhügelgeschichte ist das man eben kein archäologischer Nachweis der Zerstörung eines solchen hat.Deshalb kann ich mich deiner Meinung anschliessen.

Mein Betrag bezieht sich natürlich auf den von Ravenik
 
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