Der phonetische Einfluss des Baskischen aufs Spanische und seine Hyperkorrektur f > h

El Quijote

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Die Pässe über die Pyrenäen heißen hourquettes. Man meint es müsste fourquettes heißen, Gabelung. Aber original ist hourquette. Slawisch horka ist kleiner Berg, Hügel.

Das lateinische /f/ im Anlaut ist durch den baskischen Einfluss zu /h/ geworden und schließlich ganz weggefallen. Dieses Phänomen findet man in zwei romanischen Sprachen, die in dem Baskischen benachbarten Regionen entstanden sind, dem Gaskognischen (da steckt auch Baskisch drin) und dem Kastilischen. Teilweise wurde es auch hyperkorrigiert, sprich, ein nichtetymologisches /f/ wurde dort, wo richtigerweise ein /h/ stand eingesetzt.
Beispiele:
fornum - horno - 'Ofen'
facere - hacer (factum - hecho) - 'machen'
al-funduq - alhóndiga - 'Karawanserei', 'Lager', 'Magazin', das Etymon im heutigen Arabisch auch 'Hotel'
faba - haba - 'Bohne'
formosus - hermoso - 'schön'
filum - hilo - 'Faden'
feno - heno; fenile - henil - 'Heu'; 'Scheune'
fuscus - hosco - 'dunkel'
findere - hender - 'spalten'
fabulari - hablar - 'sprechen'
(Die Liste ließe sich noch seitenlang fortführen).

Hyperkorrektur:
Alfambra - al-hambra'a (wie die Alhambra) - 'die Rote'
Alfama - al-Hammam - 'Dampfbad', 'heiße Quelle'
(Hyperkorrekturen gibt es naturgemäß weniger, mir fallen leider nur diese beiden ein. Korrekte Korrekturen fallen naturgemäß weniger auf, da müsste man schon die Form mit <h> im Anlaut belegt haben und dann das <f> wieder. Da aber die Formen sowieso lange nebeneinander bestanden, ist das schwierig eine Korrektur nachzuweisen.)
 
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Richtig. Ich hab sogar aus dem Mittelalter den Beleg für Alfozis, also die Bewohner eines alfoz. Im heutigen Spanisch existiert diese Vokabel (also alfozis) allerdings nicht.

Alfóz ist ja auch ein "altes" Wort von dem viele gar nicht mehr wissen, was es bedeutete. Es taucht aber mehrfach als Ortsname auf, z.B. Alfóz de Lloredo oder Santa Gadea del Alfóz.

Ich habe noch zwei: Alfoli (Getreide- oder Salzspeicher) von Al-hurí bzw. Al-hury.

und anscheinend mit dem selben Ursprung, Alforja (Satteltasche)
 
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Was wir bisher an hyperkorrigierten Worten vorliegen haben, sind auffälligerweise alles Lexeme aus dem Arabischen. Vorausgesetzt das ist kein Zufall:
- Warum ist es so, dass die Spanier des Mittelalters dazu tendierten, ausgerechnet die Arabismen zu hyperkorrigieren?
- Welche lateinischen Worte, die eigentlich mit h- anlauteten wurden hyperkorrigiert?
- Kann man - wie im Falle von al-Funduq, wo das anlautende arabische f- noch zu h- wurde (alhóndiga) bzw. umgekehrt bei den hyperkorrigierten Lexemen die Umlautung bzw. Hyperkorrektur datieren bzw. bieten die Umlautung und die Hyperkorrektur einen Anhaltspunkt, wann die Begriffe (terminus post/ante quem) ins Spanische entlehnt wurden?
 
Bismillah! Ich habe zwar ein recht großen spanischen Wortschatz, kann aber weder genügend arabische oder lateinische Wörter, um darüber sinnvoll zu diskutieren. Mir fällt dazu nur folgendes ein: Die modernen baskischen Dialekte, die in dem südlichen Baskenland gesprochen werden, haben kein klingendes "H". Meine Freunde, die vor dreissig Jahren das "Batua" gelernt haben, sind zum Teil zum Lernen ins französische Baskenland, wo es kurioserweise dieses Phonem gibt, und kamen dann mit den interessantesten Versuchen dieses auszusprechen zurück (klang oft wie eine Katze die ein Wollknäuel auswürgt). Das heist aber natürlich nicht, dass es vor Tausend Jahren genauso aussah. Die Teilung gibt es aber doch schon relativ lange, denn es gibt Namen die im Süden ohne und im Norden mit H geschrieben werden (Irigoyen-Hirigoyen).

Wie steht es denn überhaupt mit der Aussage, dass das einzige Phonem des arabischen, das im Spanischen Überdauert hat, das "J" (X) ist, welches in anderen romanischen Sprachen gar nicht vorkommt? War es vielleicht das einzige, das stark genug war um zu überstehen, während andere sich an ähnlich klingende Laute anglichen?
 
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Es gibt zwar diesen Laut [χ], der dem spanischen jota <j> entspricht auch im Arabischen <ﺥ>, dann meist als <kh> oder <ḫ> umschrieben, der hat aber historisch nichts mit dem spanischen jota zu tun, welches sich erst im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts entwickelte und zwar aus dem damals weichen spanischen g/j (vgl. italienisch giorno) oder aus dem spanischen [ʃ], welches mit x wiedergegeben wurde (vgl. Jerez < Xerez < arab. Šariš > Sherry) oder Don Quixote > Don Quijote (im Französischen und Deutschen Quichotte, gesprochen "Qischott"). Das arabische <ǧ> und <š> in spanischen Entlehnungen fiel im 16. Jhdt. zusammen zum weichen <g> und wurde dann dementsprechend zum jota.
 
Ich habe lange nachgedacht, welche arabischen Etyma, die ins Spanische eingegangen sind, außer Neuentlehnungen wie die Eigennamen Ibn Ḫaldūn (Jaldūn) und Ibn al-Ḫaṭīb (al-Jaṭīb) oder jarcha denn überhaupt den Laut [χ], <> haben.
Ich bin bis dato auf zwei gekommen: Khan/Ḫān, eines der wenigen spanischen Worte mit <k>: kan, und alcachofa von al-ḫaršūfa/al-ḫuršūf.
Ḫān nehme ich nicht so wirklich ernst, weil dieses Wort über den Schriftweg ins Spanische gekommen sein dürfte.
Folgerung für den Augenblick*: Aus <>, umschrieben <ḫ> = [χ] wurde regelmäßig [k] umgelautet.
Das [r] aus al-ḫaršūfa wurde abgeschliffen, so dass es im spanischen alcachofa verloren ist.


*Auch zwei Schwalben machen noch keinen Sommer, daher würde ich auf der Datenbasis von zwei Worten (wenn man Ḫān nicht gelten lässt auf sogar nur einem) noch kein abschließendes Urteil bilden.
 
Bei den vorher genannten Beispielen stand das <ḫ> ([χ]) ja im Anlaut, trotz des vorgeschalteten Artikels al-. Im Beispiel almacén welches das gleiche Etymon hat, wie unser Magazin, nämlich al-maḫzan, ist das [χ] wiederum nicht zum [k] umgelautet sondern abgeschliffen worden, was freilich auch daran liegen mag, dass ihm kein Vokal sondern ein Konsonant folgte.
 
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