Der Weg zur Reichsgründung

B

Bilu

Gast
Hallo liebe Leute,
Ich hoffe ihr könnt mir helfen. Ich habe in der Oberstufe bis jetzt kein Geschi gehabt und nun in der 13 einen sogenannten Geschizusatzkurs.
Ich bereite im Moment ein Referat vor. Es geht um die Reichsgründung 1871 und die Frage ob das eine Machterweiterung Preußens war. Mein Problem. Ich kann die Züge Bismarcks nicht wirklich nachvollziehen. Also es werden 3 Kriege als Weg zur Reichsgründung beschrieben (also ich nehme an der Vormärz und die Märzrevolution haben auch ihren Teil dazu beigetragen, wenn die Revolutionäre ihre Ziele auch nicht erreicht haben). Der erste Krieg gegen Dänemark (Deutsch-Dänischer Krieg 1864). Schleswig (gehörte im Gegensatz zu Holstein nicht zum deutschen Bund) wird zum Teil von Dänen bewohnt und Dänemark will Schleswig nun einnehmen. Wo ist das Problem? Warum will Bismarck das nicht? Warum will er Schleswig und Holstein an Preußen binden? Oder tut er das aus Gründen der Machterweiterung? Aber was hätte das für eine Auswirkung auf die deutsche Frage. Ich meine kann keine Nation gegründet werden ohne dass Preußen Schleswig besetzt und schließlich beherrscht? Es kommt zu Konflikten wegen der Verwaltung der Herzogtümer (Österreich und Preußen verwalten sie gemeinsam)
warum muss im 2ten Krieg Österreich aus dem Bund gedrängt werden? in wieweit wirkt sich das auf die Einigung aus? Ich habe mir überlegt : Vielleicht ist es gut das endlich jemand eine Entscheidung trifft über die großdeutsche oder kleindeutsche Frage. Die Deutschen sind sich nicht einig und kommen deswegen nicht in die Pötte. Dadurch dass Bismarck Österreich aus dem Bund drängt ist eine großdeutsche Lösung ausgeschlossen. Er nimmt den Deutschen quasi die Entscheidung ab. Seht ihr das ähnlich?Oder liege ich total falsch , oder könnt ihr was ergänzen?
Und der letzte Krieg gegen Frankreich? Waruuuum ? :D verdammt ich versteh einfach nicht warum diese Kriege notwendig waren. Sie werden als Weg zur Reichsgründung beschrieben aber weshalb-das steht nirgends...
Ich wäre euch sehr dankbar für Antworten
Liebe Grüße Bilu
 
Du hast vielleicht ein Problem, weil Du davon ausgehst, daß Bismark 1. die deutsche Einheit wollte und 2. die Kriege gezielt darauf hin gesteuert hat. Wenn man das voraussetzt, kann ich Dir leider auch nicht helfen, die Vorgänge zu erklären.

Meine Meinung: Zunächst mal, Bismark wollte nicht in erster Linie die deutsche Einheit, sondern höchstens eine deutsche Einheit unter Aufrechterhaltung oder Stärkung der Macht Preußens. Er war preußischer Politiker, nicht deutschnationaler Politiker. Er war mit einem in der gebildeten Schicht in allen deutschen Staaten weitgestreuten Wunsch nach einem einigen (und am besten irgendwie stärker demokratischen, was Bismark als konservativem Royalisten gar nicht passte) Deutschland konfrontiert und mußte damit rechnen, daß die Einheit früher oder später kommen würde. Das Hauptproblem einer Sicherung der preußischen Macht war die k.k, bzw. k.u.k. Monarchie (nenne ich mal Österreich). Preußen und Österreich waren beide zu groß, um hinter dem anderen in einem einigen Deutschland zurückzutreten. Österreich hatte das Präsidium im Deutschen Bund und war nominell erste Macht, was Preußen egal sein konnte, solange der Bund nur eine lose Staatenvereinigung war. In einem Bundesstaat wäre jedoch die Macht der Länder stark beschnitten worden, daher war es für Preußen wichtig, den späteren Bundesstaat an sich zu dominieren.

Der Krieg gegen Dänemark hatte wenig mit irgendeinem Plan zur deutschen Einheit zu tun. Bereits 1848-50 hatte es wegen Schleswig Probleme gegeben, wobei nationaler Überschwang auf beiden Seiten eine Rolle spielte. Die Deutschen in Schleswig-Holstein bildeten eine Art Revolutionsregierung. Der Deutsche Bund stellte sich auf die Seite der provisorischen Regierung und führte Krieg gegen Dänemark. Der Deutsche Bund, also vor allem Preußen als Hauptstellerin von Truppen, beendete 1850 den Krieg auf Druck der Großmächte, um einen "Weltkrieg" zu verhindern (zu dem sehr viele Demokraten der Paulskirche übrigens gerne bereit gewesen wären). Danach wurden die Deutschnationalen in Schleswig-Holstein geschlagen, es blieb mehr oder weniger wie vorher, also ungeteilt, dänischer König als Oberherr.

1864 ging es mehr oder weniger um das gleiche Problem: die neue dänische Verfassung von 1863 behandelte Schleswig wie einen Teil Dänemarks und verstieß daher aus Sicht vieler Deutscher gegen die alten Rechte. Daher erklärte der Deutsche Bund den Krieg, ohne das es eines sinistren Plans Bismarks bedurft hätte. Interessant ist vor allem, daß Bismark dafür sorgte, daß auch Österreich sich mit Truppen am Kampf beteiligte.

Der Krieg 1866 Preußen gegen den Deutschen Bund (eigentlich Preußen-Österreich) ging um die Vorherrschaft in Deutschland generell. Es ging allerdings nicht um die deutsche Einheit. Er lag schon länger in der Luft, der Streit um die Verwaltung Schleswig-Holsteins war nur ein Vorwand. Der Zeitpunkt war günstig, denn Österreich war relativ isoliert in Europa. Danach konnte Preußen den Norddeutschen Bund bilden und dominieren, der außer Baden, Württemberg, Bayern, Österreich und Kleinstresten das gesamte deutsche Gebiet umfaßte.

Ich glaube nicht, daß Bismark danach weiter in Richtung auf die deutsche Einheit plante, jedenfalls nicht militärisch. Er scheint eher auf ein langsames Zusammenwachsen gesetzt zu haben. Besonders wichtig war ihm die Einheit wahrscheinlich nicht. Frankreich war allerdings durch die neue Macht Preußens brüskiert, da es sich für die angestammte Vormacht Europas hielt. Die etwas seltsame Haltung Frankreichs wird z.B. deutlich an einer der Parolen der starken Kriegspartei in Paris 1870: "Rache für Sadowa", also für einen Krieg, an dem Frankreich gar nicht beteiligt war (Sadowa = Königgrätz), der aber Preußens Macht gestärkt hatte. Als dann mit der potentiellen Krönung eines Hohenzollern-Seitenliners in Spanien das alte Gespenst der Umzingelung Frankreichs auftauchte, ging man auf harten Konfrontationskurs gegen Preußen, daß man (fälschlicherweise) als Drahtzieher der spanischen Frage vermutete. Bismark befürwortete im Gegensatz zum preußischen König die Kandidatur, denn bei Erfolg hätte Frankreich wohl seine südwestlichen Armeen erheblich stärken müssen, was die ständige Bedrohung deutschen Gebiets durch Frankreich, die es seit dem 17. Jhd. gab (Stichwort: Rheingrenze), verringert hätte. Er führte den Krieg nicht gezielt herbei, nahm ihn aber ab einem gewissen Zeitpunkt wohlwollend billigend in Kauf. Frankreich manövierte sich dabei durch sein kriegslüsternes und anmaßendes Auftreten ins diplomatische Aus, mit der Folge, daß es in Europa einhellig als der Aggressor angesehen wurde, der Deutschland angriff.

Im einzelnen war das alles natürlich sehr viel komplizierter als hier kurz geschildert und ist oft auch heute noch in der Forschung umstritten, z.B. die Bedeutung der Emser Depesche für den Krieg.

Also gezielt herbeigeführt hat Bismark meiner Meinung nach höchstens einen der Kriege, er hat die anderen genutzt, um Preußens Macht trotz und bei der deutschen Einigung, die einfach politisch-ideologisch in der Luft lag, zu erhalten und zu stärken. Er wollte ein starkes Preußen, allenfalls ein preußisch dominiertes Deutschland. Und das hat er gekriegt plus einen Wust von gewaltigen Problemen wegen der wackeligen Machtbalance, die ein vereintes Deutschland in Europa auslöste. Diese Probleme waren ihm bewußt und er versuchte die weiteren Jahre, sie irgendwie unter Kontrolle zu halten.
 
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Und der letzte Krieg gegen Frankreich? Waruuuum ? :D verdammt ich versteh einfach nicht warum diese Kriege notwendig waren. Sie werden als Weg zur Reichsgründung beschrieben aber weshalb-das steht nirgends...

Luziv hat oben schon ausgeführt, dass 1866 eine günstige Lage im Krieg gegen Österreich-Ungarn ausgenutzt wurde.

Schau Dir die zwei Stufen an:

"Preußen annektierte Schleswig-Holstein, die souveränen Bundesglieder Königreich Hannover (Absetzung König Georgs), Herzogtum Nassau, Kurfürstentum Hessen und die Freie Stadt Frankfurt (Selbstmord des Bürgermeisters Fellner) und stellte sie unter Militärverwaltung. Dadurch erlangte Preußen die Verbindung zwischen seinen westlichen Gebieten (Rheinprovinz und Provinz Westfalen) und dem östlich der Elbe gelegenen Kernland Brandenburg. Andere Mitglieder des Bundes wie Sachsen (Obersachsen) gerieten in preußische Abhängigkeit."
Deutscher Krieg ? Wikipedia

Ein ähnlich günstige Lage wurde 1870 mit der Isolierung Frankreichs ausgenutzt. 1866 war bereits Frankfurt als Finanzplatz der süddeutschen Staaten unter Kontrolle gebracht worden; der Krieg 1870 vollendete das auch in politischer Hinsicht.
 
Ein Interview Bismarcks mit der Times so ca. Mitte 1871 (fiktiv)

T = Times
B = Bismarck

T: Wir danken Ihnen für die Ehre uns dieses Interview zu gewähren, Exzellenz.
B: Ich habe für Ihre Anfrage zum selbigen zu danken.
T: Unsere Leser interessieren sich für den Weg den Sie, natürlich unter Führung durch Seine Majestät, gingen um die Einigung des Reiches auf so glänzenden Weg zu erreichen.
B: Ob der Weg glänzend war, werden spätere Generationen zu beurteilen haben.
T: Dem Weg war aber Erfolg beschieden.
B: Mit Gottes Hilfe, ja.
T: Vllt. schildern Sie uns Ihre Intentionen auf dem Weg.
B: Österreich ist ein sehr ehrwürdiger Staat, der lange Zeit die Geschicke des HRR bestimmte und Habsburg eine alte deutsche Dynastie. Beginnend mit dem Westfälischen Frieden und dann aufbrechend mit den drei Schlesischen Kriegen wurde im Reich ein Dualismus manifest, zwischen Österreich und dem Königreich.
T: Sie meinen Preußen?
B: Ja.
B: Die Kriege gegen Napoleon überdeckten diesen Dualismus, außerdem wuchs in ihrer Folge der Einfluß des Zaren auf Europa.
T: Sie spielen auf den Wiener Kongreß an und den Bund.
B: Ja, Österreich hatte ja das Präsidium inne, in meiner Zeit als Gesandter in Frankfurt, verfestigte sich bei mir die Überzeugung, daß eine nationalstaatliche Einigung der Deutschen mit Österreich nicht gelingen würde. Österreich war zu stark in Italien, dem Balkan und in Osteuropa involviert.
T: Inwieweit spielte der Zollverein eine Rolle?
B: Eine Herausragende, wird immer unterschätzt, Österreich war da schon nicht mehr dabei.
T: Die Schleswig-Holstein-Frage?
B: 1848 haben einige Hitzköpfe versucht, daraus Kapital zu schlagen, dem hat aber das Londoner Protokoll 1852 ein Ende gemacht.
T: 1850...?
B: Das bitterste Erlebnis meines politischen Lebens, Olmütz, dieser Vertrag, besser die Punktation, war der point of not return, so sagen Sie doch, zwischen Preußen und Österreich.
T: Der Krieg gegen Dänemark, sah dann aber Österreich und Preußen, Seite an Seite.
B: Richtig, es war eine Bundesexekution, dessen Ausgang für alle vorhersehbar war. Die Dänen haben einfach das Verhältnis zwischen den europäischen Mächten falsch eingeschätzt. Ein nichtdeutscher Potentat erhebt Herrschaftsansprüche auf deutsche Herzogtümer in Berufung auf das Lehnsrecht, im übrigen sehr dünne Gründe, ich bitte Sie, noch dazu er ein internationales Abkommen bricht. Das Ergebnis wurde ja in der Folge auch allgemein akzeptiert. (Vergl. hier: http://www.geschichtsforum.de/f82/w...stein-konflikt-f-r-die-deutsche-nation-35451/)

T: Der Bruderkrieg? War das nicht eine sehr schwerer Entschluß?
B: Nach Olmütz war eine Entscheidung zwischen Österreich und Preußen überfällig, seinerzeit scheiterten die friedlichen Unionspläne. Österreich ist kein deutscher Staat und der Reichsausgleich hat das danach mehr als deutlich gemacht.
T: Sie meinen 1867?
B: Ja. Natürlich.
T: Wäre das nicht auch anders gegangen?
B: Erklären Sie mal einem pommerschen Bauern, daß ein Ungar nun auch dazugehört, ich antizipiere Ihre Einwände, Ungarn gehörte nicht zum Bund, aber genau dieses war ein Grund. Ich enthalte mich aller nationalistischen Bemerkungen, aber die Zeit des Deutschen Bundes war vorbei. Formell war es ja eine Bundesexekution gegen uns. Die uns...
T: Sie meinen die Annektionen?
B: Ja auch.
T: Italien?
B: Schauen Sie, wenn ein deutscher Staat Provinzen in Italien hat und diese nicht verteidigen kann.
T: Solferino?
B: Genau, wo sollte seine Rolle in der nationalstaatlichen Einigung liegen. Nochmal auf die Annektionen zurückkommend, Hannover, Hessen-Kassel, Frankfurt usw. Ich denke, das werden treue preußische Untertanen werden.
T: Wirtschaftliche Gründe?
B: Naja, die norddeutschen Staaten prosperierten, Österreich, nun dazu möchte ich nichts sagen.
T: Nachdem der Norddeutsche Bund gegründet war, warum der Krieg mit Frankreich?
B: Wissen Sie, Napoleon III. hatte Probleme, das mexikanische Abenteuer, sein italienisches Engagement, innenpolitische Probleme, die Kandidatur war, ehrlich gesagt auch nicht freundlich, und es stand einem fast geeinigten Deutschland entgegen.
T: Bad Ems?
B: Nun, Bad Ems geht in die Geschichte ein.
T: Mit Kandidatur meinen Sie...
B: Ja, seine königliche Hoheit.
T: Leopold?
B: Ja.
T: Damit ist Österreich raus aus dem eigentlichen Deutschland?
B: Richtig, aber das waren schon andere vorher, die Niederlande, die Schweiz, Dänemark, auch Ihr Land seit 1837. Ob wir es wollen oder nicht, unser Jahrhundert ist das Jahrhundert der nationalstaatlichen Konsolidierung, wir sind etwas spät dran, Frankreich und auch Ihre stolze Nation haben es uns viel früher beispielgebend vor Augen geführt.
T: Danke.


M.
 
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Ich glaube, er hätte sich einen Seitenhieb auf innenpolitische Widersacher und andere "politische Fantasten" nicht verkniffen. Nur um seinen außenpolitischen Pragamatismus als den einzigen gangbaren Weg noch deutlicher werden zu lassen.

Ansonsten ein sehr spannendes Interview!:winke:
 
Der Krieg 1870/71 gegen den "Erbfeind" Frankreich wurde provoziert, um die süddeutschen Staaten, gegen die 1866 noch Krieg geführt worden war, wieder "ins Boot" zu bekommen. Es ist eine beliebte Vorgehensweise, innere Spannungen und Konflikte auf einen äußeren Feind umzulenken und dadurch "die Reihen zu schließen".
 
Okay. Vielen Dank erstmal für eure schnellen und ausführlichen Antworten. Einiges davon kann ich nachvollziehen, anderes wiederum nicht. Aber ich denke das ist auch eine Sache der Auslegung. Ich habe einfach mal ein Fazit gezogen. Ich denke jeder muss sein eigenes ziehen, und sich eine eigene Meinung bilden. Dabei habt ihr mir aber definitiv geholfen. Ich würde mein Ergebnis jetzt folgendermaßen zusammenfassen: Seit dem Vörmärz war die Frage nach Einheit in Deutschland ein großes Thema. Viele Kriege Revolutionen und Aufstände wurden auf diesem Hintergrund geführt. Richtig erfolgreich waren die Revolutionäre aber nicht. Der nationale Wunsch schwebt aber immer noch in der Luft. Der wirtschaftliche Aufschwung ruft in den oberen Bevölkerungsschichten vor allem die Idee eines einheitlichen Binnenmarktes den Wunsch nach Einheit hervor. Bismarck war sich dessen bewusst. Er befürchtete eine drastische Machtbeschneidung Preußens, wenn es zum Bundesstaat kommt. Er wusste dass es früher oder später zur Einigung kommt. Deshalb muss er die Macht Preußens erweitern-sein Vorgehen legitimiert er mit der Behauptung die Einigung sei nur mit Preußen als starkem Militärstaat möglich. Also aus meiner Sicht ist Bismarck ein Machtpolitiker und ich denke Luziv hat recht er hat die Reichsgründung definitiv nicht als sein Ziel gesehen, sondern die Machterweiterung Preußens. Das meiner Meinung nach ironische daran ist, dass so tatsächlich Schritt für Schritt eine Basis für die Reichsgründung geschaffen wurde. Die gescheiterte März Revolution hat sich auf viel zu viele Probleme gleichzeitig konzentriert. Man wollte alles auf einmal erreichen. Nun steht nur die Einheit im Vordergrund und das ist das Erfolgsrezept.. Zudem waren sich die deutschen vor Bismarcks Zeit über nichts einig. Die liberalen wollten eine Republik, notfalls auch mit Gewalt. Die Demokraten eine friedliche Lösung. Außerdem war man sich nicht über die kleindeutsche großdeutsche Frage einig. Bismarck hat ihnen diese Entscheidungen abgenommen. So hat Preußen z B die großdeutsche Lösung ausgeschlossen, weil es Österreich aus dem deutschen Bund drängte. Das erscheint zunächst radikal, aber ist ein Weg aus der Stagnation.
Was haltet ihr von meinem Fazit? Kann man das nachvollziehen ? Ich bitte um Kritik
Liebe Grüße Bilu
 
@Bilu

Überdenke vllt. nochmal folgende Argumente:

1848/49 scheiterte die Einigung an vielen Problemen (großdeutsch vs. kleindeutsch, die Auswirkungen der Revolution, Reichsverfassung (Paulskirche), die Gemengenlage von politischen und sozialen Forderungen, Uneinigkeit usw.).

1850 (Olmütz) wurde der vorrevolutionäre politische Zustand wiederhergestellt. Schau Dir mal einen historischen Atlas an. Es gab per se nur zwei Mächte, die die nationalstaatliche Einigung durchsetzen konnten, Österreich oder Preußen. Um die Machtstellung Preußens bei der kleindeutschen Einigung mußte sich Bismarck keine Sorgen machen.

Ein großdeutsche Einigung unter Führung Österreichs wäre keine nationalstaatliche Einigung gewesen. Bei einer großdeutschen "Einigung" wäre Deutschland in die österreichischen Konflikte involviert worde (Balkan; Ö <=> Osmanisches Reich, Balkan und Osteuropa; Ö <=> Rußland [Stichwort: Ergebnisse des Krimkrieges], innerhalb Ö die Nationalitätenfrage, Italien; das sich gerade einigende Italien <=> Ö, der Vatikanstaat; Ö <=> Italien und Italien <=> Frankreich usw.). Das war keine wirkliche Option.

Der Zollverein hat die kleindeutsche Lösung auf wirtschaftlichen Gebiet vorweggenommen und Ö nicht mit einbezogen.

Ach übrigens, das mit der Republik, würde ich auch nochmal überdenken.

M.
 
Mhh.. ich hab drüber nachgedacht. Also die Republik.. aber ich kommt nicht drauf. Was ist denn daran falsch?Wollten sie keine Republik?
Ist mein Fazit denn teilweise richtig, oder tappe ich immernoch vollkommen im dunklen?
Liebe Grüße
 
nein, sie wollten keine Republik mit gewähltem Staatsoberhaupt, sondern nur eine konstitionelle Monarchie. Und Demokratie der Form ein Mensch eine Stimme war auch vielen sehr suspekt, denn der Kutscher, der Fabrikarbeiter genauso mächtig wie der Fabrikbesitzer? Das ging im Bürgertum garnicht
 
Der Krieg 1870/71 gegen den "Erbfeind" Frankreich wurde provoziert, um die süddeutschen Staaten, gegen die 1866 noch Krieg geführt worden war, wieder "ins Boot" zu bekommen. Es ist eine beliebte Vorgehensweise, innere Spannungen und Konflikte auf einen äußeren Feind umzulenken und dadurch "die Reihen zu schließen".


Das ist vollkommen unzutreffend. Hier eine Kopie eines Beitrages von mir.


Frankreich hatte ziemlich große Sorge, das der Norddeutsche Bund sich unter der Führung Preußens will heissen Bismarcks mit dem Süddeutschen Staaten vereinigen könnte. Es war nämlich klar, das dadurch Frankreich seine halbhegiomoniale Position in Europa verlieren würde. Es ging also darum das werdende Deutschland zu verhindern. Die Franzosen fühlten sich von noch immer von Bismarck, Stichwort 1866 und die ausgeliebene Kompensation (Luxemburg) für Frankreich, über den Tisch gezogen. Bismarck hatte dies zwar nicht explizit zugesagt, aber im Prinzip zu verstehen gegeben, das dies wohl kein Problem darstellen würde. Bekanntermaßen ist es denn ganz anders gekommen. Die Franzosen verlangten "Rache für Sadowa." Sie haben es ihrem Kaiser Napolen III. nicht so recht verziehen, dass er bei dem deutschen Bruderkrieg tatenlos zugesehen hat. Ein Regime, wie das Napoleons war auf außenploitische Erfolge und den damit verbundenen Prestig aber angewiesen, damit sein Kaisertum vom Volke mitgetragen wird. Und 1870 sah es nicht gerade rosig um die Monarchie Napoleons aus.

Als dann die Thronkandidatur Leopolds bekannt wurde, haben im Frankreich sämtlich Glocken Sturm geläutet. Es galt zu verhindern, das ein Prinz der Hohenzollern auf dem Thron Karl V. Platz nimmt. Die französische Diplomatie ist dabei gleich sehr agressiv zu Werke gegangen, was nicht zuletzt am dem französischen Außenminister Gramont, ein ausgesprochener Preussenhasser, gelgen hat. Es ist aber auch zu berücksichtigen, das natürlich er auch unter dem Druck der Öffentlichkeit stand. Gramont ist es im Prinzip darum gegangen, Preussen zu demütigen und hat dabei kräftig mit Feuer, hier eben dem Krieg, gespielt. Des Weiteren hatte Gramont aber auch die internationalen Absichten und Reaktionen kolossal falsch eingescshätzt bzw. hatte aus den Berichten seiner Botschafter das herausgelesen, was er lesen wollte. Der Mann war als Außenminister vollkommen unfähig.
 
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