Dessau: Verbleib des Fürsten Leopold I. nach 1945

Opteryx

Aktives Mitglied
Heute habe ich mal eine Frage an Mitwirkende und Publikum. Es geht um die Rückführung der Mitglieder des hiesigen Fürstenhauses in ihre ehemalige Grabstätte in der Schlosskirche. Nach der Bombardierung stand die Kirche offen. Plünderer öffneten die Särge und stahlen Beigaben und zuletzt sogar das Metall der Särge. Deshalb bettete man einige Särge in eine Gruft des alten Friedhofs I um. Diese wurden jetzt zurückgeführt. Es fehlen der alte Leopold und seine Gattin. Ein Vorortpfarrer hatte diese bereits frühzeitig im Handwagen abtransportiert und nach seinen letzten Worten auf seinem Friedhof erdbestattet. Bevor er am Folgetag dazu nähere Angaben machen konnte, verstarb er. Diese Angaben stammen von einem absolut glaubwürdigen Vertreter der Kirche.
Eine kleine Arbeitsgruppe möchte diesen Vorgang rekonstruieren, da neben einer Rückführung auch ein Denkmal auf diesem Vorort-Friedhof zur Diskussion steht.
Die Friedhofskirche war 1945 nach einem Angriff völlig zerstört und von einem Trümmerfeld umgeben. Sie oder ihre unmittelbare Nähe scheiden für eine Beisetzung zu diesem Zeitpunkt aus. Straßenseitiger Sichtschutz bestand in geringem Umfang nördlich der Kirche, da die Entdeckung der illegalen Beisetzung schwere Strafen zur Folge gehabt hätte..
Die Friedhofsmauer grenzt im Osten unmittelbar an den Pfarrgarten. Da in diesem völliger Sichtschutz bestand, wäre auch eine Beisetzung in diesem denkbar. An der Außenseite dieser Mauer setzte man aber i.a. nur "Außenseiter" bei.
Hieraus ergeben sich folgende Fragen:
Wäre eine Beisetzung im Pfarrgarten nach damaligem Denken annehmbar?
Hätte der Pfarrer eine besondere Kennzeichnung des Sarges/Behälters) für die Nachwelt eingebracht (unmittelbare Steinabdeckung, Metallplatte, Flasche mit Schriftstück), um eine unbewusste Zerstörung zu vermeiden? Auch auf die Gefahr hin, sich schwerster Bestrafung auszusetzen?
Wäre die Außenfläche an der Friedhofsmauer trotz ihrer Vorteile ein absolutes Tabu gewesen?
Es soll auf dem Friedhof auch einen Bombentrichter gegeben haben. Wäre dort eine Beisetzung denkbar?
Über angeblich früher vorhanden gewesene Grüfte gibt es widersprüchliche Angaben. Alle Augenzeugen sind leider verstorben.
Die Angabe, dass die Beisetzung in einer offenen Grabgrube unterhalb einer bevorstehenden regulären Bestattung erfolgt wäre, wird abgelehnt.
Unsere Arbeitsgruppe ist für jede, auch abweichende Meinung, dankbar.
 
Ich habe die ÜS mal angepasst. (Wenn man "alter Leopold" googelt, kommt man auf Leopold I. und den 1945 mit der Marienkirche verschollenen Prunksarg. Das passt auch zu dem was O. bisher über sich öffentlich preisgegeben hat.)
 
Opteryx, mir scheint es so zu sein, dass man eigentlich nur spekulieren kann. Was ich nicht ganz verstehen kann, ist, welche Strafen du für einen Pfarrer befürchtest, der 1945 Leichen bestattet. Es gab zwar wegen aller möglicher nichtiger Vergehen in der Kriegsendphase drakonische/willkürliche und häufig genug mit dem Tod endende "Strafen", aber dass das Bestatten von Leichen dazu einen Anlass gab, wäre mir bislang noch nicht untergekommen.
 
Dazu muss man natürlich wissen, dass D. zu dieser Zeit (Herbst 1945) bereits sowjetisch besetzt war. (Die Plünderungen wurden aber nicht von Soldaten, sondern von Einheimischen durchgeführt.) Wer damals Gebeine der verhassten Adligen sicherstellte oder gar bestattete, musste mit politischer Verdächtigung und sofortiger Verhaftung (ein Zeitzeuge meinte sogar, dass dafür Sibirien drohen konnte) rechnen. Der Pfarrer L. konnte deshalb die Gebeine vermutlich nur, unter Brennholz versteckt, mit dem Handwagen durch die völlig zerstörte Innenstadt transportieren, immer befürchtend, einer Militärpatrouille in die Hände zu fallen. Der Prunksarg blieb zunächst noch in der Kirche und wurde erst später, als es entspannter war, zerstört und vermutlich von Metalldieben verschrottet. Sein Verbleib ist unbekannt. Wiederbestattet wurde er nicht.
Auch wir können nur Fakten sammeln und spekulieren, um dann gezielt suchen zu können. Deshalb sind wir natürlich auch an reinen Spekulationen interessiert.
 
Entschuldigung, Opteryx. Aber welcher Fürst Leopold ist hier eigentlich gemeint?
Pardon. ElQ hat es dankenswerter Weise nachgeholt. Ich habe absichtlich den Handlungsort nicht in den Vordergrund gestellt. Uns kommt es darauf an, sich in das damalige Denken und Handeln von Kirchenmitarbeitern auf Basis des geltenden kirchlichen Bestattungsrechts hinein zu versetzen und hier ist jede Spekulation hilfreich. Alle anderen lokalen Quellen wurden bereits ausgeschöpft.
 
Pardon. ElQ hat es dankenswerter Weise nachgeholt. Ich habe absichtlich den Handlungsort nicht in den Vordergrund gestellt. Uns kommt es darauf an, sich in das damalige Denken und Handeln von Kirchenmitarbeitern auf Basis des geltenden kirchlichen Bestattungsrechts hinein zu versetzen und hier ist jede Spekulation hilfreich. Alle anderen lokalen Quellen wurden bereits ausgeschöpft.
Soll ich die ÜS wieder zurück ändern?
 
Wir wären auch an Untersuchungsergebnissen über den Mumifizierungsgrad von Bestatteten aus dem 18.Jhd in luftdichten Zinksärgen interessiert. Wer kann helfen?
 
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