Deutsch-britisches Flottenabkommen 1935

hier kurz die Daten:
Kreuzer G Admiral Hipper 13900to. Auftrag 30.10.1934, Blohm & Voß, Hamburg, Kiellegung 06.07.1935
Kreuzer H Blücher 13900to. Auftrag 1935, Deutsche Werke, Kiel, Kiellegung 27.8.1935
Kreuzer I Prinz Eugen 14800to. Auftrag 16.11.1935, Germania, Kiel, Kiellegung 23.04.1936
Kreuzer K Seydiitz 14800to. Auftrag 1936, Deschimag, Bremen, Kiellegung 29.12.1936
Kreuzer L Lützow 14800to. Auftrag 1936, Deschimag, Bremen, Kiellegung 02.08.1937

Die Kiellegungen von Hipper und Blücher sollen vor dem Flottenabkommen erfolgt sein, danach Abbruch bzw. Kielverlängerung (ich meine, erwähnt bei Koop/Schmolke, aber vielleicht liege ich da auch falsch)
 
aus der Denkschrift "Der Kampf der Marine gegen Versailles 1919-1935"

"... Trotzdem ist es gelungen, bereits 3 1/2 Monate nach der am 16. März 1935 erklärten Wiederherstellung der Wehrhoheit des Reiches, und zwar am 20. Juni 1935 das erste U-Boot, und im ungefähren Abstand von je 8 Tagen laufend weitere U-Boote in Dienst zu stellen, so dass sich am 1. Oktober 1935 zwölf U-Boote mit ausgebildetem Personal in Dienst befanden."

Deutlicher kann man wohl den fehlenden Zusammenhang mit dem dt.-brit. Flottenabkommen kaum zum Ausdruck bringen.
IMT Band XXXIV, S. 565 ff.

dazu Haushaltplan 1935 (erstellt vor dem Flottenabkommen):
Panzerschiff D
Panzerschiff E
A-Kreuzer G
A-Kreuzer H
U-Boote 1-20, 25-30, 33-34

Dülffer, Weimar, Hitler und die Marine, S. 567.

Ganz interessant auch noch:
Raeder, Gespräch mit dem Führer im Juni 1934 bei Abmeldung des Kommandanten der "Karlsruhe":
" ... 2. OBdM spricht Ansicht aus, dass die Flotte später doch gegen England entwickelt werden müsse, dass daher von 1936 an die großen Schiffe mit 35cm Geschützen armiert werden müssen (wie King George V-Klasse).
3. Führer fordert nötige Geheimhaltung des U-Boot-Baus mit Rücksicht auf die Saar-Abstimmung."
IMT, XXXIV, S. 775.
 
Köbis

Da hast Du eine gute Übersicht über die Marineverträge der 30er Jahre geschrieben. Nur bei Details habe ich Korrekturen.

Die Flottenbeschränkungen des Washingtoner Abkommens sollten in den Londoner Verträgen 1930 verlängert werden, doch zerbrachen diese daran, daß Japan die Verträge fristgerecht gekündigt hatte und auch Italien sich nicht mehr daran gebunden hielt. Neue Bestimmungen in den Londoner Verträgen war die Kaliberobergrenze der Artillerie, sowie die Tonnagegrenze eines Schlachtschiffes zu erhöhen.
1930 haben die USA, Großbritannien und Japan den Londoner Vertrag uneingeschränkt unterzeichnet. Frankreich und Italien haben nur die Vereinbarungen für Schlachtschiffe und Flugzeugträger akzeptiert. Bei allen anderen Schiffsklassen (Schwere Kreuzer abwärts) hatten sie seit 1930 freie Hand beim Ausbau der Seestreitkräfte.

Wie Du schriebst, hat Japan am 31.12.1934 den Londoner Vertrag fristgerecht gekündigt. Den neuen Vertrag von 1936 haben nur noch Großbritannien, die USA und Frankreich unterzeichnet. Italien war wegen dessen Überfall auf Äthiopien damals ausgegrenzt. Am 17.07.1937 trat Deutschland - knapp nach der Sowjetunion - diesem Vertrag bei.

Das glaube ich nicht, denn die Seerüstung der Sowjetunion war wohl doch eher mager, das lag wohl zum einen an Finanziellen Mitteln zum anderen am Fehlenden Know How.
Nun ja, wie gesagt, am 17.07.1937 trat die Sowjetunion dem Londoner Vertrag von 1936 bei. Schon zuvor, am 02.05.1935 haben Frankreich und die UdSSR einen gegenseitigen Beistandspakt geschlossen, der sich nicht offiziell, aber erkennbar gegen Deutschland richtete. Dazu wurde durch den Vertrag von Montreux (20.07.1936) das Verlegen von sowjetischen Kriegsschiffen in oder vom Schwarzen Meer wieder möglich. Umgekehrt konnten keine Schlachtschiffe der Nichtanrainerstaaten ins Schwarze Meer einlaufen. Dadurch wurde die Schwarzmeerflotte de facto unangreifbar. Diese Vereinbarung ging ebenfalls auf eine Initiative Frankreichs zurück. Im November 1936 fanden die sowjetisch-US-amerikanischen Verhandlungen statt, die schließlich zur Vereinbarung der Lieferung von 40,6-cm-Drillingtürmen sowie Panzerung für die Schlachtschiffe der "Sovietsky Soyuz"-Klasse führen. Die Förderung der sowjetischen Militärstärke durch Frankreich hatten meines Erachtens einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die britische Neigung mit Deutschland zu verhandeln. Klar, durch diesen Vertrag wurden auch die Chancen für einen Erfolg der Londoner Verhandlungen von 1936 erhöht.

Das mit den deutschen Schweren Kreuzern höre ich zum ersten mal.
Wo soll das stehen?
Das kannst Du unter anderem im NAUTICUS für 1938 nachlesen (Seite 17).
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kannst Du unter anderem im NAUTICUS für 1938 nachlesen (Seite 17).

Allgemein wurde der gleichzeitige Beitritt von Deutschland und Sowjetunion zum Flottenabkommen wie folgt kommentiert:

- endgültige Regelung von offenen Fragen aus dem dt.-brit. Flottenabkommen
- indirekte Regelung zwischen D/Sowjetunion

D wurde diplomatisch seit 1936 von London über die Gespräche mit der SU insgeheim unterrichtet.

Die Kaliberfrage bei Schlachtschiffen 35,6cm oder höher war erledigt, da sich Japan innerhalb der gesetzten Nachfrist dem Londoner Abkommen von 1936 nicht beigetreten ist. Folglich wurde bis 40,6cm gebaut, die japanischen 45,9cm waren nicht bekannt. Es blieb die Tonnagegrenze von 35000 to.

Hauptproblem waren die sog. A-Kreuzer (10000to., 20,3 cm Armierung). Die Sowjetunion hatte angekündigt, 7 Kreuzer zu 8000to, aber mit 19cm zu bauen, die D. trotz Größe in die A-Kategorie stufte. Daher fühlte man sich nicht an die "Flottenbauferien" für die A-Kreuzer gebunden, und legte zu den 3 in Bau befindlichen Schiffen 2 weitere mit britischer Zustimmung im Notenwechsel auf.

Ebenso vertraulich diskutiert (GB/D) war die Meerengenfrage Dardanellen.

Die sowjetische Position war schwierig, wegen der japanischen Eskalation in China und der befürchteten zukünftigen Konfrontationen. Die Flottenbindungen sollten sich daher nicht auf die sowjetische Fernostflotte beziehen, sondern nur auf Schwarzmeer- und Ostseeflotte, auch die genannten sowjetischen Kreuzer wurden mit Hinweis auf die japanischen Kreuzerbauten angestrebt. Dieses hatte dann die bekannte Rückwirkung auf die deutschen Bauten (plus 2 innerhalb der "Ferien")

Im übrigen war das Abkommen in der Aufmerksamkeit reichlich überlagert durch die Fernostkrise und den jap.-chinesischen Krieg sowie durch spanischen Bürgerkrieg.

Interessant am Rande: GB hatte bereits im Vorfeld 1936 in Verbindung mit den Flottenregelungen einen neuen "Westpakt" angeboten, inkl. Nichtangriffsabkommen unter Einbeziehung der Benelux.

Quelle: ADAP Serie C Bände 5.1 und 6.1
 
@ silesia

Schon wieder überzeugend.
Chapeau!

Von der Tonnage ist es ja unzweifelhaft, dass Deutschland fünf A-Kreuzer hätte bauen können. Warum die Briten daran interessiert waren, dass Deutschland nur drei dieser Einheiten in Bau gab, ist auch nachvollziehbar. Großbritannien wollte weitmöglichst verhindern, dass ausländische Marinen Kreuzer unterhielten, die ihren 6-inch-Kreuzern überlegen waren. Und diese 6-inch-Kreuzer waren das britische Mittel zur Kontrolle der Handelstracks des Empires - ihrer Lebensader. Jedoch bleibt mir die deutsche Intention für diese Selbstbeschränkung unklar.

Der von Raeder angestrebte Handelskrieg ließ sich mit B-Kreuzern nicht bewerkstelligen. Wobei sich auch wiederum heraus stellte, dass auch die A-Kreuzer der Hipper-Klasse antriebstechnisch nicht die Erwartungen erfüllten und deshalb für die ozeanische Kriegsführung auch nicht wirklich hilfreich waren. Deutschland gab ja dann als 15-cm-Kreuzer nur die Kreuzer K und L in Bau, die als Gegenpart zur Manchester-Klasse den meisten britischen B-Kreuzer überlegen gewesen wären. Mit der üppigen Quote an "normalen" B-Kreuzer konnte eine Kriegsmarine mit der Raeder-Doktrin nichts anfangen.

Die Sowjetunion hatte angekündigt, 7 Kreuzer zu 8000to, aber mit 19cm zu bauen, die D. trotz Größe in die A-Kategorie stufte.
Was wiederum internationaler Konsens war. Die Royal Navy musste ja auch die Effingham, Frobisher und Hawkins mit ihren 19-cm-Einzelgeschützen auf ihr Kontingent von Schweren Kreuzern anrechnen. Deswegen wurde die Effingham 1938 auch auf 15,2-cm-Geschütze umarmiert. Die beiden anderen waren für die Umarmierung vorgesehen, der Kriegsausbruch verhinderte dies aber. Wobei die sowjetische Entscheidung für das 18,1-cm-Kaliber eine gute Wahl war. Dadurch wurden die bekannten Nachteile des 20,3-cm-Kaliber vermieden, das die anderen Nationen aus Prestige-Gründen verwendeten.

Interessant am Rande: GB hatte bereits im Vorfeld 1936 in Verbindung mit den Flottenregelungen einen neuen "Westpakt" angeboten, inkl. Nichtangriffsabkommen unter Einbeziehung der Benelux.
Ehrenwert, aber sinnlos. Hätten sie sich lieber mal vor 1914 mehr bemüht. Bei dem GRÖFAZ waren solche Mühen verschenkt.
 
@ silesia
Wobei die sowjetische Entscheidung für das 18,1-cm-Kaliber eine gute Wahl war. Dadurch wurden die bekannten Nachteile des 20,3-cm-Kaliber vermieden, das die anderen Nationen aus Prestige-Gründen verwendeten.
Eigentlich war es keine Wahl, jedenfalls wurde es so nichts begründet. Die sowjetische Seite verlangte die 7-inch-Geschütze, da es
a) kein 8-inch in der sowjetischen Marine etc. geben würde
b) man keines entwickeln könne und wolle
c) die Munitionierung auf 7-inch abgestimmt sei.
Veränderungen in den Arsenalen könnten daher nicht vorgenommen werden. Das akzeptierte die britische Seite. Wahrscheinlich hatte man auf sowjetischer Seite (die 7 A-Kreuzer sollten schließlich zur Fernostflotte gehören) die japanische Mogami-Klasse im blick, mit ursprünglich 6-inch (was man sicher nicht bedachte: vorbereitet für 8-inch).


Zurück zum dt.-brit. Flotten-Abkommen:
Die Wurzeln reichen in den Oktober/November 1933 zurück. Hitler und Ribbentrop (als außerpolitischer Sonderbeauftragter) plazierten bei den Erstkontakten mit britischen Diplomaten deutlich Folgendes:
- das Deutsche Reich beabsichtige eine vollständige Revision des Versailler Vertrages
- als Kompensation biete man an: Nichtangriffspakt mit Frankreich/Flottenabkommen mit Großbritannien (Zahlen wurden nicht besprochen). Die Flottenfrage geriet zum Lockvogel für ein dt.-brit. Bündnisangebot, angedeutet gegen die Sowjetunion oder ide USA gerichtet.

1933/34 verlagerte sich dann der Schwerpunkt der Gespräche auf die Luftrüstung; hier wurden 30% der Luftstreitkräfte aller Anliegerstaaten, maximal 50% von Frankreich gefordert.

Die realisierte 35%-Quote läßt sich nicht auf Hiter/Raeder/Ribbentrop, sondern auf deutsche marinepolitische Überlegungen seit 1922 zurückführen.

Darstellung bei Michalka: Ribbentrop und die deutsche Weltpolitik 1933-1940
 
Die Förderung der sowjetischen Militärstärke durch Frankreich hatten meines Erachtens einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die britische Neigung mit Deutschland zu verhandeln. Klar, durch diesen Vertrag wurden auch die Chancen für einen Erfolg der Londoner Verhandlungen von 1936 erhöht.

Verhandlungen mit der französischen Rüstungsindustrie (Schneider-Creusot)und den Sowjets brachten doch keine Resultate. Die Sowjets gingen dannach über, schwere Schiffsgeschütze und Panzermaterial aus der CSR zu bestellen. Die interessierten Skoda-Werke konnten aber nicht sofort zusagen, da Frankreich als Schutzmacht der jungen CSR gleich zu Ende des 1.WK die Fabrikationsunterlagen für schwere Schiffsgeschütze und alle diesbezüglichen Unterlagen aus Konkurrenzgründen für sich vereinnahmt hatten. Noch bevor ein Konstruktionsbüro bei den Skoda-Werken von den Sowjets eingerichtet werden konnte, machte die deutsche Besetzung der CSR einen Strich durch die Rechnung.
 
Flottenabkommen

Heey Leute :)
also ich bin in diesem Thema eine totale Niete :D
in meinem geschichtsbuch steht der satz :
Am 28.4.1939 kündigte deutschland das Flottenabkommen mit england über das größenverhältnis der Seestreitkräfte.

Und jetzt meine Frage..
- was ist ein Flottenabkommen ?
- was für ein Größenverhältnis der Seestreitkräfte ?
ich versteh den ganzen Satz einfach nicht ! :D
ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen :)

Vielen Dank im voraus.
 
Am 28.4.1939 kündigte deutschland das Flottenabkommen mit england über das größenverhältnis der Seestreitkräfte.

Und jetzt meine Frage..
- was ist ein Flottenabkommen ?
- was für ein Größenverhältnis der Seestreitkräfte ?
ich versteh den ganzen Satz einfach nicht ! :D

Das Flottenabkommen ist ein Vereinbarung zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich über die Größenverhältnisse der Flotten. Mit dem Abkommen von 1935 waren die Regelungen des Versailler Vertrag (der D. nur eine geringe Flottenstärke zuwies) offiziell überholt, inoffiziell waren bereits deutsche Kriegsschiffbauten über früher die zugestandene Stärke hinaus betrieben worden.

Die Größenverhältnisse von 35:100 bezogen sich auf die Tonnage in den verschiedenen Kriegsschiffstypen, also Gesamtgewicht der verfügbaren Schlachtschiffe, Kreuzer, U-Boote etc. Als Sonderregelung konnte D. nach Ankündigung bei den U-Booten bis auf 100% des britischen Niveaus aufstocken.


siehe zB auch hier:
http://www.geschichtsforum.de/f67/deutsch-britisches-flottenabkommen-25343/
 
Heey Leute :)
also ich bin in diesem Thema eine totale Niete :D
in meinem geschichtsbuch steht der satz :
Am 28.4.1939 kündigte deutschland das Flottenabkommen mit england über das größenverhältnis der Seestreitkräfte.

Und jetzt meine Frage..
- was ist ein Flottenabkommen ?
- was für ein Größenverhältnis der Seestreitkräfte ?
ich versteh den ganzen Satz einfach nicht ! :D
ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen :)

Vielen Dank im voraus.

Zu silesia als Ergänzung oder vereinfachte Darstellung:

Flottenabkommen ist eine Vereinbarung verschiedener Nationen, die eine starke Marine führen, über die Zahlenmässige Aufstellung bzw. zu besitzenden Kriegsschiffe. Darin wird z.B. festgelegt, daß England und die USA, Japan, Frankreich und Italien ein ganz genaue Anzahl an Kriegsschiffen besitzen darf.

Das Größenverhältnis stellt dabei die Anzahl der zu besitzenden Krieggschiffe dar. Beispiel, England darf 2 Schlachtschiffe besitzen, Frankreich 1, macht 2:1. Dabei wird dieses Größenverhältnis für alle Kriegsschifftypen festgelegt und reglementiert.
Im Fall des deutsch-britischen Abkommens war festgelegt, daß Deutschland 35 % der britische Schiffstonnage bauen darf, dabei aber berücksichtigen muss, daß die einzelnen Schiffstypen auch gewissen Tonnagebegrenzungen unterlagen. Als Tonnage bezeichnet man das Gewicht, welches das Schiff im Wasser verdrängt. Eine gängige Größe bei Kriegsschiffen. Bei Handelsschiffen wird hingegen die Größe das Laderaums gemessen, die Bruttoregistertonnen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schiffsmaße

Alles klar?
 
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Zur Abrundung der englische Text des Abkommens:

Anglo/German Agreement of 1935


Im Juni 1935 umfaßte der Schiffsbestand der Reichsmarine etwa den Umfang gemäß Versailler Vertrag mit rd. 144.000 tonnen Gesamtgewicht. Durch das Flottenabkommen wurde die zulässige Grenze auf rd. 421.000 tonnen angehoben. Auf die einzelnen Schiffskategorien entfielen dabei für Deutschland folgende rechnerische Obergrenzen:

Schlachtschiffe rd. 183.750 to. (hier waren die 3 neuen Panzerschiffe mit gefälschten je 10.000 to. in Abzug zu bringen, also: 153.750 to. Neubauten. Daraus entstanden Scharnhorst/Gneisenau sowie Bismarck/Tirpitz)

Flugzeugträger: 47.000 to. -> daraus wurde die "Graf Zeppelin" und "Flugzeugträger B" mit je ca. 23.500 to. geplant

Schwere Kreuzer: 51.380 to., daraus entstanden die Einheiten der Hipper-Klasse

Leichte Kreuzer: 67.270 to.(hier waren die vorhandenen 6 Einheiten abzuziehen, so dass als Neubauten ca. 4-5 Kreuzer mit zusammen 32.000 to. planbar waren)

Zerstörer: 52.500 to, inkl. Ersatzbauten im Austausch für ältere Schiffe entstanden daraus die Z-1 bis Z-22

U-Boote: 24.000 to. bzw. 72.700 to.


Bensel: Die deutsche Flottenpolitik von 1933 bis 1939, Beiheft 3 der Marinerundschau. Die am 1.9.1939 in Dienst befindliche Kriegsmarine entsprach baulich im Wesentlichen diesen Rahmendaten des Abkommens.
 
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Hallo zusammen,
ich arbeite gerade an einem Referat über das deutsch-britische Flottenabkommen im Jahre 1935. Eine Frage hat mich lange beschäftigt: Warum unterschrieb England das Abkommen?
Ich habe im Internet gelesen, dass sie ein Wettrüsten (wie vor dem Ersten Weltkrieg) verhindern wollten. Aber zu einem Wettrüsten kann es doch gar nicht kommen, da Deutschland aufgrund des Versailler Vertrags gar nicht aufrüsten durfte?

Vielen Dank im Voraus :)
 
Hallo zusammen,
ich arbeite gerade an einem Referat über das deutsch-britische Flottenabkommen im Jahre 1935. Eine Frage hat mich lange beschäftigt: Warum unterschrieb England das Abkommen?
Ich habe im Internet gelesen, dass sie ein Wettrüsten (wie vor dem Ersten Weltkrieg) verhindern wollten. Aber zu einem Wettrüsten kann es doch gar nicht kommen, da Deutschland aufgrund des Versailler Vertrags gar nicht aufrüsten durfte?

Überleg' mal, was auf diplomatischer Ebene alles seit dem Machtantritt der Nazis passiert war, dann kommst du von alleine auf die Lösung deines Problems.
 
Aber zu einem Wettrüsten kann es doch gar nicht kommen, da Deutschland aufgrund des Versailler Vertrags gar nicht aufrüsten durfte?

Hat sich denn das Deutsche Reich überhaupt an die militärischen Bestimmungen, Artikel 159 bis Artikel 213, des Versailler Vertrages überhaupt, auch und weit vor Hitlers Übernahme des Reichskanzleramtes, gehalten?
 
Hat sich denn das Deutsche Reich überhaupt an die militärischen Bestimmungen, Artikel 159 bis Artikel 213, des Versailler Vertrages überhaupt, auch und weit vor Hitlers Übernahme des Reichskanzleramtes, gehalten?
Die "Westentaschenschlachtschiffe" der Deutschlandklasse wurden unter diesen Restriktionen gebaut, allerdings unter geschickter Ausnutzung der Möglichkeiten die diese freiliessen, und führten zu einem beginnenden Rüstungswettlauf.

Deutschland-Klasse (1931) ? Wikipedia
 
Die Abrüstungsbestimmungen des Versailler Vertrages als auch der anderen Pariser Vorortverträge sollten ja den Siegermächten des I. Weltkrieges ermöglichen, ebenfalls ihre hohe Rüstungskosten durch Reduzierung des Militärs zu senken. Bei der Heeresrüstung und bei der Luftwaffe war dies nicht der Fall. Dagegen wurde bei der Marinerüstung bereits 1922 eine Rüstungsbegrenzung mit dem Washingtoner Flottenabkommen erreicht. Dabei gab es sowohl quantitative als quallitative Beschränkungen. Im Jahr 1930 wurde dieses System noch einmal verschärft, jedoch unterschrieben nur noch die USA, Großbritannien und Japan. Die rivalisierenden Länder Italien und Frankreich verweigerten die Unterschrift, gaben aber zumindest einseitige Erklärungen ab, mit welchem sie den Rüstungswettlauf zwischen den beiden Ländern begrenzten.

Diese beiden Abkommen endeten im Jahr 1936. Großbritannien war bemüht, ein Nachfolgeabkommen zu schließen. Dies wurde unter anderem dadurch erschwert, dass sich Deutschland im März 1935 als frei von den Bestimmungen des Versailler Vertrages erklärt hatte. Hätten nun die Siegermächte des I. Weltkrieges einen Vertrag mit qualitativen und/oder quantitativen Beschränkungen geschlossen, dann hätte eine einseitige deutsche Aufrüstung diesen Vertrag zum scheitern bringen oder aber die anderen Mächte übertrumpfen können.

Mit dem Deutsch-Britischen Flottenabkommen war beiden Seiten gedient. Großbritannien konnte hoffen, mit den anderen Seemächten nun doch einen Vertrag über die Begrenzung der Seerüstung zu erreichen. Und Deutschland konnte nun mit britischem Segen die Rüstungsbegrenzungen des Versailler Vertrages ad acta legen.

Großbritannien versuchte die Rüstungsbegrenzung durch weitere einseitige Verträge mit anderen Staaten aufrecht zu erhalten. Als wichtiger Vertrag ist hier der britisch-sowjetische Flottenvertrag zu sehen. Darin wurde den Sowjets in etwa die selbe Flottenstärke wie den Deutschen zugestanden.

Mein Fazit:
Der deutsch-britische Flottenvertrag hat in der Nachbetrachtung beiden Parteien wenig genutzt. Die britischen Hoffnungen, das System der Marinerüstungsbegrenzung zu retten, erfüllte sich nicht. Entscheidend war hier die Weigerung Japans.
Auch Deutschland hat nicht wirklich von diesem Vertrag profitiert. Deutschland und die Sowjetunion waren die einzigen Staaten, welche nach 1936 einer quantitativen Rüstungsbegrenzung unterlagen. Zudem musste Deutschland in jeder Schiffsklasse die britische Flotte abbilden. Großbritannien hatte jedoch ganz andere Voraussetzungen als Deutschland. Für das britische Empire wurden Leichte Kreuzer in großer Anzahl benötigt, um die Seewege zu überwachen sowie Zerstörer als Eskortstreitkräfte. Genau diese Schiffstypen benötigte Deutschland nicht in dem Maße. Deutschland hätte seinen Flottenausbau entweder auf U-Boote oder auf Überwasser-Handelsstörer konzentrieren müssen. Bereits 1939 waren alle als Handelsstörer geeignete Vertragskapazitäten fertig gestellt oder im Bau. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Flottenvertrag dann auch von Deutschland gekündigt und ein gigantisch-unrealistisches Flottenbauprogramm (Z-Plan) begonnen.
Flottenkonferenzen ? Wikipedia

quantitativ = Tonnagequoten für Länder, entweder für deren gesamte Flotte oder für einzelne Schiffsklassen
qualitativ = Tonnage- und Kaliberbegrenzung für jedes einzelne Schiff
 
Zuletzt bearbeitet:
Schau mal hier:
http://www.geschichtsforum.de/f67/deutsch-britisches-flottenabkommen-25343/

F-S hat auf die internationalen Aspekte des Abkommens hingewiesen. Diese betrafen besonders die britische Besorgnis, dass in Fernost (UdSSR und speziell Japan) ein maritimer Rüstungswettlauf starten würde. Das hätte die britischen Möglichkeiten überfordert, wenn ein solcher Wettlauf - wie sich durch die deutsche Aufrüstung andeutete - mit einer neuen Bedrohungslage in Nordsee und Atlantik kombiniert worden wäre.

Daneben hatte man die Rüstungsaktivitäten der deutschen Luftwaffe, denen man ebenfalls begegnen musste. Von der Eingrenzung zur See erhoffte man sich auch, entweder zu einem weiteren Abkommen mit Hitler über die Luftrüstung zu kommen (auch da liefen Gespräche), oder aber die begrenzten Mittel in Großbritannien (Weltwirtschaftskrise 1929/32 und ihre Nachwirkungen) für die Luftrüstung erfüllbar zu machen.
 
Hallo zusammen,
ich arbeite gerade an einem Referat über das deutsch-britische Flottenabkommen im Jahre 1935. Eine Frage hat mich lange beschäftigt: Warum unterschrieb England das Abkommen?
Ich habe im Internet gelesen, dass sie ein Wettrüsten (wie vor dem Ersten Weltkrieg) verhindern wollten. Aber zu einem Wettrüsten kann es doch gar nicht kommen, da Deutschland aufgrund des Versailler Vertrags gar nicht aufrüsten durfte?


Die Rüstungsbeschränkungen zu See bröckelten bei einer Weiterführung 1930 auf der Flottenkonferenz in London.
Für die deutsche Seerüstung war zwar immer noch der Vertrag von Versailles bindend, doch die außenpolitische Richtung des Deutschen Reiches mit Machtübernahme der Nazis 1933 war eindeutig, so trat Deutschland aus dem Völkerbund und 1935 erklärte Hitler die volle Wehrhoheit, womit die Beschränkungen des VV aufgehoben wurden.

Mit dem deutsch-britischen Flottenabkommen versuchte wohl Hitler den Engländern mit einer neuen Flottenrüstung nicht in die Quere zu kommen, wie einst der Kaiser vor dem 1.WK und mit diesen Vertrag erkannte England offiziell die Rüstungsbeschränkungen des VV für die Marine an. Dies war für Hitlerdeutschland die wichtigste politische Bedeutung. Für die Engländer war die Begrenzung der deutschen Schiffstonnage von 35% der britischen Tonnage immer noch ausreichend, um Deutschland in der maritimen Rüstung zu kontrollieren und "klein" zu halten.

Aber auch ohne diesen Vertrag wäre die deutsche Wirtschaft und die deutsche Wertkapazität niemals fähig gewesen, auch nur annähernd an die 35% heranzukommen. Ob das die Engländer wussten?
 
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