Deutsche Annexionen im 1. Weltkrieg

Und nochmal bin ich es
Man hört und liest ja oft, dass nich nur die Nazis, sondern dss auch die Kaiserlichen Monarchen schon im ersten Weltkrieg neue Gebiete für Deutschland forderten. Manche gebiete, habe ich schon mal gehört:
Teile von Belgien
evtl. sogar die Niederlande
Teile im Baltikum
Gebiete im Kaukasus und in der Ukraine

wobei letztere nicht direkt dem Reich angegliedert worden wären, sondern eher "Kolonialstatus" gehabt hätten.
Aber weis vielleich von euch jemand da etwas genaueres?
Hat einer eine Karte oder einen Text, wo diese Annexionen eingezeichnet bzw. genau beschrieben sind??

würd mich sehr freuen
 
Deutschritter schrieb:
Gebiete im Kaukasus und in der Ukraine

wobei letztere nicht direkt dem Reich angegliedert worden wären, sondern eher "Kolonialstatus" gehabt hätten.

Ich kann da leider nur wenig zu sagen. Gebiete in Belgien wären mir neu. Belgien war halt nur besetzt. "Gebiete mit Kolonialstatus" ..?...soll damit vielleicht die Neuerrichtung des Staates Polen gemeint sein? (Siehe Frieden von Brest-Litowsk):grübel:

Bei Wikipedia finden sich die deutsche Kriegsziele. Also tatsächlich auch Forderungen an Belgien:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg#Deutsches_Reich
 
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1914 - 1918

Lese gerade "Meines Vaters Land" von Wiebke Bruhns. Die Darstellung des Ersten Weltkrieges fand ich sehr interessant. Von Belgien, dem Baltikum und der Ukraine ist da die Rede. Ludendorff kommt sehr schlecht weg!
 
Zu den deutschen Annexionsplänen und den Vorstellungen im Osten kannst Du Dich hier informieren:
www.dhm.de/lemo/html/wk1/innenpolitik/annexionisten/index.html
www.dhm.de/lemo/html/wk1/aussenpolitik/vertrag/index.html

Da kannst Du dann auch lesen, dass es vom Alldeutschen verband mehr als nur eine Postkarte gab: Heinrich Claß, der Vorsitzende des Alldeutschen Verbandes, schrieb eine in Stil und Inhalt maßlose Denkschrift.

Die Idee, Frankreich präventiv anzugreifen, große Teile aus Nordfrankreich zu annektieren, Frankreich hierdurch künftig als Großmacht auszuschalten und Deutschland im Westen absolute Sicherheit zu geben, existierte schon 1875 bei der Krieg-in-Sicht-Krise.
 
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Gandolf schrieb:

"Im Osten sollten Annexionen das Gebiet des Reiches vergrößern, vorrangig Teile Polens und das Baltikum"

Für mich etwas widersprüchlich zu der Neuentstehung Polens 1917, was ja auch aus Gebieten gegründet wurden, die vorher zum Deutschen Reich gehörten.
Änderte sich die Planung zwischen 1914 und 1917? Oder wie ist das zu verstehen? :grübel:
 
Zunächst einmal mussten die Vorstellungen der Annexionisten ja nicht unbedingt mit denen der Reichsregierung übereinstimmen. Häufig gingen die Annexionisten viel weiter als die Regierung. Aber die Regierung geriet unter den von den Annexionisten in der öffentlichen Meinung erzeugten politischen Druck. Aufgrund der damals herrschenden Zensur konnte dies nur funktionieren, weil die Militärbehörden gegen die Agitation der Annexionisten in aller Regel nicht vorgingen. Die Militärs dachten in diesen Frage ja eher wie die Annexionisten und weniger wie Bethmann Hollweg. Und nach dem Rücktritt von Bethmann Hollweg wurde das Deutsche Reich faktisch von der OHL regiert, was nochmals zu einem Durchbruch annexionistischer Vorstellungen in der deutschen Aussenpolitik führte.

So wurde nach der Eroberung von Ostgalizien und Lembergs ein deutsches und ein österreischisches Generalgouvernement inklusive eigener administrativer Strukturen eingerichtet (Sommer 1915). Die Mittelmächte erkannten zwar, dass die Möglichkeit bestand, mit der Neugründung eines polnischen Staates, diesen als Verbündeten und somit auch polnische Soldaten für ihre Seite gewinnen zu können. Aber leider dachten sie nur in den Kategorien des eigenen Interesses, d.h. das neue Polen sollte nur innerhalb der Strukturen der Mittelmächte entstehen und kein unabhängiges Polen sein. Immerhin wurde im September 1917 ein Regentschaftsrat eingesetzt und dem Königreich Polen Autonomie (keine Unabhängigkeit!) zugebilligt.

Dass man nicht bereit war, ein unabhängiges Polen zu fördern, zeigte sich auch daran, dass von den rekrutierten polnischen Soldaten verlangt wurde, auf den deutschen Kaiser einen Eid zu leisten, was im Juli 1917 zum Bruch mit Pilsudski führte. Großzügigere Lösungen wurden zwar auch angedacht, scheiterten aber an Ludendorffs Einspruch.

In der Schlussphase des Krieges verspielte insbesondere die unflexible deutsche Reichsregierung die Chance, den Frieden im Osten und damit auch die deutsch-polnische Grenzfrage dauerhaft zu regeln. Sie förderte die nationalstaatlichen Ambitionen Litauens und der Ukraine, führte die Friedensverhandlungen von Brest-Litowskl ohne Zuziehung polnischer Vertreter, erwog auf Druck Ludendorffs die Annexion eines Schutzstreifens und löste die im Osten bestehenden polnischen Verbände gewaltsam auf. Und so ist es auch kein Wunder, dass der Regentschaftsrat am 7.10.1918 - als die Niederlage der Mittelmächte unübersehbar wurde - einen Aufruf an das polnische Volk zur Schaffung eines unabhängigen polnischen Staates erließ. Die Klärung der Grenzfrage fand so erst nach langwierigen Auseinandersetzungen und Kämpfen 1921 ihren Abschluß.
 
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