Deutsche im Zarenreich

JetLeechan

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In letzter Zeit setze ich mich ein wenig mit der russischen Geschichte auseinander, insbesondere mit der des 19. Jahrhunderts. Da ich mich eigentlich gar nichts auskenne, war es für mich schon eine Überraschung, dass so viele Personen in hohen Stellungen deutsch klingende Namen hatten. Ein klein wenig Recherche brachte dann hervor, dass die meisten tatsächliche Deutsche oder Auswanderer in zweiter oder dritter Generation waren. Nesselrode, Schilling, Bennigden... auffällig viele Deutsche scheinen im diplomatischen Dienst oder in der Armee Karriere gemacht zu haben.
Das dies einerseits damit zu tun hat, dass sich das russische Reich in den 1720ern das Baltikum einverleibte und die Zarin Katharina II. selbst Deutsche war, liegt zwar nahe, reicht mir als Erklärung aber nicht aus. Es scheinen wohl auch, seitens der Zaren, immer wieder "Fachkräfte" aus dem Ausland angeworben worden zu sein, die Russland bei seiner Modrnisierung haben helfen sollen, doch abgesehen von einigen wenigen skandinavischen bzw polnischen Herrschaften, bin ich kaum fündig geworden (ich habe auch nicht besonders viel gesucht :scheinheilig:).
Wie kommt es, dass Deutsche und Detschstämmige so zahlreich vorhanden sind, aber kaum Engländer, Franzosen, Italiener oder sonstige Angehörige anderer Nationen? War Russland für "uns" besonders interessant? Hat es etwas mit einem britisch, französisch-russischem Antagonismus zu tun, der im Krimkrieg kulminierte?
Es ist auch insofern für mich interessant, als das Spätaussiedler bzw. Russlanddeutsche (mit meist russischen Namen mittlerweile) einen Großteil meiner Schulkameraden ausmachte und ich mich schon damals gewundert habe, warum man nie was von Argentinierdeutschen oder Frankreichdeutschen hört.

Viele Grüße
Jetleechan
 
Sicherlich war das interessant .
Den Beginn nahm die ganze Sache mit dem Einladungsmanifest von Katharina II 1764,die damit die Besiedlung der Wolgaregion fördern wollte.Man garantierte deutschen Einwanderern günstigen Landerwerb, kommunale Selbstverwaltung, Steuer-,Religions- und Militärdienstfreiheit ,wenn sie sich dort niederließen.
Derhalben wanderte auch ein Zweig meiner Familie aus Calw im Jahre 1809 nach Russland,genauer gesagt in die Schwarzmeerregion um Odessa aus.
(in den 1890ern fühlte sich der Zar aber offenbar nicht mehr an diese Zusagen gebunden,weshalb die Sippe sich Richtung Amerika /North Dakota davon machte, wo sie heute noch leben ).
Insgesamt übersiedelten ca. 45.000 deutsche Familien ins Zarenreich , von denen 18.000 aus Würrttemberg stammten, Hauptsiedlungsgebite waren die Wolgaregion,Bessarabien und die Schwarzmeerregion sowie der Südkaukasus.
 
Dieses Buch hat zwar nichts mit Auswanderer von Deutschland zu tun, zeigt aber doch die verschiedenen Hintergründe weshalb Europäer, hier Schweizer, ins russische Reich auswanderten und welche Berufe sie dort ausübten und wie sie lebten.

Eva Maeder, Peter Niederhäuser (Hg.)
Von Zürich nach Kamtschatka
Schweizer im Russischen Reich
Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 75
2008. Chronos Verlag. 232 Seiten

Chronos Verlag - Buchbesprechung
 
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