Respekt, das ist ein anspruchsvolles Projekt, was Du dir vorgenommen hast. Ich schließe mich meinen Vorrednern an und würde dir ebenfalls raten, edierte Feldpostbriefe zu verwenden. Es ist schon vom päläographischen Standpunkt einfacher, und dann ist nun einmal die Zensur ein wesentliches Charakteristikum von Feldpostbriefen. Viele Feldpostbriefe sind vor allem aussagekräftig in dem, was sie verschweigen oder bestenfalls andeuten.
Vor ein paar Jahren übernahm ich den Nachlaass meiner Großeltern, darunter auch Feldpostbriefe eines Großonkels, der in Stalingrad vermisst ist.
Diese Briefe sind in ihrer Banalität geradezu gespenstisch zu lesen, wenn man die Umstände ihrer Entstehung bedenkt.
Man wollte die Lieben zu Hause nicht beunruhigen, außerdem wären kritische Töne kaum durch die Zensur gegangen.
Mein Großonkel, damals ein junger Mann von 19 Jahren erkundigt sich seitenlang, wie die Ernte ausgefallen sei, wie es seiner Schwester und seinem Schwager geht. An einer Stelle schreibt er, dass "es hier leider recht kalt geworden sei. Der letzte Brief ist von Weihnachten 1942, und das Schriftbild ist ziemlich verwischt.