Deutscher Fürst "G.N.R.S." in Spanien gesucht - zwischen 1517 und 1620

Eljana

Neues Mitglied
Hallo allerseits,

ich muss im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit eine Quelle aus dem 17. Jahrhundert bezüglich der Leyenda Negra untersuchen. Leider kann ich einen der Verweise nicht ausfindig machen und wollte hier um Hilfe fragen.
Und zwar geht es um "Beweis"geschichten, dass der Spanier zu allen gleich 'grausam' ist und auch nicht vor seiner eigenen Konfession halt macht.

Die Geschichte lautet: ... so erinner dich der Histori mit dem Gut Teutschen Catholischen Todkrancken Fürsten G.N.R.S. welcher zu Fasten zeit zu Madritt (bin mir nicht 100prozentig sicher, dass es Madrid sagt, die letzten beiden Buchstaben sind unleserlich) da der König in Spannien Hofheld / in Medicament zu erlengerung seines Lebens brauchen wolt / solches aber wol man ihme gar nit gestatten doch durch grosse vorbitt bekompt er die Licens mit angehenckter clausul. So solt man ihn fressen lassen er sey doch des Teuffels wel er ein Teutscher und unter den Ketzern wohnt.

Ich habe leider nicht rausfinden können, wer der Fürst G.N.R.S. ist... könntet ihr mir da vielleicht weiterhelfen?
Liebe Grüße,
Eljana
 
Hey,

die Quelle ist online verfügbar: An gantz Teutschland - Christian Liebfriedt (1620)
An gantz Teutschland von des Spaniers Tyranney - Google Play

Bei mir ist das Seite 21 von 30 (die Seite fängt an mit: 20 und zwantzig, falls das bei der Orientierung hilft). Wenn man runterscrollt, kommt eine Verzierung und der neue Absatz fängt dann an mit:
Nun wolan mein liebel Teutscher...
Die "Geschichte" von dem Fürst geht dann bis zum ersten Absatz der nächsten Seite.

Wenn ich irgendwas falsch gelesen/transkribiert habe, bin ich für Korrekturen sehr dankbar :) (zum Beispiel, ob es Madritt heißt)

LG Eljana
 
Hey,

die Quelle ist online verfügbar: An gantz Teutschland - Christian Liebfriedt (1620)
An gantz Teutschland von des Spaniers Tyranney - Google Play

Bei mir ist das Seite 21 von 30 (die Seite fängt an mit: 20 und zwantzig, falls das bei der Orientierung hilft). Wenn man runterscrollt, kommt eine Verzierung und der neue Absatz fängt dann an mit:
Nun wolan mein liebel Teutscher...
Die "Geschichte" von dem Fürst geht dann bis zum ersten Absatz der nächsten Seite.

Wenn ich irgendwas falsch gelesen/transkribiert habe, bin ich für Korrekturen sehr dankbar :) (zum Beispiel, ob es Madritt heißt)

LG Eljana
"Madritt" scheint mir schon richtig transkribiert. Der Text ist aber aufgrund der schlechten Druckqualität und des dunklen Papiers wirklich schlecht zu lesen.
 
Hey,
ja, ich habe mir teilweise auch schwer getan mit der Transkription. Ich habe noch eine Kopie von der Quelle, aber die ist in schwarz-weiß eingescannt und da kann man eigentlich fast gar nichts von lesen.
Ich habe gestern nochmal eine Weile gesucht und leider immer noch keinen Fürsten gefunden. Es fehlt leider auch eine Zeitangabe, es könnte ein relativ junges "Ereignis" sein (Ende 16./ Anfang 17. Jahrhundert), was eigentlich durch den deutschen Fürsten am (deutsch-)spanischen Hof sowie der Hinweis auf seine Religionszugehörigkeit untermauert wird, aber es könnte halt auch schon Anfang des 16. Jahrhunderts passiert sein (muss ja eigentlich nach 1517 gewesen sein).

Ich hätte es halt interessant gefunden, weil der Autor hier noch andere als die üblichen (spanische Inquisition, Herzog von Alba etc.) "Ereignisse" auflistet, um den antispanischen Grundton zu untermauern. Der Absatz nach dem Fürst geht z.B. noch auf Juan Diaz ein, der von seinem Bruder ermordet wurde. Aber vor allem ist die Geschichte wichtig, weil er damit aufweisen will, dass Spanien sich nicht drum kümmert, ob man katholisch oder protestantisch ist und dass sich auch die Katholiken hüten sollten.
 
Der Verfasser schreibt unter einem Pseudonym.

Christian Liebfridt von Großseufzen oder auch Christian Liebfried von Groß Seufftzen.

Jedenfalls der Name Groseufzen (Groß Seufftzen) ist ganz bewusst gewählt worden.

M. E. weist schon der Titel des Buches darauf hin, das es um Greueltaten der Spanier in dieser Zeit geht („An Gantz Teutschland von des Spaniers Tyranney“).

Das Eingangsbild dieses Buches unterstreicht den Titel.
Zu sehen, ein am Körper durchtrennte Mann, ein Spanier mit einer Lanze und 2 Hunde die sich an den Armen dieses Mannes zu schaffen machen.
Darunter der Verleger und die Jahresangabe 1620.

Es ist sehr schwer zu lesen, aber sehr oft wird von Greueltaten an Indianern, Frauen, Kinder und anderen berichtet.


http://books.google.de/books?id=9pBVAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false

Bei diesen Link kann man eine Vergrößerung der Seiten einstellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
GNRS könnten die beiden letzten buchstaben vielleicht deuten auf »könig von spanien«?
Rex Spaniae oder was? Nein, im Kontext muss damit eigentlich ein Name gemeint sein und um den spanischen König kann es sich nicht handeln.

Vielleicht eine lateinische Phrase im Bereich von: "Gnade seiner Seele" ?
Woher kommt dann das R? Aus seineR? :scheinheilig:
Aber es gibt ein starkes Indiz dafür, dass es sich um die Initialen eines Eigennamens handelt: In dem Druck von Eljana sind diese vier Buchstaben in Lateinschrift. Lateinschrift ist aber a) für fremdländische Ausdrücke, vorzugsweise lateinische vorbehalten oder eben Eigennamen. Das ist bis Anfang des 20. Jahrhunderts, egal ob Druck oder Handschrift üblich: Deutsch in Deutscher Kurrent bzw. im Druck Fraktur, Lateinisch oder Französisch (die beiden gängigen Sprachen, die man in Dtld. kannte) in Lateinschrift oder einer lateinischen Kurrent, die sich von der deutschen Kurrent unterschied (im übrigen ist die lateinische Kurrent für uns einfacher zu lesen, weil unsere aktuellen Schreibschriften auch lateinische Kurrent sind).
 
Eljana sucht ja im Prinzip jemanden, der Ahnung vom deutschen Adel im Centennium zwischen 1517 und 1620 hat und der ggf. sogar weiß, wer am spanischen Hof weilte (ich würde sagen, heiße Kandidaten sind insbesondere Leute unter Carlos I./V. und Felipe II.) und dort ggf. sogar verstarb.
 
Hey,

hier ist ja viel geschrieben worden, vielen Dank erstmal.

Es ist mit Sicherheit auch der Rest des Namens mit Absicht gewählt worden (Christian Liebfriedt und Druckort: Friedenreich). Die Einbindung von Las Casas (Greuelgeschichten über die Indianer) ist ganz in der Tradition der Leyenda Negra zu sehen und findet in den Flugschriften/-blättern der Zeit sehr häufig statt (zugegeben mehr im Ausland als im Deutschen Reich). Daher sind die eher nicht so verbreiteten Greueltaten umso interessanter, weil sie sich hier auf Europa beziehen und somit sowohl eine räumliche als auch religiöse Nähe aufweisen. Deswegen würde ich auf diese Geschichten gerne genauer eingehen.

Ist halt doof, wenn ich dann nicht mal sagen kann, welcher Fürst das denn ist, der da am spanischen Hof erkrankt und dessen Seelenheil angeblich von den Spaniern mit den Füßen getreten wird, obwohl er derselben Konfession angehört. Soweit ich das verstanden habe, will er, weil er krank ist, ein bestimmtes Medikament zu sich nehmen. Muss dieses Bedürfnis aber am Hof vortragen, weil gerade Fastenzeit ist und er deswegen eigentlich gar keine Medikamente/bestimmtes Essen einnehmen dürfte. Erlaubt wurde es ihm dann laut Liebfriedt, weil den Spaniern ja eh egal ist, ob er sich an die Fastenzeit hält oder nicht, schließlich sei er ein Deutscher (Nichtspanier), der sich auf eigenem Boden mit Ketzern (Protestanten) abgibt. Und jetzt darf er fressen, was er will (a.k.a. die Medizin/bestimmte Diät), er ist ja eh des Teufels.
Die eigentliche Geschichte wird sicher eine andere sein. Vor allem, wenn es sich um eine so gehobene Person handelt (Fürst), kann ich mir eine Ausnahmeregelung von der Kirche gut vorstellen. Vor allem, wenn sein Leben ernsthaft gefährdet war durch die Krankheit.

Ich denke auch wie El Quijote, dass es sich bei G.N.R.S. um einen Eigennamen handelt. Scheinbar auch ein bekannter Eigenname, wenn nur die Initialen genügen, um ihn zu identifizieren.
Ich glaube, dass es sich eher um ein zeitnahes Ereignis handelt, aber ja im Prinzip suche ich in dem von El Quijote genannten Zeitraum einen deutschen katholischen Fürst, der in dieser Zeit am spanischen Hof war und eine Sondererlaubnis der Kirche/des Königs(?) erhalten hatte, eine bestimmte Medizin/Diät einzunehmen. Scheinbar gab es dazu auch ein Schriftstück (Licens mit Clausul), da wäre z.B. auch interessant, was in der Klausel steht, inwiefern das Ganze eingeschränkt (z.B. auf die Person, auf bestimmte Tageszeiten oder was auch immer) war etc.

Meint ihr, ich kann die Geschichte trotzdem anführen und dann in der Fußnote irgendwie schreiben, dass die Identität nicht ermittelbar war oder so?

Vielen Dank für eure Mühe :)
 
Meint ihr, ich kann die Geschichte trotzdem anführen und dann in der Fußnote irgendwie schreiben, dass die Identität nicht ermittelbar war oder so?

Natürlich. Hinter GNRS setzt du einfach eine Fußnoten und belässt es bei "Identität nicht ermittelbar." Es sei denn, du fändest noch was.
 
Super, herzlichen Dank, dann mache ich das so mit der Fußnote. :)
Die Quelle ist übrigens echt interessant, finde ich zumindest. Bei Interesse kann ich gerne nach Abgabe meine Transkription (wahrscheinlich mit einigen Fehlern, aber eigentlich weitgehend verständlich) hochstellen :)
LG
Eljana
 
Naja, angesichts der Tendenz der Quelle zur Verkürzung zur Halbwahrheit, wäre's wohl schon interessant zu erfahren, wie die Geschichte denn eigentlich war.
 
Natürlich, aber ich mir gehen langsam die Ideen für Suchwörter und -orte aus ;) Und es gibt leider kein Verzeichnis der deutschen Fürsten. Zumindest habe ich keines gefunden. Und deutsch ist dann ja auch noch relativ zu sehen...
 
Mit Adelsverzeichnis hast du mich auf etwas gebracht. Vor hundert Jahren im Proseminar, da ist mir doch mal im propädeutischen Teil der Gothaische Jahreskalender untergekommen...
Ein Kandidat könnte sein:
Georg von Neuhauß, von Rueting, zu Stadlkirchen und Senftenberg, Röm. Kais. Mtt. etc. Rath, und Verorndter ob der Enns. Ist entschlaffen zu Linz den 19. Marty 1593.
Gefunden mit Hilfe der Adelsdatenbank der Uni Nürnberg-Erlangen und Ecosia.
 
Die Frage ist, ob dieser Georg von Neuhauß etc. überhaupt Katholik war. Oberösterreich war - auch im Adel - in der 2. Hälfte des 16. Jhdts. mehrheitlich protestantisch.

Eine andere Frage: Was bedeutet eigentlich das "Mtt." nach "Röm. Kais."? "Matthias" kann nicht gemeint sein, der residierte damals zwar in Oberösterreich, wurde aber erst 1612 Kaiser. Ist es eine Abkürzung für "Maiestatis"?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Frage ist, ob dieser Georg von Neuhauß etc. überhaupt Katholik war. Oberösterreich war - auch im Adel - in der 2. Hälfte des 16. Jhdts. mehrheitlich protestantisch.

Sicher ist, dass "Georg Caspar von Newhauß und Rueting auff Stadlkirchen und Senfftenberg..." (vllt. Nachkomme, Sohn des von El Q. genannten Georg) im Jahre 1624 Protestant war bzw. protestantisch heiratete. Siehe Ein Christliche Frewdenreiche Hochzeit-Predig, bey Einlaitung und Copulation ... - Elias Ursinus, Georg Caspar von Neuhauß, Anna Margaretha von Neuhauß - Google Books
(Ebd. auf S. 21 finden sich auch Spitzen gegen die "Papisten" und "Sacramentierer".)

Wer weiß? Womöglich war der 1593 verstorbene Georg noch katholisch, der 1624 heiratende Georg Caspar aber schon zum Protestantismus übergetreten.

Eine andere Frage: Was bedeutet eigentlich das "Mtt." nach "Röm. Kais."? "Matthias" kann nicht gemeint sein, der residierte damals zwar in Oberösterreich, wurde aber erst 1612 Kaiser. Ist es eine Abkürzung für "Maiestatis"?

Im Original steht da: "Röm. Kais. Mtt. u. Rath" (nicht "etc."). Siehe Totenschild des Georg von Neuhaus (Neuhauser)

Georg war also kaiserlicher Mitarbeiter(??) und Rath oder so. Was "Mtt." genau heißt, keine Ahnung.
 
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