sinostud_0815

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Hallo liebe Geschichtsforumiten :) (bitte keine Ironie hereinlesen oder so),

ich schreibe hier herade nur wegen einer kleinen Anfrage. Und zwar geht es um die deutsch-chinesische Zusammenarbeit in den 1930ern. Das ganze dient einer Art Hausarbeit (heißt hier etwas anders), und erfordert, puh, sehr viel Arbeit an Primärquellen (was nach der ganzen Plackerei durch die Archive sicherlich viel Spaß macht, vor allem wenns ans Analysieren geht).
Zuerst einmal möchte ich mich entschuldigen; hier soll niemandem etwas aufgebürdet werden. Ferner möchte ich nicht durch Dilettantismus provozieren. Für Fehler bürge natürlich ich (muss mir noch mal genaue Daten und Jahreszahlen einbläuen).

Für viele mag die Republik China 中华民国 (Verzeihung, es sollten Langzeichen sein) unter Chiang Kai-shek 蒋介石 vor allem als eine alliierte Macht bekannt sein, die sich ab 1941 auch mit Deutschland im Krieg befand (nachdem sie sch on 1937 mit der japanischen Invasion zu kämpfen hatte). Ironischerweise war Deutschland (wohlgemerkt auch nach der "MAchtergreifung") ein wichtiger Handelspartner usw. Man brauchte im "Tausendjährigen Reich" Rohstoffe etc., um die Reichswehr/Wehrmacht für den Angriffskrieg aufzurüsten, während China dringend eine militärische Modernisierung benötigte- gerade im Angesicht japanischer Aggression. Militär-und Geschäftskreise trieben eine geradezu massive Zusammenarbeit voran (an dieser Stelle reichen allein die Statistiken der dt. Waffenlieferungen nach China bis 1937, um diesen Punkt zu illustrieren). Chiang Kai-sheks Elitetruppen- die meisten sollten bei der Schlacht um Shanghai extreme Verluste erleiden - wurden bekanntlich von deutschen Militärs ausgebildet. Und dann noch die Stahlhelme, die von den Soldaten der Nationalen Revolutionsarmee getragen wurden, usw. Na ja, kann ja später ins Detail gehen (muss mich allerdings bald mal sputen, bei einem so gemütlichen Arbeitstempo- hänge noch bei der ganzen Sekundärliteratur fest).

Bekanntlich waren den führenden NS-Kreisen (und gerade Hitler) dieh militärisch schlagkräftigeren Japaner, deren Heere gerade in China wüteten, als potentielle VErbündete gegen die Sowjetunion lieber. Wie das ganze ausgegangen ist, ist ja hinlänglich bekannt. Usw. Usf.

Nun hätte ich eine Frage: IN William C. Kirbys "Germany and Republican China" (Stanford University PRess, 1984), anscheinend immer noch ein STandardwerk zur Thematik, ist von versuchen der Guomindang zu lesen, die deutsche öffentliche Meinung zugunsten Chinas zu beeinflussen. "Das Neue China" hieß unter anderem ein Periodikum, das zu diesem Zweck publiziert wurde; anscheinend wurden hierin zum Beispiel Gemeinsamkeiten zwischen GMD und NSDAP herausgestellt (!)*. Wird dieses Periodikum noch in deutschen Archiven aufbewahrt? Und wie nützlich ist das Bundesarchiv in Freiburg, wenn es um die Militärmissionen unter den Generälen von Seeckt und von Falkenhausen geht?

Vielen Dank und beste Grüße

*(Faschismus und vor allem der Führerkult waren für eine gewisse Zeit alles andere als verpönt in gewissen Kreisen der Guomindang, und auch Chiang Kai-shek sah zu jener Zeit u.a. im Nationalsozialismus -oder besser gesagt, vielleicht doch eher, was er darunter verstand- ein Mittel zur Rettung Chinas. In gewisser Weise "verständlich"-aus heutiger, demokratischer Sicht natürlich moralisch äußerst fragwürdig und auch verdammenswert-, wenn man den Mangel an zentralstaatlicher Kontrolle durch das Nanjing-System bedenkt. In zahlreichen Provinzen hatten immer noch nominell parteitreue Warlords das Sagen; ein großer Teil des von der Republik China beanspruchten Gebietes war tatsächlich nur auf dem Papier unter der Kontrolle Nanjings. Chiang Kai-shek versuchte, eine Machtbasis aufzubauen, die nur ihm gegenüber bedingungslos loyal war. Bei der Wahl der Vorbilder war man nicht wählerisch; neben Hitler und Mussolini wollte man -trotz Antikommunismus- auch Stalin nacheifern. Irgendwie ließ sich dies schon mit Sun Yat-sens ursprünglichen Ideen vereinbaren, der ja selbst am Ende ein irgendwie demokratisches China geplant hatte. Durch den Krieg und die Unzulänglichkeiten des Regimes konnte derartiges Wunschdenken jedoch nur in äußerst beschränktem Maß umgesetzt werden- man denke an die Neues-Leben-Kampagne und die Blauhemden. Mit dem Begriff der Schirmherrschaft durch die Partei -das Land galt ohnehin noch als unreif für die Demokratie- ließen sich faschistische Planspiele zur nationalen Stärkung natürlich wunderbar legitimieren. Doch all das- ein weiteres Kapitel für sich).


Entschuldigung! Habe gerade gesehen, dass dies vielleicht besser in die Kategorie Zweiter Weltkrieg gepasst hätte.
 
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vielen dank noch mal dafür! Das ist wirklich unschätzbare Hilfe...

allerdings bin ich mir noch nicht so sicher, unter welchen Suchkategorien das "Neue China" bei google zu finden ist- ist so ne Sache wegen einer heute existierenden Nachrichtenagentur.

Aber bin noch weiter am Lesen und Herausschreiben. Ich kann schon gar nicht mehr auf Freiburg warten...
 
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