Die amerikanische Südstaaten nach 1865

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Hallo,

ich habe mich im rahmen eines referats in unserer geshichts-ag mit den konföderierten staaten von amerika und dem bürgerkrieg von 1861 bis 1865 beschäftigt. als ich es zugeteilt bekam, dachte ich, dass es nur ein weiterer langweiliger krieg war. war aber ein irrtum. das referat war gut (wurde eine 1) und ich finde das thema mittlerweile richtig spannend. es gibt auch genug bücher und filem über das thema. sozusagen am ende des krieges angekommen habe ich eine frage, die mir weder die bücher, wikipedia und auch nicht die filme beantworten können.
es geht darum, warum gab es keinen widerstand der südstaaten nach 1865? ich habe etwas über ausgewanderte konföderierte nach brasilien gefunden, das war es aber auch schon.

vielleicht könnt ihr mir helfen (darf man hier duzen?)

liebe grüße

alex
 
Hallo,

ich habe mich im rahmen eines referats in unserer geshichts-ag mit den konföderierten staaten von amerika und dem bürgerkrieg von 1861 bis 1865 beschäftigt. als ich es zugeteilt bekam, dachte ich, dass es nur ein weiterer langweiliger krieg war. war aber ein irrtum. das referat war gut (wurde eine 1) und ich finde das thema mittlerweile richtig spannend. es gibt auch genug bücher und filem über das thema. sozusagen am ende des krieges angekommen habe ich eine frage, die mir weder die bücher, wikipedia und auch nicht die filme beantworten können.
es geht darum, warum gab es keinen widerstand der südstaaten nach 1865? ich habe etwas über ausgewanderte konföderierte nach brasilien gefunden, das war es aber auch schon.

vielleicht könnt ihr mir helfen (darf man hier duzen?)



liebe grüße

alex

Der Süden leistete heftigen aktiven und passiven Widerstand, was freilich wieder dazu führte, dass South Carolina, Louisiana und Georgia unter Kriegsrecht gestellt wurden, was mit der Aktivität des Ku Klux Klan begründet wurde. Vermutlich stand die Konföderation niemals in höherem Ansehen, als es sie schon gar nicht mehr gab. Während des Krieges hatte der Süden auf "King Jeff" geschimpft, hatte sich gezeigt, dass das System des Südens ein Anachronismus war, doch als der Süden unteregangen war, zeigte sich, dass der Mythos schöner blühte, als jemals in Realität.

Vielen Angehörigen der alten Eliten wurde jede politische Betätigung verboten oder von der Ableistung des Treueeides abhängig gemacht. Doch zu Beginn der 1870er Jahre ging die Reconstruction Era zuende, und es ergriffen wieder die Demokraten die Macht, die sie mit ähnlichen Methoden eroberten, wie vorher die Republikaner, indem sie Tote abstimmen ließen und sich die Stimmen der Schwarzen sicherten. Aus deren Reihen zogen in manchen Staaten des Südens Abgeordnete ins Capitol ein, während in den 80er Jahren des 19. Jhds wieder die "natürliche Ordnung" wiederhergestellt und die Rassentrennung wieder für mehr als ein halbes Jahrhundert zementiert wurde.
 
Elefant

Vielen dank für eure antworten. militärischen widerstand gab es aber nach der palmito ranch-schlacht nicht mehr? das verwundert mich wenn die alten eliten politisches betätigungsverbot hatten.
wie sieht es eigentlich aus mit der exilregierung in/auf yucatan?
 
wie sieht es eigentlich aus mit der exilregierung in/auf yucatan?
Diese Frage verstehe ich nicht ganz. Welche "Exilregierung"? :confused:
Meines Wissens gab es nie eine konföderierte Exilregierung. Weder auf Yucatan, noch sonstwo. Wer sollte die denn gebildet haben?

Zur Sachlage:
Am 30. April 1865 übergab CSA-General Taylor sämtliche Truppen in Alabama, Mississippi und Ostlouisiana an Unionsgeneral Canby. Damit war der Krieg zu Ende, obwohl westlich des Mississippi einige Einheiten und eine kleine Armee unter General Kirby Smith noch nicht kapituliert hatten. Jefferson Davis weigerte sich immer noch, das Ende der Konföderation zu akzeptieren. Mit seiner Frau und mehreren ehemaligen Kabinettsmitgliedern flüchtete er weiter westwärts.
Anfang Mai erreichten er und seine Begleitung Dublin, eine kleine Ortschaft in Georgia, wo sie sich Kirby Smiths Armee anzuschließen und den Kampf im Westen fortzusetzen hofften. Unionstruppen waren ihnen schon auf den Fersen. Am 10. Mai, frühmorgens wurde Jefferson Davis - noch im Nachthemd - endlich gefangengenommen.
Diese Umstände seiner Gefangennahme führten später sogar dazu, dass im Norden behauptet wurde, Jefferson Davis wäre in Frauenkleidern geflohen. Um ihn verächtlich zu machen, stellten viele zeitgenössische Karikaturen und Lithographien deshalb die Flucht und die Verhaftung von Jeff Davis in Frauenkleidern dar (siehe Anhänge).

Im Westen kapitulierte General Kirby Smith am 2. Juni 1865 in Galveston, Texas. Nach der Übergabe seiner Truppen flüchtete er selber nach Mexiko. General Jo Shelby's «Eiserne Brigade» weigerte sich zu kapitulieren und wanderte als kompletter Truppenteil nach Mexiko aus, wo sie dem Marionettenkaiser Maximilian ihre Dienste anbot und dafür ein eigenes Siedlungsgebiet zugewiesen bekam. Viele andere ehemalige Offiziere der Südstaatenarmee gingen ebenfalls nach Mexiko. Die meisten kehrten entweder gleich nach der Generalamnestie oder erst nach dem Sturz Kaiser Maximilians in die USA zurück.
So endete der Bürgerkrieg in den USA. Der Süden war verwüstet, der Rest seiner Gesellschaft befand sich in einem Chaos. Epidemien und Hunger rafften noch viele tausende Überlebende hinweg.
Soviel zum "militärischen Widerstand."

Wikipedia schreibt:

Auf dem Weg ins Ausland, um eine Exilregierung zu bilden, wurde Davis mit seiner Familie und weiteren Begleitern am 10. Mai 1865 nahe Irvinville, Georgia, von Unionstruppen gefangen genommen. Er wurde am 24. Mai 1865 wegen Verrats angeklagt und blieb bis zum 14. Mai 1867 in Untersuchungshaft in Fort Monroe, Virginia, danach wurde er gegen Kaution freigelassen.
Also auch hier nix mit "Exilregierung der Konföderation", ich weiß gar nicht, woher solche Informationen stammen. Eine Quellenangabe wäre deshalb nicht schlecht.
 

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Hallo Geschichtsforum, Leser und Schreiber,

mein erstes Posting! Bitte nicht zerreißen, falls ich den einen oder anderen Anfängerfehler mache.
War nicht das Attentat auf Lincoln von Booth und seinen Mitverschwörerneine Form des Widerstands?

Über eine Exilregierung auf Yucatan, da muss ich auch passen aber hatte nicht der mexikanische Kaiser Shelby und seinen Anhängern Land irgendwo in Mexiko versprochen? Vielleicht ist dadurch die Geschichte mit der Exilregierung auf Yucatan entstanden. Das englischsprachige Wikipedia spricht aber von Veracruz.

Ich denke, die Konföderierten, die absolut nicht unter US-amerikanischer Regierung leben wollten, wanderten aus, wie die schon erwähnten Confederados nach Brasilien.

Liebe Grüße
Poncirus

 
Poncirus: schrieb:
mein erstes Posting! Bitte nicht zerreißen, falls ich den einen oder anderen Anfängerfehler mache.
Keine Sorge, ich glaube, hier wird niemand gebissen! ;)
Oder ... etwa doch? :pfeif:

Nun, was den Widerstand betrifft, so kann man beim Attentat auf Präsident Lincoln kaum von einem ernstzunehmenden organisierten oder gar militärischen Widerstand der Konföderation sprechen.
Widerstand gab es eher von anderer Seite (siehe Ex-Südstaatengeneral Nathan Bedford Forrest und Ku Klux Klan). Aber darauf hatte @megatrend in seinem Posting bereits hingewiesen.

Ohnehin ist unter Historikern das tatsächliche Ende des amerikanischen Bürgerkrieges ziemlich umstritten. Durchgesetzt hat sich jedenfalls die Ansicht, dass mit der Kapitulation der Nord Virginia Armee unter General Robert E. Lee am 9. April 1865 in Appomattox Courthouse der Krieg eigentlich beendet war, da diese Armee den wichtigsten Bestandteil der konföderierten Truppen darstellte. Ohne sie war jeder weitere militärische Widerstand zwecklos geworden, auch wenn CS Gen. Kirby Smith erst am 2. Juni in Texas und CS Gen. Jo Shelby überhaupt nicht kapitulierte.
Genau genommen endete der Bürgerkrieg erst viele Monate später und zwar am 6. November 1865, als das konföderierte Kaperschiff CSS Shenandoah unter der Führung von Capt. JamesWaddell in Liverpool kapitulierte. Der letzte Schuss des Bürgerkrieges wurde also weder in Appomattox, noch im Ford Theater in Washington oder gar in Texas abgegeben, sondern ausgerechnet im fernen Alaska.
Also ein weiteres Paradoxon zu der bereits bekannten Aussage des Farmers Wilmer McLean, dieser Krieg habe in seinem Vorgarten begonnen und in seinem Wohnzimmer geendet.

Was die geflohenen Confederados in Brasilien (also in Santa Bárbara d'Oeste) angeht, so ist mir von dieser Seite her weder ein organisierter Widerstand, noch eine konföderierte Exilregierung bekannt. Unter diesen geflohenen Konföderierten befand sich auch der Senator von Alabama, Col. William Hutchinson Norris. Die meisten von ihnen kehrten aber in den darauf folgenden Jahren ohnehin wieder in die USA zurück.
Heute finden dort an jedem zweiten Sonntag im April lediglich noch folkloristische Veranstaltungen mit konföderierten Flaggen und Uniformen statt.
 
Ich vermute, dass es sich hier um eine Verwechslung mit den Zuständen im Bürgerkrieg in Mexiko handelt, der v o r der französischen Intervention und dem (übrigens im April vor 150 Jahren erfolgte die Abreise Maximilians und seiner Gemahlin Charlotte von Belgien nach Mexiko) Bürgerkrieg zwischen Kaiser Maximilian von Frankreichs und Aristokratie/Klerus Mexikos Gnaden und den Juarez-Anhängern (Mexikos Präsident!) stattfand. Da erhob man sich auch auf der Halbinsel Yucatan und separierte sich dort: Ob allerdings eine "Exil-Regierung" gegen die Regierung in Mexiko-Stadt gebildet wurde, ist mir nur vage in Erinnerung: Müsste man mal prüfen!

CSA-Anhänger gab es da jedenfalls nicht und schon gar nicht als Regierung im Exil.

W.-M.
 
Der Bürgerkrieg war doch ein Aggressionskrieg des Nordens gegen den Süden, um deren Sezession gewaltsam zu verhindern bzw. den Süden wieder mit Gewalt in die Union zu zwingen.

Und da hat es nach dem verlorenen Krieg nie wieder separatistische Bestrebungen im Süden gegeben? Kein paramilitärischer Widerstand, kein politischer oder ziviler Widerstand? Hat der Süden sich ab 1865 quasi bedingungslos in die Union ergeben?
 
Der Bürgerkrieg war doch ein Aggressionskrieg des Nordens gegen den Süden, um deren Sezession gewaltsam zu verhindern bzw. den Süden wieder mit Gewalt in die Union zu zwingen.

Und da hat es nach dem verlorenen Krieg nie wieder separatistische Bestrebungen im Süden gegeben? Kein paramilitärischer Widerstand, kein politischer oder ziviler Widerstand? Hat der Süden sich ab 1865 quasi bedingungslos in die Union ergeben?

:grübel: welchen Widerstand meinst Du? Der durch den KKK?
 
Der Bürgerkrieg war doch ein Aggressionskrieg des Nordens gegen den Süden,....
Muss man, zurückhaltend formuliert, nicht unbedingt so sehen.

Und da hat es nach dem verlorenen Krieg nie wieder separatistische Bestrebungen im Süden gegeben? Kein paramilitärischer Widerstand, kein politischer oder ziviler Widerstand? Hat der Süden sich ab 1865 quasi bedingungslos in die Union ergeben?

Noch ein Jahrhundert später gab es massiven Widerstand - mit derselben Motivation.
Civil Rights Act von 1875 ? Wikipedia
Civil Rights Act von 1964 ? Wikipedia
 
Noch ein Jahrhundert später gab es massiven Widerstand - mit derselben Motivation.
Civil Rights Act von 1875 ? Wikipedia
Civil Rights Act von 1964 ? Wikipedia

Was hatten diese Gesetze mit der Unabhängigkeit der Südstaaten von den Vereinigten Staaten zu tun? Da ging es um die Rassentrennung innerhalb der Gesellschaft.

Mit Widerstand gegen die "Zwangsunion" meinte ich z.B. sowas wie separatistische Parteien, Großdemonstrationen für die Sezession etc. pp.
 
Literaturtipp: "Nach dem Sturm" - Die USA nach dem Bürgerkrieg, Marcus Junkelmann 1990

Sehr reich bebildert, schon mehr ein Bildband mit ordentlich Text.

Junkelmann schildert in aller Kürze den Widerstand des Südens gegen das verhasste Yankee-Regime, paramilitärisch (Klan, White League) und politisch bis zum Rückzug der Besatzungstruppen und dem Zusammenbruch der unionsfreundlichen republikanischen Regierungen 1877.
 
Der Bürgerkrieg war doch ein Aggressionskrieg des Nordens gegen den Süden, um deren Sezession gewaltsam zu verhindern bzw. den Süden wieder mit Gewalt in die Union zu zwingen.

Und da hat es nach dem verlorenen Krieg nie wieder separatistische Bestrebungen im Süden gegeben? Kein paramilitärischer Widerstand, kein politischer oder ziviler Widerstand? Hat der Süden sich ab 1865 quasi bedingungslos in die Union ergeben?

Das ist eine sehr eigenwillige Interpretation der historischen Ereignisse, die schließlich zur Sezession und dem Angriff auf Fort Sumnter führten. Die Frage der Sklaverei war nicht der Casus Belli, ohne sie wäre es aber nicht dazu gekommen.

Der Widerspruch zwischen der Unabhängigkeitserklärung und der Sklaverei war den Gründervätern durchaus bewusst, weshalb das Thema auch wie ein Riff gemieden wurde. Hätte man das nicht getan, wären Georgia, Virginia und die Carolinas nicht der Union beigetreten. Mit der Zeit entstanden zwei gesellschaften mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen. Im Norden kam es zur Industrialisierung, und die Nordstaaten wünschten sich Schutzzölle, um mit britischen Importen konkurrieren zu können, der Süden war agrarisch geprägt und wollte seine Produkte nach Europa exportieren. Im Kongress hielten sich freie und sklavenhalterstaaten die Waage, doch das Gleichgewicht drohte sich mit jedem neuen Staat der der Union beitrat zu verschieben. Mit dem Missourikompromiss konnte noch einmal eine Einigung erzielt werden, und auch der Fugitive Slave Act von 1850 muss als Zugeständnis an die Sklavenhalter angesehen werden. Staaten wie Maryland, Delaware, Missouri und Kentucky blieben 1861 in der Union, und auch in Virginia war die Sezession umstritten, ein Teil des Staates, das heutige West Virginia spaltete sich ab und blieb in der Union.
Margrett Mitchells Bürgerkriegepos "Gone with the Wind" zeichnet ein düsteres Bild der ersten Jahre der Reconstruction. Carpetbagers aus dem Norden und Scalawags aus dem Süden hätten die Schwarzen korrumpiert und mit ihrer Hilfe den Süden tyrannisiert und ausgesogen.

Dass sich viele Südstaatler gedemütigt fühlten, dass die Niederlage und der Verlust von Vermögen den Süden traumatisierten, ist unbestritten, doch eigentlich machte man den Besiegten viele Zugeständnisse. Lincolns Nachfolger Andrew Johnson stammte aus Tennessee und war selbst Sklavenhalter, wenn er auch die Pflanzerkaste verabscheute. Nach dem Krieg gab es sogar einige schwarze Abgeordnete, doch die Besitzverhältnisse an Grund und Boden waren die alten geblieben, auch wenn die Arbeitskräfte frei waren. Man verlangte von den alten Eliten nur den Treueeid auf die Union, und vielerorts gaben bald wieder die Demokraten den Ton an. Auch im Norden waren Ressentiments gegen Schwarze verbreitet. Es galt die Südstaaten wieder in die Union zu integrieren, und man war es leid im Norden, ständig Militär in den Süden zu schicken. Über die Hintertür wurde die Rassentrennung neu zementiert, und zahlreiche Schwarze, aber auch vermögenslose Weiße gerieten durch das System des Sharecroppings in neue/ alte Abhängigkeit.
In New Orleans wurden schwarze Soldaten vom Mob misshandelt und gelyncht.
Die Reconstruction war nicht in jeder Hinsicht ein Misserfolg, als Axiom ausgedrückt wird man aber durchaus behaupten können, dass der Süden den Krieg verlor, verlieren musste, die Reconstruction aber gewann.
Die Gloriole des "Grand Old South" leuchtete heller, als während des Krieges. "Es lag ein Ebenmaß darüber wie über der griechischen Kunst" beklagt Ashley Wilkes den Zusammenbruch eines gesellschaftssystems, in dem jeder seinen festen Platz hatte.

Die Emanzipation wurde um fast 100 Jahre verschoben, und kam erst wieder auf die Tagesordnung, als 1959 eine Frau gegen die "Jim Crow Laws" verstieß und sich weigerte, hinten in den Bus einzusteigen..
 
Literaturtipp: "Nach dem Sturm" - Die USA nach dem Bürgerkrieg, Marcus Junkelmann 1990

Sehr reich bebildert, schon mehr ein Bildband mit ordentlich Text.

Junkelmann schildert in aller Kürze den Widerstand des Südens gegen das verhasste Yankee-Regime, paramilitärisch (Klan, White League) und politisch bis zum Rückzug der Besatzungstruppen und dem Zusammenbruch der unionsfreundlichen republikanischen Regierungen 1877.


Junkelmann hat auch ein anderes Buch "Morgenröte am Potomac" verfasst, das lesenswert ist. Zur Reconstruction Ära gibt es aber ausführlichere Werke. Ein Standardwerk ist Eric Foners "Reconstruction- America´s unfinished Revolution".

Dass die Entlassung von altgedienten Beamten, die Einsetzung von Schwarzen und die Militärregierung der Unionsarmee auf Erbitterung stoßen mussten, zumal Shermans Marsch durch Georgia und die Carolinas den Süden traumatisierte, ist verständlich. Man sollte aber etwas genauer hinsehen wie das "verhasste Yankee Regime aussah"und die Geschichtsperspektive aus verschiedenen Blickwinkeln überprüfen, sonst geht man Geschichtsmythen zu leicht auf den Leim.

Es gab nach dem Bürgerkrieg zwei verschiedene Lager bei den Republikanern. Eine Minderheit wollte den Süden so lange wie möglich durch Militärgouverneure regieren unten halten und ausbeuten, andere waren der Ansicht, dass die Kriegsschäden beseitigt werden mussten, und dazu war die Kollaboration des Südens notwendig. Der Süden sollte den Zusatzartikel 13-15 der die Sklaverei verbot anerkennen und den Eid auf die Union leisten. Hatten 10% der Wahlberechtigten den Treueeid auf die Union geschworen, sollte der Staat nach dem Plan Johnsons wieder in die Union aufgenommen werden. Dass die Unionssoldaten im Süden von vielen als Besatzer und Unterdrücker empfunden wurden, ist klar, ohne die Hilfe des Militärs hätte sich aber der Zusatzartikel 13 nicht durchsetzen lassen. Es gab massive Übergriffe auf Schwarze und Weiße, die den Treueeid geschworen hatten. In Louisiana schoss ein Mann am hellichten Tag einen seiner ehemaligen Sklaven nieder. In New Orleans wurden schwarze Soldaten von einem wütenden Mob bedroht und einer gelyncht.

In Mitchells Bürgerkriegsepos sind die Eliten von Atlanta, auch Ashley Wilkes im Ku Klux Clan, "um ihre Frauen vor lüsternen Schwarzen zu beschützen", und Rhett Butler sitzt kurze Zeit im Geängnis von Atlanta wegen Mordes an einem Schwarzen. Butler "musste" ihn erschießen, weil er "unverschämt zu einer Dame" war. Die Freedman- Behörden und selbst die Lehrerinnen aus dem Norden, die schwarze Schüler unterrichteten benötigten häufig den Schutz des Militärs.
 
Spekuliert: Bushwhackers z.B.

Bushwhackers die nicht akzeptieren wollten, dass der Krieg aus und verloren war und auch der KKK agierten in der Regel bei Nacht, maskiert und heimlich. Mit ihren Gewalttaten provozierten sie im Grunde genommen Gegenmaßnahmen des Militärs und lieferten einen Grund, einen Staat unter Militärregierung zu belassen.

Mehr Erfolg versprach, nolenns volens den Treueeid zu leisten und legal zu versuchen, Besitzansprüche geltend zu machen. Viele Farmen und Plantagen waren verlassen und verwahrlost, die Sklaven geflohen. Als Sherman durch Georgia und die Carolinas zog, schlossen sich der Armee Tausende von Schwarzen an, man überließ ihnen einige Zugtiere und siedelte sie auf brach liegenden gebieten an, daraus wurde dann der "Slogan 40 Acres und ein Muli", das jeder Schwarze bekommen sollte. die Freilassungsbüros hatten kurz nach dem Krieg Land enteignet, um die Leute unterzubringen. Es bestand aber relativ gute Chance, alte Besitzansprüche auf solche Ländereien von US- Gerichten anerkannt zu bekommen. Anwälte und Beamte waren weiß, die Läden und Werkstätten blieben meist im alten Besitz. Landbesitzer die keine Arbeitskräfte bezahlen konnten, überließen ehemaligen Sklaven und landlosen Weißen gegen einen Teil der Ernte Land zum bebauen. Da viele der Pächter, auch Weiße illiterat waren, bot das System des "Sharecropping" weiten Raum für Missbrauch. Saaten, Ackergeräte und Werkzeuge musssten gekauft werden, oft auf Kredit. Es kam nicht selten vor, dass arme schwarze und weiße Pächter in ein System von Schuldknechtschaft gerieten. Die Yankee Militärs und Beamten der Freilassungsbehörden konnten, selbst wenn sie noch so guten Willens waren, nicht die Gesellschaft ändern, sie mussten sich irgendwie mit ihren Nachbarn arrangieren, manche Gegenden Louisianas und anderer Südstaaten waren schon vor dem Krieg gesetzlos, es ist kein Zufall, dass H. Beecher- Stowes Romanfigur "Uncle Tom auf eine Plantage am Red River verschlagen wird.

Als die konservativen Demokraten sich wieder betätigen durften, bildeten sich in vielen Südstaaten paramilitärische Verbände, die halb uniformiert, mit roten Hemden auftraten und massiv Wahlhilfe leisteten. dabei schreckten sie nicht davor zurück, Schwarze und Scalawags, Südstaatler, die als Verräter galten, einzuschüchtern und an der Wahl zu hindern. Das geschah ganz offen, ebenso wie es vorkam, dass Menschen offen gelyncht wurden, unter Billigung der Öffentlichkeit, die sich zuweilen dafür noch herausputzte, die alten Konföderierten Uniformen anlegte und die Stars an Bars flaggte.


die USA wurden 1873 von einer heftigen Wirtschaftskrise heimgesucht. es waren mehr als eine halbe Millionen Amerikaner getötet oder verwundet wurden, mehr als in jedem anderen Krieg davor und danach. Sollte der Süden wieder auf die Beine kommen und nachhaltig in die Union integriert werden, musste man ihm Mitspracherecht einräumen. Wollten die alten Eliten wieder weitgehende Autonomie und Selbstverwaltung, mussten sie die Zusatzartikel 13-15 anerkennen. Die Geschichte der USA ist eine der Kompromisse. Wenn 1776 das Problem vertagt wurde, so war es 1865 mit der Sklaverei formal endgültig vorbei, die auch vom Norden nur halbherzig in Angriff genommene Emanzipation wurde in der Reconstruction vertagt.

Mancher Beamte der Freilassungsbehörden sah sich der peinlichen Situation ausgesetzt, seinen Klienten erklären zu müssen, dass die Landzuteilungen ungültig geworden waren und die das Land besaßen weiterhin die kontrollieren konnten, die es bewirtschafteten.
 
Das ist eine sehr eigenwillige Interpretation der historischen Ereignisse, die schließlich zur Sezession und dem Angriff auf Fort Sumnter führten. Die Frage der Sklaverei war nicht der Casus Belli, ohne sie wäre es aber nicht dazu gekommen.

Warum hat der Norden den Süden denn nicht einfach in Ruhe gelassen? Die Südstaaten wollten doch einfach nur einen eigenen Staat gründen und unabhängig von den Nordstaaten sein.

Also warum wollte der Norden das nicht akzeptieren? Warum musste man den Süden gewaltsam in die "Vereinigten Staaten" zwingen?

Gibt es eigentlich heute noch in den Südstaaten separatistische Bestrebungen oder ist das entgültig vorbei? Der Süden ist ja inzwischen auch wieder die politische Hochburg der republikanischen Partei.
 
...weil sich auch in einem Bundesstaat alle an Recht und Gesetz zu halten haben, auch die Reichen und Einflussreichen, und es nicht gduldet werden kann, dass sie die Schwachen und Machtlosen terrorisieren und entrechten.

Auch in Deutschland gilt dieses Prinzip.
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